Zum Tag heute:
Heute wachte ich wie eh und je fast 2h vor dem Wecker auf. Machte mir ein paar Meditationen an und hörte entspannt zu.
Das Aufgewühlte vom Vortag mit den beiden Whatsapp hatte ich verdaut. Es war vielleicht nicht unbedingt der Inhalt, als der Fakt, dass sie mir nach 1 Monat Ruhe bei Whatsapp sowas Belangloses schickt, was sie auch persönlich hätte sagen können. Nun ja.
Im Büro angekommen stellte ich fest, dass unser Bürokollege nicht da wäre, weil er auf einem Auswärtstermin ist. Das Thema mit dem "ich spreche ihn nicht darauf an, er soll mich bitte verschonen" hatte sich erledigt (vorerst). Sollte von ihm etwas kommen - nur zu. Ich bleib zurückhaltend und spiele es herunter. Wenn eine Frage oder Aussage kommt von wegen "Ich weiß was bei euch los ist" wäre meine Gegenfrage "Wieso? Was sollte sein?". Mein Herz werde ich nicht ausschütten wollen.
Meine Ex kam dann auch schon. Begrüßung - Arbeit. Sie aß dann Frühstück und ich wünschte ihr freundlich "Guten Appetit." "Vielen Dank dir auch". Und ich aß dann später mein "Joghurt-Haferflocken-Bananen-Gemisch" - hab ich mir seit 2 Wochen als Routine eingebaut. Zubereiten am Morgen als Ablenkung, gesundes Frühstück auf Arbeit essen und das Gefühl mitnehmen, mir etwas gutes zu tun. Sie hatte irgendein Parfüm aufgelegt und das ganze Büro roch nach ihr... konnte mit meinem Parfüm da nicht mithalten. Blöd außerdem, dass sie ein Shirt mit tiefem Einblick anhatte. Dem ein oder anderen Blick konnte ich mich nicht entziehen insbesondere als sie am Nachmittag ihre Strickjacke auszog als ihr angeblich sehr warm im Büro war - Heizung lief nicht und es war wirklich nicht sonderlich warm heute. Hormone ...
Nach einer Stunde kam meine gute "Elternzeitkollegin" vorbei und ich umarmte sie zur Begrüßung. Letzte Woche fiel es aufgrund ihrer Erkältung aus. Wir machten uns an unsere Mammutaufgabe. Es war einfach sensationell mit ihr zu arbeiten. Sie hatte Fleischwaren dabei, die sie im Kühlschrank in unserer Verwaltungsküche lagerte. Sie wollte daran erinnert werden, da es das Abendbrot ist. Wenn ich es vergessen sollte, müsste ich es ihr vorbeibringen. Ich sagte
"Na, klar aber nur, wenn ich zum Essen eingeladen bin". Sie:
"Wir essen um 1800 Uhr" Ich:
"Aaah da kann ich leider nicht, da bin ich unterwegs" (kleiner gedanklicher Hinweis in Richtung Ex) Sie:
"dann um 20 Uhr das 2. Abendbrot" Ich:
"Ach mist da kann ich immer noch nicht, wie siehts aus um 22 Uhr?" Sie:
"Da schlafen wir schon. Dann musst du morgen früh um 7 zum Frühstück kommen." Ich:
"Na das geht klar." So scherzten und lachten wir beide und hatten unseren Spaß. Das ging so später während der Arbeit weiter. Meine Ex war trotz 2m Entfernung in dem Moment vorerst abgemeldet.
Später gab es eine Situation wo ich zu meiner Kollegin meinte "
Wir sind nicht verheiratet" Sie: "ja zum Glück" kurze Pause und ich dachte schon wow ok Ohrfeige
... Sie fuhr fort
"Ich weiß nicht, ob du mit mir glücklich werden würdest" Und wir lachten erneut.
Meine Ex schrieb immer wieder auf dem Handy und das waren die Situationen, wo ich leider abgelenkt war. Meiner Kollegin fiel das auf, obwohl wir an den Stellen auch häufiger Denkpausen hatten. Ich muss unbedingt den Punkt erreichen, wo mir diese offensichtliche Schreiberei mit ihm egal wird.
Irgendwann sah meine Kollegin Karten, die ich mit meiner Ex gemacht habe und ließ nicht viele gute Worte daran. Meine Ex und ich schauten uns an und wussten, dass wir da nochmal ran müssen. Eine typische Freitagsaufgabe, wo wir wieder eng miteinander agieren müssen. Habe gemischte Gefühle.
Ich organisierte meiner Kollegin noch einen Laptop und wir vereinbarten uns auf eine Arbeitsteilung und ein Telefonat für morgen, wie wir es zusammen hinbekommen. Kurz drauf musste sie auch schon weg. Ich begleitete sie zum Auto und wir sprachen kurz über die Ex-Situation. Ich sagte ihr, dass Kleinigkeiten, mich aus dem Konzept bringen bei ihr. Sie meinte schon, dass ihr aufgefallen wäre dass ich immer wieder abgelenkt war. Fragte wieder, wie das weitergehen soll - und ich sagte ihr, dass ich einfach noch Zeit brauche und es schon besser werden wird. Zum Schluss ergänzte ich, dass ich wahnsinnig glücklich wäre, dass sie heute da war und es mir sehr viel Spaß macht, mit ihr zu arbeiten und ich mich freu, wenn sie wieder bei uns im Büro ist. Sie freute sich darüber und bot mir an sie jederzeit abends zu kontaktieren, wenn ich sprechen wollte und sprach mir Mut zu. Wir verabschiedeten uns.
Zurück im Büro ging es gleich zu einem Meeting. Meine Ex war schon vor Ort und sollte Protokoll führen. Ich saß neben ihr und
die Atmosphäre wurde erstaunlich locker, weil ich immer wieder Kleinigkeiten zu ihr sagte. Machte mich über ihr altes Protokoll lustig, ergänzte etwas und unterstützte sie bei dem neuen Protokoll... hatte ein gutes Gefühl und sah sie irgendwie als jemandem dem ich jetzt zeige, dass ich die bessere Wahl gewesen wäre.
Wir gingen anschließend zunächst zu 2 zum Mittag und wir hatten mehr Essen als bestellt. Ich bot ihr die in der Mikrowelle aufgewärmte Suppe an und schenkte ihr auch meinen Pudding (ich verzichte seit längerem auf alle möglichen ungesunden Nachtische). Nachdem ich sie aufforderte zu essen, meinte sie
"Ich will nicht alleine essen". Ich setzte mich und fing die Salatbeilage zu essen und wünschte ihr freundlich mit einem lächeln guten Appetit. Kurz drauf kam unsere Chefin und leistete uns Gesellschaft. Ich sprach mit ihr über das Projekt mit der Kollegin und wie wir voran kamen. Die Zeit verging gut und ich hatte das erste mal wieder Freude am Mittagstisch zu sitzen auch wenn ich wieder nur die Hälfte essen konnte. (kleine Fortschritte)
Am Nachmittag schrieb Ex das Protokoll von dem Meeting und wir kamen ins Gespräch wo die Weihnachtsfeier genau stattfinden soll (war auch ein Teil vom Protokoll). Dann redeten wir kurz darüber, ich erinnerte mich an mein momentenes Ziel und redete sehr positiv über die vergangenen Weihnachtsfeste bei denen sie, bis auf letztes Jahr, nicht dabei war. Sie fing an das letztes Jahr nicht so toll gewesen wäre, weil es zu laut war und man sich nicht unterhalten konnte. Ich konterte dass die Location dieses Jahr der Hammer wäre, wie großzügig unsere Chefs sind, dass sie dazu einladen und die DJs besser wären und es einfach richtig gut wird. Ich hab überhaupt keine Ahnung, ob es so ist. Schmackhaft kann ich es ja trotzdem machen. Ich möchte wirklich, dass sie dieses Jahr wieder anwesend ist aber überreden so wie im letzten Jahr ist nicht. Sie muss es selbst wollen.
Ich sah mir später ihr Protokoll an und las ihr immer wieder etwas daraus vor.
Sie musste häufiger lachen, weil sie merkte, dass sie viele sprachliche Fehler machte (Muttersprache ist eben deutsch auch wenn sie weit über 10 Jahre hier ist). Früher korrigierte ich ihre Fehler nachdem sie mir sagte, dass ich es ihr immer sagen soll, sonst würde sie nicht lernen. Vor allem bei Whatsapp war das so ein dauerndes Ding bei uns. War dann immer der Professor... wie ein Rollenspiel.
Ich machte es ein paar mal heute und fragte sie dann aber
"Soll ich dir die Fehler eigentlich immer noch alle sagen?" Sie zögerte zunächst und sagte dann
"ja... schon." Ich war also bestärkt und zog sie weiter damit auf. An einer Stelle schrieb sie zu einem Thema, wo ich bei dem Meeting das Wort ergriff. Ich fragte
"Das habe ich so aber nicht gesagt!" Sie:
"ehm..." ich überlegte hin und her wiederholte was sie schrieb und musste schmunzeln. Merkte wie verunsichert sie wurde. Sagte dann, dass ich das so auch hätte sagen können, weil es extrem verkürzt war aber irgendwie passend. Sie irritiert:
"Ich weiß nicht, ob du das jetzt ernst meinst oder mich aufziehst?" "Nene, das mein ich schon ernst". Sie schmunzelte. Das Necken führte ich dann noch ein wenig fort und sie fing auf einmal an zu lachen und hielt sich die Hände vor das Gesicht. Ich fragte
"Was ist los?" Sie:
"Ich bin so dumm." und es war ein lachen aber ihre Augen waren ein wenig glasig. Ka. Meinte dann
"Naja ... ein bisschen schon" und lachte mit ihr.
Es war ein sehr angenehmer Moment. Etwas spielerisch und leicht so wie wir es seit ... ka wie lang nicht hatten. Sollte ich das Level über Zeit halten können und die Verletztheits- und Miesepeterphasen irgendwie überspielt bekomme, habe ich heute einen Weg für das Miteinander erlebt. Ich werde nicht jeden Tag die Möglichkeit haben, so mit ihr umzugehen. Dafür gibt es nicht genügend Situationen ohne ins Private abzudriften, was ich nachwievor konsequent vermeide.
Der Tag plätscherte sonst dahin ohne weiteren Austausch. Es gab mir ein wenig Auftrieb mit ihr heute so umzugehen, wenngleich ich jetzt auch schon wieder den nächsten Einbruch erwarten kann. So ist es eben, ich verstehe die emotionale Achterbahn und akzeptiere sie. Insbesondere wenn wir morgen wieder zu 3 im Büro sind, wird es schwerer für mich. Ich werde es wieder positiv angehen und hoffe, dass die Fassade nicht schon zerbricht, wenn sie durch die Tür kommt.