Hier ist mein Update:
Nachdem ich eine Woche mit meinem LG wie in einer WG gelebt habe, habe ich es nicht mehr ausgehalten. Am Freitag, wir hatten unsere Wohnung sauber gemacht, haben wir hinterher gemeinsam eine Pause gemacht und da habe ich LG ganz direkt gefragt: WG, Freundschaft + oder Beziehung? Ich wollte einfach wissen, woran ich bin. Er hat mich mit großen Augen angesehen: Meinst Du uns? Na, Beziehung! Dann meinte ich: Na gut, es gibt ja verschiedene Arten von Beziehungen… monogam, polyamor,…
Da gab er sich einen Ruck und sagte: Möchtest Du das wegen dem Brief wissen? Pause. 90%, die in dem Brief stehen sind nicht wahr. Pause. (Ich musste mich zwingen, ihm die Zeit zum Sprechen zu geben).
LG sagte, er hätte mittlerweile mit der Frau telefoniert, die den Brief geschrieben hat – sie sei unsterblich in ihn verliebt und hätte niemand anderen. Er hat ab und zu über FB mit ihr geschrieben. Letztes Jahr im Herbst, da ist sie in unserer Stadt gewesen und da hat er sie getroffen. Aber bei diesem Treffen hätte es keinen Sex gegeben.
Dann hat er mir seine Hotelrechnung von dem im Brief genannten Datum gezeigt. Ich fragte, wieso er mir die zeigen würde. Er sagte, er hätte in der Woche eigentlich eine Veranstaltung in x gehabt, die wegen Corona abgesagt worden ist. Ich meinte: Ja, das ist doch in der Nähe von „neue AF“. Ich habe ihn gefragt, ob sie davon wusste, dass er in der Nähe ist. Er meinte ja – aber er hätte an dem Tag am Vormittag noch im Hotel gearbeitet und wäre dann in nächste Stadt weiter gefahren. Wir hätten doch auch telefoniert. Da meinte ich: Nein, genau an den beiden Tagen eben nicht. (Ich hatte abends mehrmals versucht, ihn zu erreichen, aber er ist nicht rangegangen.)
Er überlegte. Aber in der Woche drauf, da hätte er eine Veranstaltung in einem anderen Ort (noch näher an „neue AF“) gehabt. Und ja, dann hätte er sich auch mit ihr getroffen. Vielleicht wäre sie sauer gewesen, dass er das hätte absagen müssen.
Ich habe ihn gefragt, warum er mir das denn nicht beim letzten Gespräch schon gesagt hat. Er meinte, das war für ihn wie im Film. Er hätte erst mal mit „neue AF“ sprechen müssen, um den Grund zu klären. Und er hätte nicht gewusst, wie er mir das bei der Vorgeschichte mit ExAF hätte erklären sollen – zumal ich gleich wieder auf das letzte Treffen im Auto eingegangen bin und für ihn ist diese Geschichte mit Ex AF schon lange erledigt. Darauf antwortete ich: Für mich auch. Aber mit dem Brief, da ist alles plötzlich wieder hoch gekommen.
(Das war so das Grundsätzliche – ich habe ihm auch erklärt, warum ich mich seit dem letzten Treffen mit ExAF von ihm zurückgezogen habe. Und dass ich mir in einer Beziehung wünsche, dass man sich erzählt, wenn man sich mit jemandem trifft. Das täte ich ja auch. Auch über unser Sexualleben haben wir geredet.)
Es fiel LG nicht leicht, zu sprechen. Ich bin sicher, dass das, was er gesagt hat, der Wahrheit entspricht. Aber ich bin auch sicher, dass er einen nicht unbeträchtlichen Anteil verschwiegen hat. Das ist für mich OK – ich möchte gar nicht alles wissen.
Was ich nicht verstehe: Warum er sich nicht gleich beim ersten Gespräch verteidigt hat. Für mich bedeutet Schweigen, dass an der Geschichte etwas dran ist. Seht ihr das auch so?
Etwas später, beim Essen machen, ich war sehr nachdenklich dabei, fragte er mich, woran ich gerade denken würde. Ich meinte: Daran, dass ich mich beinahe von Dir getrennt hätte. Da meinte LG: Das hätte ich Dir auch nicht verdenken können.
Ich habe dann doch noch einmal genauer über den Inhalt des Briefs nachgedacht: LG war in den letzten zwei Jahren kaum auf Dienstreise. Erst wieder, seit er seinen neuen Job hat (seit November/Dezember). Und ich hatte immer den Eindruck, dass er in seiner Abwesenheit hauptsächlich die Arbeit im Kopf hat. Das habe ich jedenfalls bei unseren Telefonaten so empfunden. Und auch an den Wochenenden (da hatte LG manchmal „Nachholbedarf“).
An der Tatsache, dass mich dieser Brief so aus der Bahn geworfen hat, erkenne ich, dass mein Vertrauen durch die Affäre mit ExAF noch immer erschüttert ist. Und dass ich für ein Leben, in dem ich meinem Partner erlaube, außerhalb der Beziehung Kontakt zu anderen Frauen zu haben, der über Freundschaft hinausgeht, wohl doch nicht geschaffen bin. (LG sieht das genauso: Er möchte mich nicht teilen).
Seit dem Gespräch hat sich LG ganz vorsichtig und langsam Stück für Stück wieder an mich herangestastet. Und ich bin darauf eingegangen. Denn ich habe gespürt, dass er "bei mir" ist.
Es bleibt ein fader Beigeschmack.
Viele Grüße
LaVie