Liebe Regenduft
Danke, dass Du bei mir rein schaust Schwerster.
Ja klar schreibe ich Dir eine Zusammenfassung, dachte ich gestern. Und stelle fest, objektiv kriege ich das gar nicht hin. Objektiv ist es ein Dreizeiler, was wir hatten: Vor 15 Jahren haben wir uns kennen gelernt, hatten eine kurze Affäre. Die haben wir Anfang diesen Jahres noch mal aufgewärmt. Als ich merkte, mir wird es zu anstrengend, meine Gefühle zu steuern, hab ich das Ganze beendet. Seitdem krachen die Gefühle auf mich ein und ich leide wie ein waidwundes Reh.
Unsere Affäre dauerte ungefähr sieben Monate. Es fällt mir immer noch schwer, in der Vergangenheit von ihr zu reden. Ihr fehlte von meiner Seite früh die Lockerheit, unter Anderem weil er sich zurück zog, wenn ich was schrieb, was ihn nicht passte. Weil er im Urlaub seiner Frau wieder näher kam, wollte ich das Ganze das erste mal beenden. Er wollte es laufen lassen, haben wir gemacht. Danach war es jedoch anders. Er antwortete nur noch, von ihm selbst kam kaum noch was.
Er war eifersüchtig darauf, dass ich nach wie vor mit meinem Mann schlief, wir nach außen hin eine gute und harmonische Ehe führen.
Je weniger von ihm kam, desto mehr dachte ich an ihn, es wurde anstrengend. Treffen sagte er ab mangels Zeit. Er selbst initiierte oder organisierte sie auch nicht, das tat ich. Ich lief ihm hinterher.
Anfang August trafen wir uns für eine Woche. Er hat sich kaum Zeit für mich genommen, weiter gearbeitet, keinen Urlaub genommen. Meiner klitzer klitzer pling pling Vorstellung nach hätte das anders laufen müssen.
Ich hatte dort viel Zeit, habe über meine Ehe nachgedacht und über meine Affäre. Diese beendete ich dann. Sehr traurige Szenen. Die Zeit danach ist mir sehr schwer gefallen, ich fing an, mich richtig in ihn zu verlieben. Er fehlte mir mit jedem Atemzug, jeder Gedanke enthielt Spuren von ihm. Ich haderte damit, es beendet zu haben, sah nur noch die schönen und guten Momente mit ihm. Ich idealisierte das, was wir hatten. Ich hatte mich nicht in ihn verliebt, sondern in das Gefühl, gesehen und begehrt zu werden, für jemanden wichtig zu sein. In das Dauergrinsen, die Schmetterlinge im Bauch.
Ich baute Mauern zwischen mir und EM, die ich zwischen AM und mir eingerissen hatte. Eine sehr schwierige Zeit. Dann schrieb ich ihn wieder an. Und es hatte sich nichts geändert. Wie auch? Das plätscherte dann so vor sich hin.
Am Mittwoch ist etwas mit mir passiert. Jedenfalls fühlt es sich seitdem anders an. Nachdem mich meine Gefühle für AM wieder einmal völlig überrollt hatten, habe ich hier um Hilfe gebeten und diese auch bekommen. Seitdem fühle ich mich geerdet und genordet. Klar weiß ich nicht was wäre, wenn AM nun schreiben würde. Ich hoffe jedoch wirklich, dass er es weiterhin nicht tut. Ich weiß auch nicht, wie lange das hält.
Eigentlich wollte er mich gar nicht. Was er wollte, weiß ich nicht, das wird er selbst nicht wissen.