Liebe alle, die das verfolgen,
es tut mir leid, es wird länger, aber ich muss es mir von der Seele schreiben. Meine Stimmung kippt, mit dem, was ich nun weiß. Ich war jetzt das Wochenende bei ihr und fahre morgen zurück. Der Plan war, dass sie die Regeln, die wir vor zwei Wochen für eine OB besprochen haben, verschriftlicht und wir dem dann endgültig zustimmen. Das Zustimmen wollten wir dann morgen machen. Mir kam ihr Verhalten ja schon vorher seltsam vor und ich ahnte schon bei den ersten beiden Gesprächen im Februar und dann Anfang März, dass sie irgendwas zurückhält. Ich bin absolut nicht stolz darauf, aber ich habe an diesem Wochenende bei einer Gelegenheit ihr Handy genommen und den Nachrichtenverlauf zwischen ihr und ihrer besten Freundin zurückverfolgt, weil mir meine Intuition sagte, dass da etwas nicht stimmt.
Ich hoffe sehr auch auf eine Einschätzung von dir
@Leeloo, wenn möglich, denn es war richtig: Sie war schon emotional stark bei dem anderen, stärker als sie mir weismachen wollte. Und ich hätte gerne an der Stelle eine Einschätzung von jemandem, der oder die einer offenen Beziehungsform positiv gegenübersteht und sagt, ob das hier auf irgendeiner Ebene Sinn macht, weil ich es absolut unfair finde, unabhängig von der Beziehungsform.
Der Reihe nach: Die Kommunikation der letzten Zeit hatte ich ja im letzten Post angeführt. Das Wochenende bei ihr war ok. Der erste Abend war scheinbar normal, wir haben ihr neues Wohnheimzimmer etwas eingeräumt, es gab Sex. Gestern merkte ich aber, dass das Verhältnis zwischen uns etwas "awkward" bzw. angespannt war, sie sich distanzierte und "traurig" wirkte, insbesondere als wir einen längeren Spaziergang draußen machten und z.B. einem Kuss etwas auswich. Heute habe ich dann gegengeschaltet: Ich habe Berührungen und Zärtlichkeiten von mir aus fast komplett zurückgehalten, eher körperliche Distanz gehalten und war kommunikativ karg. Anstatt etwas gemeinsam zu machen schlug ich am Nachmitag vor Zeit getrennt zu verbringen (und tat es dann auch). Sofort fing sie an heranzurobben und sich anzukuscheln bzw. den Willen dazu zu signalisieren, bat mal um einen Kuss etc. ... sie hat empfindliche Antennen, wenn ich abweisender werde und beginnt dann sofort selbst wieder Nähe herzustellen, weil sie spürt, das etwas nicht in Ordnung ist. Wir hatten ein schönes Abendessen mit ihren Mitbewohnern, am Abend guten Sex und sie war hinter Zärtlichkeiten wie einem Gutenachtkuss her.
Wie gesagt, hatte war ich ja davon ausgegangen, dass sie mir nicht die volle Wahrheit sagt, was die Situation der letzten Wochen angeht und die Schwankungen machen mich nur misstrauischer. Ich habe deshalb ihre Nachrichten gecheckt und weiß nun, dass mein Gefühl absolut richtig war. Es war ja so, dass sie Silvester und schon um Weihnachten herum viel mit einem Typen geschrieben hatte, was mir damals aufgefallen war. Beim Gespräch Anfang März hatte ich ja versucht herauszubekommen, ob und was jetzt genau gelaufen ist, weil ich meinte, dass das ein Dealbreaker wäre wenn da bereits etwas war und ich außerdem die Grenze der Verliebtheit bei einer OB ziehen müsste. Sie hatte damals verneint, dass es aktuell jemanden gäbe, bei dem romantische Gefühle im Spiel wären. Das war falsch, denn mit diesem Typen hatte sich zu dem Zeitpunkt bereits eine tiefere emotionale Bindung entwickelt, die sie nach unserem Gespräch sogar intensivierte. Sie hatte zu dem Zeitpunkt zum Beispiel bereits spielerisch seinen Gefühlszustand erfragt ("Du liebst mich ja gar nicht") und gemeinsam mit ihrer besten Freundin seine Antwort dahingehend analysiert. Er wusste vom Gespräch zwischen mir und meiner Freundin über die OB bescheid, offiziell wusste ich und weiß ich wiederum weiterhin von ihm nichts. Was die absurde Situation schafft, dass der interne Stand meiner eigenen Beziehung ihm bekannt ist, die Tatsache aber, dass sie mit ihm was anbahnt mir unbekannt und de facto ihre "Privatsache" blieb, über die sie entscheidet wie ihr beliebt.
Sie hat ihm offenbar nicht lange nach unserem Gespräch ihre stärker werdenden Gefühle in einer angetrunkenen Nacht offenbart. Daraufhin begann sich das ganze zu intensivieren. Mir hat sie darüber darüber zu keinem Zeitpunkt etwas gesagt, obwohl sie wusste dass sie etwas tut, was ich bereits als Grenze für eine OB gezeichnet habe, geschweige denn die noch aktuelle monogame Beziehung. Ihre eigene beste Freundin hat sie ermahnt, dass es vielleicht keine gute Idee ist das voranzutreiben, wenn sie das nicht explizit will, sonst riskiere sie am Ende beide (den Typen und mich) zu verlieren. Hintergrund ist der, dass ich ihr bei dem Gespräch Anfang März ja meine Grenzen und Bedingungen für eine OB erzählt hatte, inklusive dessen, dass es bei den Personen, mit denen sie eventuell vorher schon angebandelt hatte und/oder wo romantische Gefühle entstehen, einen cut geben müsste. Darauf hatte sie sich explizit einlassen wollen. Bei unserem Gespräch Mitte März hatte sie ja sogar gesagt, dass sie eine Person aus ihrem Umfeld entfernt habe, was ihr schwergefallen sei. Ich hatte angenommen, dass sich diese Info auf genau diesen Mann bezieht. Und das war tatsächlich so, allerdings hatte sie es zu dem Zeitpunkt noch nicht vollzogen. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass es sich sowieso um eine praktisch aussichtslose Schwärmerei handelt, denn der Mann beendet sein Studium und ist später im Frühjahr gar nicht mehr am Studienort. Sie hat also offensichtlich den Plan gefasst, diese Zeit mich umgehend noch zu nutzen und sich dann Ende März erst von ihm endgültig abzuschneiden.
Nachdem sich das ganze wie gesagt Anfang März zwischen den beiden intensivierte und er emotional auch viel zu investieren begann, müssen meine Freundin und ihre beste Freundin auf die Idee gekommen sein, dass meine Freundin es mal mit ihm versuchen sollte, zumal es ja eh keine Aussicht auf Fortsetzung habe. Meine Freundin und er hatten tatsächlich mindestens zwei Mal Sex im März, zeitlich zwischen unserem Gespräch über meine Bedingungen für die OB und dem dritten Gespräch, bei dem wir die Regeln besprochen haben. Aus dem Verlauf mit der besten Freundin habe ich gelesen, dass meine Freundin den Sex nicht besonders gut fand, ihm deswegen „in dem Bereich wohl keine Träne nachweinen“ würde, das nun dem ganzen etwas den Reiz genommen habe und es wohl den Abschied einfacher machen würde, jetzt aber mal „der Knoten geplatzt“ sei (ich verstehe das als: Sex mit jemand anders als mir haben). Was, wenn es nicht so gewesen wäre und es ihr gefallen hätte? Was, wenn ihre Gefühle sich intensiviert hätten? Zumal sie genau das getan hat, was ich ihr als für mich mögliche Grenze genannt habe.
Wie gesagt, mir gegenüber hat sie von alldem bisher nichts erzählt. Den wirklichen cut hat sie dann erst Ende März gemacht bzw. hatte ein Abschiedsgespräch mit ihm Anfang April, nur zwei Tage bevor ich jetzt zu ihr kam. Aus dem Verlauf mit der besten Freundin konnte ich herauslesen, dass es ihr schwer fiel, sie wegen ihm vorige Woche zeitweise Heulkrämpfe (!) gehabt habe und ihn zeitweilig vermisse, sie aber die Entscheidung für mich und für sie gut und richtig finde.
Deshalb war sie also die letzten zwei Monate gefühlt mir spürbar nicht nah, sie war tatsächlich emotional eher bei dem anderen, auch wenn sie wusste dass das keine Zukunftsoption ist und hat sich jetzt erst zu lösen begonnen. Am Wochenende war sie so komisch, weil eben die faktische „Trennung“ der beiden zwei Tage vorher war auch wenn bereits seit Mitte März nichts mehr körperlich gelaufen ist und er sehr emotional gewesen sein soll, auch in Richtung mit Sprüchen „aber die Hochzeit habe ich mir für später gesichert". Sie habe auch seine letzte Sprachnachricht „100 mal gehört". Und der Spaziergang, den wir beide gestern gemacht haben, war die Route gewesen, die die beiden auch mal gegangen seien, inklusive des Besuchs eines kleinen Hühnerstalls, das sei "ihr beider Ding gewesen". Und jetzt ist mir klar, warum sie beim Spaziergang so seltsam und distanziert war. In einer Botschaft an ihre beste Freundin meinte sie dann gestern nach dem Spaziergang auf die Frage, wie es nun mit „dem nun einzigen Boy in deinem Leben“ gehe: Es sei emotional seltsam, wahrscheinlich hinge sie noch zu sehr an dem anderen und müsse es verarbeiten, sie habe jetzt öfter eher das Bedürfnis allein sein zu wollen. Es gäbe schöne Momente, es sei aber auch „awkward" zwischen uns und sie müsse sehen, ob sich das wieder verbessere und sich ihre Gefühle mir gegenüber verstärken. Wenn nicht, und dann wäre der andere Typ ja nicht mehr der Grund, sei es auch vielleicht einfach so, dass die Beziehung tatsächlich eingeschlafen ist. Das Problem sei auch, sie träume von ihrem „Berliner Loft" nach dem Studienabschluss und Berliner Partyleben, sehe aber wenn sie ganz ehrlich ist nicht uns beide da zusammenziehen (wie der ursprüngliche Plan für nach dem Studium war).
Jetzt kann es natürlich sein, dass da teilweise die Emotionen für den anderen und der akute Entzug im Moment überstrahlen, aber natürlich läuten da die Alarmglocken, bei dem Grad an geäußerter Entfremdung und ich kann das nicht ignorieren.
In Kurz: Sie hat mir all das verschwiegen und offenbar geglaubt, dass sie diese Liebelei an mir vorbei einfach durchziehen kann, bevor es mit der OB faktisch losgeht, weil: der Typ ist eh bald weg, und dann schaut sie wie es mit uns beiden weitergeht. Aus dem scheinbaren Verständnis heraus: Ich muss das jetzt mal einfach machen. Ich weiß offiziell weiterhin nichts von alldem, außer dass sie eben eine Person entfernt haben wollte, bei der Gefahr bestand. Was jetzt kein großes Opfer ist, wenn er sowieso nicht mehr langer zur Verfügung steht. Ich bin ein großes Stück sprachlos, sie und ihre beste Freundin (die selbst in einer OB ist) verstärken sich da gegenseitig im Chat sichtbar und amüsieren bzw bemitleiden sich gegenseitig über ihr „kompliziertes Liebesleben". Sie scheint hin- und hergerissen: Ein Abturner sei für sie bei dem anderen etwa gewesen, dass sie ihn komplett in der Hand habe und auch beim Sex habe anweisen müssen. Mir gegenüber sagte sie etwa heute zugestehend, dass ich „anders als andere" nicht nach ihrer Pfeife tanze und ich hätte „Skills", was Sex angeht. Ich nehme also an sie ist sich bewusst, dass es mit dem anderen für sie sowieso nichts langfristiges geworden wäre. Beim Essen mit den neuen Mitbewohnern heute sprach sie über mögliche zukünftige gemeinsame Reiseziele, redete über uns als Paar und wir hatten danach guten Sex. Es ist sehr wahrscheinlich auch so, dass sie Angst hat gerade jetzt mit Social Distancing für die vorhersehbare Zeit, ihrer anstehenden Abschlussarbeit und ihrem Bedürfnis nach Intimitäten, auch mich komplett zu verlieren und damit emotional noch tiefer zu fallen.
Sie soll eigentlich in zwei Wochen zu mir kommen, ich habe zu allem Überfluss da Geburtstag, es ist mein 30. Mir geht es jetzt eigentlich nur noch darum, dass es mir möglichst gut geht in der Situation. Ich weiß deshalb noch nicht, ob ich mit ihr in ein paar Tagen per Skype einfach und ohne große Begründung schlussmachen sollte, oder ob ich ihr gegenüber dann zugeben sollte, dass ich ihre Whatsappkommunikation gelesen habe und damit die Trennung begründen (was definitiv alle Brücke abreißen und zur Eskalation führen würde). Ich habe keine Lust mit ihr allein meinen Geburtstag zu feiern und mich dann direkt zu trennen, will jetzt aber auch nicht das Drama starten ihren Besuch für meinen Geburtstag ohne genannten Grund abzusagen. Und mir schwirrt noch im Kopf, ob ich vielleicht erst einmal weitermachen, so tun sollte als wüsste ich weiterhin nichts und die Beziehung gerade in diesen Zeiten noch solange für mich nutzen sollte, bis ich vielleicht zum Beispiel warm wechseln kann (wovor sie scheinbar Angst hat). Klingt böse, aber ich finde mich langsam moralisch ihr gegenüber an kaum noch etwas gebunden, zumal sie die Beziehung selbst anzuzweifeln scheint und mir gegenüber offenbar keine Reue empfindet das alles so durchzuziehen, wie sie es in den letzten Wochen getan hat. Im Februar nach dem ersten Gespräch und ihrer Bitte nach einer OB hieß es gegenüber einer anderen guten Freundin noch, es wolle niemand die Trennung, sie „am wenigsten", aber das scheint auch unter Einfluss der besten Freundin gebröckelt zu sein, die sie in ihrem Verhalten bestärkt und offenbar die Zweifel an der Beziehung fördert.
Bislang halte ich wie gesagt Fassade. Am Vormittag werden wir über die Festlegung der Regeln sprechen. Ich werde soweit alles gut finden, dann aber noch nicht zustimmen, weil ich mir über ein, zwei Unklarheiten noch in den kommenden Tagen Gedanken machen müsse und die Zeit dränge ja nicht. Sehe keinen Sinn darin etwas zuzustimmen, das in ein paar Tagen sowieso obsolet sein kann. Ich würde außerdem, wenn sich die Gelegenheit bietet, von mir aus die Pläne zum Zusammenziehen anzweifeln, bevor sie es tut, denn „man wisse ja nicht, was in ein paar Monaten ist“ und außerdem hatte sie im Februar selbst ins Spiel gebracht, dass sie eventuell vor mir nach Berlin geht und sich eh was suchen müsste. Das ist Angesichts der Tatsachen sowieso meine Einstellung, sehe keine Grundlage, um Zusammenziehen überhaupt in Erwägung zu ziehen. Und bevor wir über die Regeln reden, würde ich sie fragen, ob sie mir wirklich alles, was die Umstände der OB und meine Vorbedingungen dafür betrifft gesagt hat und wirklich transparent war. Wenn sie den anderen weiterhin verschweigt und mich offen anlügt, weiß ich umso mehr woran ich bin in den kommenden Tagen.