Wichtiges zum Thema "Kennen lernen"

[nevertheless]

Von diesem Wikipedia-Zitat „Die idiolektische Gesprächsführung kann in erkenntnis- und forschungsorientierten Settings Anwendung finden. Daneben auch in angespannten Alltagssituationen, da die idiolektische Gesprächsführung stark deeskalierend wirkt.“ würdest Du also den zweiten Satz nicht unterschreiben? Angespannte Alltagssituationen klingt doch nach praktisch anwendbar außerhalb des psychotherapeutischen Kontextes. Dass der Ursprung der idiolektischen Gesprächsführung von Prof. Jonas in der Psychosomatik zu finden ist, ist mir bewusst. Ich dachte allerdings, dass sie als Konzept eine Weiterentwicklung eben auch für Alltagssituationen erfahren hätte. Ist aber wohl nicht der Fall, wenn ich Dich richtig verstehe.

 

[Admin Wolfgang]

würdest Du also den zweiten Satz nicht unterschreiben?

Na ja, man kann dem Satz natürlich nicht gut widersprechen, weil, wenn man idiolektisch ausgebildet ist, dann kann man sich sicher auch in komplexen Alltagssituationen besser verteidigen als einer, der das nicht ist.

Verbalstrategische Interventionen kann man sich als Nichtidiolektiker genauso aneignen, wenn man die Techniken von Angriff und Verteidigung verstanden hat.

Ich geb Dir mal ein kleines Beispiel wie ich selber mal so eine Technik am eigenen Leibe verspürt habe:

Wie so oft hat mir mal wieder ein unbedachter Autofahrer die Ausfahrt zugeparkt, trotz Hinweis und sichtbar im Hof geparktem Fahrzeug.

Da ich zu einem dringenden Termin losmusste, bin ich ungeduldig vor meiner Ausfahrt auf-und-abgetigert. Dann kam er, der Übeltäter, und ich hatte schon ein paar drastische Worte für ihn parat. Als er sich meine Tirade angehört hatte, sagte er freundlich mit bedauerndem Unterton: "Also, wenn ich an ihrer Stelle jetzt wäre, hätte ich mich auch so tierisch geärgert wie sie. Sorry für die Umstände."

Was hat der Mann getan? Er hat meinen Ärger ernst genommen und ihm damit eine Berechtigung gegeben. Ab diesem Moment konnte ich nicht weiter auf ihn schimpfen, meine Aggression war völlig abgeblockt. Hätte er sich verteidigt oder wäre er sogar frech geworden, wäre die Situation eskaliert. Super Strategie von ihm!

 

[nevertheless]

Vielen Dank für das ausgesprochen anschauliche Beispiel, Wolfgang. Ich weiß es zu schätzen, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Ich vermute jedoch, dass es nicht allzu viele „Übeltäter“ mit Einsicht in das eigene Fehlverhalten geben wird. Oder es war tatsächlich nur eine Verbalstrategie, um aus der unangenehmen Situation glimpflich davon zu kommen. In jedem Fall aber nahm er Dir ganz wunderbar den wütenden Wind aus den Segeln.

„Reden ist Gold“ ist tatsächlich nicht mehr so leicht zu bekommen. Aber ich werde es hoffentlich noch ergattern. Danke für den Tipp.

 

[Jens_90]

Ich habe mir dieses Thema nun komplett durchgelesen und finde es wirklich sehr interessant, auch die verschiedenen Standpunkte und die heißen Diskussionen darum.

Wer meinen Eröffnungsbeitrag und Folgebeiträge gelesen hat weiß, dass ich, ich nenne es mal sehr intensiven Kontakt, zu einer Frau mit diagnostizierter mittelschweren Depression sowie Angst-/Panikstörung, die aktuell nicht therapiert, sonder nur mit Antidepressiva „behandelt“ werden, hatte. Hatte deswegen, weil sie keinen weiteren Kontakt mehr wünscht. Diese Beiträge hier haben mir ein Stück weit dabei geholfen emotionale Distanz zu ihr zu gewinnen, das vermissen ist weniger und ein „es ist besser so“ macht sich breit. Vielen Dank dafür

 

[Mod Moora]

Es lohnt sich sicherlich, den Beitrag mal ein wenig zu pushen und nach vorn zu holen.

 

[Dysprosia]

Wenn man diese Anleitung ernsthaft befolgen würde, und ich würde das jedem wärmstens empfehlen, dann würden sich die Menschen mit schweren Persönlichkeitsstörungen vielleicht viel stärker um eine geeignete Therapie bemühen, um später einen Partner abzukriegen. Und sich nicht am Anfang eines Kennenlernens manipulativ in die Herzen ihrer Opfer zu schleichen, die ihnen ohne Vorbehalte dann in die emotionale Falle tappen. Hunderte von meinen Beratungsgeschichten hatten genau das zum Thema. Und am Schluß bleibt ein annähernd "Normaler" kaputt und ausgebrannt zurück während z. B. ein narzisstisch Persönlichkeitsgestörter oder eine austickende Borderlinerin weiterzieht zu ihrem nächsten "Beziehungspartner".

Man kann gar nicht oft genug davor warnen. Als ich so einen "gestörten" Mann kennenlernte, hatten wir noch kein World Wide Web. und ich hatte von Persönlichkeitssstörungen NULL Ahnung.

Hätte ich es zum damaligen Zeitpunkt gewusst, hätte ich aber garantiert behauptet, dass man Niemanden aufgrund solcher Auffälligkeiten von Beziehungen ausschließen sollte....bzw. solche Beziehungspartner meiden. Insbesondere da ich ein mehrfachbehindertes " Kind" habe ( keine Persönlichkeitsstörung sondern Behinderung aufgrund einer Virusinfektion, gegen die man bis Heute nicht impfen kann), hätte ich garantiert gesagt, dass Jede/r ...egal welche Störung...eine Chance verdient hat.

HEUTE kann ich nur dazu sagen, hört bitte auf Wolfgangs Worte, mir ist es exakt so passiert ! Und genau, man bleibt ausgebrannt und kaputt zurück. Vieles von dem was da passiert ist, kann man erst im Nachhinein verstehen, wenn man denn reflektiert und sich mit der Thematik auseinandergesetzt hat. Und selbst wenn man das dann weiß, finden nicht Alle wieder zum "normalen" Leben zurück. Bei Vielen ist das Vertrauen in andere Menschen nachhaltig gestört, Manche entwickeln eine PTBS und und und...........

Da landet dann oftmals der anfangs annähernd "Normale" in Therapie und der "Gestörte" lebt sein Leben beim nächsten Beziehungspartner einfach so weiter, bzw. versucht auch noch Rache an dir zu üben, zum Beispiel , weil du dich irgendwann getrennt hast.

Mit lieben Grüßen

Dysprosia

P.S. : Wenn man das noch nicht Selbst erlebt hat, ist es wahrscheinlich von Außen betrachtet, schwer vorstellbar. Aber ich kann Wolfgangs Worte aus eigener Erfahrung leider einfach nur bestätigen.