Oh Man... wie doof.
Genau so würde ich es aber auch machen. Sich das Wochenende über anderweitig verabreden.
Nicht um den Herrn abzustrafen oder um unbedingt andere Männer zu treffen, sondern einfach um mal wieder Termine gehabt zu haben, die dann auch wirklich stattfinden.
Selbst wenn das nur eine Freundin ist, die spontan auf einen Brunch kommt. Man sieht dann wieder, wie herrlich einfach es manchmal sein kann, sich zu treffen, wenn beide keinen riesigen Akt daraus machen.
6 freigehaltene Tage - da wäre mir die Hutschnur geplatzt.
Gut, wenn ich von den Kindern wüsste und die Dates so toll wären - vielleicht würde ich da auch noch ein Auge zu drücken, aber normalerweise macht das ein Mann mit mir nur ein Mal. Bei Freundinnen ist es irgendwie auch etwas anderes, falls ein Termin mal ins Wasser fällt - auch wenn das jetzt irgendwie sexistisch rüberkommen könnte. Da nehme ich das aber weniger krumm als auf der Mann-Frau-Ebene. Andererseits ist das auch bei Freundinnen so, dass ich irgendwann nicht mehr gewillt bin mir Tage freizuhalten, wenn ich schon abschätzen kann, dass das wieder nichts wird.
Ich habe eine Freundin, mit der ich mal recht dicke war, inzwischen ist es nur noch eine Bekanntschaft für mich, weil zu oft Treffen ihrerseits abgesagt wurden und wir uns unterm Strich vielleicht 2 Mal im Jahr zu Gesicht gekommen, obwohl wir nur 5 U-Bahn Stationen voneinander entfernt wohnen
Der Knaller war, dass sie mir ein mal 30 Minuten vor unserem Cocktailabend abgesagt hat wegen Kopfschmerzen (ich weiß nicht warum ich da so wenig Verständnis habe, aber welchem Menschen fällt schlagartig 30 Min vor dem Treffen auf, dass er ja eigentlich SO unerträgliche Kopfschmerzen hat, dass er sich nicht mehr zu mir bewegen kann?) und - das toppt jetzt alles - mich im Kino hat sitzen lassen, weil sie einfach zu Hause EINGESCHLAFEN ist, und erst 2 Stunden nach dem Kinofilm aufgewacht ist. Natürlich ist sie da auch nicht ans telefon gegangen als ich versucht hatte, sie zu erreichen, während ich allein im Kino saß
Welcher normale Mensch schläft denn bitte ein, wenn er weiß, dass er eine Verabredung hat? Wie kann man da denn einfach einschlafen? Das verstehe ich wirklich nicht.
Seit dem sage ich immer nur: "Du XX, es ist total nett, dass du wieder fragst. Ich würde dich auch gern mal wieder sehen. Da es aber mit terminen bisher echt selten hingehauen hat, weil sich deine Pläne so schnell wieder ändern - ruf mich doch am besten einfach genau DANN an, wenn es dir passt und ich sage dann 'jo' oder 'noe' und wir machen das ganz spontan."
Gut, das hat seit dem auch nur ein mal geklappt, aber dann freut man sich wenigstens wenn man gerade wirklich nichts besseres zutun hatte und dann ein lieber Anruf kommt, man sich die flipflops überzieht und schnell losdackelt.
Dieses Freihalten und hinter Ärgern, das mag ich in meiner Freizeit mit Menschen, die ich eigentlich mag, nicht haben.
Dieses häufige, kurzfristige Absagen beobachte ich häufiger bei Menschen, die auch ihrer eigenen Zeit weniger Wert beimessen, weil sie einfach weniger zu tun haben und ganz anders mit ihrer Freizeit umgehen.
Besagte Freundin hat zum beispiel keine Hobbies und keine wirklichen Rituale. Entweder hängt sie den ganzen Tag bei ihrem Freund rum, oder schläft. Eine weitere Leidenschaft sind Serien und Bücher. Aber die sind ja geduldig. Ob sie nun ihre Serie Morgens oder Abends schaut, ist Jacke wie Hose. Abgesehen von ihren festen Arbeitszeiten hat sie also keine verpflichtungen, verbringt auch gern Zeit in ihren eigenen vier Wänden auf "standby", bis ihr etwas besseres einfällt.
Vielleicht ist es bei deinem Exemplar auch so? Ich kenne in meinem Freundeskreis recht viele Männer, die gern Zocken und ins Fitnessstudio rennen, beides so je nach Lust und Gelegenheit. Denen läuft gefühlt auch nichts weg, und so schieben sie auch ihre Dates hin und her und nehmen es einem umgekehrt auch nicht übel, wenn man einfach mal 2 Stunden später kommt als verabredet
Bei mir ist es so, dass alle Hobbies irgendwie termingebunden sind. Mannschaftssportarten, Kurse, eben Gemeinschaftshobbies, wo man sich auf mich verlässt und mich braucht - umgekehrt genau so. Vielleicht kommt auch daher meine Mentalität, dass man andere nicht hängen lässt, wenn man sich verbindlich verabredet hat. Aber ja - ich bin da, verglichen mit meinen Freunden, wirklich ziemlich streng.
Sich für jemanden Zeit nehmen, bedeutet auch gleichzeitig auf etwas zu verzichten, was man in dieser Zeit hätte allein/mit jemand anderem machen können. Viele Leute, die einfach sowieso nichts besseres zutun haben, sehen diesen Punkt nicht. Aber wenn man mitten im Leben steht, ist es einfach so.
Vielleicht hat er wegen seiner Kinder momentan sowieso kein Privatleben und gar keine Hobbies/Freunde/Verabredungen, sodass ihm gar nicht bewusst ist, dass "sich Zeit nehmen" irgendwo auch ein Opfer ist, das man bringt um jemanden kennenzulernen. Er hat ja quasi nichts mehr, was er da noch opfern könnte
Ich hoffe, dass er nächste Woche von allein das Gespräch sucht und eine gute Erklärung dafür hat, warum das gerade so schief läuft.
Von meiner inneren Haltung her, würde ich ihm nicht wütend gegenübertreten sondern eher ernüchtert sagen, dass ich ihn wirklich toll finde und näher kennenlernen wollte, aber den Eindruck habe, dass der jetzige Rahmen das nicht hergibt.
Sollte er dann anfangen zu rudern, würde ich ihn bitten konkreter zu werden:
WIE hat er denn vor an der jetzigen Situation etwas zu ändern und wie stehen die Erfolgsaussichten? Ist das ein absehbarer Zeitraum für dich?
Es kann gut sein, dass er darauf keine Antwort haben wird, so ganz spontan. Das ist aber auch nicht schlimm - die Gedanken kann er sich dann nach eurem Date zu Hause machen, falls er das noch nicht getan hat.
Das wäre auch wichtig für ihn, sollte das mit euch nicht weitergehen. Ob er dann erst mal seinen eigenen kram auf die Kette bekommt, und erst in Anschluss wieder auf Partnersuche geht, oder ob er weiterhin beides parallel versucht, dann die Partnersuche aber vielleicht eher als "affäre" umbenennt, weil er sich eingesteht, dass er für alles weitere eigentlich gar keine Zeit hat, aber nicht allein sein will.
Mein OdB hatte sich auch bei Tinder registriert und wusste, was er von einer Frau wollte. Sie sollte intelligent sein, hübsch sein, humor haben usw.
Umgekehrt hat er sich aber nicht gefragt, was ER eigentlich bereit ist zu leisten. Es hat sich nämlich erst nach und nach herauskristallisiert, dass er eigentlich gar keine Zeit hatte, um eine Beziehung zu leben.
Seine Bürozeiten gingen von 9:00 bis 21:00 (manchmal länger), sodass ich Abends eigentlich darauf warten musste, bis er mir bescheid sagt, dass er zu Hause ist. Bis ich dann logefahren bin und bei ihm war, war es 23:00 und man landete in der Kiste. Das war ein ganz toller Service von meiner Seite aus, 2 mal die Woche, knapp 4 Monate lang. Seine Wochenenden waren stets verplant, mal war er im Urlaub (schon lange im Voraus ohne mich geplant), mal bei Freunden in Wien zu besuch, mal bei der Familie im Süden Deutschlands, hatte mit seiner Mannschaft ein Turnier - kurzum: Er wollte nicht allein sein, Zeit für Zweisamkeit hatte er aber auch nicht so wirklich. Dass ich auf diese weise in der Affairenschiene gelandet war, obwohl er mir suggeriert hat nach einer Partnerin zu suchen, wundert mich nicht. Auch nicht, dass er sich nicht in mich verliebt hat nach all der Zeit. Wie auch? Wir hatten nie eine echte Chance. Bei Tageslicht haben wir uns vielleicht 2 Mal gesehen, aber keine Gelegenheit gehabt, mal einen Ausflug zu machen oder etwas tolles zu zweit zu erleben. Er kannte mich gar nicht richtig, nur unsere Themen beim Wein und, wie ich im Bett so bin.
Es war wie bei dir, viel Frust auf meiner Seite zwischen den "Dates", weil ich mich auch gefragt habe, was ich eigentlich für ihn bin. Die erstbeste, die bei Tinder angebissen hat? Ich weiß ja, dass Männer sehr viele Nachrichten verschicken und kaum Antworten bekommen.
Oder war ich nicht die erstbeste, aber die Einzige, die sich überhaupt auf diese 4 Monate, trotz der (für mich) schlechten Konditionen eingelassen hat?
Ich hoffe jedenfalls, dass sich dein Unmut auflöst beim nächsten Treffen, ganz egal in welche Richtung. Vielleicht muss ihm auch erst mal bewusst werden, welches Rollenverständnis er von dir und von sich in einer Partnerschaft hat und wie viel er eigentlich bereit ist zu GEBEN, bevor er auf die Suche geht.