Einseitige Beziehungsarbeit - Trägheit oder fehlende Liebe?

[Blätterrascheln]

Hallo,

ich bin zur Zeit oft traurig und finde in der Beziehung zu meinem Mann keinen Halt mehr. Ich fange an unsere Beziehung in Frage zu stellen, halte es aber auch für möglich, dass bei mir die Hormone verrückt spielen oder dass ich mich in einer depressiven Phase befinde. Deshalb würde mich die Meinung von Außenstehenden interessieren.

Wir sind seid 14 Jahren ein Paar und haben 3 gemeinsame Kinder. Er war meine erste ernsthafte Beziehung und mein erster Sexualpartner. Wir sind beide sehr ruhige, zurückhaltende Menschen, die wenig Aktion brauchen. Unsere Beziehung war von Anfang an sehr vertrauensvoll und harmonisch. Wir streiten eigentlich nie, höchstens sage ich, dass mir etwas an ihm nicht passt und er sagt entweder gar nichts oder stimmt mir zu. Leider ändert sich sein Verhalten daraufhin nicht - oder zumindest nicht lange.
Es sind eigentlich Kleinigkeiten, die mir fehlen - kleine Gesten, die mir zeigen, dass ich ihm wichtig bin. Er schreibt mir z.B. nie eine Nachricht. Das ist einfach nicht sein Ding. Allein genommen wäre das kein Problem für mich. Er schenkt mir auch nie etwas. Also am Hochzeitstag (wenn er denn daran denkt...) gibt es vielleicht mal ein Blümchen. Am Anfang unsere Beziehung hat er mir mal Konzertkarten geschenkt. An mehr kann ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern. Seit wir Kinder haben, war es immer schwierig mal Zeit freizuschaufeln und einen Babysitter zu organisieren, damit wir mal etwas zu zweit unternehmen können. Bisher war immer ich es, die diese Zeit zu zweit organisiert hat. Er weiß genau, wie sehr ich mir wünsche, dass er sich mal darum kümmert. Wenn wir darüber reden (also hauptsächlich rede ich ), gelobt er Besserung, aber am Ende tut sich gar nichts. Wenn ich mich daraufhin zurücknehme und ihm bespielsweise zu seinem nächsten Geburtstag auch nichts schenke, dann scheint ihn das auch nicht zu jucken. Von sich aus redet er nie über Gefühle. Ich muss ihm immer alles aus der Nase ziehen. Er sagt zwar: "Ich liebe dich.", aber was genau er an mir liebt, habe ich nie erfahren (ja, ich muss gestehen, dass ich auch hier nachgebohrt habe ).

Ich halte es nie lange aus ihn komplett links liegen zu lassen. Zum einen bin ich einfach ein Harmoniejunkie und halte es nur schwer aus, wenn irgendetwas in der Luft hängt. Zum anderen glaube ich tatsächlich immer noch, dass er das nicht absichtlich macht um mich zu kränken. Ihm ist das alles einfach nicht wichtig und er versteht einfach nicht, dass solche Dinge für mein Selbstwertgefühl (welches leider von Kindheit an angeknackst ist) durchaus wichtig sind. Er ist leider bei Alltagsdingen sehr träge. Wenn ihn dagegen etwas begeistert, dann vollbringt er Höchstleistungen . In diese Rubrik gehöre ich wohl leider nicht (mehr).

 

[Admin Wolfgang]

Hallo Blätterrascheln,

diesen Begrüßungstext schreiben wir allen neuen Mitgliedern.

Herzlich willkommen im Beziehungskummer Forum.

Um einen möglichst reibungslosen Start für dich zu gewährleisten, verschaffe dir bitte zuerst eine Orientierung und lies dich in grundsätzliche Texte von Wolfgang, dem Forenbetreiber, ein, auf dessen Gedanken und Erkenntnissen die Beratung hier im Forum basiert: Dazu gehört der Mann-Frau-Konflikt, der Text über die Kristallisation und alle anderen Texte auf Wolfgangs Startseite. Als Starthilfe für dich als Neuling, dient dieser Link.

Es ist einerseits verständlich, wenn du dich in deinem Kummer intensiv mit deiner Liebesgeschichte beschäftigst. Jedoch löst diese intensive und oft sorgenvolle Beschäftigung mit deinem OdB (= Objekt der Begierde) dein Problem nicht automatisch. Deshalb ist es sehr wichtig, dass du dich darüber hinaus ablenkst und unbedingt zu einem großen Teil den Fokus auf dein Wohlgefühl (unabhängig von deiner Liebesgeschichte) richtest. Hierzu eignet sich folgender Strang:
"Aktives 'Warten' - die Positivspirale".

Beachte bitte zudem: Ein Forum ist kein Selbstbedienungsladen sondern eine Selbsthilfegruppe. Wenn Du ausreichend Feedback von den anderen willst, musst Du Dich auch in anderen Strängen an der Diskussion beteiligen.

Kommunikation zwischen dir und deinem Partner stelle bitte in Fettschrift ein; deine Berater können sich so schneller orientieren und somit effektiver bei einem Antworttext helfen.

Partnerschaften sind vielfältig. Es gibt Paare, Familien, gleichgeschlechtliche Beziehungen, offene Beziehungen. Eines haben alle am Anfang gemeinsam: die Liebe.

Aber auch in Partnerschaften kann es zu Missverständnissen und Konflikten kommen. Das aus unterschiedlichsten Gründen... in einem langen, gemeinsamen Alltag hat man sich festgefahren, kann nicht mehr zusammen kommunizieren oder fühlt sich nicht mehr geliebt, kann sich nicht mehr als (Liebes)Paar sehen.

Hier bekommst du Tipps und Ratschläge, wie du wieder zurück in ein unbeschwertes Miteinander finden kannst.

Bitte achte darauf, dass du die Kommunikation deines Partners stehen lässt und nicht sofort editierst - denn dann hätte keiner was davon: Weder deine Berater im Strang können sich schnell orientieren, noch haben Mitleser die Gelegenheit, etwas zu lernen.

Und noch was: Bitte lege Dir einen Avatar zu, so dass du ein "Gesicht" für uns bekommst.

Für Deine Geschichte wünschen wir Dir viel Glück!

Wolfgang aus dem Team

Ps: Wolfgang's E-Book ist bei Partnerschaftsproblemen eine große Wissensbereicherung. Auch wenn es noch nicht zu einer Trennung gekommen ist, ist es für Paare wichtig, die Dynamiken zu verstehen, wenn es kriselt.

 

[Admin Wolfgang]

Hallo Blätterrascheln,

tja, was soll man Dir da zum Zustand Deiner Ehe sagen!? Es sind vierzehn Jahre vergangen, er war Dein Erster und er war vermutlich auch noch sehr jung als ihr zusammengekommen seid. Und meist halten halt die Schmetterlinge der Anfangszeit nicht ewig, bzw. nicht lange genug. Und dann kommt halt ein kaum bemühter Ehemann heraus, der vor lauter Gewohnheit und Eheroutine jeglichen Schwung verloren hat. Das ist ja ein Massenphänomen unter den Langzeitpaaren, der Klassiker sozusagen.

Hab da nen Artikel auf meiner Hauptseite, über den beziehungsfaulen Ehemann. Vielleicht magst mal lesen.

Gruß, Wolfgang

 

[Blätterrascheln]

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für Deine Antwort! Ich habe den Artikel zum beziehungsfaulen Ehemann gelesen. Es klingt für mich durchaus schlüssig und hat mir schon ein wenig die Augen geöffnet. Zu dem Punkt, dass ich mich mehr um mich selbst kümmern sollte, mehr Außerhausaktivitäten usw. bin ich bereits selbst gekommen. Und ich muss eingestehen, dass in dieser Hinsicht sich nicht nur bei meinem Mann eine gewisse Trägheit eingeschlichen hat. Tatsächlich dachte ich aber bisher, dass es besser für unsere Beziehung wäre, die wenige kinderfreie Zeit gemeinsam zu nutzen. Aber wenn diese gemeinsame Zeit dann immer nur auf dem Sofa, vor dem Fernseher verbracht wird, haben wir natürlich nichts gewonnen.

Gestern Abend, nachdem die Kinder im Bett waren, bin ich nochmal raus gegangen und habe einen schönen Abendspaziergang gemacht und anschließend habe ich noch eine Runde Yoga gemacht. Das hat mir richtig gut getan und werde ich jetzt bestimmt wieder häufiger machen. Ich schau auch schon nach einem Sportkurs, den ich machen könnte...

Das mit dem Sexverzicht wird für mich sicherlich eine sehr große Herausvorderung werden! Ich habe keine schauspielerische Begabung und bin ein sehr gefühlsorientierter Mensch. Aber ich will es trotzdem versuchen, denn ich bin davon überzeugt, dass sich in unserer Beziehung dringend etwas ändern muss! Wenn wir so weiter machen wie bisher, dann stirbt die Liebe irgendwann ganz...