Warum wird Fremdgehen und Betrug hier ohne weiteres akzeptiert?

[arven]

Liebe Thailog

Mit Intresse habe ich Deinen Eingangspost gelesen und wie das Ganze, was ja eigentlich als Intressensfrage begann, aus den Fugen geriet.
Ich verstehe den Ansatz Deines Denkens-und rein theoretisch ist es natürlich genau so möglich eine Affäre oder irgendetwas anderes "unmoralisches" zu verhindern. Praktisch jedoch funktionieren wir Menschen nicht so. Ob gut oder schlecht, es ist einfach so, dass wir nicht " heilewelt" Individuen sind. Wir leben, lieben und fühlen.

Ich verstehe auch, dass Du durch Deine Geschichte sehr gefordert bist zu diesem Thema.
Aber, wie oben bereits geschrieben gibt es kein " richtig" oder "falsch". Sondern nur Deinen Weg,den Du für Dich wählst und mehr oder eben weniger mitbestimmen kannst.

Ich weiss nicht wie alt Du bist...doch weiss ich von mir, dass ich früher auch eher eine schwarz/ weiss Denkerin war. Manchmal braucht es einfach auch nur etwas Zeit die vergeht um andere Lebensweisen akzeptieren zu können ohne sich davon bedroht zu fühlen.
Und manchmal hilft die Zeit auch, zu verzeihen und anzunehmen wie das Leben jetzt ist.
Das wünsche ich Dir und dass Du bei Dir bleiben kannst ohne andere für Ihre Art zu Leben und zu Lieben zu verachten.

Herzlich-arven

 

[Mod May]

Hallo Thalilog,

Solltest du hier noch lesen, dann will ich dir nur noch mal mitgeben, dass ich - wie Arven - deinen ersten Post mit Interesse gelesen habe und deine berechtigte Frage auch ernst nehme.
Ich verstehe deine erbitterte Irritation ob unseres Vorgehens und der Beratung hier, du hast ja deine persönliche Geschichte auch offen geschildert.

In einem möchte ich dir aber entschieden widersprechen: es gibt sie sehr wohl, die kritischen Posts. Aber in diesem Forum wohl dosiert und nicht wertend abgefasst, zumindest nicht nach gängigen Moralvorstellungen.

Die wenigsten der Frauen und Männer, die im Afffärenforum schreiben, fühlen sich meiner Meinung nach komplett gut mit dieser Sache. Wenn du die Stränge (es gibt ja mittlerweile so viele davon) aufmerksam liest, merkt man das auch. Aber dieses Forum hier besteht nicht, um den Usern eine Affäre von vornherein auszureden oder das Verhalten zu bewerten. Jeder der hier schreibt, soll Hilfe bekommen, so gut es eben geht.
Affären wird es immer geben, so ist das Leben eben. Und es macht den ganz besonderen Reiz und Wert dieses Forums aus, dass man eben diese moralische Wertung von vornherein unterlässt, die man in fast jedem anderen Internetforum sofort um die Ohren gehauen bekommt.
Im Gegensatz dazu ist natürlich auch jeder Beitrag willkommen, der sich mit aufkommenden Schuldgefühlen befasst. Primär ist das Forum aber nicht dazu da: Hier wird vorausgesetzt, dass jede(r) in Eigenverantwortung handelt und dafür keine Wertung von uns hier braucht.
Das ist übrigens meiner Meinung auch die Voraussetzung dafür dass man sich intensiver und damit auch vielleicht selbstkritischer mit dem eigenen Tun befasst - wenn man das möchte (wenn nicht, kann man niemanden dazu zwingen). Ich kann das aus eigener Erfahrung berichten: ich hatte als verheiratete Frau eine Affäre und war deswegen von Schuldgefühlen innerlich ganz zerfressen. Ich kannte dieses Forum damals noch nicht und habe mich somit niemandem anvertraut. Denn ich brauchte beim besten willen niemanden, der mir sagte, dass mein Verhalten falsch, unmoralisch, verletzend, rücksichtslos etc. war. Das fühlte ich schon alles selbst. Hilflos und einsam fühlte ich mich trotzdem - hätte ich damals die Chance dieses Forums schon gehabt, ich hätte mich ja sicher an die Öffentlichkeit hier gewandt, um Unterstützung zu bekommen...
Ein solcher Ort ist sehr wertvoll und so soll es hier auch bleiben.

Ich hoffe, dass du trotz deiner verständlichen Wut ein bisschen mehr Toleranz und weniger Verbissenheit entwickeln kannst.

 

[Phia]

@thailog
Ich hab mich auch gefragt Warum Affären unterstützt werden. Auch ich finde das verwerflich und fremd gehen is absolut schrecklich. Auch ich will in keinem Fall "die andere Frau" sein. Auch ich bin da sehr strikt. Auch ich würde niemals eine Beziehung zerstören wollen und mich einmischen. Aber bei einem kennenlernen wird Nich gleich gesagt , dass man vergeben ist. Ich verurteile die Menschen, die sich in einen vergebenen verlieben nicht. Ich verurteile die vergebenenen, die fremd gehen. Das is für mich mit das schlimmste was man in einer Beziehung machen kann

 

[Mod May]

... Phia... So hab ich auch gedacht - bis es mir selbst passiert ist. Ich persönlich habe sehr darunter gelitten und dann meine Beziehung auch beendet.

Fremdverlieben kann jedem passieren - und gewinnen die Dinge dann eine so starke eigendynamik, dass man erstmal (wohlgemerkt erstmal) nicht herausfindet.
Die Eigenverantwortung in einer solchen Situation impliziert aber dann, reflektiert zu überlegen, was man weiter tut. Auch wenn man angst vor der Zukunft hat, weil man evtl allein dastehen könnte...

 

[Phia]

@Mod May wenn man dann den Arsch in der Hose hat ehrlich zu sein und zu sagen gut meine jetzige Beziehung läuft Nich Und man beendet es und beginnt dann nach beenden der alten Beziehung was mit dem neuen Partner is es völlig OK. Aber monatelang oder jahrelang zweigleisig fahren find ich doof. Gegen Gefühle kann man nix machen aber dann sollte man das dem Partner auch so mitteilen statt hinter seinem rücken dann noch was anderes laufen zu haben.

 

[Mod Catalina]

Wisst ihr, ich hab da auch recht strenge moralische Prinzipien. Da kann ich gar nix dafür, ich bin so sozialisiert worden, mir wurde das daheim so eingetrichtert. Dazu kommen dann noch ein, zwei Erfahrungen, die ich in meinem eigenen Beziehungsleben gemacht hab.

Insofern sehe ich die Thematik ein wenig wie Thailog und Phia.

Dennoch kann ich die Affärenfrauen und ihre leidige Situation sehr gut verstehen. Kaum eine Frau wird sich im Sinne einer Fahrlässigkeit oder Berechnung längerfristig für einen vergebenen Mann entscheiden, und die Verzweiflung der Betroffenen ist immens und authentisch.

Deshalb ist es schön und ganz wichtig, dass diese hier mit dem Forum einen ganz speziellen Ort zur Verfügung haben, wo sie sich austauschen und ausheulen können und der entgegen ALLER anderen Orte frei ist von Verurteilung und Abschätzigkeit. Jeder Mensch braucht so einen Ort.

Wer dieses Vorgehen oder schon allein den Umstand der Affäre mit seinen eigenen Grundsätzen nicht vereinbaren kann, der muss ja bitte in diesem Forum nicht lesen und/oder schreiben. Ich denke, die Damen können auf die Moralkeule getrost verzichten.

Aber monatelang oder jahrelang zweigleisig fahren find ich doof. Gegen Gefühle kann man nix machen aber dann sollte man das dem Partner auch so mitteilen statt hinter seinem rücken dann noch was anderes laufen zu haben.

Ich bin ganz deiner Meinung, Phia. Dementsprechend sind es aber schon die vergebenen Parts, die hier die Verantwortung tragen. An dieser Stelle wurde allerdings eine Affärenfrau an den Pranger gestellt - bzw. hat dieser Strang daraus seinen Ursprung genommen -, und das ist unangebracht und unfair.

 

[Phia]

Auch die Affären Frau hat sicher ihren teil dazu beigetragen aber viel schlimmer find ich ja wie schon gesagt, die vergebenen die fremd gehen. Die Affären Frauen/männer wussten ja am Anfang wo sie sich verliebt haben sicher nicht, dass der Partner vergeben ist. Da kann man kaum einen Vorwurf machen. Aber der vergebene part wusste ja Genau was er macht und ist bewusst zweigleisig gefahren. Da hab ich tatsächlich was dagegen.
Wenn mir fremd gegangen werden würde, hätte ich allerdings auch was gegen die entsprechend andere Frau

 

[Carla82]

Überlege seit gestern, ob ich hier etwas schreiben soll - jetzt tue ich es und breche damit die Lanze für alle Fremdverliebte, Fremdgeher und Zweigleisig-Fahrende.

Ich verstehe eure Haltung und eure Meinung @Phia und @catalina diesbezüglich absolut - denn ich habe diesen Moralkodex für mich selbst auch noch bis zuletzt gelebt und Menschen, die ihren Partner betrügen, pauschal vorverurteilt. Konnte es mir bis dato für mich selbst nie vorstellen, ebenso mal in einer solchen Situation zu sein. Nun bin ich es - ungewollt. Und es zwingt mich, mich kritisch mit mir selbst und meinen Handlungsweisen auseinander zu setzen.

Die Situation zweigleisig zu fahren, empfinde ich als extrem belastend. Es geht an die Substanz - eben auch deswegen, weil man sich niemandem anvertrauen kann, aus Angst vor Verurteilungen und der allseits bekannten Moralkeule. Neben dem Forum gibt es ähnlich wie bei Mod May niemanden, mit dem ich sonst reden kann. Teilweise wegen der Angst, aber auch wegen der Scham, die man ununterbrochen fühlt. Ich kann euch versichern, in einer solchen Situation geht man mit sich selbst ohnehin schon hart ins Gericht.

Inzwischen sehe ich vieles anders, als noch vor ein paar Monaten. Man kann nicht beeinflussen oder irgendwie rational entscheiden, wen man lieben und nicht lieben sollte. Man kann nur beeinflussen, wie man mit dieser Liebe umgehen möchte. Aber eine Entscheidung zu treffen, fällt gerade in der ersten Zeit extrem schwer. Man möchte sich Zeit freischaufeln, um Dinge zu sortieren, für sich klarer zu sehen, abwägen … in der Hoffnung, möglichst zeitnah überhaupt in der Lage sein zu können, Entscheidungen zu treffen. Man möchte niemandem Versprechen machen und (zumindestens in meinem Fall) den Partner reinen Wein einschenken, um ihn nicht unnötig zu beunruhigen und etwas kaputt zu machen, was am Ende der Entscheidungsfindung womöglich nicht mehr zu kitten ist. Eigentlich weiß man aber bereits zu Beginn der Zweigleisig-Fahrerei - ganz egal, wie die Entscheidung letztendlich ausfällt, sie wird extrem schmerzhaft, für alle Beteiligten. Um dieses Wissen ist man nicht zu beneiden.

Wie gesagt, ich verstehe eure Meinung und hätte ich die Wahl, ich wäre gerne nicht mehr in dieser Situation.

 

[Mod Catalina]

Aber der vergebene part wusste ja Genau was er macht und ist bewusst zweigleisig gefahren. Da hab ich tatsächlich was dagegen.

Grundsätzlich stimme ich dir zu, allerdings bin ich eine vehemente Vertreterin davon, sich die individuelle Situation der Betroffenen genau anzusehen (was gerade im Hinblick auf das Forum dessen Kapazitäten und Möglichkeiten mehr als übersteigt, schon alleine deshalb, weil sich ja nur eine Seite präsentieren kann von mindestens drei beteiligten), bevor vorschnell Urteile gefällt werden.

Irgendwo hier steht es schon geschrieben, und genau so sehe ich das auch: Im Leben und in zwischenmenschlichen Interaktionen gibt es eben nicht nur schwarz oder weiß, sondern viele, viele Abstufungen und Schattierungen. Die gilt es zu berücksichtigen.

Ich hätte niemals einen Groll auf die andere Frau (außer natürlich, es handelt sich bei ihr um meine Freundin), die kann schon mal überhaupt gar nix dafür, in wen sie sich verliebt. Sicher, ich würde sie wahrscheinlich nicht mögen, ok. Aber in die Verantwortung ziehen könnte ich sie nicht.

Ich habe ein großes Problem mit "notorischen" Fremdgängern (und sogar das muss ich relativieren, weil selbst dahinter ja oftmals Defizite stecken, die vielfach in der Biographie begründet liegen) - bin selbst mal an ein derartiges Exemplar geraten. Das war natürlich nicht schön.

Aber wenn in einer langjährigen Beziehung oder Ehe ein Part eine Affäre beginnt, sich verliebt oder vielleicht auch einfach sexuelle Befriedigung sucht, dann hat das Gegenüber (also der Partner) schon oft auch einen erheblichen Anteil daran - oder das romantische Potential ist halt schlicht aufgebraucht. So hässlich das ist, es ist das Leben.

Eine andere Sache ist dann natürlich der Umgang des Gebundenen mit den Umständen. Hier ist es aber auch zu leicht, zu sagen, er/sie soll sich halt trennen. Ganz so einfach ist das in der individuellen Situation aus allen möglichen Gründen halt nicht immer, und das ist es, was ich sagen wollte: Diese Umstände müsste man in ihrer Gesamtheit kennen, um sich ein Urteil zu erlauben, und selbst dann ist ein solches (durch einen Außenstehenden) noch fragwürdig, weil es viel zu viele Faktoren sind, die den Ausschlag für ein bestimmtes Verhalten geben (können).


EDIT: Überschnitten mit Carla.

 

[Carla82]

wow cata, dein letzter post spricht mir aus der seele!!

 

[Mod BrianBrian]

Sich auf einen gebunden Menschen einlassen ist verwerflich und auch wenn es in dessen Beziehung mal nicht so gut läuft, ist das keine Rechtfertigung dafür dazwischen zu funken.

Na, was verwerflich ist oder eben nicht, das ist immer arg subjektiv. Erfreulicherweise ist es in einer freiheitlichen Gesellschaft möglich, dass dies jeder so weit es geht und im Rahmen der geltenden Gesetze mit sich selbst ausmachen kann. Diese Freiheit beinhaltet halt die Selbstverantwortung eines jeden Einzelnen für sein Tun.

 

[Kaphorn]

Hallo,

Wolfgang schrieb dazu an anderer Stelle:

@ All

Dass Frauen in der Geliebtenrolle regelrecht versauern, kommt sehr, sehr oft vor. Wenn Betroffene merken, dass sie hier im Forum keine Stigmatisierung erfahren, werden es immer mehr werden. Ich vertraue da auf Eure Toleranz - auch wenn uns bizarre Fälle begegnen sollten...

Kein Mensch hat das Recht sich anonym moralisch über Andere zu erheben. Jeder, der sich hilfesuchend an das Forum hier wendet, kann darauf vertrauen, dass ihm vorurteilsfrei geraten wird. Wir wollen über die Liebe etwas lernen und darüber, wie zwischenmenschliche Beziehungen funktionieren. Das geschieht am Besten, wenn wir uns in die Rolle eines Beobachters begeben, ähnlich eines Verhaltensforschers, der möglichst ohne große Emotionen, aber mit Neugier, psychologische Phänomene studiert. Wenn man so an Beziehungsgeschichten herangeht, kann man es einigermaßen verhindern, Be- und Verurteilungen vorzunehmen.

LG
Wolfgang

 

[Lilith]

@Mod May wenn man dann den Arsch in der Hose hat ehrlich zu sein und zu sagen gut meine jetzige Beziehung läuft Nich Und man beendet es und beginnt dann nach beenden der alten Beziehung was mit dem neuen Partner is es völlig OK. Aber monatelang oder jahrelang zweigleisig fahren find ich doof. Gegen Gefühle kann man nix machen aber dann sollte man das dem Partner auch so mitteilen statt hinter seinem rücken dann noch was anderes laufen zu haben.

Es gibt genug Ehen mit Kindern, in denen aber Flaute im Bett ist seitens der EF herrscht. Der EM möchte den Alltag mit seinen Kindern nicht verlieren, aber auch nicht ewig auf Nähe und Sex verzichten. EF würde aber keine offene Ehe akzepieren. Also was tun? "Ehrlich sein" mit der Gefahr die Kinder zu verlieren? Ich kann sehr gut nachvollziehen, warum manche Männer oder Frauen hier den vermeintlichen Ausweg in einer Affäre suchen.

 

[attila63]

Also wenn mich meine Frau betrügen würde, würde ich sie direkt abschreiben!! Da gibt es kein zurück mehr, egal wie stark die Liebe ist. Dafür bin ich zu stolz.