Viktoria42
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- 15 Juni 2015
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Hallo,
nun bin ich vom Affairenforum zum Partnerschaftsforum gewechselt....
Mein EM und ich stehen kurz vor dem aus...., aber ich weigere mich im "Trennungsforum" zu schreiben.
Das was ich mit der Affaire mitgemacht hatte, war nichts gegen das, was es nun ist.
Ich würde mich freuen, wenn einige Leute von "damals", die meine Geschichte mitverfolgt hatten, sich hier zu Wort melden...
Deshalb schreibe ich hier, weil diese Menschen meine Gefühlswelt so derart nah miterlebt hatten und ich es durch das "anonym" bleiben auch frei heraus schreiben konnte. Die Begleitung damals war unglaublich heilsam für mich, ich konnte so sehr bei mir sein.
Ich würde mich auch sehr über Antworten von Leuten freuen, die diese Zeit vor einem 3/4 Jahr nicht mitverfolgt haben. Deshalb fasse ich kurz mal zusammen:
Mein EM und ich sind seit 12 1/2 Jahren verheiratet und sind seit über 20 Jahren zusammen.
Eine Affaire hatte ich mal kurz vor unserer Heirat. Damals fiel meine bewusste Entscheidung für mein EM mit meinem Ja-Wort bei der Trauung.
12 Jahre lang war ich treu. Wir haben alle Themen gemeinsam durchgestanden: das Thema seiner eingeschränkten Zeugungsunfähigkeit, künstliche Befruchtung - woraus unsere Tochter (10) entstand, folgende künstliche Befruchtungen, die leider nicht mehr zum Erfolg führten (aber welche ein Wunder- wir haben ein Kind!!!! Unser Augenstern, unser Engel). Thema Hausumbau. Thema Pflegekind: wir nahmen vor fast 4 Jahren ein Mädchen mit damals 2 1/4 Jahren auf....
Wir waren ein gutes Team in all der Zeit. Vielleicht gab ich mehr vor, wo es lang ging mit unseren Plänen und deren Umsetzung, aber ich hatte immer den Eindruck, er ziehe aus eigener Überzeugung mit.
Schwierig - damals wie gestern (also vor knapp einem Jahr): er zog sich immer wieder in sich zurück, empfand sich als "Opfer" seiner Situation, überließ mir viele Entscheidungen und damit auch die Verantwortung. Er log mich oft an, aus Bequemlichkeit, oder um sich interessanter zu machen, oder um einer Auseinandersetzung mit mir aus dem Weg zu gehen. Das kannte ich allerdings schon von ihm vor unserer Heirat - im Grunde ist er ein ehrlicher Mensch, der manchmal einfach nicht so die Verbindung zu seinen Gefühlen hat. Er schützte sich in vielerlei Hinsicht. Andererseits hatten wir schon immer eine sehr starke Verbindung zueinander. Ich war immer für ihn die Liebe seines Lebens. Ich "benutzte" ihn auch für meine Geschichte: er war der Fels in der Brandung, auf ihn konnte ich mich immer verlassen - ich konnte Nähe und Distanz nach meinem Belieben steuern - ich brauchte das, um mich sicher und nah fühlen zu können bei einem Menschen. Vielleicht gab ich mich dadurch der Illusion hin, ich würde ihn weniger lieben? Im Grunde war er der wichtigste Mensch in meinem Leben!
Sexuell hatte ich immer Probleme, zu fühlen, erleben, zu empfangen und zu geben - also auch das hatte ich unter Kontrolle. Ich hatte ihn oft abgewiesen, und manchmal ließ ich es zu, weil es ja auch mal sein muss .... so ungefähr. Seine mangelnde Körperpflege tat sein übriges dazu. Und es tat mir im Herz weh, dass er sich so gehen ließ und sich so wenig achtete.
Durch die Aufnahme des Pflegekindes waren wir plötzlich komplett anders gefordert. Die Bindungsunfähigkeit des Kindes, das ständige Testen unserer Geduld, .... setzte uns einer Belastung aus, die wir so bisher nicht kannten. Aber das Kind kann nichts dafür - das war uns immer bewusst. Wir wollten das Kind nicht aufgeben und auch wenn wir immer wieder an den Punkt kamen, uns allen geht es nicht mehr gut, haben wir trotzdem immer weitergemacht. Unsere leibliche Tochter zog sich immer mehr zurück, ich bekam psychosomatische Beschwerden - die Neurologin fand nichts und verordnete mir eine Psychotherapie, die ich 2014 begann. Mein Mann zog sich immer mehr zurück, resignierte - alle Anzeichen von damals (vor den Kindern) verdeutlichten sich immer mehr. Wir funktionierten nur noch als Mama und Papa - irgendwie... Wir nahmen jegliche Hilfestellung in Anspruch, die uns bot: Pflegekind in Traumatherapie, leibliches Kind bei Kinderpsychologin, wir Eltern verschiedene Seminare, Supervision, meine PT und sogar 1 1/2 Jahre Paartherapie.
Durch meine PT entdeckte ich tief vergrabene (wer weiß wie lange wirklich schon?) Bedürfnisse und Sehnsüchte.... auch in sexueller Hinsicht. Doch mit meinem EM kam ich nicht weiter... die Paartherapie brachte keinen Fortschritt.... Im Mai letzten Jahres kam ich drauf, dass ich nach mir selber schauen musste, mein Glück alleine suchen. Ich meldete mich auf einer Kennenlernplattform an und wollte nur etwas flirten... Dort lernte ich einen Mann kennen, der mich begehrte.... Die tiefen Sehnsüchte wurden beantwortet. Gleichzeitig war es unglaublich befreiend, dem anstrengenden Alltag zu entfliehen, damit auch den ständigen Nörgeleien und negativen Bemerkungen meines Mannes...
Mir hatte diese Zeit so viel gegeben.... ich war bestärkt, konnte meinen Alltag wieder besser meistern. Wollte beides gleichzeitig haben, also ich dachte nie daran, meinen Mann zu verlassen. Für mich stand immer fest, dass ich mit ihm alt werden möchte.
Die Zeit mit AM währte nicht lange ... glücklich ca. 2 Wochen, danach zog er sich zurück (ich denke mal, bei ihm entwickelten sich Gefühle, vor denen er sich schützen wollte). Es begann ein Gefühlschaos, Umgang mit Ablehnung, Abgrenzung, Verlangen, ... was ein Grund für mich war, hier im Forum im Bereich "Affaire" zu schreiben. Das ging ca. 6 Wochen lang so....
Als mit AM diese verwirrende Zeit soweit überstanden war und wir wieder einen Zugang zueinander bekommen hatten, fand mein Mann diese Affaire raus, indem er meinen Strang las... Durch den Schock, der bei ihm ausgelöst wurde, kam eine sexuelle Neigung zu Tage, die er während unserer 20-jährigen Beziehung vor sich selbst und mir verleugnet hatte. Das brachte eine grundlegende Wandlung mit sich: er achtete sich, er respektierte sich, er pflegte sich um seineswillen, er weiß was er wollte und konnte plötzlich dazu stehen, was er nicht mehr wollte.... Durch das Outing und dem Gedanken, mit mir sei nun eh` alles verloren, konnte er es mir zeigen, setzte alles auf eine Karte und .... mir gefiel das. Ich erfuhr zum ersten Mal in meinem Leben sexuelle Erfüllung. Es passte wie die Faust auf`s Auge. Wir erlebten die glücklichste Zeit in unserem Leben - ich konnte eine Zeitlang meinen Kopf ausschalten, nicht hinterfragen, auch wenn mich das alles sehr verwirrte.
Die Affaire mit AM konnte ich erst 10 Tage nach deren Aufdeckung beenden... ich hatte Gefühle für ihn, bzw. maß der Wirkung, die er oder die Zeit auf mich hatte, eine noch sehr große Bedeutung zu. Ein Tag in einem Hotel war noch geplant, und ich wollte herausfinden, was von der Affaire, was von den Gefühlen für AM noch übrig blieb. Dafür nahm ich sogar Sex in Kauf, der für beide wohl eher niederschmetternd war. Das Mitwissen meines Mannes nahm uns jegliche Illusion und wir erkannten es beide an diesem Tag im Hotel. Eigentlich wollte mein Mann auch nur, dass ich diese Klarheit in diesem Hotel bekomme, und ermunterte mich geradezu zu diesem Schritt. Ich war noch so gefangen, dass ich auch nicht anders konnte... ich räumte mir auch selbst nicht ein, dass es noch andere Möglichkeiten gegeben hätte, das rauszufinden... Es war eine rießige Dummheit von mir, die ich zutiefst bereue.... und meinen Mann zutiefst verletzte... Danach gab`s dann mit dem AM einen Schlussstrich, wohl im beidseitigem Einvernehmen. Ich konnte ca. 14 Tage noch nicht so recht von ihm loslassen..., aber wir hatten keinen Kontakt mehr.
Die darauf folgenden Monate kann man vielleicht so zusammen fassen: mein Mann und ich bemühten uns, unsere neu entdeckte Liebe zu pflegen, unsere frisch entdeckten Sexpraktiken zu kultivieren.... Aber die Verletzung, die ich ihm zugefügt hatte, schlich immer wieder daher... Verzeihen wollen und es auch tun.... das sind zwei Paar Stiefel. Er war vom Verstand her der Ansicht, dass die Affaire eigentlich nur Gutes gebracht hatte. Aber das Herz sagte oft was anderes. Dazu noch viele Gründe, die zu dieser Affaire überhaupt geführt hatten: wie ein Damoklesschwert schwebten alte Verhaltensweisen, alte Wesenszüge, alte Verletzungen über einem - auf beiden Seiten. Man kann sagen, je mehr dieser Schock her war, umso mehr drohte unsere Beziehung - trotz neuester Entdeckungen - in alte Bahnen zu kommen.
Es war Urlaubszeit, viel Zeit füreinander und auch viel Zeit für die belastenden Momente mit unserem Pflegekind... Der Alltag schien einen nach wie vor trotz Urlaub zu erdrücken. Die alten Alltagsprobleme gingen weiter... Und - so beschäftigt wie wir mit unseren Entwicklungen und der Aufrechterhaltung unseres Alltags waren - hatten wir auch nicht viel Kraft...
Nach der Ferienzeit begann ich eine neue Arbeit, die mich sehr forderte... ich musste einiges Aufarbeiten, Vorbereiten, Lernen, ... es nahm mich voll in Anspruch und ich war im Alltag auf "funktionieren" programmiert. Ich zog mich wohl von meinem Mann zurück, weil ich nicht auch noch dafür Energie aufbringen konnte (Beziehungsarbeit kostet Kraft).
Für mein Mann war dies ein Rückschritt dahin, wo er nie mehr sein wollte. Er fühlte sich nicht mehr wohl. Vor 1 Woche erst erzählte er mir, dass er Ende Oktober letzten Jahres Suizidgedanken hatte, so allein und hoffnungslos fühlte er sich. Ich bekam davon nichts mit, ich bemerkte nur, dass er sich zurückzog, aber da ich das Verhalten von ihm kenne, und es bei mir selber auch als manchmal nötig empfand, dachte ich mir nicht viel dabei.
Gleichzeitig bekam er Antworten auf seine Anzeige, die er im Juli nach der Entdeckung meiner Affaire aufgrund von "Rachegedanken" geschaltet hatte. 3 Frauen hatten sich gemeldet und er begann mit ihnen zu chatten. Er entdeckte seine Dom-Seite wieder in sich, fühlte sich berauscht und wahrscheinlich so begehrt wie ich mich ein paar Monate früher während meiner Affaire. Vor einer Woche erzählte er mir, eine Frau (Nr.3) habe ihn in dieser Zeit von seinen Suizidgedanken abgebracht. Ich spürte, wie er sich von mir entfernte, weinte einmal völlig aus dem Nichts heraus, obwohl ich zu dieser Zeit keinerlei Anzeichen greifbar hatte. Aus diesem Gefühl des Fremdseins fand ich ziemlich schnell (ca. 2 Wochen später) ebenfalls durch den Computer seine Kontakte heraus. Mein Mann erkannte, dass es mich verletzte und wollte alle 3 Kontakte beenden.... Aber er konnte nicht! Ein paar Tage später hatte er Sex mit Frau Nr. 1. Danach wurde dieser Kontakt beendet.
Mit Frau Nr. 2 hatte er dann die folgenden Wochen eine bizarre Geschichte (soweit ich alles weiß und es beurteilen kann). Die Frau hatte ihn in ihrem materiellen Elend so berührt, dass er ihr 4000 Euro schenkte. Er fand sich klasse so als Retter. Das bekam ich bei dieser einmaligen Aufdeckung an seinem Computer heraus. Ich hatte ganz schön zu knabbern daran, aber letztendlich wusste ich, es bringt nicht viel, ihm das ewig nachzutragen. Er hatte die folgende Zeit, so seine Erzählungen, WA-Kontakt auf höchstem sexuellen Nivau. 2 Mal hatte er sich mit ihr getroffen, aber - so seine Erzählungen - erkannte er dabei, was Phantasie (WA-Kontakt) und Realität war: sie war gar nicht die Frau für sexuelle Abenteuer. Aber das reizte ihn wohl so, dass er 2 Monate brauchte, um das zu begreifen. Diese Frau beschäftigte ihn mehr als die beiden anderen Frauen.
Wie es in dieser Zeit zuhause weiterging? Ich hörte ihm zu als "gute Freundin", gleichzeitig schmerzte es mich, aber ich verstand seine Beweggründe und die unglaubliche Faszination, die eine Affaire verursachen kann... Ich erkannte, er geht nun seinen Weg, der schon längst überfällig war - seine Ich-Entdeckung, seine innere Rebellion, ... Ich weiß, dass es im Grunde gut ist - denn wir beide wollten nicht mehr zurück fallen.
Ich war irgendwie auf mich allein gestellt, hoffte "er komme irgendwann wieder heim", erlebte in den Gesprächen mit ihm eine tiefe Verbundenheit trotz allem...
In dieser Zeit, es war inzwischen November, leiteten wir die Abgabe unserer Pflegetochter ein... Wie Schuppen von den Augen fiel die Erkenntnis, wie wir die vergangenen Jahre nur noch an unsere Grenzen stießen, nur noch funktionierten, ... Da ich den Alltag mit den beiden Kindern auch nicht mehr so zufriedenstellend hin bekam, wie ich es gerne wollte, kam ich auch zu der Erkenntnis, dass unsere Pflegetochter was Besseres verdient hatte. Pflegeeltern, die sich besser abgrenzen können, die nicht so sehr mit ihrer Geschichte zu tun haben, .... Die Erkenntnis hatte sich mit einer Familientherapeutin, die 1/2 Jahr lang mit uns gearbeitet hatte, angebahnt und entwickelt. Es ist für mich das Schrecklichste überhaupt in meinem Leben, zu erkennen, dass Schritte weh tun, und man sie trotzdem gehen muss... Auch heute noch kann ich mir nicht verzeihen. Es geht nicht.
Dennoch: der Schritt hat sich als einig Richtiger erwiesen: unserer Tochter geht es besser, sie kommt wieder mehr auf uns zu. Unserer ehemaligen Pflegetochter geht es in ihrer Erziehungsstelle (eine Familie ohne Kinder) auch besser. Dieses Thema ist zu umfassend, um es hier zu erläutern....
Wir haben ihr dennoch viel mitgegeben, sie konnte sich gut entwickeln - aber eben nur dadurch, dass alle anderen Familienangehörigen alle eigenen Interessen und Wünsche zurückstellten... Wir behalten Kontakt bei, und zeigen ihr, dass sie immer noch wichtig ist in unserem Leben. Denn die Liebe war da.
Ich konnte fast nicht arbeiten gehen im November/Dezember... die Abgabe von unserer Pflegetochter, die aktuellen Anlässe,.... rafften mich fast dahin. Die Zeit während der Affaire, in der ich gelitten habe, waren nichts dagegen.
Ende November ein Treffen mit Frau Nr.3 - er wollte sie einfach real kennenlernen, den Unterschied zum Schreiben feststellen. Wieder blieb er eine Nacht weg - die 2. bis dato. Ich wusste nichts, aber er versichterte mir, dass auch bei dieser Frau Schreiben und Real 2 unterschiedlichen Dinge sind.
Mit dieser Frau traf er sich Mitte Dezember, ein Tag nach der Abgabe unserer Pflegetochter, wieder. Er bräuchte jemanden zum Reden, außerdem könne er die niederdrückende Stimmung zuhause nicht ertragen. Ich verstand. Und gab ihm diese Freiheit. Er war eine Nacht weg.
Was danach folgte war eine Zeit des Bemühens um die Ehe einerseits, viele tiefen Gespräche, viele Diskussionen, was anders laufen sollte - dabei das Augenmerk auf mich und mein Verhalten: was also ich verändern sollte. Es war anstrengend: der Wille, selbst was verändern zu wollen, und die Konfrontation mit meiner "Unfähigkeit". Außerdem stand meine Affaire immer wieder im Raum, was Reuegefühle in mir auslösten... Ich steckte viel ein in dieser Zeit. Ich bekam die kritische Seite wie nie in meinem Leben zu spüren. Selbstliebe war eine Herausforderung für mich gerade in dieser Zeit. Das Gefühl, geliebt zu werden, tauchte immer wieder auf, war plötzlich begraben durch "Verbesserungsvorschläge" an meiner Person. Ich konnte ihm nichts vorwerfen, er war ja nicht wirklich fremd gegangen, sagte für Sex wolle er unsere Ehe nicht riskieren. Die Frauen hätten gewollt, aber er konnte dem standhalten und nein sagen. Er sagte, er wollte besser sein als ich.
Ende Dezember beendete er den Kontakt zu Frau Nr.2, weil Frau Nr. 3 ihm sagte, sie würde ihm nicht gut tun... Die Frau Nr.2 hatte sich total abhängig von ihm gemacht.
Anfang Januar waren mein Mann und ich ein paar Tage Urlaub machen ohne Tochter. Es hatte uns gut getan, aber ich war hin und her gerissen von seinen Erwartungen und meinen Wünschen und Grenzen... Ich war so dermaßen verunsichert, fühlte mich machtlos, konnte nichts dagegen tun.
Frau Nr. 3 bestärkte meinen Mann in seinen Wünschen und was er verändern wollte. Sie wurde mir als gute Freundin vorgestellt. Ich konnte ihm eine Person, mit der er endlich offen reden konnte, nicht verwehren. Ein Freund neben der Beziehung ist ja gar nicht so schlecht. Mein Mann hatte alles mit sich selbst ausgemacht bisher, ich wollte ihm das nicht nehmen...
Zu Weihnachten legte mein Mann mir einen Schriftzug aus Lichterketten in den Garten: "Ich liebe Dich". Zu Silvester, als er arbeiten musste, schrieb er mir in langen WA`s eine wundervoll romantische Liebeserklärung. Er will sein Leben weiterhin mit mir teilen - das sei ihm klar geworden.
Ich war trotzdem gedrückter Stimmung. Irgendwas stimmte nicht. Einerseits die Liebesbezeugungen, andererseits fühlte ich mich als Mensch nicht mehr angenommen und akzeptiert. Mein Mann machte mir das zum Vorwurf: ich sei depressiv und er könne mit einem depressiven Mensch nicht leben. Ich wusste selbst nicht, weshalb ich so widersprüchliche Empfindungen hatte... ich konnte mich selbst nicht mehr verstehen und schob es auf die Zeit voller Ereignisse und räumte mir Zeit zum Verdauen ein und .... versuchte irgendwie wieder zu funktionieren.
Der Abschied von meiner Pflegetochter, für die ich alles getan hatte, kam noch hinzu. Ebenfalls Schuldgefühle und die tiefe Trauer, weil ich ihr das nie antun wollte...
In kleinen Alltagssituationen zeigten sich immer wieder alte Beziehungsmuster und die Auflehnung dessen... Streit, Diskussionen, ... uns war das alles mittlerweile viel zu anstrengend geworden. Unsere Tochter hatte wieder mal darunter zu leiden - das tut mir am meisten weh. Wir versuchten es ihr zwar nicht zu zeigen, aber Kinder spüren das.
Letzten Freitag dann das Geständnis meines Mannes: mit Frau Nr.3 hatte er von Nov.-Februar eine Affaire. Er meinte zwar nur bis Mitte Dezember (3x Sex Ende November, 4x wildesten Sex im Hotel Mitte Dezember), weil er danach nur noch Freundschaft wollte. Aber als er im Februar ein Wochenende bei ihr war - ich dachte, er bräuchte seine gute Freundin zum Reden!) hatte er ebenfalls nochmal 2x Sex.
Die Motive von Frau Nr.3 liegen nun klar auf der Hand: sie hatte ihn um ihretwillen beeinflusst und so derart gegen mich geschossen, dass ich es von meinem Mann zu spüren bekam.
Mein Mann erkannte das irgendwann selbst und wollte das nicht mehr. Und er wollte mir nun die ganze Wahrheit sagen, weil er daran glaubt, nur mit der Wahrheit wäre ein Weiterbestehen möglich.
Den Kontakt zu Frau Nr.3 hat er nun beendet.
Er erkannte, was er verliert, zeigt Reue, gibt sich nun mit allem einverstanden.
Ich ging erstmal auf Abstand, war einige Tage bei einer Freundin. Schlug ihm nun vor, ein Zusammenleben auf Abstand zu führen. Das ist für unsere Tochter das beste, denn er ist ein wundervoller Vater.
Er ist bis morgen Abend nicht da.
Ich kann mir ein Zusammenleben auf Abstand noch nicht so recht vorstellen.
Ich weiß nicht, wohin mit meinen unterschiedlichen Gefühlen. Aber eines weiß ich: meiner Intuition, die ich so dermaßen angezweifelt hatte, kann ich vertrauen. Ich hatte nur die falschen Informationen und ich wollte ihm einfach glauben.
Ich brauche Euern Rat, deshalb habe ich hier alles schonungslos berichtet.
Ich liebe ihn und will ihn nicht verlieren.
Vicky
nun bin ich vom Affairenforum zum Partnerschaftsforum gewechselt....
Mein EM und ich stehen kurz vor dem aus...., aber ich weigere mich im "Trennungsforum" zu schreiben.
Das was ich mit der Affaire mitgemacht hatte, war nichts gegen das, was es nun ist.
Ich würde mich freuen, wenn einige Leute von "damals", die meine Geschichte mitverfolgt hatten, sich hier zu Wort melden...
Deshalb schreibe ich hier, weil diese Menschen meine Gefühlswelt so derart nah miterlebt hatten und ich es durch das "anonym" bleiben auch frei heraus schreiben konnte. Die Begleitung damals war unglaublich heilsam für mich, ich konnte so sehr bei mir sein.
Ich würde mich auch sehr über Antworten von Leuten freuen, die diese Zeit vor einem 3/4 Jahr nicht mitverfolgt haben. Deshalb fasse ich kurz mal zusammen:
Mein EM und ich sind seit 12 1/2 Jahren verheiratet und sind seit über 20 Jahren zusammen.
Eine Affaire hatte ich mal kurz vor unserer Heirat. Damals fiel meine bewusste Entscheidung für mein EM mit meinem Ja-Wort bei der Trauung.
12 Jahre lang war ich treu. Wir haben alle Themen gemeinsam durchgestanden: das Thema seiner eingeschränkten Zeugungsunfähigkeit, künstliche Befruchtung - woraus unsere Tochter (10) entstand, folgende künstliche Befruchtungen, die leider nicht mehr zum Erfolg führten (aber welche ein Wunder- wir haben ein Kind!!!! Unser Augenstern, unser Engel). Thema Hausumbau. Thema Pflegekind: wir nahmen vor fast 4 Jahren ein Mädchen mit damals 2 1/4 Jahren auf....
Wir waren ein gutes Team in all der Zeit. Vielleicht gab ich mehr vor, wo es lang ging mit unseren Plänen und deren Umsetzung, aber ich hatte immer den Eindruck, er ziehe aus eigener Überzeugung mit.
Schwierig - damals wie gestern (also vor knapp einem Jahr): er zog sich immer wieder in sich zurück, empfand sich als "Opfer" seiner Situation, überließ mir viele Entscheidungen und damit auch die Verantwortung. Er log mich oft an, aus Bequemlichkeit, oder um sich interessanter zu machen, oder um einer Auseinandersetzung mit mir aus dem Weg zu gehen. Das kannte ich allerdings schon von ihm vor unserer Heirat - im Grunde ist er ein ehrlicher Mensch, der manchmal einfach nicht so die Verbindung zu seinen Gefühlen hat. Er schützte sich in vielerlei Hinsicht. Andererseits hatten wir schon immer eine sehr starke Verbindung zueinander. Ich war immer für ihn die Liebe seines Lebens. Ich "benutzte" ihn auch für meine Geschichte: er war der Fels in der Brandung, auf ihn konnte ich mich immer verlassen - ich konnte Nähe und Distanz nach meinem Belieben steuern - ich brauchte das, um mich sicher und nah fühlen zu können bei einem Menschen. Vielleicht gab ich mich dadurch der Illusion hin, ich würde ihn weniger lieben? Im Grunde war er der wichtigste Mensch in meinem Leben!
Sexuell hatte ich immer Probleme, zu fühlen, erleben, zu empfangen und zu geben - also auch das hatte ich unter Kontrolle. Ich hatte ihn oft abgewiesen, und manchmal ließ ich es zu, weil es ja auch mal sein muss .... so ungefähr. Seine mangelnde Körperpflege tat sein übriges dazu. Und es tat mir im Herz weh, dass er sich so gehen ließ und sich so wenig achtete.
Durch die Aufnahme des Pflegekindes waren wir plötzlich komplett anders gefordert. Die Bindungsunfähigkeit des Kindes, das ständige Testen unserer Geduld, .... setzte uns einer Belastung aus, die wir so bisher nicht kannten. Aber das Kind kann nichts dafür - das war uns immer bewusst. Wir wollten das Kind nicht aufgeben und auch wenn wir immer wieder an den Punkt kamen, uns allen geht es nicht mehr gut, haben wir trotzdem immer weitergemacht. Unsere leibliche Tochter zog sich immer mehr zurück, ich bekam psychosomatische Beschwerden - die Neurologin fand nichts und verordnete mir eine Psychotherapie, die ich 2014 begann. Mein Mann zog sich immer mehr zurück, resignierte - alle Anzeichen von damals (vor den Kindern) verdeutlichten sich immer mehr. Wir funktionierten nur noch als Mama und Papa - irgendwie... Wir nahmen jegliche Hilfestellung in Anspruch, die uns bot: Pflegekind in Traumatherapie, leibliches Kind bei Kinderpsychologin, wir Eltern verschiedene Seminare, Supervision, meine PT und sogar 1 1/2 Jahre Paartherapie.
Durch meine PT entdeckte ich tief vergrabene (wer weiß wie lange wirklich schon?) Bedürfnisse und Sehnsüchte.... auch in sexueller Hinsicht. Doch mit meinem EM kam ich nicht weiter... die Paartherapie brachte keinen Fortschritt.... Im Mai letzten Jahres kam ich drauf, dass ich nach mir selber schauen musste, mein Glück alleine suchen. Ich meldete mich auf einer Kennenlernplattform an und wollte nur etwas flirten... Dort lernte ich einen Mann kennen, der mich begehrte.... Die tiefen Sehnsüchte wurden beantwortet. Gleichzeitig war es unglaublich befreiend, dem anstrengenden Alltag zu entfliehen, damit auch den ständigen Nörgeleien und negativen Bemerkungen meines Mannes...
Mir hatte diese Zeit so viel gegeben.... ich war bestärkt, konnte meinen Alltag wieder besser meistern. Wollte beides gleichzeitig haben, also ich dachte nie daran, meinen Mann zu verlassen. Für mich stand immer fest, dass ich mit ihm alt werden möchte.
Die Zeit mit AM währte nicht lange ... glücklich ca. 2 Wochen, danach zog er sich zurück (ich denke mal, bei ihm entwickelten sich Gefühle, vor denen er sich schützen wollte). Es begann ein Gefühlschaos, Umgang mit Ablehnung, Abgrenzung, Verlangen, ... was ein Grund für mich war, hier im Forum im Bereich "Affaire" zu schreiben. Das ging ca. 6 Wochen lang so....
Als mit AM diese verwirrende Zeit soweit überstanden war und wir wieder einen Zugang zueinander bekommen hatten, fand mein Mann diese Affaire raus, indem er meinen Strang las... Durch den Schock, der bei ihm ausgelöst wurde, kam eine sexuelle Neigung zu Tage, die er während unserer 20-jährigen Beziehung vor sich selbst und mir verleugnet hatte. Das brachte eine grundlegende Wandlung mit sich: er achtete sich, er respektierte sich, er pflegte sich um seineswillen, er weiß was er wollte und konnte plötzlich dazu stehen, was er nicht mehr wollte.... Durch das Outing und dem Gedanken, mit mir sei nun eh` alles verloren, konnte er es mir zeigen, setzte alles auf eine Karte und .... mir gefiel das. Ich erfuhr zum ersten Mal in meinem Leben sexuelle Erfüllung. Es passte wie die Faust auf`s Auge. Wir erlebten die glücklichste Zeit in unserem Leben - ich konnte eine Zeitlang meinen Kopf ausschalten, nicht hinterfragen, auch wenn mich das alles sehr verwirrte.
Die Affaire mit AM konnte ich erst 10 Tage nach deren Aufdeckung beenden... ich hatte Gefühle für ihn, bzw. maß der Wirkung, die er oder die Zeit auf mich hatte, eine noch sehr große Bedeutung zu. Ein Tag in einem Hotel war noch geplant, und ich wollte herausfinden, was von der Affaire, was von den Gefühlen für AM noch übrig blieb. Dafür nahm ich sogar Sex in Kauf, der für beide wohl eher niederschmetternd war. Das Mitwissen meines Mannes nahm uns jegliche Illusion und wir erkannten es beide an diesem Tag im Hotel. Eigentlich wollte mein Mann auch nur, dass ich diese Klarheit in diesem Hotel bekomme, und ermunterte mich geradezu zu diesem Schritt. Ich war noch so gefangen, dass ich auch nicht anders konnte... ich räumte mir auch selbst nicht ein, dass es noch andere Möglichkeiten gegeben hätte, das rauszufinden... Es war eine rießige Dummheit von mir, die ich zutiefst bereue.... und meinen Mann zutiefst verletzte... Danach gab`s dann mit dem AM einen Schlussstrich, wohl im beidseitigem Einvernehmen. Ich konnte ca. 14 Tage noch nicht so recht von ihm loslassen..., aber wir hatten keinen Kontakt mehr.
Die darauf folgenden Monate kann man vielleicht so zusammen fassen: mein Mann und ich bemühten uns, unsere neu entdeckte Liebe zu pflegen, unsere frisch entdeckten Sexpraktiken zu kultivieren.... Aber die Verletzung, die ich ihm zugefügt hatte, schlich immer wieder daher... Verzeihen wollen und es auch tun.... das sind zwei Paar Stiefel. Er war vom Verstand her der Ansicht, dass die Affaire eigentlich nur Gutes gebracht hatte. Aber das Herz sagte oft was anderes. Dazu noch viele Gründe, die zu dieser Affaire überhaupt geführt hatten: wie ein Damoklesschwert schwebten alte Verhaltensweisen, alte Wesenszüge, alte Verletzungen über einem - auf beiden Seiten. Man kann sagen, je mehr dieser Schock her war, umso mehr drohte unsere Beziehung - trotz neuester Entdeckungen - in alte Bahnen zu kommen.
Es war Urlaubszeit, viel Zeit füreinander und auch viel Zeit für die belastenden Momente mit unserem Pflegekind... Der Alltag schien einen nach wie vor trotz Urlaub zu erdrücken. Die alten Alltagsprobleme gingen weiter... Und - so beschäftigt wie wir mit unseren Entwicklungen und der Aufrechterhaltung unseres Alltags waren - hatten wir auch nicht viel Kraft...
Nach der Ferienzeit begann ich eine neue Arbeit, die mich sehr forderte... ich musste einiges Aufarbeiten, Vorbereiten, Lernen, ... es nahm mich voll in Anspruch und ich war im Alltag auf "funktionieren" programmiert. Ich zog mich wohl von meinem Mann zurück, weil ich nicht auch noch dafür Energie aufbringen konnte (Beziehungsarbeit kostet Kraft).
Für mein Mann war dies ein Rückschritt dahin, wo er nie mehr sein wollte. Er fühlte sich nicht mehr wohl. Vor 1 Woche erst erzählte er mir, dass er Ende Oktober letzten Jahres Suizidgedanken hatte, so allein und hoffnungslos fühlte er sich. Ich bekam davon nichts mit, ich bemerkte nur, dass er sich zurückzog, aber da ich das Verhalten von ihm kenne, und es bei mir selber auch als manchmal nötig empfand, dachte ich mir nicht viel dabei.
Gleichzeitig bekam er Antworten auf seine Anzeige, die er im Juli nach der Entdeckung meiner Affaire aufgrund von "Rachegedanken" geschaltet hatte. 3 Frauen hatten sich gemeldet und er begann mit ihnen zu chatten. Er entdeckte seine Dom-Seite wieder in sich, fühlte sich berauscht und wahrscheinlich so begehrt wie ich mich ein paar Monate früher während meiner Affaire. Vor einer Woche erzählte er mir, eine Frau (Nr.3) habe ihn in dieser Zeit von seinen Suizidgedanken abgebracht. Ich spürte, wie er sich von mir entfernte, weinte einmal völlig aus dem Nichts heraus, obwohl ich zu dieser Zeit keinerlei Anzeichen greifbar hatte. Aus diesem Gefühl des Fremdseins fand ich ziemlich schnell (ca. 2 Wochen später) ebenfalls durch den Computer seine Kontakte heraus. Mein Mann erkannte, dass es mich verletzte und wollte alle 3 Kontakte beenden.... Aber er konnte nicht! Ein paar Tage später hatte er Sex mit Frau Nr. 1. Danach wurde dieser Kontakt beendet.
Mit Frau Nr. 2 hatte er dann die folgenden Wochen eine bizarre Geschichte (soweit ich alles weiß und es beurteilen kann). Die Frau hatte ihn in ihrem materiellen Elend so berührt, dass er ihr 4000 Euro schenkte. Er fand sich klasse so als Retter. Das bekam ich bei dieser einmaligen Aufdeckung an seinem Computer heraus. Ich hatte ganz schön zu knabbern daran, aber letztendlich wusste ich, es bringt nicht viel, ihm das ewig nachzutragen. Er hatte die folgende Zeit, so seine Erzählungen, WA-Kontakt auf höchstem sexuellen Nivau. 2 Mal hatte er sich mit ihr getroffen, aber - so seine Erzählungen - erkannte er dabei, was Phantasie (WA-Kontakt) und Realität war: sie war gar nicht die Frau für sexuelle Abenteuer. Aber das reizte ihn wohl so, dass er 2 Monate brauchte, um das zu begreifen. Diese Frau beschäftigte ihn mehr als die beiden anderen Frauen.
Wie es in dieser Zeit zuhause weiterging? Ich hörte ihm zu als "gute Freundin", gleichzeitig schmerzte es mich, aber ich verstand seine Beweggründe und die unglaubliche Faszination, die eine Affaire verursachen kann... Ich erkannte, er geht nun seinen Weg, der schon längst überfällig war - seine Ich-Entdeckung, seine innere Rebellion, ... Ich weiß, dass es im Grunde gut ist - denn wir beide wollten nicht mehr zurück fallen.
Ich war irgendwie auf mich allein gestellt, hoffte "er komme irgendwann wieder heim", erlebte in den Gesprächen mit ihm eine tiefe Verbundenheit trotz allem...
In dieser Zeit, es war inzwischen November, leiteten wir die Abgabe unserer Pflegetochter ein... Wie Schuppen von den Augen fiel die Erkenntnis, wie wir die vergangenen Jahre nur noch an unsere Grenzen stießen, nur noch funktionierten, ... Da ich den Alltag mit den beiden Kindern auch nicht mehr so zufriedenstellend hin bekam, wie ich es gerne wollte, kam ich auch zu der Erkenntnis, dass unsere Pflegetochter was Besseres verdient hatte. Pflegeeltern, die sich besser abgrenzen können, die nicht so sehr mit ihrer Geschichte zu tun haben, .... Die Erkenntnis hatte sich mit einer Familientherapeutin, die 1/2 Jahr lang mit uns gearbeitet hatte, angebahnt und entwickelt. Es ist für mich das Schrecklichste überhaupt in meinem Leben, zu erkennen, dass Schritte weh tun, und man sie trotzdem gehen muss... Auch heute noch kann ich mir nicht verzeihen. Es geht nicht.
Dennoch: der Schritt hat sich als einig Richtiger erwiesen: unserer Tochter geht es besser, sie kommt wieder mehr auf uns zu. Unserer ehemaligen Pflegetochter geht es in ihrer Erziehungsstelle (eine Familie ohne Kinder) auch besser. Dieses Thema ist zu umfassend, um es hier zu erläutern....
Wir haben ihr dennoch viel mitgegeben, sie konnte sich gut entwickeln - aber eben nur dadurch, dass alle anderen Familienangehörigen alle eigenen Interessen und Wünsche zurückstellten... Wir behalten Kontakt bei, und zeigen ihr, dass sie immer noch wichtig ist in unserem Leben. Denn die Liebe war da.
Ich konnte fast nicht arbeiten gehen im November/Dezember... die Abgabe von unserer Pflegetochter, die aktuellen Anlässe,.... rafften mich fast dahin. Die Zeit während der Affaire, in der ich gelitten habe, waren nichts dagegen.
Ende November ein Treffen mit Frau Nr.3 - er wollte sie einfach real kennenlernen, den Unterschied zum Schreiben feststellen. Wieder blieb er eine Nacht weg - die 2. bis dato. Ich wusste nichts, aber er versichterte mir, dass auch bei dieser Frau Schreiben und Real 2 unterschiedlichen Dinge sind.
Mit dieser Frau traf er sich Mitte Dezember, ein Tag nach der Abgabe unserer Pflegetochter, wieder. Er bräuchte jemanden zum Reden, außerdem könne er die niederdrückende Stimmung zuhause nicht ertragen. Ich verstand. Und gab ihm diese Freiheit. Er war eine Nacht weg.
Was danach folgte war eine Zeit des Bemühens um die Ehe einerseits, viele tiefen Gespräche, viele Diskussionen, was anders laufen sollte - dabei das Augenmerk auf mich und mein Verhalten: was also ich verändern sollte. Es war anstrengend: der Wille, selbst was verändern zu wollen, und die Konfrontation mit meiner "Unfähigkeit". Außerdem stand meine Affaire immer wieder im Raum, was Reuegefühle in mir auslösten... Ich steckte viel ein in dieser Zeit. Ich bekam die kritische Seite wie nie in meinem Leben zu spüren. Selbstliebe war eine Herausforderung für mich gerade in dieser Zeit. Das Gefühl, geliebt zu werden, tauchte immer wieder auf, war plötzlich begraben durch "Verbesserungsvorschläge" an meiner Person. Ich konnte ihm nichts vorwerfen, er war ja nicht wirklich fremd gegangen, sagte für Sex wolle er unsere Ehe nicht riskieren. Die Frauen hätten gewollt, aber er konnte dem standhalten und nein sagen. Er sagte, er wollte besser sein als ich.
Ende Dezember beendete er den Kontakt zu Frau Nr.2, weil Frau Nr. 3 ihm sagte, sie würde ihm nicht gut tun... Die Frau Nr.2 hatte sich total abhängig von ihm gemacht.
Anfang Januar waren mein Mann und ich ein paar Tage Urlaub machen ohne Tochter. Es hatte uns gut getan, aber ich war hin und her gerissen von seinen Erwartungen und meinen Wünschen und Grenzen... Ich war so dermaßen verunsichert, fühlte mich machtlos, konnte nichts dagegen tun.
Frau Nr. 3 bestärkte meinen Mann in seinen Wünschen und was er verändern wollte. Sie wurde mir als gute Freundin vorgestellt. Ich konnte ihm eine Person, mit der er endlich offen reden konnte, nicht verwehren. Ein Freund neben der Beziehung ist ja gar nicht so schlecht. Mein Mann hatte alles mit sich selbst ausgemacht bisher, ich wollte ihm das nicht nehmen...
Zu Weihnachten legte mein Mann mir einen Schriftzug aus Lichterketten in den Garten: "Ich liebe Dich". Zu Silvester, als er arbeiten musste, schrieb er mir in langen WA`s eine wundervoll romantische Liebeserklärung. Er will sein Leben weiterhin mit mir teilen - das sei ihm klar geworden.
Ich war trotzdem gedrückter Stimmung. Irgendwas stimmte nicht. Einerseits die Liebesbezeugungen, andererseits fühlte ich mich als Mensch nicht mehr angenommen und akzeptiert. Mein Mann machte mir das zum Vorwurf: ich sei depressiv und er könne mit einem depressiven Mensch nicht leben. Ich wusste selbst nicht, weshalb ich so widersprüchliche Empfindungen hatte... ich konnte mich selbst nicht mehr verstehen und schob es auf die Zeit voller Ereignisse und räumte mir Zeit zum Verdauen ein und .... versuchte irgendwie wieder zu funktionieren.
Der Abschied von meiner Pflegetochter, für die ich alles getan hatte, kam noch hinzu. Ebenfalls Schuldgefühle und die tiefe Trauer, weil ich ihr das nie antun wollte...
In kleinen Alltagssituationen zeigten sich immer wieder alte Beziehungsmuster und die Auflehnung dessen... Streit, Diskussionen, ... uns war das alles mittlerweile viel zu anstrengend geworden. Unsere Tochter hatte wieder mal darunter zu leiden - das tut mir am meisten weh. Wir versuchten es ihr zwar nicht zu zeigen, aber Kinder spüren das.
Letzten Freitag dann das Geständnis meines Mannes: mit Frau Nr.3 hatte er von Nov.-Februar eine Affaire. Er meinte zwar nur bis Mitte Dezember (3x Sex Ende November, 4x wildesten Sex im Hotel Mitte Dezember), weil er danach nur noch Freundschaft wollte. Aber als er im Februar ein Wochenende bei ihr war - ich dachte, er bräuchte seine gute Freundin zum Reden!) hatte er ebenfalls nochmal 2x Sex.
Die Motive von Frau Nr.3 liegen nun klar auf der Hand: sie hatte ihn um ihretwillen beeinflusst und so derart gegen mich geschossen, dass ich es von meinem Mann zu spüren bekam.
Mein Mann erkannte das irgendwann selbst und wollte das nicht mehr. Und er wollte mir nun die ganze Wahrheit sagen, weil er daran glaubt, nur mit der Wahrheit wäre ein Weiterbestehen möglich.
Den Kontakt zu Frau Nr.3 hat er nun beendet.
Er erkannte, was er verliert, zeigt Reue, gibt sich nun mit allem einverstanden.
Ich ging erstmal auf Abstand, war einige Tage bei einer Freundin. Schlug ihm nun vor, ein Zusammenleben auf Abstand zu führen. Das ist für unsere Tochter das beste, denn er ist ein wundervoller Vater.
Er ist bis morgen Abend nicht da.
Ich kann mir ein Zusammenleben auf Abstand noch nicht so recht vorstellen.
Ich weiß nicht, wohin mit meinen unterschiedlichen Gefühlen. Aber eines weiß ich: meiner Intuition, die ich so dermaßen angezweifelt hatte, kann ich vertrauen. Ich hatte nur die falschen Informationen und ich wollte ihm einfach glauben.
Ich brauche Euern Rat, deshalb habe ich hier alles schonungslos berichtet.
Ich liebe ihn und will ihn nicht verlieren.
Vicky