Wanderer
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- 10 Dez. 2023
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Nun sind es schon fünf Jahre, seitdem der Schlusstrich gezogen wurde. Ein Jahr lebten wir im geteilten Haus, dann zog sie in ihr leerstehendes Elternhaus, nun hat sie ihren (vermutlich endgültigen) Platz in einem Wohnprojekt gefunden. Und ich lebe immer noch allein in dem viel zu großen Haus.
Die Gefühle zu meiner Ex waren einem steten Wandel unterzogen. Zuerst Wut. Sorgfältige Lektüre meiner Tagebücher brachte ans Licht, dass sie mich möglicherweise schon seit zehn Jahren nicht mehr wollte, ich es aber ignoriert und durch noch mehr Liebe überspielt habe. Wut auf Demütigungen, Zank, Lieblosigkeiten und und und.
Man liest ja so oft, dass alles in einer Beziehung wunderbar ist, nur im Sex hapert es mächtig. Bei uns war es ziemlich genau umgekehrt. Der Sex war das einzige, was wirklich die ganzen Jahre bestens funktioniert hat. Eigentlich auch kein Wunder. Wir haben uns auf dem Feld der freien Liebe kennen gelernt, und die gegenseitige erotische Faszinatioen war immens. Aber die Spannungen nahmen zu, und der Sex war dann immer unsere Rettung, dort fanden wir wieder zusammen. Als dann im Zusammenhang mit der Menopause meiner Ex ihre Lido sich erstaunlich schnell verabschiedete, entfiel dieser verlässliche Beziehungskitt und die Gegensätze und Unverträglichkeiten knallten hart aufeinander. Ich wurde praktisch wie ein Feind behandelt.
Vermutlich hätte ich schon viel früher die Kurve gekriegt und wäre gegangen, wenn, ja wenn ich nicht das Schuldgefühl in mir getragen hätte, das durch mein mieses Verhalten in der ersten Ehe ausgelöst war. Ich denke so oft über meine erste Ehe nach, was ich da alles falsch gemacht habe. So sollte ich es nicht noch einmal sein, diesmal wollte ich es gut machen, gut sein, also auch treu und beständig. Das erwies sich als Falle.
Mit Hilfe eines Freundes, der auch eine therapeutische Ausbildung hat, konnte ich meine Wut verarbeiten und loslassen und alles, was mich verletzt hatte, vergeben. Das liest sich jetzt so schnell und einfach, war aber ein langer Prozess.
Und als der so einigermaßen beendet war, kam endlich die Trauer zum Zuge. Auf einmal konnte ich literweise Tränen vergießen über das Verlorene. Trauer und heftiger Schmerz. Und dann kam "natürlich" die Hoffung, den Bruch reparieren zu können, wieder zusammen zu kommen. Zur Hoffnung kam die Sehnsucht hinzu. Aber auch da war der genannte Freund eine gute Stütze. Er kannte meine Ex aus anderen Zusammenhängen und kannte auch ihr Wesen, das er toxisch nannte. Und dann fand ich ein sehr hilfreiches Buch, in dem es genau um toxische Beziehungen ging und der Autor dringend davor warnte, solche Beziehungen wieder herstellen zu wollen. Man kommt ganz schnell wieder in die alte Problematik.
So habe ich mit guter Unterstützung auch diese Ex-Zurück-haben-Wollen-Phase hinter mir lassen können. Eigentlich wäre ich jetzt wieder frei für was Neues. Dachte ich. Aber es stimmte (noch) nicht.
Vor einigen Wochen war ich auf einem mehrtägigen Selbsterfahrungseminar. Von den 32 Teilnehmern waren zwanzig Frauen, allerdings die meisten viel zu jung für mein "reifes" Alter, obwohl meine Ex auch 15 Jahre jünger ist als ich.
Und dann kam eine bestimmte Frau in mein Blickfeld und es gab einen Wow-Effekt. Sie sah aus wie ein geklontes Double meiner Ex. Vor allen Dingen auch genau so schön, denn meine Ex war für mich immer die Schönste gewesen. Vier Tage und Abende lang hatte ich diese Frau im Blick, saß auch mal neben ihr beim Essen, oder in einer Dreier-Gesprächsrunde etc. Nein, ich habe mich nicht verliebt, es passierte ganz was anderes. Ich kam plötzlich wieder an meine Trauer. Noch heftiger als beim ersten Mal. Aber es gab einen Unterschied. Trauer ja, Schmerz nein. Die Trauer war mit Liebe gefüllt, ich wünschte ihr alles Gute auf ihrem eigenen Weg. Und es tat überhaupt nicht mehr weh. Aber es war doch sooooo schade ....
So, und nun bin ich schon wieder eine Weile zuhause, habe meine Ex auch getroffen (wir hatten einen Amtstermin zusammen), alles easy, keine Trauer, kein Groll, aber auch definitiv kein Wiederhabenwollen.
Also alles paletti? Ja ind nein. Jetzt spüre ich meine Einsamkeit. Zwischen den beiden Ehen war es ganz leicht, neue Frauen zu finden, für was auch immer. Da war ich erstens jünger und zweitens gab es in der wunderbaren Stadt, in der ich damals lebte, eine knudelige kleine Zeitschrift mit Veranstaltungskalender und Kontaktanzeigen. Das ging damals noch nicht per email, sondern per Telefon. Heute habe ich keine Ahnung, wie's geht. Aber vielleicht ist es ja doch noch zu früh und ich bin noch gar nicht so weit. Wer weiß.
Wenn man so einen Thread eröffnet, hat man eigentlich eine Frage. Welche Frage habe ich denn?
Vielleicht reicht die generelle Frage: Wie weiter?
Die Gefühle zu meiner Ex waren einem steten Wandel unterzogen. Zuerst Wut. Sorgfältige Lektüre meiner Tagebücher brachte ans Licht, dass sie mich möglicherweise schon seit zehn Jahren nicht mehr wollte, ich es aber ignoriert und durch noch mehr Liebe überspielt habe. Wut auf Demütigungen, Zank, Lieblosigkeiten und und und.
Man liest ja so oft, dass alles in einer Beziehung wunderbar ist, nur im Sex hapert es mächtig. Bei uns war es ziemlich genau umgekehrt. Der Sex war das einzige, was wirklich die ganzen Jahre bestens funktioniert hat. Eigentlich auch kein Wunder. Wir haben uns auf dem Feld der freien Liebe kennen gelernt, und die gegenseitige erotische Faszinatioen war immens. Aber die Spannungen nahmen zu, und der Sex war dann immer unsere Rettung, dort fanden wir wieder zusammen. Als dann im Zusammenhang mit der Menopause meiner Ex ihre Lido sich erstaunlich schnell verabschiedete, entfiel dieser verlässliche Beziehungskitt und die Gegensätze und Unverträglichkeiten knallten hart aufeinander. Ich wurde praktisch wie ein Feind behandelt.
Vermutlich hätte ich schon viel früher die Kurve gekriegt und wäre gegangen, wenn, ja wenn ich nicht das Schuldgefühl in mir getragen hätte, das durch mein mieses Verhalten in der ersten Ehe ausgelöst war. Ich denke so oft über meine erste Ehe nach, was ich da alles falsch gemacht habe. So sollte ich es nicht noch einmal sein, diesmal wollte ich es gut machen, gut sein, also auch treu und beständig. Das erwies sich als Falle.
Mit Hilfe eines Freundes, der auch eine therapeutische Ausbildung hat, konnte ich meine Wut verarbeiten und loslassen und alles, was mich verletzt hatte, vergeben. Das liest sich jetzt so schnell und einfach, war aber ein langer Prozess.
Und als der so einigermaßen beendet war, kam endlich die Trauer zum Zuge. Auf einmal konnte ich literweise Tränen vergießen über das Verlorene. Trauer und heftiger Schmerz. Und dann kam "natürlich" die Hoffung, den Bruch reparieren zu können, wieder zusammen zu kommen. Zur Hoffnung kam die Sehnsucht hinzu. Aber auch da war der genannte Freund eine gute Stütze. Er kannte meine Ex aus anderen Zusammenhängen und kannte auch ihr Wesen, das er toxisch nannte. Und dann fand ich ein sehr hilfreiches Buch, in dem es genau um toxische Beziehungen ging und der Autor dringend davor warnte, solche Beziehungen wieder herstellen zu wollen. Man kommt ganz schnell wieder in die alte Problematik.
So habe ich mit guter Unterstützung auch diese Ex-Zurück-haben-Wollen-Phase hinter mir lassen können. Eigentlich wäre ich jetzt wieder frei für was Neues. Dachte ich. Aber es stimmte (noch) nicht.
Vor einigen Wochen war ich auf einem mehrtägigen Selbsterfahrungseminar. Von den 32 Teilnehmern waren zwanzig Frauen, allerdings die meisten viel zu jung für mein "reifes" Alter, obwohl meine Ex auch 15 Jahre jünger ist als ich.
Und dann kam eine bestimmte Frau in mein Blickfeld und es gab einen Wow-Effekt. Sie sah aus wie ein geklontes Double meiner Ex. Vor allen Dingen auch genau so schön, denn meine Ex war für mich immer die Schönste gewesen. Vier Tage und Abende lang hatte ich diese Frau im Blick, saß auch mal neben ihr beim Essen, oder in einer Dreier-Gesprächsrunde etc. Nein, ich habe mich nicht verliebt, es passierte ganz was anderes. Ich kam plötzlich wieder an meine Trauer. Noch heftiger als beim ersten Mal. Aber es gab einen Unterschied. Trauer ja, Schmerz nein. Die Trauer war mit Liebe gefüllt, ich wünschte ihr alles Gute auf ihrem eigenen Weg. Und es tat überhaupt nicht mehr weh. Aber es war doch sooooo schade ....
So, und nun bin ich schon wieder eine Weile zuhause, habe meine Ex auch getroffen (wir hatten einen Amtstermin zusammen), alles easy, keine Trauer, kein Groll, aber auch definitiv kein Wiederhabenwollen.
Also alles paletti? Ja ind nein. Jetzt spüre ich meine Einsamkeit. Zwischen den beiden Ehen war es ganz leicht, neue Frauen zu finden, für was auch immer. Da war ich erstens jünger und zweitens gab es in der wunderbaren Stadt, in der ich damals lebte, eine knudelige kleine Zeitschrift mit Veranstaltungskalender und Kontaktanzeigen. Das ging damals noch nicht per email, sondern per Telefon. Heute habe ich keine Ahnung, wie's geht. Aber vielleicht ist es ja doch noch zu früh und ich bin noch gar nicht so weit. Wer weiß.
Wenn man so einen Thread eröffnet, hat man eigentlich eine Frage. Welche Frage habe ich denn?
Vielleicht reicht die generelle Frage: Wie weiter?