Häusliche Gewalt - einmischen oder nicht?

Schäin Sau

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Hallo zusammen,

ich bin derzeit in der misslichen Lage, dass mir eine Bekannte eröffnet hat, dass sie von ihrem Verlobten Zuhause immer wieder sowohl seelisch als auch körperlich (Schläge ins Gesicht, Werfen/Schubsen gegen Wände,...) misshandelt wird.
Sie selbst schafft aber seit Monaten den Absprung nicht, weil sie v.a. finanziell absolut abhängig ist von ihm.

Wie seht ihr sowas? War schonmal jemand in der Situation? Sollte (oder muss man sogar) in irgend einer Form eingreifen?
Ich hab ihr jetzt erstmal angeboten, dass sie übergangsweise "kostenlos" bei mir unterkommen könnte bis sie sich nen Job und Wohnung gesucht hat.

Aber das ist schon eine bescheidene Situation...
 

Mod Moora

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Vielleicht magst du ihr das Forum „re- empfehlen. Sehr gutes und hilfreiches Forum für Frauen.

Lg
 

LiliMarleen

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Hallo Pumuckl, schön, dass Du nicht wegschaust. Sind Kinder im Spiel? Ich hoffe sie nimmt Dein Angebot war, ich kann mir vorstellen, dass man aus so einer Situation ganz schlecht alleine rausfindet.
Ich habe mal vor langer, langer Zeit einer Türkin Unterschlupf gewährt. Sie sollte verheiratet werden und sie wollte es nicht. Sie schwebte eigentlich in Todesgefahr. Aber sie hat natürlich selbst gehandelt und auch Ämter eingeschaltet, die ihr ebenso geholfen haben.

Vielleicht haben hier noch andere Mitglieder Ideen und Vorschläge. Mich nimmt sowas immer sehr mit :(
 

Admina Felis

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Wie seht ihr sowas? War schonmal jemand in der Situation? Sollte (oder muss man sogar) in irgend einer Form eingreifen?
Ich hab ihr jetzt erstmal angeboten, dass sie übergangsweise "kostenlos" bei mir unterkommen könnte bis sie sich nen Job und Wohnung gesucht hat.


Ich denke, ja, du hast eine soziale Verantwortung und musst einer Bekannten gegenüber, die dir so etwas offenbart, Stellung beziehen.
Dass du ihr das Angebot mit der Wohnsituation gemacht hast, finde ich gut.

Fraglich, leider, wie weit es nützen kann - ich würde darüber hinaus ihr sehr ernsthaft ihre Eigenverantwortung bewusst machen - warum sie in dieser Situation ist. Das Finanzielle wird sehr sicher nicht der alleinige Grund sein (nicht in unserer Gesellschaft) , sich körperlich (und seelisch) misshandeln zu lassen.

und auch, wenn sie dir zustimmt - weil die Gründe sehr wahrscheinlich eben viel tiefer liegen und mit einem erheblichen Mangel an Selbstwertgefühl zu tun haben, wird sie die Verantwortung für sich, für sich selbst zu sorgen, wahrscheinlich erstmal gar nicht übernehmen können - und du kannst bei einem so tiefgreifenden Problem am besten so helfen, dass du ihr deutlich machst, dass sie sich therapeutische professionelle Unterstützung suchen muss, vielleicht ein Frauenhaus aufsucht (dort könntest du mit ihr das erste Mal hingehen z.B.)
Als 'alleiniger Helfer' wirst du nicht viel bewirken können und musst da auch deine eigenen Grenzen erkennen. sie ist erwachsen - und auch wenn sie aus einer Hilflosigkeit und einem kindlichen Verhalten heraus in dieser Lage steckt, so ist es ihre 'Entscheidung', so eine Beziehung überhaupt zu haben.


Sind Kinder im Spiel?


falls Kinder betroffen sind, so hat es oberste Priorität, dass diese geschützt werden , und ich würde mich an das Jugendamt wenden.
 
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Mod Nouvelle Vague

Moderator
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Hallo Pumuckl,

Erstmal finde ich es richtig gut, dass Du nicht wegschaust.
Das meiste ist ja bereits auch geschrieben.

Es gibt inzwischen ganz viele Beratungsstellen, Notfallstellen, die hier psychologisch aber auch juristisch und sozial zur Seite stehen. Dennoch gibt es eine hohe "Dunkelziffer".

Sie müsste aber eben, so wie Felis, schon schrieb, Eigenverantwortung übernehmen und ganz klar die Reißeine ziehen. Allein wird sie das vermutlich nicht schaffen, den ersten Schritt zu tun. Vielleicht kannst Du ihr da helfen und sie begleiten, so dass ein Anfang gemacht ist. Eine Garantie ist das sowieso nicht, denn viele gehen meistens wieder zurück.

Noch etwas kann hilfreich sein:
Wenn sie durch sie Misshandlungen, Blessuren, Verletzungen davon trägt, dann ist es möglich, diese von einem Arzt dokumentieren zu lassen, als das, was sie sind - der Beweis einer Straftat.
Zum einen besteht dann Aktenkenntnis und auch für sie kann das sehr wirkungsvoll sein. Es ist der erste kleine Schritt, sich zu wehren, in dem sie es in gewisser Weise öffentlich macht und sagt: "Das passiert mit mir!", sie baut so Scham ab und gewinnt Vertrauen, hat Mitwisser. Das kann sie für weiter Schritte stärken. Es kann der erste kleine Schritt sein "NEIN!" zu sagen.
Wenn eine Abstandsverfügung nötig ist, dann hilft die Dokumentation hier ebenfalls.

lieber Gruß,
NV
 
Zuletzt bearbeitet:

Schäin Sau

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23 Apr. 2019
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Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Meinungen und den Zuspruch.

Sind Kinder im Spiel?
Ja, allerdings ist es sein Kind. Also sie hat keins, ist aber inzwischen die wichtigste Bezugsperson im Leben der Kleinen (7 Jahre), weil er alles vernachlässigt...

Fraglich, leider, wie weit es nützen kann - ich würde darüber hinaus ihr sehr ernsthaft ihre Eigenverantwortung bewusst machen - warum sie in dieser Situation ist.
Das habe ich versucht. Ich habe ihr mehrmals klar gesagt, dass sie es selbst in der Hand hat. Sie kann gehen, sie ist nicht gezwungen zu bleiben.
Darüber hinaus hast Du damit Recht:
und auch, wenn sie dir zustimmt - weil die Gründe sehr wahrscheinlich eben viel tiefer liege
Sie ist seit einiger Zeit wegen Depression in Behandlung und nimmt auch entsprechende Medikamente. Dazu hatte sie vor ca. zwei Monaten nen relativ schweren, unverschuldeten Autounfall und ist auch körperlich noch angeschlagen.

Als 'alleiniger Helfer' wirst du nicht viel bewirken können und musst da auch deine eigenen Grenzen erkennen. sie ist erwachsen
Ja, das ist irgendwie ein echt bescheidenes Gefühl... Aber ich bin mir schon bewusst, dass ich da jetzt nicht der Alleinretter bin bzw. hier ab sofort die Verantowrtung für sie habe.

Sie müsste aber eben, so wie Felis, schon schrieb, Eigenverantwortung übernehmen und ganz klar die Reißeine ziehen.
Ja, so ist es. Also sie hat mir Anfang der Woche gesagt, dass sie einen Job in Aussicht hat. Weiter weg von der jetzigen Wohnung. Ich werde sie da jetzt möglichst "schonend" ein wenig treiben, dass sie den Schritt auch wirklich macht...

Danke nochmal an Euch, das hilft mir grade wirklich sehr :smile:
 

Mod Moora

Moderator
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16 März 2018
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Lieber Pumuckl,
Hast du ihr das von mir empfohlene Forum genannt?

In solchen Beziehungen spielen sich Dynamiken ab, die man als Außenstehender kaum nachvollziehen kann.
In diesem Forum werden Frauen beraten und begleitet, können sich teilweise das erste Mal ohne Scham öffnen.
Es ist eine kleinere Hürde als eine Beratungsstelle und für viele Frauen der Anfang des Ausstiegs.
 

Schäin Sau

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23 Apr. 2019
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Hallo Moora,

noch nicht, ich hatte die letzten Tage keinen Kontakt mehr. Sie antwortet manchmal 10 Tage nicht... Aber ich hab es auf dem Schirm. Danke dir :smile:
 

Schäin Sau

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23 Apr. 2019
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Hallo zusammen,

mal ein kurzes Update, das kein wirkliches Update ist .
Es ist jetzt genau zwei Wochen her, das sie mir ihre Probleme offenbart hat.
Seit dem hat sie einmal ganz kurz auf meine Nachfrage wie es ihr geht geantwortet.
Seit 10 Tagen und zwei Nachrichten von mir habe ich nichts mehr von ihr gehört.

Hmm...
 

Amethist

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30 Juni 2020
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Hallo,
Ich habe dieses Thema gefunden und lange überlegt ob ich etwas dazu schreiben möchte, aber ich denke,dass ein Austausch eventuell helfen könnte.

Ich glaube dass jeder weiss, dass ein Ausstieg aus einer gewaltsamen Beziehung schon äußerst schwierig sein kann, was aber, wenn so etwas innerhalb eines familiengefüges vorkommt ?

Der gesunde Menschenverstand sagt klar, dass eine Anzeige richtig wäre, aber durch diese würde ein unwiderruflicher Schnitt in der Familie gemacht werden, bei dem einer, nämlich der Betroffene, am Ende ganz alleine dasteht.

Woher kann man in so einer Situation die Kraft nehmen, für sich einzustehen, auch wenn man dadurch die gesamte Familie inklusive Geschwister verlieren würde ?
 

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