Ehebruch während des Lockdowns

Alf

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Wie ist denn der aktuelle Stand?

Hallo an alle,

ein richtiges Update gibt es leider noch nicht. Außer, dass ich nicht mehr unter dem Betrug leide. Dafür ist mir gestern Abend der Kragen geplatzt. EF scheint äußerst depressiv zu sein. Das hatte ich wochenlang nicht in der Schwere realisiert, habe ihre emotionalen Überreaktionen als Spielchen oder als Folge der Wechseljahre abgetan, bin jetzt aber doch ein wenig besorgt. Ich habe mich gestern ausgekotzt und ihr all das gesagt, was mich schon seit Langem stört. In erster Linie, dass ich all ihren Frust abkriege, sie mich psychisch terrorisiert wie mein Vater damals.
Sie betrügt mich zunächst und tritt jetzt auch noch nach. Anstatt Reue für ihren Betrug zu zeigen, werde ich permanent von ihr angemacht und als Mensch abgewertet. Alles, was ich sage, wird negativ ausgelegt. Konkret fing das gestern damit an, dass sie bei ihren Online-Aktiengeschäften Verluste gemacht hatte und heftig am weinen war. Sie hatte nämlich vor mit Aktien Gewinne zu machen, um im Winter mit den Kindern in den Skiurlaub fahren zu können. Um sie zu trösten frage ich, ob ihr einen warmen Kakao machen soll. Da faucht sie mich an, ich solle aufhören sie dick machen zu wollen. Mit solchen pampigen Reaktionen habe ich gelernt klarzukommen, aber gestern habe ich es nicht wortlos hingenommen. Ich habe sie gefragt, ob sie glaubt, wenn sie in sich geht, dass sie ein liebenswerter Mensch sei. Seit Jahren teilt sie verbal nur aus und ich stecke ein. Da ist eine Schieflage, ich habe gelernt einzustecken, aber irgendwann ist auch mal Schluss. In jeder Stresssituation fallen mir 10 Möglichkeiten ein, wie ich reagieren könnte, entscheide mich stets für die mit dem geringsten Eskalationspotential. Wenn ich so mit ihr umgehen würde wie sie mit mir, würde es richtigen Streit geben. Ich habe selbst mit mir genug zu kämpfen und kann nicht auch noch ihr Mülleimer sein, der unter ihren Psychoattacken leidet. Sie treibt mich wieder in meine alte Essstörung. Schon als (dickes) Kind musste ich vor meinen Eltern heimlich essen. Jetzt habe ich es neulich beim gemeinsamen Fernsehen gewagt eine Tüte Chips und eine Tüte Schokoerdnüsse zu essen. Da ich seit über 4 Jahren jede Mahlzeit in einer App eintrage und so die Kontrolle behalte (37 kg abgenommen :)), ist so ein Cheatday auch völlig okay und meine Sache. Sie sprang auf, ließ die Kinder und mich alleine auf der Couch zurück und verschwand tobend ins Schlafzimmer. Dabei rief sie noch, ob ich denn das alles auch in meine App eingetragen hätte. Also zur zukünftigen Vermeidung nur noch heimlich essen? Wohl kaum, soweit kommt es noch, dass ich in meinem eigenen Haus nicht essen darf was und wie viel ich will.
Dann habe ich ihr mehrere solcher Situationen aufgezählt, bei denen sie grundlos ausgetickt war. Bereits im Tunesienurlaub 2008 mit einem befreundeten Paar. Ich hatte mir dort in einer Apotheke Cortisontabeletten gekauft, weil ich damals gerade nicht in ärztlicher Behandlung war und es ohne Rezept in Tunesien sehr günstig war an diese Tabletten (die ich seit 1987 einnehme) zu kommen. Vor dem Paar hatte sie eine Szene gemacht und ist erst einmal abgehauen und ließ uns sprachlos zurück. Das selbe Schema 2009 als meine Mutter zu Besuch kam. Wir gingen zu dritt in ein italienisches Restaurant. Irgendetwas Falsches muss ich wohl gesagt oder getan haben, sie sprang auf und verließ für über eine Stunde das Restaurant und ließ meine Mutter und mich alleine zurück. 2011 hatte ich ihr ein Kleid online bestellt. Sie kam nach Hause, sah das, packte den Hund und fuhr wortlos weg und kam erst abends wieder. Vorletzte Woche beim Abendessen. Ich sage, dass ich am Mittwoch für eine Stunde abends in einer Skype-Konferenz sein werde mit dem Wahlkampfteam der Partei, in die ich eingetreten bin. Sie lässt das Essen stehen, verschwindet wortlos ins Schlafzimmer im ersten Stock und die Kinder und ich sehen uns fragend an.
Es gab nie Erklärungen für ihr Verhalten, man muss immer mit solchen Reaktionen rechnen. Aber richtig blöd ist, wenn sie anfängt rumzupöbeln. Bei schwierigen Quiz-Fragen darf ich mich nicht freuen die richtige Antwort gewusst zu haben. Mein Stolz darauf kotze sie an. Mit mir könne man nicht diskutieren, weil ich immer Recht behalten wolle. Die Vorwürfe, die ich mir anhören muss sind schon abstrus und jede Situation für sich eigentlich lächerlich. Aber nun nach 16 Jahren und ihrem Betrug sehe ich es nicht ein weiter alles einfach zu schlucken. Ich habe ihr gesagt, wenn ich so einen Charakter im Fernsehen sehen würde, würde ich sagen "die tickt ja nicht richtig". Sie sei aber nunmal meine Frau. Und wie sollte ich ihr helfen können, wenn sie sich weiterhin konsequent weigere über ihr Innerstes mit mir zu sprechen.

Sie zog auf der Couch die Decke über den Kopf und weinte weiter. Dann schluchzte sie, dass sie ein schlechter Mensch und Dreck sei, dass sie nicht mehr leben wolle. Das hatte sie so ähnlich bereits seit der Trennung mit dem AM im November mehrfach gesagt, ich habe es aufgrund der Art wie sie es gesagt hatte stets als Ironie aufgefasst, so in der Art "ich bin ein schlechter Mensch, ja, jaa". Ich weiß nicht, ob ihr versteht, wie ich das meine.

Aber gestern habe ich zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass sie das ernst meinen könnte. Verstärkt wurde dieser Eindruck auch dadurch, dass sie hinterherschob, dass sie da nicht mehr alleine raus käme und Hilfe brauche. Ich habe sie gefragt, wie sich das vorstelle. Sie alleine oder wollen wir gemeinsam nach Lösungen suchen? Es gab da keine Antwort, so dass ich dann ins Schlafzimmer gegangen bin. Sie blieb auf der Couch und hat dort übernachtet.

Mein Eindruck ist, dass sie ihre Mitte verloren hat. Ich bin jedoch gehemmt, ihren Zustand zu sehr emotional an mich ranzulassen, da ich noch meine eigenen Wunden lecke. Auch ist da noch dieses Gefühl der Ungerechtigkeit. Schließlich hat sie sich aus der Schicksalsgemeinschaft der Ehe verabschiedet. Nur eine Restloyalität in mir und die Überzeugung, dass es für die Kinder gut ist, wenn ihre Mutter psychisch stabil ist, lassen mich überhaupt noch empathisch reagieren.
 
P

PhilippX

Gelöschter User
Hallo Alf,

ihre Handlungen, die man auch als Respektlosigkeit insgesamt umschreiben kann, sind doch nur natürlich, du schreibst es ja selber:

Schließlich hat sie sich aus der Schicksalsgemeinschaft der Ehe verabschiedet. Nur eine Restloyalität in mir und die Überzeugung, dass es für die Kinder gut ist, wenn ihre Mutter psychisch stabil ist, lassen mich überhaupt noch empathisch reagieren.

Als Folge dessen, dass sie wohl keine Liebesgefühle mehr dir gegenüber hat, aber aufgrund diverser Umstände wie z. B. der Kinder, nicht den Mut findet, aus der Ehe- und nun wohl Zweckgemeinschaft auszutreten und auch du deinerseits nicht bereit bist diese Verantwortung zu übernehmen, kann sie nur ihre Verzweiflung über diese gesamte Situation zum Ausdruck bringen, indem sie sich abwertet. Und anhand deiner Erzählung ist dies ja bereits ein langwieriger Prozess, sodass die Affäre quasi eine temporäre Flucht war.
Meiner Meinung nach gibt es für euch unter diesen Umständen nur einen Weg, und zwar den nach unten, und zwar immer weiter, begleitet mit immer mehr Eskalationen. Aber dies wurde in diesem Strang ja ausführlich und frühzeitig thematisiert.

Dann schluchzte sie, dass sie ein schlechter Mensch und Dreck sei, dass sie nicht mehr leben wolle.

Ich meine dies nun wirklich nicht zynisch, aber vielleicht ist das die Endstation, wenn keiner von euch die Verantwortung übernimmt, aus dieser toxischen Gemeinschaft auszusteigen, dass es dann eben mit einem Selbstmord enden muss.

und Hilfe brauche
Mein Eindruck ist, dass sie ihre Mitte verloren hat.
Nicht sie, ihr habt eure Mitte verloren und seid leider in diesem toxischen Lebensgemeinschaft, die nun Alltag geworden ist, beide gefangen und leidet beide:

Ich bin jedoch gehemmt, ihren Zustand zu sehr emotional an mich ranzulassen, da ich noch meine eigenen Wunden lecke.
Auch ist da noch dieses Gefühl der Ungerechtigkeit.

Insofern, dass ist wohl der Ist-Zustand, der noch lange so andauern wird. Ich hoffe nicht zu lange. Ich hoffe nicht, dass es zum schlimmsten kommen muss, damit man versteht, dass manchmal Loslassen oder zu gehen auch Befreiung bedeutet.
Wobei letzter Abschnitt keine Handlungsempfehlung darstellen soll, ich will nur sagen, ändert sich nichts, kann es diese negative Entwicklung haben, Betonung auf kann, und vielleicht wäre es daher Zeit, dass einer Verantwortung für die Restehe und die Familie übernimmt, und zwar, der, der noch soweit zusammen ist und Kraft hat, dies zu tun, um diesen möglichen Ausgang abzuwehren.
 
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Alf

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Hallo alle zusammen,
ich sehe gerade, dass mein letztes Update fast auf den Tag genau vor einem Jahr war.

Ja, ich bin immer noch verheiratet. Ja, wir leben immer noch unter einem Dach. Ich musste keine Respektlosigkeiten mehr ertragen, zumindest habe ich keine als solche wahrgenommen.

EF hat sich aus der Depression (soweit ich das beurteilen kann) befreit. Stattdessen hat sie ein Projekt angefangen. Ihren bisherigen (Teilzeit-)Job wird sie bis Ende des Jahres aufgeben. Grundsätzlich befürworte ich, dass sie etwas macht, was sie die Depression überwinden lässt. Diese Sache jedoch hinterlässt bei mir einen faden Beigeschmack. Sie hat mehrere Tausend Euro für Online-Couch-Ausbildungen ausgegeben und in Kürze startet ihr erster eigener Kurs. So ganz habe ich die inhaltliche Ausrichtung nicht verstanden, vermeide es jedoch kritisch nachzufragen, um ja nicht Selbstzweifel bei ihr auszulösen, da sie dadurch vielleicht wieder in die Depression fallen würde. Es geht um Wege zum Glück durch Selbstliebe. Ganz offensiv wirbt sie als "Beziehungsexpertin" damit, dass sie eine Affäre hatte und einem Zitat ihres Ehemannes (also wörtliche Rede von etwas, was ich bei Aufdeckung der Affäre vor fast 2 Jahren zu ihr gesagt hatte).

Ein oder zweimal hat sie erwähnt, dass wir noch null an unserer Beziehung gearbeitet hätten und das unbedingt noch stattfinden müsse. Danach hatte sie dann aber wieder mit ihrem Projekt zu tun, so dass diese Thematik nach wie vor auf der To-Do-Liste steht.

Die Vorstellung daran bereitet mir etwas Unbehagen. Ich kann mir irgendwie keine Beziehungsarbeit vorstellen, die zwei so grundsätzlich verschiedene Wertesysteme in Einklang bringen könnte. Wer einmal die rote Linie des Betruges überschritten hat, soll statistisch gesehen ein drei mal höheres Risiko für einen erneuten Betrug haben. Dass sie diese Linie überschritten hat, kann ich leider nicht vergessen. Ich empfinde Scham darüber, dass ich betrogen wurde und mittlerweile schäme ich mich auch es nicht sofort beendet zu haben. Den Versuch die Ehe zu retten hatte ich zunächst als Zeichen von Reife und Stärke interpretiert, mittlerweile habe ich gefühlt jedoch weitaus weniger Handlungsoptionen und das führt zu Zweifeln.

Als positive Veränderung nehme ich wahr, dass mein zeitlicher Horizont maximal drei Monate in der Zukunft liegt. Ich plane nicht mehr für die Zeit, die sich hinter diesem Horizont befindet. Die Kontrolle hat man sowieso nicht, also belaste ich mich auch nicht mehr mit Dingen, die in der Zukunft liegen. Das gibt mir irgendwie ein Stück Lebendigkeit. Den Quatsch mit den Sondertilgungen mache ich auch nicht mehr und habe dadurch mehr in der Geldbörse um mir oder den Kindern auch mal etwas zu gönnen. 2020 war Scheiße, 2021 schwer und 2022 kann nur besser werden......



 

Mrs. Steele

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Hallo Alf,

schön, mal wieder was von Dir zu lesen :smile:

Es klingt für mich so, als ob Ihr Euch in einem Nebeneinanderher-Leben irgendwie arrangiert hättet und Du schon zufrieden bist, wenn keine neuen Respektlosigkeiten und Affären mehr passieren. Ob das wirklich einem Lebenskonzept entspricht, was Du Dir für Dein restliches Leben erwünschst, wird wahrscheinlich die Zeit zeigen.

Es klingt ein wenig nach einem Eiertanz, wenn Du Dich noch nicht mal traust, Deine EF nach ihrem Coaching-Konzept zu fragen aus Angst, sie dann wieder im Selbstwert zu verletzen (und dann einen erneuten Betrug oder Ärger zu riskieren?).

Du schreibst ja von Deiner erlebten Scham bezüglich den Dingen, die vorgefallen sind. Wie geht es Dir dann damit, dass Deine EF mit einem Zitat von Dir bezüglich ihrer Affäre für ihr Coaching wirbt, wahrscheinlich ja im Internet und sozialen Netzwerken?? :nanu:

"An der Beziehung arbeiten" klingt für mich ein wenig wie ein Programmpunkt, den Deine EF nun noch auf dem Weg zur Beziehungsexpertin abhaken muss. Ohne dass das ganze wahrscheinlich mit einer wirklich ernstzunehmenden Auseinandersetzung mit Dir gefüllt werden wird. Schade.

Weißt Du denn wirklich, was für ein Wertesystem Deine EF hat oder leitest Du das alles aus dem stattgefundenen Betrug ab? Menschen, die eine Affäre eingehen, tun das aus den verschiedensten Gründen und mit den unterschiedlichsten Werten im Gepäck. Und oft gehen Menschen Affären ein, OBWOHL sie eigentlich ganz andere Werte haben, aber ein anderer innerer Anteil von ihnen sich in dem Moment durchsetzt. Das ist ja ein mehrdimensionales Geschehen.

Ich muss gestehen, ein wenig befremdlich finde ich das alles schon.
 

Emily11

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Hallo Alf,

Ich muss mich meiner Vorrednerin (Vorschreiberin) anschließen. Ich finde das auch etwas befremdlich. Mich würde interessieren, wie das eure Kinder verarbeiten. Die kriegen das doch sicher mit, dass ihr kein "Paar" mehr seid.

Auch wenn ich's nicht verstehe, muss ich euch doch bewundern, dass ihr euch so arrangiert habt, dass sich nach außen hin nichts ändert. Das ist sicher finanziell vorteilhafter, außerdem muss man in der Familie und im Freundeskreis nicht viel erklären – aber emotional? Puh, stell ich mir langfristig schwierig vor. Naja, lange Geschichte, sehr interessant, und was mir auch auffällt: Es sind oft die, die selbst mit sich zu kämpfen haben (wie eben deine EF), die sich dann beruflich dafür interessieren und entsprechend weiterbilden, um anderen zu "helfen". Das ist mir schon oft aufgefallen.

Wie sieht's eigentlich mit dem Daten aus? Gibt's da was Neues?
 

Alf

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Hallo Mrs. Steele :smile:

Ob das wirklich einem Lebenskonzept entspricht, was Du Dir für Dein restliches Leben erwünschst, wird wahrscheinlich die Zeit zeigen.

Nein, selbstverständlich erwünsche ich mir nicht so ein Lebenskonzept für den Rest meines Lebens. Ich kann mir jedoch auch keine anderes mit einer Person vorstellen, die mein Vertrauen in seinen Grundfesten derart erschüttert hat. Hätte ich früher noch ohne zu Zögern mein Leben für das Leben meiner Kinder und meiner EF geopfert, würde ich nun in einer entsprechenden Situation in Bezug auf EF vermutlich zögern und mich nicht selbst in Gefahr bringen.

Es klingt ein wenig nach einem Eiertanz, wenn Du Dich noch nicht mal traust, Deine EF nach ihrem Coaching-Konzept zu fragen aus Angst, sie dann wieder im Selbstwert zu verletzen (und dann einen erneuten Betrug oder Ärger zu riskieren?).

Zunächst ging es ja in eine andere Richtung. Erst nach und nach trat das Themenfeld "Beziehung" mehr in den Vordergrund. Ein Kritikpunkt meiner EF ist, dass sie mit mir nicht diskutieren könne und sich daher mit der Zeit immer mehr zurück gezogen hätte und mit mir nicht mehr diskutieren wolle. Sie sei mir dabei nicht gewachsen und ich hätte stets das letzte Wort. Ich fiel aus allen Wolken. Das, was sie als "disktutieren" bezeichnet, war in meiner Wahrnehmung belangloser Smalltalk. Und wenn schon Smalltalk so eine Wirkung entfalten kann, was würde dann ein Schlagabtausch zu einem Thema, welches sie - glücklicherweise - aus der Depression geholt hat bewirken? Dinge, die ich überhaupt nicht böse meine, könnten bei ihr falsch ankommen und das Risiko möchte ich derzeit nicht eingehen. Mit Risiko meine ich, dass sie wieder in sich zusammenfällt und alles, was sie sich in den letzten zwölf Monaten erarbeitet hat, hinschmeißt.

Beispiele aus der Vergangenheit: In der Anfangszeit unserer Beziehung fuhren wir mit einem Mietwagen auf Mallorca rum. Wir hatten kaum noch Benzin und es ging darum, dass wir es noch zur Tankstelle schaffen. Sie war die Fahrerin. Ich meinte, dass es vielleicht besser wäre auszukuppeln und den Wagen den Berg runterrollen zu lassen. Sie sagte, nein, von ihrem Ex-Freund hätte sie gelernt, dass es eine Schubabschaltung gäbe und man dadurch kein Benzin verbrauchen würde. Dummerweise habe ich es dabei nicht belassen (weil es mich auch selbst interessierte) und im Nachgang im Internet zu dem Thema recherchiert. Ich fand dann auch ein abstruses Forum, wo es eine Minderzahl an Leuten gab, die meine im Urlaub geäußerte Meinung vertraten. Den einen Forenbeitrag von einer "Rosi" habe ich ihr dann präsentiert und seit dem warf sie mir öfter vor ich würde "Rosi hat gesagt..." mehr Bedeutung beimessen, als ihrem Wissen.

Oder unser ehem. gemeinsames Hobby Geocaching. Nach der Geburt unseres ersten Kindes war sie oft mit Hund und Kinderwagen auf Geocaching Tour. Ich hatte kein Problem damit. Es artete für meinen Geschmack jedoch aus und ich bat sie es vielleicht ein wenig zu reduzieren. Ich hatte ein Unbehagen dabei, wenn sie das Kind im Kinderwagen auf Waldwegen stehen ließ und sich dann in die Büsche begab um nach dem Geocache zu suchen ohne mehr Sichtkontakt zum Kinderwagen zu haben. Sie ging ab da jahrelang gar nicht mehr diesem Hobby nach. Hätte ich diese Reaktion vorhersehen können, hätte ich lieber nichts gesagt. Insofern könnte jeglicher Kommentar zu ihrem Online-Business, das sie sich gerade aufbaut auch zu nicht absehbaren Konsequenzen führen.

Aktuell wäre die Stimmung fast wieder gekippt, als es darum ging, wie man damit umgehen sollte, dass sich in ihrer Brille bei Zoom-Konferenzen die Monitore in den Brillengläsern spiegelten. Entspiegelte Brille (teuer) kaufen oder wie Problem sonst lösen? Als eine Möglichkeit äußerte ich, dass ich z.B. gute Erfahrungen mit Kontaktlinsen gemacht habe. Das hätte zwar den Nachteil, dass man sich für einen Sehbereich entscheiden müsse, aber je nach Anwendungsfall könnte das ja eine Möglichkeit sein (wenn sie Notizen lesen müsste, wäre eben das Monitorbild unscharf oder umgekehrt). Puuuh, sie fühlte sich wieder bevormundet und es ist dann doch die entspiegelte Brille geworden (die Spiegelungen haben jetzt einen anderen Farbstich). Dabei wollte ihr ja nicht "meine" Lösung aufdrücken, sondern lediglich meine Erfahrungen mit Kontaktlinsen schildern und alle Möglichkeiten zunächst sammeln. Die Bewertung hätte ich ja ohnehin ihr überlassen. Aber sie schloss es sofort aus, ohne es überhaupt ausprobiert zu haben.


Wie geht es Dir dann damit, dass Deine EF mit einem Zitat von Dir bezüglich ihrer Affäre für ihr Coaching wirbt, wahrscheinlich ja im Internet und sozialen Netzwerken?? :nanu:

Na, dazu habe ich schon geschrieben, dass dies einen faden Beigeschmack hinterlässt. Meine hoch emotional gemachte Aussage bei Auffliegen der Affäre ist jetzt Teil einer Werbung und zerrt diesen Moment aus dem privaten Raum in die Öffentlichkeit. Es suggeriert irgendwie, dass ich Teil ihres Projektes bin. Ich würde da jedoch lieber ganz Außen vor bleiben wollen. Aus den oben bereits genannten Gründen, werde ich das jedoch nicht bei EF ansprechen.


Weißt Du denn wirklich, was für ein Wertesystem Deine EF hat oder leitest Du das alles aus dem stattgefundenen Betrug ab? Menschen, die eine Affäre eingehen, tun das aus den verschiedensten Gründen und mit den unterschiedlichsten Werten im Gepäck. Und oft gehen Menschen Affären ein, OBWOHL sie eigentlich ganz andere Werte haben, aber ein anderer innerer Anteil von ihnen sich in dem Moment durchsetzt. Das ist ja ein mehrdimensionales Geschehen.

In erster Linie leite ich das tatsächlich ab. Mit der Entscheidung zum Betrug ändern sich die Gewichtungen. Egoismus siegt über Gemeinwohl, die möglichen Folgen für Partner und Kindern werden ausgeblendet, ein niederer Trieb rückt in den Vordergrund. Meiner Meinung nach ein Resultat fehlender Selbstkontrolle. Ich könnte 100 Jahre alt werden und kann garantieren, dass mein Willen keinen Betrug zulassen würde. Der von Dir erwähnte "innere Anteil" kann sich nicht durchsetzen, wenn man sich im Griff hat. Wie ich meiner EF bereits in der Kennlernphase gesagt hatte, bin ich vom Typ so, dass ich an einer eingeschlagenen Schaufensterscheibe vorbeigehen könnte und garantiert nichts - egal wie wertvoll es sein mag - daraus mitnehmen würde. Bei ihr bin ich mir da nicht mehr sicher.....
Durch die Entscheidung zum Betrug findet eine Abwertung der anderen Werte statt.
 

Alf

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Hallo Emily11 :smile:

Mich würde interessieren, wie das eure Kinder verarbeiten. Die kriegen das doch sicher mit, dass ihr kein "Paar" mehr seid.

Was sollen sie verarbeiten? Wir leben so, wie die Kinder es bereits seit ihrer Geburt kennen. Dass es in der Zeit seit Aufdeckung der Affäre zwei, drei mal lauter geworden war, ist nicht mit dem zu vergleichen, was ich als noch kleineres Kind miterleben musste (wenn der Vater den Kopf der Mutter gegen die Heizung schlägt oder ihren Kopf zur Gasflamme des Herdes drückt....). Nein, alles gut. Aber durch das neue Beschäftigungsfeld meiner EF habe ich gelernt, dass jeder durch seine Kindheit einen Mindfuck erhält, sei es durch die Eltern auch noch so gut gemeint....

Wie sieht's eigentlich mit dem Daten aus? Gibt's da was Neues?

Das habe ich wieder verworfen. Auch wenn ich nach meinen Moralvorstellungen jedes Recht auf "Rache" hätte, so habe ich erkannt, dass ich einfach nicht der Typ dafür bin. Ich kann nicht an meinen Werten festhalten und mir gleichzeitig eine Nische suchen, in der ich diese Werte durch aktives Handeln konterkariere.
 

Mrs. Steele

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n erster Linie leite ich das tatsächlich ab. Mit der Entscheidung zum Betrug ändern sich die Gewichtungen. Egoismus siegt über Gemeinwohl, die möglichen Folgen für Partner und Kindern werden ausgeblendet, ein niederer Trieb rückt in den Vordergrund. Meiner Meinung nach ein Resultat fehlender Selbstkontrolle. Ich könnte 100 Jahre alt werden und kann garantieren, dass mein Willen keinen Betrug zulassen würde. Der von Dir erwähnte "innere Anteil" kann sich nicht durchsetzen, wenn man sich im Griff hat. Wie ich meiner EF bereits in der Kennlernphase gesagt hatte, bin ich vom Typ so, dass ich an einer eingeschlagenen Schaufensterscheibe vorbeigehen könnte und garantiert nichts - egal wie wertvoll es sein mag - daraus mitnehmen würde. Bei ihr bin ich mir da nicht mehr sicher.....
Durch die Entscheidung zum Betrug findet eine Abwertung der anderen Werte statt.

Und Du glaubst nicht, dass Menschen, auch wenn sie hohe moralische Werte haben, im Leben auch mal Fehler machen oder in Versuchung geraten können? So, wie Du Dich beschreibst, klingt es wie eine Maschine, die strikt geradeaus fährt und keinerlei Abweichung duldet. Klar, Du bist Dir selber gegenüber sehr hart und duldest wohl auch bei Dir keine moralischen Fehler und deswegen kannst Du sie auch bei anderen nicht tolerieren. Das Leben ist aber nicht schwarz-weiß, gut oder böse. Und Fehler machen macht doch das Mensch-Sein aus.

Ich glaube ja, und ich erinnere mich dunkel, dass das hier auch schonmal angesprochen wurde, dass es in erster Linie vielleicht gar nicht darum geht, Deine Beziehung strategisch zu "retten", sondern, dass Du zum Beispiel in einer Therapie Dir Deine doch sehr rigiden und unflexiblen Einstellungen mal anschaust. Um eine gelingende Beziehung zu führen, wäre es ja wichtig, einen Perspektivwechsel hinzubekommen, Dich also in die Innenwelt Deiner Frau mal einzudenken und zu fühlen und vielleicht auch ein Stückweit nachvollziehen zu können, was sie zu dem Betrug getrieben hat. Ohne das Ganze gutheißen zu müssen. Deine Frau besteht ja auch nicht nur aus dem Betrug, sondern es muss ja auch noch andere Eigenschaften und Werte geben, wegen derer Du sie geheiratet hast. Die sind doch nicht alle weg deswegen. Aber ich fürchte, dass das sehr schwierig für Dich sein könnte, weil Du ja auch mit Dir selber so hart umgehst (was man ja auch nachvollziehen kann, wenn man die Andeutungen, die Du aus Deiner Herkunftsfamilie machst, auf sich wirken lässt, da konnte man sicher nur überleben mit genau dieser inneren Einstellung).

Was wünscht Du Dir denn genau vom Forum und der Beratung hier?
 

Alf

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Hi,

Das Leben ist aber nicht schwarz-weiß, gut oder böse. Und Fehler machen macht doch das Mensch-Sein aus.

Witzig, dass EF exakt dasselbe gesagt hat....Sicher sind Fehler menschlich. Aber Fehler geschehen unabsichtlich. Vorsätzlich einen Fehler zu begehen ist eine ganz andere Qualität.


Um eine gelingende Beziehung zu führen, wäre es ja wichtig, einen Perspektivwechsel hinzubekommen, Dich also in die Innenwelt Deiner Frau mal einzudenken und zu fühlen und vielleicht auch ein Stückweit nachvollziehen zu können, was sie zu dem Betrug getrieben hat.
Ja, ich habe mich versucht hineinzuversetzen. Aber an dem Punkt, an dem die rote Linie überschritten wurde, konnte ich es nicht mehr. Ich kann mich auch in einen Bankräuber hineinversetzen, hätte jedoch eine unüberwindbare Hemmung mit einer Waffe in der Hand in eine Bank zu laufen.

Deine Frau besteht ja auch nicht nur aus dem Betrug, sondern es muss ja auch noch andere Eigenschaften und Werte geben, wegen derer Du sie geheiratet hast. Die sind doch nicht alle weg deswegen.
Na, ja. Ich habe mich eben im Charakter meiner EF grundlegend getäuscht. Ihre stille Art hatte ich dahingehend fehlinterpretiert, dass sich im Inneren möglicherweise eine Seelenverwandtschaft verbirgt. Bei der Aufarbeitung der Affäre ist jedoch deutlich geworden, dass zu ihren Charakatereigenschaften auch Neid und Missgunst gehören. Dass sie anfällig ist für materielle Werte, sich beeindrucken lässt von Macht und Reichtum. Und die Stille hat nicht eine wundervolle Seele verborgen, sondern nur über eine platte, undifferenzierte Weltsicht hinweggetäuscht.
Ein Top-Punkt war die - vermeintliche - Ehrlichkeit. Auch diese Facette des Charakters
hat sich als Irrtum herausgestellt.

Was wünscht Du Dir denn genau vom Forum und der Beratung hier?

In der akuten Phase hatte es mir schon geholfen mich hier mitzuteilen. Es gab dann auch den einen oder anderen wertvollen Hinweis, der mir geholfen hatte eine differenziertere Sichtweise zu erhalten. Und möglicherweise ergibt es sich doch noch Hoffnung zu schöpfen, auch wenn ich noch ziemlich desillusioniert bin und keine rosarote Zukunft mit Einhörnern und Luftballons erkennen kann.
 

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