Freundin zweifelt während Schwangerschaft plötzlich an Beziehung

Admina Schneewittchen

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Hallo Jappi,

ich finde es unterm Strich positiv, dass ihr nun getrennter Wege geht.

Und ich finde es positiv, wie du nun mit der Situation umgehst.

Vergiss bei aller männlicher Weiterentwicklung nicht, auch du selbst zu bleiben (klar, das bleibt man ja immer, aber ich denke, du weißt, was ich meine). Sonst kann das Gefühl aufkommen, dass du so, wie du warst und bist, nicht "richtig" oder "genug" warst. Und das stimmt so nicht. Du hast Fehler gemacht, sie aber ebenso. Es hat nicht gepasst und es hätte in meinen Augen auch nicht gepasst, wenn du anders gewesen wärst.

Dieses innerliche Weiten und reifen...das wäre sicherlich gut. Nur, dir was überstülpen, was du so gar nicht bist, da würde ich aufpassen. Also, dass diese männliche Weiterentwicklung von innen heraus kommt, nicht von außen übergestülpt. Das kann dich zwar erst besser fühlen lassen, aber mittelfristig möglicherweise innerlich ausgehöhlt - und wir Menschen (nicht nur auf Frauen bezogen) spüren ja auch, ob etwas authentisch aus Lebenserfahrung, Selbstreflektion usw. gewachsen ist oder übergestülpt um z.B. einem Männerbild hinterher zu laufen oder besonders männlich o.ä. zu wirken, was ja eher für einen niedrigen Selbstwert sprechen würde und manchmal auch unfreiwillig albern wirken kann. Du BIST ein Mann. Und reifst eben hier und da noch nach...Und Geschmäcker sind verschieden.:smile:
 
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PhilippX

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Jappi, dass was Schneewittchen schreibt kann ich nur bestätigen. Manche neigen nach so einer Erfahrung in ein Extrem zu verfallen, dass besonders Männlich sein nun bedeutet wie ein Macho oder Rüpel oder Arschloch-Typ (hier im negativen Sinne gemeint) aufzutreten, aber dadurch wirken diese Typen dann eher wie Karikaturen.
Bleib du, verliere nicht deine Empathie, zieh halt an der ein oder anderen Stellschraube etwas an und mit dem, was du hier liest und lernst, wird es das nächste Mal besser laufen. :smile:

Zum Superhandwerker musst jetzt nicht werden, um ein "Mann" zu sein. Aber ich verstehe deine Verunsicherung nach so einer Geschichte. Lass dir aber Zeit, dass alles zu verarbeiten, aufzunehmen, was du hier so liest, und zu überlegen, was du für dich adaptieren möchtest, wenn es für dich passt. Eile ist in solchen Dingen nie gut, weil es dann oftmals oberflächig bleibt. Man ist dann eher wie ein Luftballon und drinnen eben nur Luft.
 
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PhilippX

Gelöschter User
Also bitte jetzt auch nicht falsch verstehen. Der eine oder andere Mitleser wird sich jetzt sagen: Was will er jetzt noch, das ist doch jetzt eh alles passé.

Ist ja jetzt auch schwierig im Nachgang das nun alles zu deuten. Da muss man sich auch vor dem eigenen totalitären Anspruch unseres Denkens hüten, immer für alles eine Erklärung haben zu wollen.

Aber das Bedürfnis nach einer netten Dame ist schon noch bestimmend bei mir - Siehe mein Ziel und Traum von einer harmonischen Familie.

Ist das nicht menschlich? :smile: Wie kann man als Mann nicht Frauen lieben. James Brown bringt es doch wunderbar auf den Punkt:
This is a man's, man's, man's world
But it wouldn't be nothing, nothing without a woman or a girl


Problematisch ist es aber, wenn man seinem Partner hörig wird und sein Selbstwertgefühl über diesen bestimmt. Dann hört man auf für die eigenen Dinge einzustehen, sondern will es dem anderen nur recht machen aus Angst, ihn sonst möglicherweise zu verlieren. Und dann wird es problematisch.

Aber deine Vorstellungen von Partnerschaft musst du jetzt nicht "lockern", vielleicht findest du ja eine Frau, die die gleichen Vorstellungen hat, wäre das nicht das Beste?

Ich möchte ja seit letzten Herbst schon mit Krav Maga anfangen.

Das klingt doch spannend. Ich wollte auch mit koreanischen Schwertkampf neu anfangen und wie bei dir kam mir dann die Pandemie dazwischen.

Aber hab die letzten Wochen, während der Krise, mir immer wieder Maschinen zum Schreinern bestellt. Hab jetzt alle zusammen und hab auch schon was aus Holz gemacht. Das wollte ich schon immer machen und macht mir bisher großen Spaß. Irgendwann bastel ich mir nen Tisch oder kann für meinen Junior im Garten mal ein Baumhaus zimmern oder so. :schuettel:

Dann kannst du schon mehr als ich. :thumbsup:
 

Mod Sleepy

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Hey Jappi,

ich habe die letzten Tage nur still mitgelesen. Ich bin aber ganz bei den anderen.

Ich finde auch gut, wie du mit der Situation umgehst. Wichtig ist halt, dass du das mit dem Sachenabholen jetzt gut hinter dich bringst.
Räume deine Wohnung auf und begegne ihr höflich. Am besten ohne Hinterfragen und schon gar nichts vonwegen ihrer Vergangenheit. Das gereicht dir überhaupt nicht zum Vorteil.
Wenn über die Beziehung gesprochen werden sollte, dann soll sie das anfangen. Von deiner Seite ist es ok wie es ist, du hast die Zeit mit ihr genossen und schaust positiv in die Zukunft, weil du selbst gemerkt hast, dass ihr unterschiedliche Vorstellungen habt.

Das kriegst du hin. Das wirkt souverän.

Aber räum auf jeden Fall deine Wohnung vorher auf. :zwinkern: Du willst ja einen guten Eindruck hinterlassen.

Bei der Schwester würde ich mich in der Tat "entschuldigen" wenn du den Impfpass bringst. Ohne das mit Trixi zu thematisieren. Oder besser als entschuldigen ist sich bei ihr zu bedanken, dass sie dich da angerufen hat, du wüsstest das zu schätzen.
Weisst, sie macht da ja ihren Job, aber jedem gefällt es wenn "der Kunde/Patient/Mandant" einen auch mal lobt und nicht alles selbstverständlich ist.

Ansonsten bleib bei dir, bleib authentisch. Wir Frauen merken es, wenn einer uns den Löwen vorspielt und finden das eher amüsant. Man nimmt einen Mann bei fehlender Authentizität überhaupt nicht ernst. Bei mir hat das mal einer gebracht. Tat so als wäre er der große Macker und in Wahrheit war er Beta-Typ par excellence. Der hat sich aufgeführt, da hab selbst ich das gruseln bekommen. :oh:

Dann kannst du schon mehr als ich.
Nanana, immerhin hast du mich vor den bösen Flussmücken gerettet. :wolke:

-

Aber ne im Ernst, Jappi. Toll, dass du da handwerklich so begabt bist. Ich wette, du wirst eine Frau finden, die das ganz toll findet, dass du ein Baumhaus zimmern kannst.
 
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Jappi

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Vergiss bei aller männlicher Weiterentwicklung nicht, auch du selbst zu bleiben (klar, das bleibt man ja immer, aber ich denke, du weißt, was ich meine). Sonst kann das Gefühl aufkommen, dass du so, wie du warst und bist, nicht "richtig" oder "genug" warst. Und das stimmt so nicht. Du hast Fehler gemacht, sie aber ebenso. Es hat nicht gepasst und es hätte in meinen Augen auch nicht gepasst, wenn du anders gewesen wärst.

Hallo Schneewitchen,

danke dir für dieses wertvolle Feedback. Ich denke, ich weiß was du meinst. Vor lauter Weiterentwicklung sollte man aufpassen, dass mein neues Ich nicht iwann zu künstlich oder als lose Hülle rüberkommt.
Ich glaube, damit habe ich bereits etwas Erfahrung sammeln dürfen. Ich meine, ich hatte ja bereits in den letzten 2 Jahren eine krasse Wandlung hinter mir. Am Anfang dieser Entwicklung konnte es gut sein, dass ich beim einen oder anderen Date noch hölzern gewirkt habe. Aber je mehr Dates ich hatte, je mehr ich in soziale Interaktionen getreten bin und je mehr ich gewisse Dinge dadurch internalisiert habe, desto besser, runder, ja geschliffener wurde mein Verhalten. Das hab sogar ich selbst gespürt. Die ersten Dates waren noch leicht unangenehm. :headshake: Ein halbes Jahr später hatte ich jedoch wirklich gute Erfolge. Aber immer mit Höhen und Tiefen verbunden. Es ging in der Entwicklung eben nicht nur immer nach oben, aber das ist ja selbstverständlich.

Wo wir gerade bei diesem Thema sind, fällt mir gerade noch etwas Wichtiges ein, was ich euch unbedingt mitteilen möchte:
Es war die letzten Monate durchaus so, dass ich mangels sozialer Interaktionen im Lockdown immer mehr meine situativ-kommunikative Art verloren habe - bis davon eben nur noch eine Hülle übrig geblieben ist (oder zumindest dachte ich das). Da gab es leider einige Situationen, in denen ich nicht mehr so redegewandt, kommunikativ oder schlagfertig aufgetreten bin wie noch in den ersten Monaten der Beziehung.

Ein leider sehr bezeichnendes Beispiel:
Mein Bruder ist querschnittsgelähmt seit Geburt an. Aber er kommt klar, kann mit Schienen laufen, hat viel Rollstuhlbasketball gespielt, etc. Der hat im letzten Jahr auch so eine krasse Entwicklung hinter sich gebracht, die mir fast entgangen wäre. Der strotzt nur so vor Selbstbewusstsein, hat Muckis, ist ein Schwätzer vor dem Herrn, was bei fast allen Menschen mega gut ankommt (manche aber auch überfordert) und einfach sympathisch wirkt. Der hat einfach eine total witzige sympathische geschwätzige Art und scheißt sich einfach nichts mehr. Als dann Trixi und ich uns mal mit meinen Eltern getroffen haben und mein Bruder auch dabei war, (ca. im Februar/März) hat der so richtig aufgedreht und hat mich teils als unschlagfertigen Wicht zurückgelassen. Leider hab ich auch unwirsch reagiert.

So sehr ich mich für meinen Bruder bisher über seine Entwicklung gefreut hatte - an diesem Abend ist er mir richtig auf den Sack gegangen, weil er mich vor Trixi blöd dastehen hat lassen.
Auch bei ihrer Familie gelang es mir nicht die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Oft wusste ich nicht mehr, was ich sagen sollte, weil es einfach Menschen vom teils ganzen anderen Schlag waren. Naja, ich empfand das eigentlich nicht als schlimm, weil ich mir dachte, naja, wer bitte kommt neu in eine Familie und kann sich gleich mit allen super unterhalten??!! Außerdem waren vor allem die Männer in Trixis Familie sehr mundfaul.
Und es war ja auch monatelang Lockdown - also für mich war das absolut in Ordnung.

Aber!! - und vielleicht kommt hier gerade ein Puzzleteil zum Vorschein, der für die Trennung im Nachhinein plötzlich auch noch ganz entscheidend wird - es kann eben gut sein, dass sie gemerkt hat, dass ich einen gewissen Frame vom Anfang der Beziehung nicht mehr halten konnte. Da war vielleicht nur noch die Hülle übrig, von dem, was ich mal war - kommunikativ, schlagfertig, eloquent.
Dieser Umstand war mir durchaus bewusst. Ich weiß noch, dass mir das ein wenig zu Denken gegeben hat. Aber nachdem sie plötzlich zusammenziehen und Kinder wollte, dachte ich, ist alles wunderbar. Außerdem habe ich darauf vertraut, dass sie weiß, dass es in einer Beziehung ja ganz normal ist, dass die Kommunikation ein bisschen weniger, alltäglicher und normaler wird. Nicht mehr so flirty. Wobei ich das auf WA bis zum Schluss aufrechterhalten habe.

Also ich glaube, das könnte auch zur Trennung beigetragen haben. Und hier sind wir dann wieder bei dem, was Schneewitchen gesagt hat, ganz egal, ob das jetzt ausschlaggebend war oder nicht: Bleib so wie du bist, verlier dich nicht zu sehr in krassen Weiterentwicklungen, sonst fliegt es dir iwann, wenn du dich wieder etwas gehen lässt, umso mehr um die Ohren.
Ey, NACH der Trennung kommen auf einmal die besten Erkenntnisse... :namaste:

Trixi hatte mir vor ca. 2 Monaten übrigens noch rückgemeldet, dass ich im Vergleich zu ihren männlichen Freunden oder den Partnern ihrer Freundinnen sehr erfahren und reif wirken würde (was durch die Trennung natürlich jetzt hinfällig klingt). Naja, vllt war ja wenigstens ein bisschen was dran.
 
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Jappi

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Manche neigen nach so einer Erfahrung in ein Extrem zu verfallen, dass besonders Männlich sein nun bedeutet wie ein Macho oder Rüpel oder Arschloch-Typ (hier im negativen Sinne gemeint) aufzutreten, aber dadurch wirken diese Typen dann eher wie Karikaturen.
Bleib du, verliere nicht deine Empathie, zieh halt an der ein oder anderen Stellschraube etwas an und mit dem, was du hier liest und lernst, wird es das nächste Mal besser laufen.



Nein, ich werde jetzt sicher nicht zum Arschloch. Das bin ich ja auch gar nicht. Aber ich denke, ich darf meine Prinzipien durchaus wieder etwas mehr in den Vordergrund rücken und vor anderen auch aktiv ausleben - also mit einem gewissen Selbstverständnis auftreten. Ich meine, mir liegt es fern, eine Frau schlecht zu behandeln. Aber vor ihr meine Meinung und meine Prinzipien felsenfest zu vertreten, darauf könnte ich wieder mehr Wert legen - das ist dann die Stellschraube, von der du sprachst, Philipp.

Problematisch ist es aber, wenn man seinem Partner hörig wird und sein Selbstwertgefühl über diesen bestimmt. Dann hört man auf für die eigenen Dinge einzustehen, sondern will es dem anderen nur recht machen aus Angst, ihn sonst möglicherweise zu verlieren. Und dann wird es problematisch.

Ich denke, sie wollte es mir am Ende als schwuffig auslegen, dass ich Frauen oder alle möglichen Menschen angesprochen habe in der Vergangenheit. Oder auch, dass ich so nebenbei immer von iwelchen Dates erzählt habe (natürlich ohne too much details). Aber vllt dachte sie sich: Ey, warum hat er es eigentlich immer nötig, mir das unter die Nase zu reiben? Holt er sich daraus etwa sein Selbstwertgefühl?
Aber das ist nur eine Vermutung. Keine Ahnung, ob das so rüberkam. Letztendlich hab ich das nicht aus dem Grund getan. Das hat sich halt einfach ergeben - ohne Hintergedanken.

Aber deine Vorstellungen von Partnerschaft musst du jetzt nicht "lockern", vielleicht findest du ja eine Frau, die die gleichen Vorstellungen hat, wäre das nicht das Beste?

Hm naja, aus Selbstschutz dachte ich halt. Eine Frau mit den gleichen Vorstellungen wäre natürlich das Allerfeinste. Aber die erstmal finden...
 
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Jappi

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Aber deine Vorstellungen von Partner
Räume deine Wohnung auf und begegne ihr höflich. Am besten ohne Hinterfragen und schon gar nichts vonwegen ihrer Vergangenheit. Das gereicht dir überhaupt nicht zum Vorteil.
Wenn über die Beziehung gesprochen werden sollte, dann soll sie das anfangen. Von deiner Seite ist es ok wie es ist, du hast die Zeit mit ihr genossen und schaust positiv in die Zukunft, weil du selbst gemerkt hast, dass ihr unterschiedliche Vorstellungen habt.

Das kriegst du hin. Das wirkt souverän.

Aber räum auf jeden Fall deine Wohnung vorher auf. :zwinkern: Du willst ja einen guten Eindruck hinterlassen.

schaft musst du jetzt nicht "lockern", vielleicht findest du ja eine Frau, die die gleichen Vorstellungen hat, wäre das nicht das Beste?

Hallo Sleepy, schön mal wieder von dir zu lesen!

Das hat was von "Räum dein Zimmer auf, Bub!" :lach:
Keine Sorge, Wohnung ist aufgeräumt, habe ihre Sachen auch schon in eine Tasche gepackt. Neben einer sauberen Wohnung wird sie meine provisorische Werkbank samt entsprechender in Eigenmanufaktur hergestellter Ergebnisse warhnehmen sowie den Tomatendschungel auf dem Balkon. Darunter ist auch ihre Tomatenpflanze, die ich natürlich gehegt und gepflegt habe. Mal sehen, ob sie die wieder zurückmöchte. Wahrscheinlich nicht.

Ich weiß, das klingt jetzt wieder komisch, dass ich das eigens frage, aber ich darf schon, falls es sich ergibtm, vor ihr gelöst und fröhlich wirken oder? Das müsste sich ja auch decken mit dem, was ich bei Quentin gelesen habe. Zeigen, dass es einem mit der Trennung gut geht!

Ich frage deshalb, weil ich seit gestern echt gut drauf bin. War mit einer Freundin spontan in der hiesigen Boulderhalle. Die hat wiederum ihren neuen Freund mir vorgestellt. Mit dem habe ich mich gleich so super verstanden, dass er mich für Freitag zu seinem Geburtstag eingeladen hat. Außerdem hab ich jetzt eine DAV-Mitgliedschaft und es ist geplant, mit den beiden jetzt regelmäßig zum Bouldern oder Klettern zu gehen. Das war ja auch so etwas wie das Tischlern, was ich schon vor einem Jahr mal angehen wollte.
Wir waren dann gestern Abend noch einen trinken und alles war so unglaublich cool und entspannt, dass ich voll fröhlich bin. Aber wann Trixi auch erscheinen mag - das würde sie ja nicht negativ auffassen oder? (ich weiß, wäre ja eh wurscht, aber dennoch...).

Bei der Schwester würde ich mich in der Tat "entschuldigen" wenn du den Impfpass bringst. Ohne das mit Trixi zu thematisieren. Oder besser als entschuldigen ist sich bei ihr zu bedanken, dass sie dich da angerufen hat, du wüsstest das zu schätzen.
Weisst, sie macht da ja ihren Job, aber jedem gefällt es wenn "der Kunde/Patient/Mandant" einen auch mal lobt und nicht alles selbstverständlich ist.

Ich bin heute zur Praxis gefahren und habe noch meinen Impfpass vorbeigebracht. Auf Nachfrage wurde mir gesagt, dass Trixis Schwester aber grad im Urlaub ist. ich denke, ich werde ihr meine Dankbarkeit (keine Entschuldigung) noch über WA zukommen lassen.

Und ja Sleepy, ich versuch authentisch zu bleiben.

Und nein Sleepy, noch bin ich ja gar nicht handwerklich "begabt" :lach: Aber ich werde sicher mit der Zeit besser.

Ich frag mal lieber nicht, was es mit den Flussmücken auf sich hat:::
 
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PhilippX

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Guten Morgen Jappi,

du machst dir ja extrem viele Gedanken....

Anstatt nun auf jedes Detail einzugehen, würde ich es gerne auf eine Frage runterbrechen: "Was zeichnet deinen Partnerwert aus Jappi?" Und so paradox es klingt, indem Moment, wo du dir eine solche Frage nicht mehr stellen musst, bist du bei dir angekommen.
Schau, oben wurde es ja bereits mehrfach gesagt, dass Frau heute auf den Mann in der klassischen Rollenverteilung nicht mehr angewiesen ist. Diese Art Mann ist für viele Frauen "überflüssig" geworden. Bindungen aufzubrechen und neue einzugehen, ist heute "einfach". Überspitzt formuliert, heute kann Frau auf ihren Partner in einer Bar warten, währenddessen betritt ein Fremder diese, und er kann zu einer "Gefahr" für die Paarbeziehung werden. Oder ein Mann, der jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit fährt, da kann eine Mitreisende plötzlich zur Verlockung werden. So fragil kann Beziehung heute sein. Und nun? In Angst leben? Man kann Sport betreiben, aber es wird immer jemanden geben, der muskulöser ist. Genauso wie es immer jemanden gibt, der größer, beruflich erfolgreicher, vermögender, gutaussehender, wortgewandter, humorvoller etc. ist oder einen größeren Penis hat. Ist man also immer gezwungen, eine Schippe drauf zulegen, andernfalls geht man unter?

Ehrlich, wenn dem so ist, dann würde Beziehung ein permanenter Stressfaktor sein und Menschen würden so ein Konstrukt gar nicht eingehen, sondern sich auf unverbindliches beschränken.

Wenn jemand merkt, dass er das Gefühl hat, sich ständig mit anderen zu messen, um dadurch seine Männlichkeit zu bestätigen, dann definiert er sich nicht von Innen heraus, sondern von Außen. Aber dann ist es unabdingbar, dass er auch eines Tages auf jemand überlegeneres trifft und was macht dies dann unweigerlich mit ihm?

Was ich sehr stark aus Fromms Buch "Vom Haben zum Sein" mitgenommen habe, und Erich Fromm ist ein wunderbarer Gesprächspartner, dass der größte Triumph darin besteht, aus dem Hamsterrad auszusteigen, seinen Selbstwert über Dinge (Haus, Auto, Frau usw.) zu bilden. Dinge sind vergänglich und somit ist es dann auch mit dem Selbstwertgefühl.

Ich münze das mal auf mich: ich habe ein bestimmtes Bild von mir, dass möchte ich erfüllen. Was Heinz und Kunz davon halten ist für mich so sehr von Bedeutung, wie ein Sack Reis, der in China umfällt. Ich muss mich auch nicht mit jemand anderen messen, um zu wissen, wer ich bin. Aber ich messe mich gerne mit anderen, um aus dieser Reibung mich besser in meinen Fähigkeiten und Grenzen zu erfahren.
Im ersten Jahr in der Pandemie hatte ich über mehrere Monate Homeoffice am Stück. Und ich habe wie auch sonst, wenn ich zur Arbeit fahre, mich rasiert. Irgendwann fragte meiner Partnerin, weshalb ich dies denn tue, da ich doch sowieso nur zuhause bin. Und meine Antwort war: Ich tue das für mich. Weil unabhängig von anderen ich ein bestimmtes Bild habe von Gepflegtsein, dass ich auch aufrecht erhalten würde, selbst wenn ich der letzte Mensch auf Erden bin. Gleiches gilt für den Sport. Den mache ich doch nicht, damit ich Frauen beeindrucken kann, sondern für mich, weil ich ein bestimmtes Bild von mir habe, wie ich meinen Körper mag und ich es spannend finde, meine körperlichen Grenzen zu erfahren. Partnerin ist auch hier wieder die Nutznießerin meines Anspruches an mich selbst. Und das meine ich damit, wenn ich sage, mache die Dinge für dich und die dir gut tun, und nicht für andere. Das ist Unabhängigkeit.

ist ein Schwätzer vor dem Herrn, was bei fast allen Menschen mega gut ankommt (manche aber auch überfordert) und einfach sympathisch wirkt
und mein Bruder auch dabei war, (ca. im Februar/März) hat der so richtig aufgedreht und hat mich teils als unschlagfertigen Wicht zurückgelassen. Leider hab ich auch unwirsch reagiert.

Es ist immer schwierig etwas dazu zu sagen, wenn man nicht dabei war.
Es gibt die Männer, die bei gesellschaftlichen Anlässen einen Witz nach dem anderen raushauen. Bringt Stimmung, aber ich habe noch nie eine Frau sagen hören, dass sie beim Gedanken an Jim Carrey nass wird. Es gibt Männer, die den Proleten geben, dass mag auf junge Mädels wirken, aber gestandene Frauen durchschauen oft diese Fassade. Es gibt Männer, die in einer gesellschaftlichen Gruppe eine Leaderposition einnehmen. Auch gut.
Ich käme aber nun nie auf den Gedanken, mich mit einem Komiker oder Schwätzer messen zu müssen, andernfalls bin ich der Wicht in der Gruppe. Da ruhe ich einfach zu sehr in mir selbst.
Du hast mal oben geschrieben, dass du den Batman als Ausdruck von Männlichkeit so toll findest. Nehmen wir mal diesen Archetypen. Kennst du ein Comic, in der Bruce Wayne bei einem gesellschaftlichen Anlass zum Sprücheklopfer mutiert und einen Schenkelklopfer nach dem anderen ausgibt? Natürlich nicht. Klar, ein Peter Parker ist lustig, aber mal ehrlich, wer will schon wie die Mimose Peter Parker sein?
Ein James Bond würde auch enorm viel von seiner Aura verlieren, wenn er plötzlich auf einer Gala einen auf Comedian macht.
Natürlich gibt es immer jemanden, der schlagfertiger ist. Und nun? Fieberhaft überlegen, wie man kontern und den anderen übertrumpfen kann? Und in der Zeit, in der du überlegst, haut der andere bereits den nächsten Spruch raus. Und je mehr du dich ärgerst, desto mehr spürt der andere das. Und wie die Ameise, die den Zucker findet, folgen dann weitere Sprüche, weil wir Menschen nun einmal gern in die Wunde des anderen Salz streuen, statt Grenzen zu wahren. Ich habe jetzt keinen Zauberspruch, wie du das verhindern kannst. Ich kann nur sagen, wenn du weißt wer du für dich bist, dann ruhst du in dir. Und dann gewährt man auch einem anderen die Bühne, denn jeder Hof braucht auch einen Hofnarr, der unterhält. Aber deine Partnerin wird am Ende des Abends mit dir nach Hause gehen und unter dir lustvoll stöhnen. :zwinkern: Und wenn jemand meint, auf deine Kosten die Leute unterhalten zu können, dann hilft Selbstironie immer. Ein Mann, der über sich selber lachen kann, ist unglaublich sexy für Frauen. Wenn du dich aber vor allen Leuten ärgerst, und eine Frau bekommt das mit, dann merkt sie ja, wie dünn, dein Sebstbewusstsein hat, und dass ist dann fatal, nicht dass ein anderer sich zum Animateur des Abends macht.

Und manchmal kommt es gar nicht darauf an, wieviel man sagt, sondern was im richtigen Moment. Ich bleibe mal in der Filmwelt, weil sie ja doch wunderbare Beispiele bietet. Es gibt in Skyfall diese berühmte Szene, wo Bond von Silva rhetorisch komplett auseinandergenommen wird. Silva dominiert mit seiner Aura die gesamte Szene und ist Bond in jeder Hinsicht überlegen. Und als Zuschauer merkst du, dass Bond gerate schwimmt. Und dann gibt es eben diesen homoerotischen Moment. Und als Zuschauer denkst du, Bond, der schon derart rhetorisch in die Ecke gedrängt ist, bleibt nur noch, mit Empörung zu reagieren, was ihn aber gänzlich unmännlich erscheinen lassen würde. Und dann nähern sich Silvas Hände Bonds Schritt und er meint: "Es gibt für jede Sache ein erstes Mal." Und Bond antwortet: "Was lässt Sie denken, es sei mein erstes Mal?" Ein Satz, und das Machtverhältnis dreht sich. Die Aussage ist bemerkenswert, denn sie zeigt, der Kerl hat soviel Selbstbewusstsein, dass er kein Problem hat, spielerisch mit seiner Männlichkeit umzugehen. Und dann hört man die eigene Partnerin sagen: "Der Bond ist schon ne coole Socke." Das ist die weibliche Reaktion auf Männlichkeit. Man(n) muss kein Gesellschaftsclown sein, um bei Frauen zu punkten, sondern es reicht, in allen Lebenslagen einfach souverän zu sein/bleiben, insbesondere in Stresssituationen, ob nun ein Typ seine Hände auf deine Schenkel legt :lach: oder dein Bruder dich mit Sprüchen versucht zu drangsalieren.:lach:

Oder auch, dass ich so nebenbei immer von iwelchen Dates erzählt habe (natürlich ohne too much details). Aber vllt dachte sie sich: Ey, warum hat er es eigentlich immer nötig, mir das unter die Nase zu reiben? Holt er sich daraus etwa sein Selbstwertgefühl?

Guter Gedanke.

Hm naja, aus Selbstschutz dachte ich halt. Eine Frau mit den gleichen Vorstellungen wäre natürlich das Allerfeinste. Aber die erstmal finden...

Manchmal muss man einfach im richtigen Milieu suchen. Für einen überzeugten Atheisten wäre die Kirchengemeinde als Ort der Partnersuche ziemlich ungeeignet, wenn er mit christlichen Werten überhaupt nichts anfange kann. Und einen überzeugten Swinger würde man wohl auch abraten, bei Monogamisten zu fischen.

Ich weiß, das klingt jetzt wieder komisch, dass ich das eigens frage, aber ich darf schon, falls es sich ergibtm, vor ihr gelöst und fröhlich wirken oder? Das müsste sich ja auch decken mit dem, was ich bei Quentin gelesen habe. Zeigen, dass es einem mit der Trennung gut geht!

Ja warum denn nicht? Ich fände es so oder so kontraproduktiv, wenn du da jetzt wie ein Häufchen Elend wirkst.
 
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Admina Schneewittchen

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Es gibt die Männer, die bei gesellschaftlichen Anlässen einen Witz nach dem anderen raushauen. Bringt Stimmung, aber ich habe noch nie eine Frau sagen hören, dass sie beim Gedanken an Jim Carrey nass wird. Es gibt Männer, die den Proleten geben, dass mag auf junge Mädels wirken, aber gestandene Frauen durchschauen oft diese Fassade. Es gibt Männer, die in einer gesellschaftlichen Gruppe eine Leaderposition einnehmen. Auch gut.
Ich käme aber nun nie auf den Gedanken, mich mit einem Komiker oder Schwätzer messen zu müssen, andernfalls bin ich der Wicht in der Gruppe. Da ruhe ich einfach zu sehr in mir selbst.
Das sehe ich ein wenig anders, Philipp. Also, dass du das für dich so erlebst glaub ich dir unbenommen. Nur, denke ich nicht, dass diese Werte für alle Männer so gelten müssen.
Ich finde, jeder hat ein eigenes "Ich-Ideal" in sich, was nach Erfüllung strebt. Und beim einen ist es James Bond, beim anderen mag es durchaus eine schlagfertige und humorvolle Art und Weise sein. Deshalb würde ich mich nicht daran orientieren, ob das möglicherweise für Feuchtigkeit sorgt oder nicht. Weil auch da sind ja Frauen völlig unterschiedlich. Die eine findet den witzigen, schlagfertigen Typen wesentlich sexier als James Bond.
Ich würde da eher für die eigene innere Wahrheitsfindung plädieren - etwas zu bewundern, was ein anderer hat (und seis eben Schlagfertigkeit, egal was, das haben ja nicht wir zu bewerten) kann mir ja einen Weg zu mir selbst weisen, was mir selbst eben wichtig ist. Wo ich denke, dass ich selbst noch Defizite habe. Da würde ich aufpassen, da von außen was anderes zu suggerieren, was bewundernswert ist und was nicht, was Frauen mögen, was nicht. (Und Jim Carrey find ich übrigens null lustig).

Jappi, ich kann das gut nachvollziehen, was du über dein Gefühl beschreibst bezügl. dieser Szenen mit deinem Bruder. Möglicherweise sind da ja auch noch familiäre Dynamiken, die wir einfach nicht wissen können (Konkurrenz unter Geschwistern z.B., möglicherweise auch unbewusst). Das ist das Eine. Zum anderen würde ich auch da an mir selbst dran bleiben. Wirklich, ich würde dir definitiv davon abraten, immer alles auf Frauen abzugleichen. Du wirst es sowieso nicht jeder recht machen können und um jemanden zu finden, der wirklich zu dir passt, mit deinem Inneren resoniert, fällt mir kein Weg ein außer dem, den Weg zu dir selbst zu finden. Das schlägt ja mehrere Fliegen mit einer Klappe: Du entwickelst im besten Fall ein regelrechtes Selbst*bewusstsein*, wirkst authentisch. Und da würde ich auf Schatzsuche in mir selbst gehen (nach dem Motto: "Was Peter über Paul denkt, hat weniger mit Paul zu tun als mit Peter"): Ist es wirklich der Humor, die Schlagfertigkeit an sich, die ich beneide und bewundere an meinem Bruder oder ist es der Erfolg, die Aufmerksamkeit, die er bekommt und die Schlagfertigkeit wäre sozusagen durch anderes ersetzbar, was die selbe Aufmerksamkeit bringen würde?

Dann noch von mir persönlich, eine Frauenmeinung inmitten vieler anderer Frauenmeinungen: Ich persönlich finde Humor und Schlagfertigkeit wirklich äußerst anziehend. Für mich ist Lachen sehr sehr wichtig und ein Mann, der wenig humorvoll ist, wäre für mich so rein gar nichts. Was löst den Lachreiz überhaupt aus? Eine schnelle, überraschende, unerwartete Wendung eines Sachverhalts, mit der man nicht gerechnet hat und die auch obskur sein kann.
Nicht zu vergessen, dass Lachen, Humor usw. für zwischenmenschliche Bindung sorgen kann. Gemeinsames Lachen kann verbinden, man teilt Gefühle miteinander, vielleicht auch etwas Geheimes...dann, wenn man speziellen Humor miteinander teilt, den andere nicht gleich verstehen oder darüber einfach nicht lachen können. Wenn ein Mann "lustig-frech" sein kann, dann kann das bei einer Frau durchaus Respekt auslösen, vor allem eben, wenn sie humormäßig mitgehen kann bzw. resoniert damit. Das kann durchaus eine erotische Spannung auslösen, auch im Sinne von Necken, lustig ärgern usw.

Also, wenn du mit diesem Wunsch resonierst, z.B. schlagfertiger zu sein, dann hat das durchaus was zu bedeuten. Dann ist das ein Wert für dich möglicherweise. Den du auch nicht rechtfertigen musst. Die andere Frage ist eben, ob du ein Talent dafür hast und wenn du es nicht so recht hast, es nicht so entwickeln kannst, dann ist auch das zu akzeptieren, weil du auch so toll bist und Ressourcen hast, die halt möglicherweise noch weiterentwickelt werden könnten. Aber DA sind sie! Ganz sicher!
 
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PhilippX

Gelöschter User
Du entwickelst im besten Fall ein regelrechtes Selbst*bewusstsein*

Die Sache mit dem Selbstbewusstsein, hierzu eine Rückfrage, Schneewittchen, weil oft rät man ja zu mehr Selbstbewusstsein, was ja auch die Rückfrage provoziert, wie kommt man denn zu diesem Selbstbewusstsein: Daher meine Frage, woran liegt es tatsächlich, dass die einen viel haben, die anderen wenig, und im Falle letzteres, wie kann man ein solches nun tatsächlich praktisch aufbauen? Noch ein Nachtrag zum ersten Teil, es gibt ja auch Brüder, die eben beide als Kinder gleichermaßen negative Dinge seitens der Eltern erlebt haben, von Demütigung über Beschimpfungen bis hin zu Gewalterfahrungen, und wo interessanterweise, diese nicht den gleichen Abdruck hinterlassen haben, sondern der eine besitzt eben sehr viel Ich-Stärke, der andere sehr wenig. Was ist es, wenn man es denn überhaupt weiß, was hier den Unterschied ausmacht?

Ich finde, jeder hat ein eigenes "Ich-Ideal"

Da stimme ich dir grundsätzlich zu, daher oben mein Einschub, dass ich nur eine subjektive Meinung hierzu abgeben kann, die auch mehr auf den Typ des Schwätzer, wie Jappi es geschrieben hatte, abzielten.
Mir ging es mehr hierum, was du ja auch beschreibst:
und wenn du es nicht so recht hast, es nicht so entwickeln kannst, dann ist auch das zu akzeptieren, weil du auch so toll bist

Ich fände es nämlich sehr bedauernswert, wenn man sich sein Leben lang in Konkurrenz zu anderen sieht, und weil man vielleicht eine Sache nicht so gut kann, sich als Wicht oder Lusche ansieht. Da sollte man tatsächlich zum einen in ein inneres Zwiegespräch gehen und ermitteln, was ist es, was ich hier bewundere, und zum anderen auch mal die eigenen Stärken hervorheben.
 
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Admina Schneewittchen

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Ich fände es nämlich sehr bedauernswert, wenn man sich sein Leben lang in Konkurrenz zu anderen sieht, und weil man vielleicht eine Sache nicht so gut kann, sich als Wicht oder Lusche ansieht. Da sollte man tatsächlich zum einen in ein inneres Zwiegespräch gehen und ermitteln, was ist es, was ich hier bewundere, und zum anderen auch mal die eigenen Stärken hervorheben.
Naja, ich finde es im ersten Schritt erstmal sehr gereift, wenn man überhaupt zugeben kann, dass man sich als "Wicht" o.ä. wahrnimmt. Wertfrei erstmal gesehen vom Gegenüber. Also, schau, wenn jmd einem Therapeuten gegenüber sitzt und ein Klient offenbart sich mutig, indem er ein subjektives Defizit preis gibt, dann fänd ich es ja eher kontraproduktiv, ihm das eilfertig ausreden zu wollen, dass er doch kein Wicht sei usw.
Man könnte ja erstmal explorieren, was dieses ausdrucksstarke und durchaus ja auch witzige Wort für ihn bedeutet, was macht denn ein Wicht, was wäre der andere denn dann und möglicherweise so auf eine interessante Dynamik (evtl. auch Brüder- oder Familiendynamik) stoßen, die so halb- oder unbewusst vor sich hinschlummert. Diese innere Dynamik somit erstmal an die Oberfläche holen. Denn nur, was mir bewusst ist, kann ich ja kontrollieren, bevor das unbewusste oder halbbewusste mich kontrolliert.

Alle unsere Vorbilder repräsentieren ja etwas, dem wir nachjagen, was wir gerne hätten, aber gar nicht haben. Entweder, ich kann das entwickeln oder, falls nicht, ich kann das akzeptieren, andere Ressourcen finden, die viell. dem gewünschten Ideal gar nicht mal so fern sind.

Die für mich bewundernswertesten Männer sind die, die souverän z.B. auch mal ein gefühltes Defizit zugeben. Das gibt doch dann erst Raum für ein weiteres Gespräch, anstatt das gleich wegreden zu wollen. Der Wicht darf halt auch da sein. Wer hat sich denn noch nicht im Laufe seines Lebens viell. mal als Wicht gefühlt? Ist das nicht auch ein stückweit normal...usw. Das halt kleiner machen....Wenn ich öfter dieses Problem habe, könnte ich lernen, mit dem Wicht umzugehen. Ihn zu externalisieren! Dass man selbst gar nicht der Wicht (oder James Bond ;)) im Ganzen ist, sondern dass das ein gewünschter oder unerwünschter Anteil ist, den man jetzt ruhig auch mal betrachten kann, wenn er denn schon da ist und sich uns zeigt! Wie sieht er denn aus, der Wicht? Was kann er denn, der Wicht?
Und manchmal ist vielleicht der James Bond Anteil vorne (aha, in welchen Situationen?) und manchmal ist der Wicht vorne (aha, in welchen Situationen?). Darf sein. Dann könnte man überlegen, wie ich mit dem Wicht in Zukunft umgehen kann und wieso er mich eigentlich so stört. Irgendwann ist der Wicht-Anteil wahrscheinlich gar kein Thema mehr oder ein sogar liebgewonnener eigener Anteil. Weil er integriert und akzeptiert worden ist, statt abgelehnt oder gar abgespalten. Das geht aber nicht, wenn der Wicht die Bratpfanne bekommt, denn dann fühlt man sich viell. schuldig, weil man sich überhaupt als Wicht fühlt, sich aber gar nicht als Wicht fühlen sollte!

Und das führt ja auch dazu, was ich als selbst*bewusst* definiere: Natürlich nicht weinerlich und jammerig subjektive Schwächen offenbaren, sondern okay, da ist in meinen Augen jetzt eine Schwäche...da nehm ich introspektiv (also meine eigenen inneren Vorgänge, inneres Erleben beobachten) wahr, dass ich mich minderwertig (Wicht) fühle....Darf das nicht erstmal wertfrei so stehen bleiben. Im (ertsmal Selbst-)abwerten wertfrei werden, sozusagen.

Und wenn ich viele meiner eigentlich unerwünschten Anteile integriere, sie als zu mir dazugehörig akzeptiere, gleichzeitig auch die "guten" Anteile fördere, aber mich nicht selbst beschimpfe, weil ich mich jetzt halt mal un*wicht*ig fühle, dann ist das Selbst*bewusst* und zwar nicht aufgesetzt. Sondern wahrhaftig.

Und zu dem:
Ich fände es nämlich sehr bedauernswert, wenn man sich sein Leben lang in Konkurrenz zu anderen sieht, und weil man vielleicht eine Sache nicht so gut kann, sich als Wicht od
Ich weiß vermutlich, was du sagen willst, aber auch das liest sich für mich so ein wenig pauschalisiert und verallgemeinert. Auch Konkurrenz ist wichtig, belebt das Geschäft, treibt uns zu Höherem an. Kann. Muss nicht. Kann auch in was Ungutes dann gehen. Es macht in meinen Augen die Dosis das Gift. Aber, wie gesagt, wer hat sich noch nie wicht-ig gefühlt?
Kann doch ganz liebenswert sein, so ein Wicht!

Jedenfalls würde ich aufpassen, meine Ideale jemand anderem suggerieren zu wollen. Und wenn das Ideal des anderen der Bussi-Bär ist, ja mei, dann ist es halt so. Dann würde mich vielmehr brennend interessieren, was genau ihn daran interessiert, was BussiBär für Stärken hat in seinen Augen, was ihn da so anspricht usw. usf. Darf doch sein. Wenn eine Nachreifung kommt, wird der Bussi-Bär vermutlich sowieso durch ein anderes Vorbild ersetzt.
 

Admina Schneewittchen

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Ah ja, das habe ich jetzt vergessen:
Noch ein Nachtrag zum ersten Teil, es gibt ja auch Brüder, die eben beide als Kinder gleichermaßen negative Dinge seitens der Eltern erlebt haben, von Demütigung über Beschimpfungen bis hin zu Gewalterfahrungen, und wo interessanterweise, diese nicht den gleichen Abdruck hinterlassen haben, sondern der eine besitzt eben sehr viel Ich-Stärke, der andere sehr wenig. Was ist es, wenn man es denn überhaupt weiß, was hier den Unterschied ausmacht?
Sehr interessante Frage!

Eine Mischung aus Genetik, Sozialisierung, Umweltfaktoren usw. usf. Da kann schon das Alter eine Rolle spielen: Die Mutter fängt zum Trinken an, da ist der eine noch klein (also noch viel bedürftiger) und der andere schon fünf Jahre älter (also da sind wichtige Reifungsprozesse schon passiert). Dann: Hat der eine vielleicht eine tolle Lehrerin, an die er sich immer wenden kann, der andere nicht. Freunde? Der eine einen besten Freund, der andere findet kaum Anschluss. Das können starke Schutzfaktoren sein (die Tante, die Lehrerin, der Hund usw. usf). Temperament ist vererbbar. Ist der eine robuster aufgestellt, der andere zarter, sensibler?
Dann: Wie wird der eine behandelt, wie der andere? Wird das Frühchen behätschelt und betätschelt, hat eine Krankheit, Behinderung usw. usf., ist es das ältere, das jüngere Kind? Wird dem anderen viel mehr zugemutet als dem anderen, hat die Mutter zur Tochter die engere Bindung und zum Sohn, der ein Schreikind war nicht so, usw. usf.

Das spielen derart viele sowohl dynamische (die vertraute Lieblingstante, die halt mit dem einen besser kann als mit dem anderen usw.) als auch statische (wie das Alter, als die Mutter zum Trinken anfängt, oder Frühgeburt, Talente, Genetik usw.) Faktoren eine Rolle, dass man da jetzt unmöglich alle Verbindungen und Dynamiken aufzählen kann. Es gibt jedenfalls nichts, was es nicht gibt. Und nur weil Geschwister in der selben Familie aufwachsen, sind sie eben keinesfalls haargenau denselben "Labor"bedingungen ausgesetzt und bringen zudem noch unterschiedliche vererbte Dispositionen mit.
 
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PhilippX

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Eine Mischung aus Genetik, Sozialisierung, Umweltfaktoren usw. usf. Da kann schon das Alter eine Rolle spielen: Die Mutter fängt zum Trinken an, da ist der eine noch klein (also noch viel bedürftiger) und der andere schon fünf Jahre älter (also da sind wichtige Reifungsprozesse schon passiert). Dann: Hat der eine vielleicht eine tolle Lehrerin, an die er sich immer wenden kann, der andere nicht. Freunde? Der eine einen besten Freund, der andere findet kaum Anschluss. Das können starke Schutzfaktoren sein (die Tante, die Lehrerin, der Hund usw. usf). Temperament ist vererbbar. Ist der eine robuster aufgestellt, der andere zarter, sensibler?
Dann: Wie wird der eine behandelt, wie der andere? Wird das Frühchen behätschelt und betätschelt, hat eine Krankheit, Behinderung usw. usf., ist es das ältere, das jüngere Kind? Wird dem anderen viel mehr zugemutet als dem anderen, hat die Mutter zur Tochter die engere Bindung und zum Sohn, der ein Schreikind war nicht so, usw. usf.

Das spielen derart viele sowohl dynamische (die vertraute Lieblingstante, die halt mit dem einen besser kann als mit dem anderen usw.) als auch statische (wie das Alter, als die Mutter zum Trinken anfängt, oder Frühgeburt, Talente, Genetik usw.) Faktoren eine Rolle, dass man da jetzt unmöglich alle Verbindungen und Dynamiken aufzählen kann. Es gibt jedenfalls nichts, was es nicht gibt. Und nur weil Geschwister in der selben Familie aufwachsen, sind sie eben keinesfalls haargenau denselben "Labor"bedingungen ausgesetzt und bringen zudem noch unterschiedliche vererbte Dispositionen mit.

Vielen Dank Schneewittchen, diese fachlichen Ausführungen fand ich sehr erhellend.
Die Studie war mir nicht bekannt, beizeiten werde ich sie mir mal ansehen.
 
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Jappi

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Manchmal muss man einfach im richtigen Milieu suchen. Für einen überzeugten Atheisten wäre die Kirchengemeinde als Ort der Partnersuche ziemlich ungeeignet, wenn er mit christlichen Werten überhaupt nichts anfange kann. Und einen überzeugten Swinger würde man wohl auch abraten, bei Monogamisten zu fischen

Servus Philipp,

ja das ist gar kein schlechter Gedanke. Ich müsste quasi an Orten "fischen", an denen Menschen anzutreffen sind, die tendenziell auf langfristige Beziehungen aus sind und sich auch nicht beirren lassen würden, wenns mal kriseln sollte. Naja, in Kirchengemeinden könnte ich natürlich schauen ... bin da zwar nicht so der Typ dafür, aber wäre möglich. Aber sonst weiß ich grad gar net. Mir fällt grad nicht viel ein sonst.

Und ich habe wie auch sonst, wenn ich zur Arbeit fahre, mich rasiert. Irgendwann fragte meiner Partnerin, weshalb ich dies denn tue, da ich doch sowieso nur zuhause bin. Und meine Antwort war: Ich tue das für mich. Weil unabhängig von anderen ich ein bestimmtes Bild habe von Gepflegtsein, dass ich auch aufrecht erhalten würde, selbst wenn ich der letzte Mensch auf Erden bin.

Das ist ein richtig gutes Beispiel. "Ich tue das für mich". Hänge ich mir in mein Schlafzimmer!

Und wenn jemand meint, auf deine Kosten die Leute unterhalten zu können, dann hilft Selbstironie immer

Ich habe tatsächlich so meine Schwierigkeiten zurzeit mit Schlagfertigkeit. An diesem Abend habe ich nicht in mir geruht und ja, es hat mich geärgert, weil mein Bruder mich das ein oder andere Mal hops genommen hat. Ich war aber auch so überrascht, dass ich einfach gar nicht schlagfertig antworten konnte. Und Trixi hat alles direkt mitbekommen am Tisch. Das war mir unangenehm.

Es ist nunmal so: Ich habe mich auch deshalb mit ihm verglichen, weil MIR bisher immer die Leute gesagt haben, hey toll wie offen du bist, du bist voll sympathisch blabla. Da habe ich mich natürlich bestätigt gefühlt. Aber an meinen Bruder komme ich nicht heran - selbst wenn ich jetzt wieder in viele soziale Interaktionen trete und meine Kommunikation und Offenheit wieder trainieren würde. Mit dem könntest dich treffen und der kann dir 3 Stunden lang nen Monolog halten oder quasi mit sich selbst sprechen. Und das mit einer Selbstverständlichkeit.

Ich hab ihm das damals direkt gesagt, dass es mir an dem Abend ein bisschen too much war, was er so vor der Trixi losgelassen hat. Er hat sich dann ein bisschen kleinlaut gegeben. Aber eigentlich wars ja nicht sein Fehler, sondern mein eigener. Er kann ja nix dafür, wenn ich gerade nicht in meiner Mitte bin. Und nur um das auch klarzustellen: Ich möchte nicht so extrem werden wie er. Weil auf manche wirkt seine Art auch sehr anstrengend und überfordernd.

Aber ich meine eben nur: Da hab ich wohl an Anziehung eingebüßt. Im Februar hab ich mich trotz Lockdown mal zu nem Abend mit Freunden getroffen. Im Beisein von Trixi war ich auch wieder nicht ruhig und gelassen. Das nervt mich natürlich, andererseits kann ich jetzt eben - wie bei der Gangschaltung am Fahrrad - die Stellschraube noch ein bisschen drehen, dann wird das.

Und wenn jemand meint, auf deine Kosten die Leute unterhalten zu können, dann hilft Selbstironie immer.

Ja ist eigentlich so einfach. Aber in den Zehntelsekunden fällt mir das dann viel zu spät ein, wenn ich nicht selbstbewusst bin. Ich weiß aber noch, dass ich mich automatisch selbst hops nehme, wenn ich selbstbewusst bin. Da denk ich dann gar nicht drüber nach, sondern bin einfach so. Und da möchte ich wieder hinkommen.

Hab mir übrigens die Bond-Szene nochmal angesehen. Wirklich unfassbar, wie selbstsicher BEIDE auftreten! Auch Silva. Ich merke selbst, wie mich beide allein durch ihre Ausstrahlung in ihren Bann ziehen. Da hinzukommen scheint mir durchaus utopisch, aber man kann sich ja schrittweise annähern. :coolwink:

Insofern ist euer Diskurs darüber, wie man das nun angeht und auch hinkriegt, sehr interessant für mich.

Für mich war einst klar: Ich muss mal mehr aus mir rauskommen - geselliger, kommunikativer, offener sein. Auch mal nen Spaß machen. Ich erlebe das so oft, dass Leute im Alltag - seien es Kollegen, Handwerker oder auch nur der Nachbar - nen lockeren Spruch auf den Lippen haben. Das hatte ich bis dato nie. Also hab ich das gemacht, wo ich wusste, das ist zwar die schmerzvollste, aber auch die effektivste und sinnvollste Lösung dieses Mangels: Alleine in die Clubs gehen, alleine tanzen, mit Leuten sprechen, und Gelegenheiten wahrnehmen. Meine Hemmungen verlieren und extrem unangenehme soziale Situationen aushalten. Ans Frauen ansprechen war damals noch gar nicht zu denken. Aber nach und nach wurde es. Dann bin ich ins Ref gekommen, dort kannst dich eh nicht verkrümeln, sondern musst dich vor die Klasse stellen und Autorität ausstrahlen! Das hat auch SEHR viel mit mir gemacht. Ich habe Leute kennengelernt, die mir nicht glauben, dass ich vor meinem Studium noch so introvertiert und schüchtern gewesen sein soll - die sagen jetzt, ich sei extrovertiert.

Und soll ich euch was sagen: Das kriege ich auch nicht mehr weg. Ich habe mich so sehr entwickelt, dass ich nun selbst im Lockdown auf einem gewissen Niveau BLEIBE - sodass ich zweifelsohne nie wieder in diese Sphären der Schüchternheit absinken werde. Aktuelles Beispiel war Montag. Vor dem neuen Freund meiner Kumpel-Freundin war ich locker und gelöst, habe Witze gerissen und habe wohl - laut seinen Aussagen - einen so sympatischen Eindruck auf ihn gemacht, dass er mich gleich auf seinen Geburtstag eingeladen hat. Daran merke ich - das ist alles noch da. Ich bin immer noch offen und kommunikativ. Auch wenn ich manchmal doofe Gefühle hatte, dass ich es nicht mehr wäre im Lockdown.

Mein Ziel ist es also, so an meiner emotionalen Unabhängigkeit bzw. "Gelassenheit" im Leben zu arbeiten, dass ich vllt iwann nicht mehr auf ein gewisses Training angewiesen sein werde - sondern selbst in einem Lockdown die Ruhe bewahre - selbst wenn mein Bruder mich vor meiner Freundin blöd anschwätzt.
 
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PhilippX

Gelöschter User
Das war nur ein Beispiel. :PP
Dez Philosophen Charles Taylor bewerten wir Menschen ja alles. Von Dingen wie, welche Eissorte man mag bis hin welcher Weltanschauung wir folgen.
Natürlich ist die Eissorte und die Weltanschauung nicht auf einer Stufe. Niemand würde im Eissalon mit jemandem einen Streit anfangen, nur weil er kein Bananeneis mag - hoffe ich mal :PP. Bei politischen Fragen schon eher, z. B. Todesstrafe ja/nein.
Unsere Bewertungen und damit die dahinter stehenden Werte bilden also eine Hierarchie. Oben an der Spitze sind die ganz wichtigen Dinge. Wenn man sich hierüber im Klaren ist, kann es helfen, im richtigen Milieu zu fischen oder eben beim Screenen darauf zu achten, dass hier eine Übereinstimmung in den Werten neben der körperlichen Anziehungskraft vorliegt. Ich selber habe mehrmals sehr attraktive Frauen einen Laufpass gegeben, da es in den wichtigen Werten keine Übereinstimmung gab und es sich abzeichnete, dass hieraus langfristig Probleme erwachsen werden. Da bin ich dann bei Bob Marley: No woman, no cry. :lach:

Das ist ein richtig gutes Beispiel. "Ich tue das für mich". Hänge ich mir in mein Schlafzimmer!

Nur, wenn du dem was abgewinnen kannst, direktiv möchte ich hier nicht rüber kommen. Aber ich finde diese Art von Austausch unter Männern chillig und gut, man tauscht Erfahrungen aus, und was man gut findet, nimmt man auf.

Und zu der Filmszene, ja die war sehr intensiv. Aber am Ende des Tages darf man zweierlei nicht aus den Augen verlieren, es sind zweidimensionale Archetypen und bei genauerem Hinsehen sind Figuren wie Bond und ähnliche Konsorten eigentlich unvollständige Archetypen und wären sie reale Menschen, hätte man eher Mitleid mit ihnen. Unvollständig, da sie nie Beziehungspartner sind, nie Väter usw. und ihnen dadurch Facetten menschlicher Erfahrung einfach fehlen. Und Mitleid, weil - und das ist eine Wertung meinerseits - jemand, der nur von Frau zu Frau hoppen kann, aber keine tiefergehende Beziehung eingehen kann und auch die Erfahrungen, die mit einer solchen verbunden sind, aus meiner Sicht wesentliche Erfahrungen des Menschseins verpasst.

Da hab ich wohl an Anziehung eingebüßt.

Das kann ich mir nicht vorstellen, du darfst so eine Momentaufnahme nicht überbewerten. Jeder hat doch mal einen "schlechten" Tag, wo man nicht so schlagfertig ist.

sodass ich zweifelsohne nie wieder in diese Sphären der Schüchternheit absinken werde

Ich denke, jetzt verstehe ich besser, warum diese kommunikative Ebene dir so wichtig ist und du eben dich auch darin übst, fremde Menschen anzusprechen. Gehe ich recht in der Annahme, dass du früher extrem schüchtern warst?
 
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Jappi

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Vllt kurz nochmal zu meinem Background mit meinen Brüdern, weil ich fand das auch sehr interessant, was ihr beide, Schneewitchen und Philipp, diskutiert habt. Wie können Brüder so unterschiedlich geprägt sein?

Mein großer Bruder ist 5 Jahre älter als ich. Er ist seit seiner Geburt die Extroversion in Person. Er hat natürlich in diesen 5 Jahren auch die alleinige Aufmerksamkeit erhalten von meinen Eltern. Er kann handwerklich ALLES im Haus machen, ist im Rettungsdienst, bei der Polizei UND in der Feuerwehr. Hat jetzt ein tolles Haus mit Familie. Wenn ich mich gerade mit meinen Eltern unterhalte und er kommt rein, ist die Aufmerksamkeit SOFORT bei ihm - ich möchte nicht zählen, wie oft ich mitten im Satz schon unterbrochen wurde oder man mir nicht mehr zugehört hat wegen dieses Umstands. Das ging auf lange Sicht auch nicht spurlos an mir vorbei.

Dann kam ich. Ich war das ruhigste Kind, dass sich meine Eltern nur wünschen konnten (nach meinem sehr aufmerksamkeitsheischenden und extrovertierten Bruder war ich scheinbar eine Wohltat für meine Eltern). Ich hätte wohl fast nie geschrien, habe nur geguckt und sonst nicht viel gemacht. ABER: Ich war eben auch wahnsinnig schüchtern und introvertiert. Das genaue Gegenteil zu meinem Bruder. Ich hatte aber trotzdem einige Freunde im Kindesalter. Und mein großer Bruder hat es natürlich ausgenutzt, dass ich so schüchtern war. Er hat mich sehr viel geärgert und drangsaliert, ich habe sehr viel geheult. Auch seine Freunde waren so Tunichtgute und im Dorf gut bekannt. Denen ist man aus dem Weg gegangen.
In mir hat sich damals im Zuge all dessen, was ich gerade beschrieben habe, folgende Mentalität herauskristallisiert: Ich werde sicher nie so ein Arschloch sein. Ich werde alle gut behandeln und werde zu allen immer nett sein. Alle sollen sehen, dass ich moralisch in Ordnung bin, dann werden im Übrigen auch die Mädels sehen, dass ich eine gute Partie bin. So wurde aus mir der nice shy guy.

Mein kleiner Bruder kam 1 Jahr nach mir und ist querschnittsgelähmt. Die ganze Aufmerksamkeit galt dann natürlich ihm. Meine Eltern, vor allem meine Mutter, waren viel mit ihm in den Kliniken der Großstädte unterwegs. Und es hat sich gelohnt: Er kann mit Schienen laufen, hat Rollstuhlbasketball betrieben, hat viele Muckis. Er war vom Gemüt her vllt einen Ticken ausgeglichener als ich, aber schon auch eher ruhig. Aber durch seine Behinderung hatte auch er so seine schwierigen Zeiten, gerade was Freunde und Partnerinnen betrifft. Aber wie gesagt - auch er hat sich (nicht erst) in den letzten 2 Jahren gemausert - er war zwar schon vorher einer, der mal nicht zum Punkt gekommen ist, aber das hat sich in letzter Zeit massiv potenziert. Und er hatte in den letzten 2 Jahren 2 Freundinnen (die im Übrigen keine Behinderung hatten) und inzwischen wohl auch einen großen Freundes- und Bekanntenkreis.

Etwas wichtiges fällt mir noch gerade ein: Wenn meine Eltern mir etwas zeigen wollten, wie man etwas machen muss, (z. B. irgendwas Handwerkliches), dann haben sie es mir zwar gezeigt, aber mich dann meistens nicht oder nur kurz selber machen lassen. Oft kam dann: "Komm, ich machs schnell selber." Hat natürlich auch nicht gerade zu meinem Selbstvertrauen beigetragen. Bitte versteht das nicht falsch: Meinen Eltern war das gar nicht bewusst. Sie sind tolle Eltern, ich liebe sie - trotz der einen oder anderen Macke.
Zudem war mein Vater leider kein Vorbild für mich - er war immer älter als die anderen Väter und mir war das immer unangenehm vor meinen peers. Es tat mir auch immer leid so zu denken, aber es war einfach so. Ich war ganz und gar ein Mamakind, das voll auf sie fixiert war.

Ich denke, man braucht nun kein Psychologe sein, um die Mechanismen zu verstehen, die in meiner Kindheit dazu geführt haben, dass ich zum nice shy guy wurde. Zum einen ist es Veranlagung, zum anderen aber hat die Umwelt auf diese Veranlagung entsprechend reagiert. Und so entstand ein gewisser Kreislauf. Anlage und Umwelt bedingten sich wohl iwann gegenseitig. Und aus diesem Kreislauf wollte ich ungefähr im Alter von 20 Jahren ausbrechen.
Anlass hierfür war meine allererste Freundin, die mit mir nach 3 Monaten Schluss machte. Das hat mich so aus der Bahn geworfen... ich war ganze 3 Jahre über danach phasenweise depressiv. Und dann gings los mit dem "Training". In dieser Zeit hatte ich dann schon gute Erfolge mit Menschen und Frauen. Danach kam meine 7jährige Beziehung, die bis vor 2 Jahren dauerte (sie hatte mich kurz vor den Examensprüfungen im Ref und mitten in unseren Zukunftsplänen für einen anderen sitzengelassen), dann kam wieder Training, sehr viele Frauen, viele neue Leute bis ich dann Trixi kennenlernte. Der Rest der Geschichte ist bekannt.
 

Jappi

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Ist es wirklich der Humor, die Schlagfertigkeit an sich, die ich beneide und bewundere an meinem Bruder oder ist es der Erfolg, die Aufmerksamkeit, die er bekommt und die Schlagfertigkeit wäre sozusagen durch anderes ersetzbar, was die selbe Aufmerksamkeit bringen würde?

Schneewittchen, wenn ich in mich hineinschaue, dann sehe ich natürlich Neid in mir aufkommen, was meinen Bruder betrifft. In dieser Momentaufnahme und in weiteren hat er mir gezeigt, dass ER es geschafft hat - und ich leider noch nicht. Aber wie gesagt: Das war vor allem eine Momentaufnahme. Das Ding ist halt: Mein Bruder führt mir unwissentlich und zufällig ausgerechnet DAS Ziel in Vollendung vor Augen, das ich ja die ganzen letzten 13 Jahre anstrebe (und damit meine ich ja nicht nur seine kommunikativen Fähigkeiten, sondern auch seine neu gewonnene Selbstsicherheit und Ausstrahlung). Das hat an diesem Abend sicher auch mit reingespielt. Aber die wahre Motivation ist sicher nicht der Neid auf meinen Bruder, sondern all das, was sich in meiner Kindheit und Jugendzeit abgespielt hat - auch in Bezug auf Frauen, klar (siehe meine 1. "Beziehung").

Kurios ist halt, dass ich im Übrigen meinen Bruder - nachdem seine erste Freundin vor 1 Jahr mit ihm Schluss machte - aufpeppelte und mit ihm auch Unternehmungen gemacht habe - versucht habe, ihn zu motivieren, dran zu bleiben. Er war damals schon sehr geknickt und hat auch gemeint, dieses eine Bedürfnis bei ihm, dass er diese Liebe oder diese Nähe von einem Menschen langfristig erleben darf, wird wohl für immer ein Traum bleiben - wegen seiner Behinderung. Und dass ihn das fertig macht.
Darauf habe ich ihm gesagt - ey, ganz ehrlich, es steckt soviel Potenzial in dir, das du selbst wohl gar nicht siehst - trotz deiner Behinderung. Denn du bist einer, ders im Leben wissen möchte und keiner, der sich mit seinem Rollstuhl vor Selbstmitleid die Treppe runterrollt (unter den Behinderten gibt es sehr viele, die leider im Leben komplett resignieren). Mein Bruder hat hier tatsächlich einen unfassbar positiven Weg eingeschlagen, den ich tatsächlich in der Form nicht für möglich gehalten hätte, den ich ihm aber von Herzen gönne. Er hatte letztens sogar eine F***-Beziehung mit nem Mädel (er hat mir erklärt, dass das trotz seiner Behinderung bei ihm da unten funktioniert).
Wahnsinn, was alles möglich ist!!

Ich persönlich finde Humor und Schlagfertigkeit wirklich äußerst anziehend. Für mich ist Lachen sehr sehr wichtig und ein Mann, der wenig humorvoll ist, wäre für mich so rein gar nichts.

Da kann ich dir nur zustimmen, Schneewittchen. Es gibt mMn nicht wenige Frauen, die darauf abfahren. Ich erlebe das sehr oft. Ich bin da jetzt tendenziell nicht so einer, aber auch das konnte ich tatsächlich etwas trainieren. Bei unseren ersten Treffen hatten Trixi und ich viel zu lachen.

Wenn ein Mann "lustig-frech" sein kann, dann kann das bei einer Frau durchaus Respekt auslösen, vor allem eben, wenn sie humormäßig mitgehen kann bzw. resoniert damit.

Diese freche hab ich noch weniger drauf als einfach witzig zu sein und Scheiße zu labern. Ich sags dir, wenn ich das in der Vergangenheit versucht habe, dann war das nicht mehr frech, sondern schon gemein. Da hab ich echt doofe Erfahrungen gemacht. Kommt häufig vor, dass ich da übers Ziel hinausschieße. Ist mir auch bei Trixi schon passiert. Ist echt nicht so mein Ding, aber muss ja auch nicht. Hab dafür andere kommunikative Qualitäten.

Die für mich bewundernswertesten Männer sind die, die souverän z.B. auch mal ein gefühltes Defizit zugeben.

Das hab ich nach diesem Abend mit meinem Bruder sogar gemacht. Hab Trixi danach gesagt, "ach Mist, da hab ich echt blöd reagiert auf meinen Bruder. Der hat eine Wahnsinnsentwicklung gemacht, aber sein Geschwätz war für mich heute nen Ticken too much."
Darauf sagte sie: "Ja ich fands am Anfang auch etwas überfordernd, aber zum Ende hin gings wieder. Ist halt auch blöd, wenn 2 Alphatiere aufeinander treffen."

Also ich habe kein Problem damit, das auch offen anzusprechen oder so. Und ich finde, sie hat das eig gut aufgenommen - zumindest oberflächlich. In ihrem Unterbewusstsein hat sie das aber sicher nicht auf der Positiv-Seite abgespeichert.
 
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Admina Schneewittchen

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Nur kurz, Jappi, da ich übers Handy komischerweise nur genau einmal zitieren kann und ich jetzt auch nicht länger schreiben kann:
Mein Ziel ist es also, so an meiner emotionalen Unabhängigkeit bzw. "Gelassenheit" im Leben zu arbeiten, dass ich vllt iwann nicht mehr auf ein gewisses Training angewiesen sein werde - sondern selbst in einem Lockdown die Ruhe bewahre - selbst wenn mein Bruder mich vor meiner Freundin blöd anschwätzt.
Meinst du innerlich die Ruhe bewahren und drüber zu stehen oder meinst du ein unsouveränes Verhalten von dir?
Weil, wenn du das rein "innerlich" meinst, dann würd ich realistischer bleiben und mich fragen, ob ich da nicht zu viel von mir selbst verlange? Es ist doch nur auch natürlich, dass man das nicht innerlich völlig gelassen hinnehmen kann, wenn einen jmd blöd anschwätzt. Wenn du dich blöd verhältst, ist es ja wieder was anderes.

Also, kleine Schritte und realistisch bleiben...Das erspart dir auch Frustrationen, weil das Ziel nicht unrealistisch hoch gehängt ist. Auch was Filmrollen u.ä. anbelangt. Idealisierte Vorbilder können einerseits schon gut sein, andererseits würd ich mich da auch nicht drauf fixieren, da sie i.d.R. nur sehr wenig realistisch sind, und sich dessen bewusst sein, wäre förderlicher.
 

Jappi

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Hallo Schneewittchen,
damit meine ich, dass ich das Gefühl habe, mein Leben immer unter Kontrolle zu haben und nicht mehr, dass mir der Boden weggezogen wird oder Angst haben zu müssen, dass mir die Freundin abhanden kommt und mich dann wie ein Weichei verhalte, nicht mehr für mich einstehe usw.

Wenn etwas Schlimmes passiert, werde ich natürlich weiterhin trauern und wenn mich jemand blöd anspricht, werde ich das vllt auch weiterhin mal nicht so cool finden, aber ich möchte in diesen Momenten aus meiner Mitte heraus dennoch souveräner (re-)agieren.
 

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