Liebe Dream,
danke, dass du mir diesen Post schreibst. Wirklich danke. Dein Feedback ist sehr klar und deutlich - auf wenige Worte runtergebrochen - und kommt deshalb auch punktgenau bei mir an. Er veranlasst mich zum Nachdenken. Und ich bin gerade so froh, dass du mit mir so ehrlich bist.
Lieber Jappi, ich lese Dich als feinfühligen,introvertierten Menschen,der sich in seiner introvertierten Art ablehnt und seit Jahren krampfhaft versucht,jemand zu werden,der er nicht ist. Extrovertiert werden,laut und lustig und schlagfertig und taff usw.....
Ich kann mich einerseits in deine Sichtweise sehr gut hineinversetzen. Wenn ich nicht in mir selbst drin stecken würde, sondern im Körper von einem/r der Mitleser(innen) hier, würde ich mir wohl auch denken: "Meine Güte, was macht er denn jetzt noch alles für seine Selbstoptimierung? Er strebt einem Ideal hinterher, das ihn zum Sklaven seiner selbst macht."
Andererseits ist das die altbekannte Debatte, auf die mich hier schon jemand (ich meine es war Schneewittchen oder Philipp) aufmerksam gemacht hat: Ist es besser, sich im Leben zu verbessern, weiterzuentwickeln, seine Persönlichkeit zu ändern? Lohnt sich das? Hält das das Leben lang? Eifere ich einem Ideal nach, das ich nie erreichen werde? Funktioniert so überhaupt das "Leben" - fleißig sein, sich entwickeln, Fähigkeiten erlernen und so "Belohnungen" in Form von inneres Glück kassieren? Gibt es so etwas wie "Karma"?
Anders gesagt: Ist im Leben alles möglich, wenn man nur den Willen aufbringt? Ich trainiere und ändere meine Persönlichkeit wie einen Muskel, der immer größer wird? Und am Ende finde ich die Frau fürs Leben? - Der Lohn für die harte Arbeit, der Lohn für die lange Suche nach dem Glück - Ende gut, alles gut?
Kommen nur die, die stetig an sich arbeiten, in den Garten (Eden)? Oder eher die, die sich auf ihr eigentliches Wesen besinnen, vllt auf einen gewissen Urinstinkt vertrauen - sozusagen auf die Gewissheit, wer man ist und woher man kommt? Sollte man auf das vertrauen, was Gott einem von Anfang in seinem Charakter und Wesen mitgegeben hat?
Oder bin ich gerade zu melancholisch-philosophisch unterwegs?
Naja, am Sonntagabend neigt man dazu eher mal. Kannst mir ruhig sagen, Dream. Vielleicht hast du das auch ganz anders gemeint.
Aber vielleicht mal konkret: Ich möchte eigentlich nur ein selbstbewusster und souveräner Mann sein - den Frauen ja nachweislich von Natur aus auch begehren. Extroversion und Schlagfertigkeit, laut und lustig sein - ja das stimmt, das sind Sachen, die zumindest nicht IMMER zu meinem Wesen gehörten. Inzwischen (seit 2017) aber in Teilen schon - je nach Laune zumindest. Das kam das erste Mal so richtig aus mir heraus, als ich Lehrer wurde. Der Beruf hat mich "wesen"tlich verändert. Ich wurde extrovertierter und bekam mehr Ausstrahlung - vor der Klasse zu stehen und die Kleinen zu dirigieren, zu unterrichten, das macht schon was mit einem.
Und nach der Trennung von meiner ExEx (2019) wollte ich ja sowieso wieder mehr Selbstbewusstsein haben - Ausstrahlung, Charisma, usw. Dass man dafür nicht laut und schlagfertig sein muss - ich bin voll bei dir. Selbstbewusst kann man ja auch als Introvertierter sein. Da hab ich mich ein bisschen verrannt. Denn jetzt denke ich, muss ich diese Eigenschaften auch noch ständig trainieren. Danke für diesen Denkanstoß, liebe Dream! Vielleicht will ich hier gerade viel zu viel.
Und daher kann ich auch gut verstehen, dass sich gerade einige Dinge in meinem Strang wie Aktionismus lesen - wie ein Getriebensein bzw. wie die Jagd nach dem "idealen" Selbst (wobei man hier spekulieren kann: Wer wäre der "ideale Jappi" eigentlich? Tja, wenn ich das wüsste, hätte ich sicher schon ein paar Abkürzungen im Leben genommen).
Um ebensolchen Menschen zu gefallen. Um Beziehungen mit „ angesagten“ Frauen zu haben. Um der Jappi zu sein,den Du Dir aus Vorbildern ( dein Bruder) zusammenstrickst.
Das mit den "angesagten" Frauen ist wohl wahr. Sie sollen ein gewisses Niveau, einen gewissen Anspruch erfüllen. Andersherum ist es genauso: Frauen möchten auch einen Mann, der ein gewisses Niveau hat oder Ansprüche erfüllt.
Ich sags wie es ist: Ich hatte in meinem schüchternen Zustand eher Frauen angezogen, die mich nicht im Geringsten glücklich gemacht hätten. Nicht im Geringsten! Erst als ich an mir arbeitete. Und das war für mich die Bestätigung: Hey, arbeite an dir und du wirst glücklich - dazu gehört das Bedürfnis, mit einer Frau, deren Eigenschaften ich liebe und mich glücklich machen, irgendwann einmal eine Familie zu gründen. Es ist eine einfache simple Botschaft, die mir das Leben mitgegeben hat.
Diese Botschaft - arbeite an dir und du wirst glücklich - begleitet mich nun seit 14 Jahren.
Aber klar, ich weiß was du vielleicht denkst und in deinem Post meintest, Dream: Ich laufe Gefahr, dass ich mein ganzes Leben lang einem Ideal hinterher hechle und aus dem "an-sich-selbst-arbeiten" nicht mehr rauskomme - getrieben von weiteren Enttäuschungen und höchstens kurzzeitigen Erfolgserlebnissen. Für eine gewisse Ruhe und Stabilität im Leben wird so kein Platz sein. Hm - naja ich bin jetzt 33 Jahre jung. Und ich denke immer noch - solange ich weiter an mir arbeite, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass ich zumindest einem Mädel begegne, das sowohl auf meine Ansprüche passt und deren Ansprüche ich meinerseits erfüllen kann. Da bin ich durchaus überzeugt von.
Allein, was ich in den letzten beiden Jahren geschafft habe, nach der Trennung von meiner ExEx - das sagt mir, dass nach so kurzer Zeit schon so viel passieren kann. Im Ernst: Die letzten beiden Jahre kommen mir vor wie 5 Jahre. Ich hatte vor 2 Jahren noch ein ganz ganz anderes Leben. Und ich bin tatsächlich inzwischen sogar dankbar, dass diese Trennung kam. Sie hat mich dazu veranlasst, wieder aus meinem Schneckenhaus rauszukommen und mich persönlich weiterzuentwickeln. All die zwar harten, aber auch sehr schönen Erfahrungen der vergangenen 2 Jahre, diese neuen Sphären, in die ich aufgestiegen bin, wären mir verwehrt geblieben.
Noch finde ich durchaus, dass sich das alles lohnt. Aber wer weiß, nach wievielen Enttäuschungen im Leben ich vielleicht mal anders denken werde. Ich weiß es noch nicht, Dream.
Menschen spüren Authentizität.
Ja das nehm ich auch noch mit. Authentisch war ich nach dieser Corona-Phase in der einen oder anderen Situation bestimmt nicht mehr. Das hat Trixi mitbekommen, das hat vllt auch der eine oder andere Kollege mitbekommen - und wieder andere sicher auch.
Die Authentizität bleibt bei der Selbstoptimierung, die ich an den Tag lege, selbstverständlich hier und da auf der Strecke. Danke für diesen Denkanstoß. Ich brauche wohl aber noch etwas, um hier für mich die richtigen Schlüsse zu ziehen.