Verhalten und Denken des "Verlassers"

B

babe

Gelöschter User
hier können wir vielleicht einige erfahrungen zusammenstellen, wie sich diejenigen verhalten, fühlen un denken, die eine person verlassen haben.

vielleicht hilft dies uns verlassenen die situation und das verhalten des ex besser zu verstehen.

ich selbst bin verlassen worden aber habe auch vor einiger zeit mal jemanden verlassen und möchte euch gerne mitteilen, wie ich damals dachte....vielleicht hilft es!

vielleicht haben noch mehr erfahrungen und teilen diese hier als hilfe für alle mit.

lg
 
B

babe

Gelöschter User
hey,

ich kann dir mal was von mir erzählen...vielleicht hilft es.

es ist schon etwas her aber ich hatte mal nen partner und war nicht mehr sehr zufrieden in dieser beziehung.habe dann jemanden kennengelernt und es war "neu" und spannend...habe also mit meinem partner schluss gemacht und bin zu diesem mann. nicht eine sekunde habe ich mit der wimper gezuckt und vermisst habe ich ehrlich gesagt auch rein gar nichts, denn da war ja die neue verliebtheit und das neue abenteuer und alles war super. mein partner, der verlassen wurde von mir hat gelitten wie ein hund und kam erstmal gar nicht damit zurecht aber es hat mich nicht interessiert...

nach 3 monaten war mein neues "abenteuer" rum und nicht mehr wirklich interessant und es gab auch dort schwierigkeiten....wir trennten uns

...und erst da habe ich darüber nachgedacht was ich gemacht habe und habe es bereut und vermisst!!!damals war es zu spät...mein ex wollte nicht mehr und hat nach dieser riesen enttäuschung endgültig mit mir abgeschlossen...

an diesem beispiel sieht man ja, dass es erstmal - leider - wirklich so ist, dass der verlasser sich keinen großen kopf macht in der regel und erstmal alles toll findet obwohl es unverständlich ist.
 
B

babe

Gelöschter User
...das sich mein damaliger freund, den ich verlassen hatte noch bei mir meldete fand ich etwas nervig-andererseits fand ich es aber auch toll, dass mein "neuer" sehen konnte, dass es da noch jemanden gibt, der mich toll findet...es war sehr mies aber man nutzt dieses melden dann eher um sich für den neuen interessant zu machen aber nicht, um über das vergangene nachzudenken.

man sitzt leider in einem ganz anderen boot wenn man verlassen hat, man wurde nicht verletzt sondern hat verletzt und man hat die entscheidung getroffen, damit es einem "erstmal" besser geht-und es ist wahr...es geht einem auch gut danach.so war es zumindestens bei mir. ich habe meinem damaligen freund keine chance mehr gegeben mit mir über die beziehung zu sprechen-habe alles abgewürgt und mich in etwas ganz neues und spannendes gestürzt-so hab ich das damals "leider" gesehen....
 
P

Purpleswirl

Gelöschter User
Danke babe für diese Schilderung aus der Sicht eines Verlassenden.

Ich war noch nie in dieser Situation und du hast mir einen guten Einblick gegeben, wie es sich anfühlen muss.

Ich erkenne meinen Ex sehr darin wieder.
 

Shanti

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Ein Beziehungsbeispiel:

Partnerin spürt dass sie dominant ist, aus allen möglichen Gründen. Er spürte das auch, und neigte in der Folge zu Eifersüchteleien und zu Anklammern.

Er wollte z.B. dass sie an einem Silvesterabend alleine zuhause bleiben, und nicht mit dem Rest der lustigen WG in die Kneipe gehen: tausend Leute, viel Hallo, viel Spaß, Musik.

Sie würde nämlich zwangsläufig auch zu vielen anderen gehen, und Freundschaften und Bekanntschaften begrüßen und dort ein bisschen rumgatzen, das war halt so, dort. Man hockte dort nicht ständig aufeinander, sondern war mal hier und mal da, ohne sich aber aus den Augen zu verlieren.

Wenn man jetzt einen Partner hat, der ähnlich kontaktfreudig ist und auch seine Freunde begrüßen will, ist das super, man versteht ohne weiteres die harmlosen Bedürfnissee des andern, und läßt ihn ohne Eifersucht gewähren, man ist eh selber zu beschäftigt um das zu merken.

Es ist halt Party!

So. Er war aber kein Partylöwe, obwohl ein ganz lieber Kerl, und er wurde dann halt schnell mal eifersüchtig, sein Selbstwertgefühl wurde angeknackst, und da waren ihre Freunde vor ihm anders, ähnlich wie sie, Partylöwen mit vielen Freunden.

Er wollte sie also an Silvester für sich allein haben.

Das hat sie total abgetörnt. Sie fand es schwach von ihm. Vielleicht sogar etwas egoistisch.

Dachte er darüber nach was SIE wollte, oder was ER wollte?

Nach einer Diskussion mit ihr und den anderen, die ihn auch bestürmten mitzukommen, holte er sich ein Wasserglas, und trank vor aller Augen ein volles Glas Cinzano auf Ex, und erklärte, nun könne er nicht mehr fahren, weil er Promille hätte.

Sie hatte das Gefühl er wollte sie damit erpressen, bei ihm zu bleiben.

Und war sauer. !))

Was hat sie getan? Sie ging auf der Stelle mit den anderen ins Cafe. Es war ihr völlig egal, wie es ihm damit ging, er sollte seine Lektion lernen, dass er mit solchen Scharmützeln bei ihr nichts erreicht, sondern dann eben alleine zu Hause hockt.

Hatte eine super Zeit ohne ihn, und hatte auch die nächsten Tage ganz wenig Lust mit jemand zu reden der solch lächerliche Aktionen brachte, und sie zwingen wollte.

Er hatte ganz enorm an Ansehen verloren, sich geradezu lächerlich gemacht.

Ihr Interesse an ihm nahm schlagartig ab, weil sie sich so eingeengt fühlte.

Damit wurden auch seine guten Qualitäten weniger nützlich, weil sie um einen hohen Preis erkauft werden mußten, den ihrer Autonomie.

Es ging letztendlich in die Brüche, nach noch ein paar so Dingern, nach jeder derartigen Aktion war noch ein Teil der Emotionen kaputtgegangen, und das türmte sich einfach immer höher über die Gefühle für ihn.

Die kamen ihr nie recht abhanden, eine Sympathie blieb immer da, und sie verstand ihn auch.

Aber sie konnte nicht glauben dass er je anders würde, mal auf Augenhöhe käme, oder dass sie zu ihm aufschauen könnte wie am Anfang.

Dann kam seine Chance.

Sie war in Not geraten. Erzählte es ihm.

Er bot ihr Hilfe an, und sie sah ihn mit verklärten Augen an.

Er erschien ihr plötzlich wie ein Ritter der in glänzender Rüstung aus dem Nebel auftaucht und eine Lady vor dem Untergang rettet, wohlgemerkt, ein Ritter, den sie vorher abgewiesen hat!

Wie edel er doch war, wie selbstlos, wie ritterlich!

Wie hatte sie ihn verkannt!

Sie wollte ihm nochmal eine Chance geben!!

Da machte er am nächsten Tag einen Rückzug.

Er hing mehr an seinem Geld als an ihr, obwohl es ihm nicht mal wehgetan hätte, evtl ein paar Tausend zu verlieren, das gab er sogar zu.

Das Bild des selbstlosen, edlen Ritters, es verschwand wie eine Fata Morgana...

Sie sagte nur leichthin: "Ich verstehe." Lächelte ihn an und ging davon.


Zuletzt modifiziert von Admin Shanti am 26.10.2010 - 11:56:44
 

Sassenach

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Mich würde mal interessieren, wann ein Verlasser beginnt, an die positiven Seiten der aufgegebenen Beziehung zu denken. Während und nach der Trennung sieht man ja zuerst das negative (stelle ich mir jedenfalls so vor). Aber wann kommt der Punkt, an dem das Negative als evtl. oberflächlich erkannt wird und das Positive zum Vorschein kommt ? Sind es Momente / bestimmte Situationen ? Sind es Erinnerungen (bestimmte Orte).

Kommt es überhaupt ?
 

Shanti

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Das steht hier noch ausführlicher,

http://www.beziehungsdoktor.de/index.php?site=trennung

sags aber gern nochmal kurz hier:

Stell dir vor es liegt eine Pflanze begraben unter viel Schutt.

Die Pflanze ist die positive Liebesbeziehung, der Schutt die Erinnerungen an Frust, Langeweile, Sinnlosigkeit, Stress, Streit, Probleme, Kränkungen, usw.

Je mehr Schutt da ist, desto länger es dauert es, bis sich die Pflanze wieder ans Licht gearbeitet hat, wenn sie es überhaupt schafft, und nicht darunter erstickt ist.

Sie schafft es auch nur wenn kein neuer Schutt in Form von Gezänk hinzukommt.

Deshalb soll man keine Szenen veranstalten wen man den Ex trifft.

Wenn man ihn aber trifft, soll man eher das Schöne und Lichte der Beziehung betonen, wie es am Anfang war, --das trägt Steinchen für Steinchen Schutt ab, und schafft mehr Licht für die Pflanze.

Der Ex kann sich entspannen und wieder wohler fühlen wenn kein Stress mehr aufkommt.

Wie lange das dauert kann man daher überhaupt nicht sagen.

Manche Leute sind 1 Monat auseinander, manche 6 Monate, manche ein Jahr.

Shanti


Zuletzt modifiziert von Admin Shanti am 26.10.2010 - 17:41:37
 

Sassenach

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Hallo Shanti,

danke für die Erläuterung mit der Pflanze - das ist sehr gut nachvollziehbar. Den von Dir eingefügten Link habe ich schon mehrfach gelesen. Er greift immer dann ganz gut bei mir, wenn die Sehnsucht und daraus die Versuchung zu groß ist, ihn anzumailen oder anzurufen oder wenn mal wieder ein Trennungsstammtisch ansteht.

Ich meinte aber eher mit der Denkweise Kleinigkeiten, so wie sie mir passieren. Zum Beispiel, wenn ich im Radio ein bestimmtes Lied höre. Oder wenn unser Monatstag ist. Denkt er dann (gerade in so einem frühen Stadium wie in dem, in dem wir gerade sind = 1 Monat heute auf den Tag genau) auch daran? Passieren ihm im Alltag auch solche Erinnerungen und Sehnsüchte?

An die positiven Dinge der Beziehung darf ich ihn ja lt. dem Link (noch) nicht erinnern. Deshalb möchte ich gerne wissen, wann man damit anfängt oder ob das auch bei ihm einsetzt in gewissen Momenten.

Ich hoffe, das habe ich jetzt einigermaßen verständlich rübergebracht. ;-)
 

Shanti

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Sassenach,
Das brauchst du nicht zu tun, dass tut er von alleine: sich erinnern.

Wenn du es tust, wirbst du damit um ihn.

Das solltest du aber grade nicht tun.

Tu einfach mal nichts, entspann dich, werde DU komplett ohne ihn, damit hast du ne Menge Arbeit, sie ihm aber ne Erleichterung ist.

Jeder Domi hat ein bleischweres Gewicht an sich hängen:

Den Subi, der ohne ihn nicht normal funktionieren kann.

DAS muß aufhören.

Passieren ihm im Alltag auch solche Erinnerungen und Sehnsüchte?

Weniger oft als dir. Deshalb wirkt man auf den Domi beklemmend wenn man nostalgisch wird.


War das hilfreich ? :trost:
 

Sassenach

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Admin Shanti schrieb:
Wenn man ihn aber trifft, soll man eher das Schöne und Lichte der Beziehung betonen, wie es am Anfang war, --das trägt Steinchen für Steinchen Schutt ab, und schafft mehr Licht für die Pflanze.

Admin Shanti schrieb:
Das solltest du aber grade nicht tun.


Sorry liebe Shanti, dann habe ich Dich falsch verstanden oder ich bin verwirrt. :PP

Dein Beitrag war hilfreich; zumindest in der Theorie. Die Umsetzung in die Praxis muss ich noch lernen - langsam. Denn ich bin so erzogen worden, dass ich nicht zuerst an mich denke. Das stand und steht mir wohl im Weg. Könnte da evtl. eine Psychotherapie helfen ? Ich meine, herauszufinden, wer man ist / was einen selbst ausmacht bzw. was man will ?
 
B

Bellabimba

Gelöschter User
Hallo Sassenach,

ich glaube Shanti meinte in dem von dir zitierten Teil nicht, dass man da anfängt von den schönen Zeiten zu reden, so wie sie anfangs waren, sondern eher, dass man sich so gibt wie es anfangs war. Also nicht gespielt so gibt, sondern darauf hinarbeitet. Man fühlte sich doch leicht und beschwingt und unbeschwert und hat damit beim Gegenüber auch ein gutes Gefühl vermittelt.

So habe ich zumindest das verstanden.

Ich glaube auch, von der Beziehung reden in dem Sinne würde nur Druck ausüben. Druck = negatives Gefühl. Ist ja nicht so, dass ich nicht lernfähig wäre ;)

Viel zu früh für so Gespräche, erst muss ja die Pflanze wieder ans Tageslicht kommen.

Und in W.'s Trennungstext steht ja. Hat der/die Ex wirklich abgeschlossen, dann will er sich gar nicht mehr erinnern. Sind noch verschüttete Gefühle da, dann wird er sich erinnern. Nicht sofort, aber immer mehr.
Großes Plus für die Verlassenen wäre natürlich auch, wenn der Ex keinen neuen Partner an seiner Seite hat.

.


Zuletzt modifiziert von Bellabimba am 27.10.2010 - 19:19:28
 

Shanti

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Hätt ich nicht besser sagen können, Bella! :thumbsup:

ich bin so erzogen worden, dass ich nicht zuerst an mich denke. Das stand und steht mir wohl im Weg.

Altruismus gegen Egoismus, sozusagen.

Man soll sich halt nicht selber schädigen, da wäre dann die Grenze.

:smile:
 

Shanti

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Im I Ging Hexagramm 41 steht dazu eine hilfreiche Passage:


Es ist selbstlos und gut, wenn man nach Erledigung der unmittelbar wichtigen eigenen Aufgaben seine Kraft in den Dienst der anderen stellt und, ohne viel daraus zu machen oder zu prahlen, rasch hilft, wo zu helfen ist. Aber der Mann an höherer Stelle, dem so geholfen wird, muß wohl überlegen, wieviel er annehmen darf, ohne den hilfreichen Diener oder Freund im wesentlichen zu schädigen. Nur wo solches Zartgefühl vorhanden ist, kann man sich ohne Bedenken unbedingt geben.


Ein edles Selbstbewußtsein und konsequenter Ernst, der sich nichts vergibt, ist die Gesinnung, die notwendig ist, wenn man andern dienen will. Wer sich wegwirft, um einem Höheren zu Willen zu sein, der mindert zwar seine eigene Stellung, ohne aber dem andern dauernd zu nützen. Das aber ist vom Übel. Ohne sich selbst aufzugeben, dem andern zu dienen, das erst ist der wahre Dienst von dauerndem Wert.


Zuletzt modifiziert von Admin Shanti am 27.10.2010 - 19:45:57
 

Sassenach

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Wow Bella, Du bist ja echt schon ein ganzes Stück weiter !

Danke Euch Beiden - ich muss noch sehr viel lernen. Aber ich habe auch eine große Portion Ehrgeiz dazu. :smile:

Das Hexagramm werde ich mir morgen nach dem Kaffee nochmal genau zu Gemüte führen. Dafür ist es jetzt schon zu spät. Doch beim Überfliegen habe ich da ganz viel gesehen, wo ich echt umdenken muss.


Zuletzt modifiziert von Sassenach am 28.10.2010 - 09:36:53
 

Sassenach

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Admin Shanti schrieb:
Was für einen "Hexentext"? :::

Ach Mist, ich brauch ne Brille oder sollte aufhören zu weinen (mit verquollenen Augen liest sich's schlecht).

Ich meinte natürlich das Hexagramm! :lach: Werd es sofort in meinem Text korrigieren.
 

Shanti

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Das hast du wahrscheinlich mit Pentagramm verwechselt. :zwinkern:

Aber ein Hexagramm hat nichts mit Hexen zu tun, es kommt aus China. Das Buch der Wandlungen. Da gibt es 64 Hexagramme drin.
 

Lichtgestalt

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Ich würde gerne diesen uralten Strang mal hervorholen und ein paar Herren bitten, ihre Sichertweise zum Verlassen und Zurückwollen zu schildern. Das würde mich und viele andere hier sehr interessieren. Auch die Damen dürfen gerne nochmal nachlegen.
Je mehr Verlassende hier über ihre Gefühle sprechen, um so besser verstehen wir was in unseren Exis vorgeht und überstehend die KS- Zeit besser.
 

Dustin

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Hallo Lichtgestalt,

Ich kann Dir auf jeden Fall so viel sagen: Es ist auf keinen Fall einfacher als verlassen zu werden. Zumindest nicht zwangsläufig.
Vor zwei Jahren hatte ich meinen Strang im Ex-Zurück Forum und weiß noch, dass eines der schlimmsten Gefühle für mich die scheinbare Machtlosigkeit gegenüber der Situation war. Jetzt bin ich frisch in der Position desjenigen, der geht. Und sehe mich gewissermaßen auch machtlos.

Zugegebenermaßen habe ich Deinen Strang (noch) nicht gelesen und kenne daher keine Einzelheiten. In meinem Fall war es jedoch mehr oder weniger eine Bilderbuchsituation, wie Wolfgang sie schildert.

Vielleicht hilft es, wenn ich kurz aushole:
Als ich meine - jetzt - Ex-Freundin kennen gelernt habe, war ich voller Euphorie und persönlicher Eigenschaften, die ich mir nach meinen Monaten hier im Forum nach und nach angeeignet habe. Selbstbewusst sein. Auf gewisse Art dominant sein. Auf meine Bedürfnisse bestehen und Kontakte zu Frauen zu pflegen ohne auf ein bestimmtes Outcome fokussiert zu sein.
Alles Dinge, die ich sehr sehr bewusst gemacht habe, weil ich ja gelernt hatte, dass es für mich und für mein Verhältnis innerhalb einer Beziehung besser ist.
Und unter den Voraussetzungen habe ich meine Ex-Freundin kennen gelernt. Und es hat alles tatsächlich wunderbar funktioniert. Ich habe mehr oder weniger dabei zugucken können, wie ein paar einfache Justierungen an meinem Auftreten und meinem Verhältnis zu mir selbst direkte Auswirkungen darauf haben, wie ich mich in zwischenmenschlichen Situationen verhalte und - vor allem - wie andere Menschen sich mir gegenüber verhalten. Dementsprechend habe ich natürlich auch genossen, dass mein neu gefundenes Selbstbewusstsein und Bestehen auf meinen Bedürfnissen mich für meine Ex sehr attraktiv gemacht haben. Sie selbst hat mir öfter gesagt, dass es genau die Sachen waren, die sie an mir so gut fand.

Nun ist es aber so, dass meine Ex-Freundin so ziemlich das genaue Gegenteil davon ist. Sie besteht kaum bis gar nicht auf ihre Bedürfnisse. Sie hat unfassbare Angst vor jeder Angst vor Konfrontation und ist generell jemand, der sich aus jeder brenzlichen Situation (ob groß oder klein) unmittelbar zurück zieht und lieber den sichereren, konfliktlosen Weg geht. Dabei ist sie allerdings ein unglaublich wundervoller, loyaler, liebenswerter und umgänglicher Mensch. Mit ganz vielen Wesenszügen, die ich bis heute total an ihr bewundere. Auch übrigens ein sehr sehr gutes und gesundes Verhältnis zu ihrem Körper und ihrer Sexualität, was für mich erstmal eines der Zeichen für ein gesundes Selbstbewusstsein war.

Da gibts natürlich noch viel viel mehr Details, aber die Einleitung ist jetzt schon wieder viel länger geworden, als ich eigentlich wollte ;) Aber vielleicht liest sich ja jetzt schon daraus, dass ich mehr oder weniger dauerhaft der "starke" Pol war und sie diejenige, der das natürlich ganz viel Geborgenheit gegeben hat, da sie von Natur aus eine sehr unsichere, ängstliche und ganz sensible Person ist.

Nun ja, das und einige andere Dinge haben dazu geführt, dass ich einfach über die Zeit immer stärker das Bedürfnis bekommen habe, 1. mal wieder einfach nur für mich zu sein und vor allem auch mal ehrlich schwache Momente haben zu können und 2. zu sehen, dass sie mal etwas für sich macht. Für sich allein macht. Sich selbst etwas Gutes tut. Sich behauptet oder zumindest einfach mal aufregt, wenn jemand ihr Unrecht tut. Aber sie war immer diejenige, die für Freunde, fremde Menschen - auch mich - immer Verständnis aufgebracht hat, wenn sie sich ihr gegenüber einfach falsch verhalten haben. Vor allem hat sie das getan, um der Konfrontation aus dem Weg zu gehen.

Und nach und nach habe ich gemerkt, dass ich öfter darüber nachdenke, wie es wohl wäre, wieder allein zu sein. Ohne, dass ich das hätte kontrollieren können. Es kam einfach. Und ich habe es lange versucht, mit allen möglichen Gründen zu relativieren: Kalte Füße, zu viel Stress, und und und.
Dabei hatte ich dann aber mittlerweile auch die ganzen Infos über Machtverhältnisse in Beziehungen und was passiert, wenn sie zu sehr kippen. Deswegen habe ich immer versucht, sie in eine Richtung zu bringen, in der sie anfängt, sich selbst mehr wert zu sein. Sich zu behaupten. Auch mich einfach mal anzuschnauzen, wenn ich Mist mache. Aber so einfach geht das natürlich nicht.

Und so hat sich der Gedanke daran, mich zu trennen, immer weiter in meinem Kopf eingenistet. Und ich konnte ihn wirklich einige Zeit im Hintergrund halten. Ich habe es ja genossen, sie um mich zu haben. Ich fand es schön, ihr Gutes zu tun. Sie hat eine wirklich schwere Zeit hinter sich und ich fand es einfach schön, wenn es ihr einfach mal gut ging und sie ausgelassen war.

Aber wenn sich solche Gedanken erstmal in den Kopf gesetzt haben, sind sie einfach nicht mehr weg zu denken. Das ist das, was ich mit meiner eigenen Machtlosigkeit meine. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte ich einfach mit dem Finger geschnippst und meine Gefühle hätten sich wieder geändert und wir beide wären glücklich miteinander gewesen. Aber das geht natürlich nicht.

Naja und dann ist da der Zeitpunkt, an dem man das erste Mal mit jemandem über seine Zweifel spricht. Das ist ein Schlüsselmoment. Zumindest für mich. Denn im dem Moment, wo man das alles ausspricht und merkt, dass eine Sache nach der nächsten aus dem eigenen Mund kommt, nimmt der Gedanke an Trennung eine absolut unwiderrufliche Qualität an.
Gleichzeitig aber auch Angst. Und hier fängt das an, was ich mit "es ist auf keinen Fall einfacher" meine. Da ist dieser Mensch, den ich eine Zeit meines Lebens (in meinem Fall 1,5 Jahre) wirklich von Herzen geliebt habe. Mit dem ich ein Kapitel meines Lebens gemeinsam erlebt habe. Den ich nach wie vor auf eine eigene Art und Weise liebe. Und das wirklich stark. Und diese nicht kontrollierbaren Gedanken an Trennung, dieses nicht zu unterdrückende Bedürfnis danach, unabhängig und nur für mich selbst verantwortlich zu sein. Das führt dazu, dass ich im Prinzip für mich allein im Vorfeld schon mehrfach diese Trennung durchlebt habe. Der Gedanke daran, dass ich so lange stark und an ihrer Seite war und jetzt der Grund dafür bin, dass es ihr schlecht geht, macht mich absolut fertig.

Vor allem war in unserem Fall absolut nichts da, das sie bewusst falsch gemacht hat. Da ist nichts, worauf ich genau mit dem Finger zeigen kann. "Nur", dass ich das Gefühl hatte, anderthalb Jahre lang stark und zuversichtlich für zwei Menschen zu sein. Ich hatte immer wieder Tage, an denen ich morgens auf mein Handy geschaut und gedacht habe:"bitte, lass sie heute fröhlich und gut drauf sein". Das macht etwas mit einem. Und dennoch hat sie es nie aus böser Absicht gemacht. Manche verhalten sich ja so, um den Partner an sich zu binden. Bei ihr aber nicht. Sie hat diese ganze Trauer wirklich erlebt. Sie ist seit langer Zeit in Therapie und ihre Therapeutin hat ihr nochmal bestätigt, dass sie ihrer Meinung nach nicht depressiv ist. Sondern einfach derart sensibel und harmoniebedürftig. Sie ist und war einfach die ganze Zeit dieser großartige Mensch. Und dennoch kann ich mich absolut nicht gegen das Bedürfnis wehren, die Beziehung zu beenden. Denn obwohl ich sie liebe, ist das, was ich anfangs gut fand, mir irgendwann zu viel geworden. Die Verteilung, dass ich der starke bin, der einen klaren Plan vom Leben hat und weiß was er will und sie diejenige, die das bewundert und sich über ihr eigenes Leben aber noch gar nicht im Klaren ist.

Ich weiß, dass sie mich braucht und dass sie mich sehr liebt und an mir hängt. Und - wie schon gesagt - ich komme gerade sehr schlecht damit klar, dass ich der Grund für ihr Unglück bin. Wollte ich doch immer genau das Gegenteil davon. Im Gespräch, als ich Schluss gemacht habe, hat es mich total zerrissen. Es war furchtbar. Und der Kopf spielt einem dann einen Streich und ruft plötzlich alle wundervollen Seiten an diesem Menschen hervor und stellt völlig in Frage, ob das die richtige Entscheidung ist. Und obwohl ich weiß, dass es eine Entscheidung ist, die ich wirklich lange und gut überlegt vor mir hertrage, bleibt jetzt die Frage, ob es nicht überstürzt gewesen ist.

Aber die Angst davor, jemandem weh zu tun ist nunmal keine legitime Basis für eine Beziehung. Und meine Unfähigkeit, es einfach alles wieder gut sein zu lassen, macht mich fertig. Und in dem Moment, wo man den Menschen derart traurig vor sich sieht, möchte man nichts anderes, als dem Ganzen noch eine Chance zu geben. Sich mit ihm in den Arm nehmen und alles gut sein zu lassen. Aber ich weiß halt auch, dass wir in ein paar Wochen sehr wahrscheinlich wieder an dem gleichen Punkt wären und dass es dann aber noch viel viel schlimmer wäre, die gleiche Entscheidung zu treffen.

Ja, sie fehlt mir. Unglaublich sogar. Ja, der Gedanke daran, komplett getrennte Wege zu gehen, macht mir gerade Angst. Aber das sind nunmal die Kehrseiten und auch ich als derjenige, der gegangen ist, muss einen Trennungsprozess von einer Person durchmachen, die mir einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben ist. Aber am Ende muss ich selbst glücklich sein, um eine glückliche Beziehung führen zu können. Und wenn ich das - aus welchen Gründen auch immer - nicht bin, dann muss ich meine Konsequenzen daraus ziehen. Auch, wenn das bedeutet, einen wirklich (wirklich) schmerzhaften Schritt zu tun. Das bin ich mir und vor allem ihr schuldig.

Eine Sache noch, die sich vielleicht einige fragen werden: "Warum hast Du nicht vorher mit ihr darüber gesprochen?". Weil ich glaube, dass es die Sache eher schlechter als besser gemacht hätte. Ihr zu sagen:"ich habe gerade Zweifel, ob ich das alles noch will" hätte dazu geführt, dass sie in eine Phase kommt, in der sie alles, was sie tut auf die Waagschale legt und daraufhin prüft, ob es unsere Beziehung retten könnte. Und es würde dazu führen, dass sie gleichzeitig Angst vor der Trennung und Hoffnung auf Rettung hat. Und wenn es dann am Ende doch zu einer Trennung kommt, ist nicht nur die Enttäuschung viel größer - es würde meiner Meinung nach auch dazu führen, dass sie das Gefühl hat, versagt und ihre "Chance" vertan zu haben. Und das hat niemand verdient.

Ich hoffe, das gibt Dir Einblick in die Gefühlswelt desjenigen, der geht :) Glaub mir, ich kenne beide Seiten einer Trennung. Und beide können sehr sehr weh tun. Und auf beiden Seiten ist es die Zeit, die die wesentlichste Rolle bei der Genesung spielt.

Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir alles Gute :)
 

Lichtgestalt

Aktives Mitglied
Registriert
24 Nov. 2015
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Wow, vielen Dank, Dustin!
Das sind echt tiefe Einblicke, die mir sehr helfen meinen Spezi zu verstehen.

Spielst du denn mit dem Gedanken bzw. der Hoffnung, dass genau diese Frau ihre Verhaltensweisen ändert, damit ihr noch eine Chance habt.

Hätte sie denn theoretisch noch eine Chance, wenn sie bergreift woran es lag?

Letzte Frage: Wünschst du dir weiterhin Kontakt mit ihr und habt ihr noch Kontakt?
 

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