Andere Frage: Was gibt Dir das? Machtausübung in dem Moment? Zu sehen, wie manipulierbar jemand ist oder nicht? Wie sich die Person dann verhält, wofür braucht man das?
Mmh, ja, das kann man etwas falsch verstehen. Das kann ich jetzt nicht so stehen lassen. Und nein, nix Macht.
Ich schreibe Geschichten und erfinde Szenarien. Das ist wörtlich gemeint. Für Theater, Märchen, Werbung, Performances und auch Musikstücke. Es interessiert mich wirklich was Menschen bewegt, wie sie die Welt sehen, was sie motiviert so oder so zu handeln. Gespräche sind für mich selbst ein Lernprozess und ich leite daraus auch ab.
Im Normalfall habe ich nicht die Kapazitäten frei, in Echtzeit ne Nebenagenda oder Beobachtung in Gesprächen mitlaufen zu lassen. Schon gar nicht, wenn ich an einer Frau interessiert bin -da gerate ich eher in einen Strudel und frage mich danach -
wo ist die Zeit nur hin,
was ist da passiert?
Aber jetzt ist ja seit einiger Zeit Pandemie. Leben und damit die meisten Gespräche finden anders statt. Das hat auch entsprechend meine Beobachtungen verlagert.
Nun gibt es Tage hier in der Pandemie, da telefoniere ich 6 - 8 Stunden oder noch mehr, ohne dass ich jemanden anrufe. Und das sind 90% meine weiblichen Bekannten. Gute Übung meine Telefonphobie abzulegen. Da ist es dann eher das Problem, dass es mir schwer fällt, mich abzugrenzen. Und ich nehme mir dann schon heraus, wenn ich schon stundenlang zuhöre und diskutiere und mich mit Sorgen und Ängsten und inneren Bewegungen anderer Menschen befasse, das zu dekonstruieren und an anderer Stelle in meinen Arbeiten für mich neu zusammenzusetzen.
Und es kommt auch vor, dass ich hier und da mal anecke, schon auch absichtlich, weil ich einen bestimmten Punkt ansteuere. Den Finger in ne Wunde lege oder mal etwas spiegel oder eben mich auch mal dumm stelle. Wenn mir das auffällt, dann ...na ja, frage ich mich manchmal, ob ich hier jetzt rummanipuliere? Aber wenn ich ehrlich bin - ich glaube, das ist einfach auch ein normaler Nebenaspekt von Sprache. Das passiert einfach. Die machen das auch mit mir.
Und da diese Telefoniererei eher mehr statt weniger wird, nehme ich mal an, dass das für meine Gesprächspartnerinnen wohl auch ganz ok ist. Und ich meine es wirklich gut. Sonst würden sich meine Freunde mir nicht anvertrauen. Ich will niemandem etwas Böses. Ich erlaube mir halt manchmal was, provoziere, bin mal typisch männlicher Prolet, oder auch mal etwas grenzwertig, verarschend sexistisch oder auch mal einfach männlich dominat und kompromisslos.
Und mir fallen dann eben gewisse Dinge auf. So lerne ich in dieser Telefoniererei seit einiger Zeit, dass Gespräche mit Frauen etwas anders ablaufen. Es gibt einen weitläufigeren und wesentlich schnelleren Flow bezüglich dessen, was gerade im Fokus ist. Von der Sache zum Persönlichen und wieder zurück, weniger Rhetorik bezüglich einer besseren Argumentation zur Dominanz, wer denn jetzt Recht hat und es wird einfach viel schneller und ganz natürlich in tiefere psychologische und emotionale Bereiche vorgedrungen. Und ich muss zugeben, ich mag das, ich finde das interessant und auch belebend. Und das sauge ich auf und zerlege es für mich - für Dialoge, für Weltbildzusammensetzungen, für Eigenkritik. Für meine Arbeit, für mein eigenes Vorankommen als Mensch.
Also vor dem Hintergrund musst Du Dich aber auch nicht wundern, wenn Du nur Rehe mit Sockenschuss dann abbekommst...
Madame Skepsis kam kurz vor der Pandemie. Und davor war ich 11 Jahre in einer Beziehung. Also bei Madame Skepsis ist das eher umgekehrt. Da habe ich definitiv eher das Problem, dass ich mich bezüglich ihres Sockenschuss (da haben wir jetzt aber ne neue Wortschöpfung
) nicht so gut abgrenzen kann.