Liebe Cindy,
erst einmal herzlich Willkommen hier im Forum, auch wenn der Anlass wahrlich kein schöner ist.
Obwohl ich hier im Forum nur noch selten schreibe, hat mich dein Post doch sehr berührt und bewegt,
weshalb ich dir gerne meine Sichtweise auf deine Situation schildern möchte.
Tatsächlich ist diese - wie von Phillip bereits beschrieben - sehr komplex und schwierig.
Zu beneiden bist du angesichts dieses inneren Konfliktes, der sich da auftut, ganz sicherlich nicht.
Auch kann ich absolut gut nachvollziehen, dass du sehr verletzt bist. Das wäre ich an deiner Stelle auch, gleichwohl es wiederum als positiv bewertet werden kann, dass dein Mann dir gegenüber so offen mit seinem Anliegen umgeht.
Immerhin haette er sich ja auch 'einfach' eine Affäre suchen können. Stattdessen bezieht er dich als seine Partnerin, die er offenkundig liebt, in seine Wünsche und Phantasien mit ein. Das ist erst einmal fair und transparent.
Tut aber höllisch weh. Nämlich dir als diejenige, die - wie du selbst schreibst - aufgrund körperlicher Veränderungen nicht mehr mit dem Partner mithalten kann.
Bedauerlicherweise scheint eure Beziehung aufgrund deiner Erkrankung in eine Schieflage geraten zu sein, da ja nicht 'nur lediglich' eure Bedürfnisse die sexuelle Frequenz betreffend auseinanderklaffen. Nein, viel mehr geht es ja nicht zuletzt darum, dass du die Bedürfnisse deines Mannes nach mehr Sexualität körperlich gar nicht mehr so mitgestalten kannst, wie du es einst konntest. Selbst wenn du wolltest.
Damit bist du dann in einer besonders schwierigen Position, da du durch deine Erkrankung per se in deinem Selbstbild als Frau und deinem Selbstwertgefühl beeinträchtigt wirst. Das ist ja dann schier unvermeidlich. Leider schlägt dein Partner mit seinem Ansinnen genau in diese Kerbe.
Angesichts dessen stellt du dir selbst schon die Frage, ob du unter diesen neuen Umständen an deiner Ehe festhalten möchtest.
Eine berechtigte Frage, wie ich meine, denn nicht jede/-r ist dazu geboren, in einer sogenannten 'offenen Beziehung` zu leben.
Andererseits ist da bei euch sicherlich noch nicht das letzte Wort gesprochen. Zudem gilt es zu bedenken, dass auch in anderen langjährigen Partnerschaften das sexuelle Verlangen im Laufe der Jahre etwas abnimmt.
Daher würde mich interessieren, ob ihr bezgl. dieses Themas weiter im Gespräch seid?
Wenn du schreibst, dass du eine Art KS machst, dann wohl eher nicht?
Wie verhält dein Partner sich mit Blick auf deine Distanzierung denn momentan?
Unter welchen Umständen könntest du dich auf einen wie auch immer gearteten Kompromiss hinsichtlich seiner Bedürfnisse einlassen? Also was wäre dir die Beziehung sozusagen wert?
Wäre es vorstellbar, dass ihr euch trotz deiner Erkrankung sexuell wieder mehr annähern könntet, ihr also beide einen Kompromiss eingeht?
Deinem Mann geht es - sofern ich es richtig verstanden habe - also ausschließlich um Sex?
Mir stellt sich da die etwas unorthodoxe Frage, die du mir verzeihen magst, weshalb er sich dann nicht an eine professionelle Sexanbieterin wendet?
Vorausgesetzt du könntest mit der Vorstellung besser umgehen, dass er sich mit seinen berechtigten Bedürfnissen an eine solche wendet.
Für mich wäre das an deiner Stelle sicherlich besser zu ertragen, als zu wissen, dass er andere Frauen kontaktiert, mit denen er neben dem Sex ggf. noch andere, etwa ganz persönliche Erlebnisse und Erfahrungen teilen könnte.
Aber die Traumlösung ist das mit der Sexanbieterin selbstverständlich auch nicht. Allenfalls ein etwas fauler Kompromiss.
Sicherlich stellt sich da die Frage, wieso es in einer liebevollen Partnerschaft nicht möglich ist, GEMEINSAM einen Weg aus der Misere zu finden. Auch wenn deine Entfaltungsmoeglichkeiten da inzwischen eingeschränkt sind. Ja, das sind sie, aber bestimmt lassen sich auch hier andere Ausdrucksformen finden. Das gelingt Menschen mit Handicaps, die unter Umständen schon ihr ganzes Leben danach ausrichten mussten, auch.
In erster Linie sehe ich bei dir demzufolge die Notwendigkeit, dass du deine Gedanken sortierst und dir darüber klar wirst, was DU willst und mit wem.
Dafür wäre ein bisschen Abstand gut.
Leider ist das in diesen Zeiten schwer möglich. Vllt. gibt es aber doch innerhalb der Familie eine Option, jetzt für eine gewisse Zeit getrennte Wege zu gehen?
Ich könnte mir vorstellen, dass du damit erheblich an Attraktivität und Klarheit gewinnen könntest.
Alles Liebe für dich,
Lady FlowerPower