Ihre Mail zu ihren Gedanken:
Ich versuche gerne, dir ein bisschen was von dem aufzuschreiben, was die letzten Tage in mir so vorgegangen ist und worüber ich nachgedacht habe. Sieh es mir aber bitte nach, sollte der Text nicht so ausführlich werden oder der ein oder andere Gedanke nicht ganz schlüssig sein. Ich hatte heute einen sehr langen Tag auf der Arbeit und bin dementsprechend im Kopf platt. ich möchte deine Bitte aber nicht in der Luft hängen lassen.
Wie ich heute Mittag schon geschrieben habe, hab ich mich in der letzten Woche irgendwo zwischen gut und schlecht gefühlt. Gerade in den ersten Tagen war meine Gefühlslage von Tag zu Tag anders. Ich habe viel nachgedacht. Teilweise bewusst aber auch unbewusst. Das ganze mit uns hat mich definitiv beschäftigt. Und ich möchte ehrlich sein bei dem, was ich mit dir teile. Anders macht es meiner Meinung nach auch keinen Sinn. Natürlich hast du mir in den letzten Tagen gefehlt. Wir haben die letzten sechs Jahre ja auch sehr viel Zeit miteinander verbracht. Es war ungewohnt, nicht mit dir zu schreiben und dich auch am Wochenende nicht um mich zu haben. Das Alleinsein hat mir aber auch bestätigt, was ich letzte Woche schon vermutet habe. Meine Gefühle für dich sind nicht mehr, wie sie einmal waren. Du bist mir nach wie vor wichtig und ich weiß all deine guten Eigenschaften auch zu schätzen, aber ich glaube das unsere sich Beziehung in den letzten Monaten, zumindest von meiner Seite, eher in eine freundschaftliche Richtung entwickelt hat.
Ich habe mir natürlich auch Gedanken gemacht, woran das liegen kann und wie es dazu gekommen ist. Ich kann keinen konkreten Auslöser fest machen, oder zumindest habe ich bis jetzt keinen gefunden. Aber es gibt ein paar Punkte bei denen ich glaube, dass sie dazu beigetragen haben. Der erste ist dir auch nicht unbekannt. Mein Eindruck ist, dass wir schon seit längerem mit unserer Beziehung auf der selben Stelle treten und wir uns nicht weiter entwickeln. Hier kann ich jetzt nur wieder als Klassiker für Beispiele Urlaub und zusammen ziehen nehmen. Klar es gab immer nachvollziehbare Gründe, warum etwas nicht geht oder warum man noch warten muss. Aber zumindest geht es mir so, dass mir dadurch einfach die Perspektive und Entwicklung fehlt. Auch wo wir uns schon oft drüber unterhalten haben: Es ist manchmal einfach eingeschlafen. Wir erleben nichts gemeinsam, schaffen uns keine (größeren/bedeutendere) Erlebnisse und Erinnerungen gemeinsam, was uns quasi mehr verbinden oder wieder zusammen schweißen könnte. Ich formulier das jetzt einfach so platt und auch krass: ich finde wir leben einfach nebeneinander her.
Ein weiterer Punkt, der jetzt vielleicht auch etwas neuer ist, aber der mir in den letzten Tagen nochmal klar geworden ist, ist der folgende: mein Eindruck ist, dass wir uns selber, also nicht uns als Paar sondern du für dich und ich für mich, wir selber uns als Personen, verloren und vernachlässigt haben. Wir haben schon mal darüber gesprochen, dass man mit jemand anders nur glücklich sein kann, wenn man mit sich selber auch glücklich ist. Und ich glaube genau dieses Glück für uns selber vernachlässigen wird. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich versuche oft, es einfach nur dir recht zu machen bzw. mache Dinge von denen ich denke, dass sie dich glücklich machen. Aber dabei vernachlässige ich mich selber bzw. stelle mich hinten an. Ich möchte dir nichts unterstellen, aber mein Gefühl ist, dass das auch bei dir so ist. Auch du versuchst häufig, mich einfach glücklich zu machen aber vernachlässigst dich selbst dabei. Bei dir kommt meiner Meinung nach dann noch hinzu, dass du das nicht nur für mich versuchst, sondern natürlich auch für Opa und vorher auch für Oma. Du sitzt zwischen vielen Stühlen und versuchst es allen recht zu machen aber bleibst dabei selber auf der Stecke. Stellst deshalb sogar dein Studium hinten an. Ich weiß nicht, wie ich das verständlich beschreiben soll, aber das führt dann dazu, dass du es zwar kurzfristig schaffst, die Menschen um dich rum mit der einzelnen Aktion glücklich zu machen, aber auf lange Sicht leiden dann andere Faktoren darunter, die auf lange Sicht deine Entwicklung und auch unsere Beziehung voran bringen würden. Wie gesagt, das sind so Punkte über die ich lieber mit dir persönlich sprechen möchte, weil das auch geschrieben sehr schwer rüber zu bringen ist. Aber vielleicht verstehst du ja ein bisschen was ich meine oder gibst mir die Gelegenheit, dass ganze am Wochenende nochmal zu erklären.
Klar ist für mich auf jeden Fall, dass es nicht so weiter gehen kann wie in den letzten Wochen. Damit sind wir beide nicht glücklich. Ich möchte die Sache auch nicht direkt an den Nagel hängen, wenn wir beide im Gespräch feststellen, dass es vielleicht doch noch eine Chance für uns gibt. Aber dann müssen wir gemeinsam einen Weg finden, auf dem wir uns das vorstellen können und nicht im dem verhaftet bleiben, wie es vorher war. Ich habe noch keinen konkreten Plan, weil wir uns den denke ich auch zusammen überlegen sollten. Aber ich könnte mir z.B. Vorstellen, dass wir den Fokus erstmal auf uns selber legen und nicht direkt auf uns als Paar. Wie gesagt, jeder muss erstmal mit sich selbst zufrieden sein und ich sag es mal so „seinen eigenen scheiß geregelt kriegen“ weil wir nicht glücklicher und zufriedener werden bzw. eine gute Partnerschaft führen können, wenn jeder nur versucht es dem anderen Recht zu machen. Das könnte z.B. eine Möglichkeit sein. Wie genau man das angeht, kann man ja noch überlegen.
Wie ich bereits letzte Woche gesagt habe: du bist nach wie vor ein wichtiger Mensch für mich und ich weiß deine guten Eigenschaften sehr zu schätzen. Natürlich gibt es auch den ein oder anderen Punkt der mich stört und an dem wir arbeiten sollten. Nicht nur was dich betrifft sondern auch mich. Aber wir werden nichts ändern, wenn wir in den selben Trott verfallen wie vorher und uns blöd gesagt vornehmen einfach nur mehr miteinander zu sprechen und schlussendlich tuen wir es dann doch nicht. Obwohl das jetzt nicht so klingen soll, als hätten kleinere Schritte in diese Richtung in der Vergangenheit nichts gebracht. Wenn man sich etwas überlegt und einen gemeinsamen Weg findet, will ich nicht ausschließen, dass sich die Gefühle meinerseits wieder in eine Richtung entwickeln können, wie sie vorher waren. Aber dafür braucht es diesmal einfach einen anderen und klareren Weg. Wenn du verstehst was ich meine.
Das jetzt mal nur als kleiner Auszug von den Gedanken die die letzten Tage in meinem Kopf rum geschwirrt sind. Wie gesagt, ich möchte lieber dazu mir dir mal ganz in Ruhe sprechen und uns auch wirklich die Zeit und den Rahmen dafür geben. Ich möchte mit dir nicht streiten. Wir werden nur eine Lösung finden, wenn wir offen miteinander reden und uns überlegen, wie es konkret weiter gehen kann. Wenn du möchtest und du Zeit hast dann können wir das gerne am Wochenende machen. Du brauchst mir auf den Text jetzt auch nichts zurück zu schreiben. Wie gesagt sehe es eher als kleinen Einblick und mach dir dazu gerne Gedanken über die wir dann sprechen können, wenn wir uns sehen. Ich bin kein Fan von schriftlich klären und ich bin mir sicher, dass wir beide darüber vernünftig reden können. Sag mir einfach Bescheid, ob und wann du reden möchtest. Es soll auch nicht komisch zwischen uns sein. Ich denke dafür kennen wir uns zu lange und zu gut, als das wir keinen Weg finden, dass wir darüber offen und ehrlich sprechen können. Und schlussendlich sollen wir beide uns damit wohl fühlen