Also, nicht alles ist einem ja bewusst bzw. dem Bewusstsein überhaupt zugänglich. Manchmal brauchts da auch einen Fachmenschen, der einem erstmal hilft, verschiedene unbewusste Muster oder Dynamiken und Gefühle heraus zu finden und heraus zu lösen und bei der Umsetzung neuen Verhaltens unterstützt.
Man kann sich ja auch selbst nicht therapieren, auch Fachleute können das nicht - da brauchts ein kompetentes Gegenüber. Ähnlich, wie ein Arzt, der sich auch i.d.R. den entzündeten Blinddarm nicht selbst heraus operieren kann, sondern dafür einen anderen Arzt benötigt.
Also, ich will damit nicht sagen, dass du dich in Behandlung begeben sollst. Das musst du ja für dich wissen.
Aber ich will eben sagen, dass dem Verstand nicht alles zugänglich ist und es auch nicht immer gleich offensichtliche Erklärungen sind, die Erkenntnis, wirklich tiefe Erkenntnis und auch Verhaltensänderung initiieren.
Ich kann nur sagen, dass, wenn man getrieben ist, möglicherweise von einem Perfektionismus, etwas unbedingt (zwanghaft) hinkriegen zu wollen, dann könnte es möglicherweise an einer Flexibilität fehlen, die ja für seelisches Wohlbefinden und Gesundheit auch wichtig ist. Also, auch Zielentbindungen vornehmen zu können, wenn man merkt, man kommt einfach nicht weiter in einer Sache und die Kosten übersteigen längst den Nutzen. Sonst kann man schnell in "ein Erzwingen" rutschen, wird rigide und verbissen und verliert ein höheres Ziel aus den Augen (z.B. eine befriedigende Beziehung zu führen - was vielleicht nur mit einer anderen Frau möglich ist). Das hat, würde ich behaupten, auf Dauer Potential für die Abwesenheit von Gesundheit.
Man kann das vielleicht testen in dem man prüft, ob man sich von dieser Sache auch abhängig fühlt und selbst gar nicht mehr wirklich entscheiden kann, weil man unbedingt immer weiter machen will/"muss", obwohl die Erfolge mager sind - und je mehr du in die Sache investierst, desto schwerer fällt es ja auch, dann loszulassen (sunk cost fallacy z.B.). Immerhin hat man irrsinnig viel Energie und Lebenszeit dort hinein investiert. Das kann schon ein rigider und starrer Teufelskreis werden, der mit einem gesunden "wir lassen uns nicht unterkriegen und das bekommen wir in den Griff" längst nichts mehr zu tun hat.
Anders wäre es ja, wenn du nicht darunter leiden würdest und du unterm Strich glücklich wärst. Aber, du leidest ja. Daran dann auf Dauer (!) festzuhalten, weil du denkst, nur mit ihr kannst du dein Glück finden, wäre ja nicht gesund - da brauchts dann eben die Flexibilität, sich auch lösen zu können und das Ziel Partnerschaft weiter zu verfolgen - aber eben nicht mit einer Person erzwingen wollend, wo es ja nicht klappt offensichtlich. Das wäre gesund.
Zu deinen Eltern: Das klingt natürlich schön, Ray. Trotzdem, vielleicht hast du das generalisiert und denkst, dass du es auf Biegen und Brechen auch hinbekommen "musst". Dabei stülplst du dieses Erleben von damals, "unreflektiert" und automatisch auf deine Beziehung. Denn deine Eltern sind ja ganz andere Persönlichkeiten, als du und deine Dame. Und vielleicht haben sie von Beginn an viel besser zueinander gepasst, waren beide beziehungsfähig. Das schließt ja nicht aus, dass man nicht mega Krach haben kann oder sich immer wieder fetzt. Die Voraussetzungen sind ja möglicherweise ganz anders als ihr sie mitbringt in eurem Miteinander. Und sie kannst du halt nicht kontrollieren und so lenken, dass sie mit dir das wiederholt, was deine Eltern hinbekommen haben.
Mir fällt das sehr oft hier im Forum auf, dass die Menschen denken, sie können nur mit diesem einen Menschen glücklich werden. Dem stimme ich nicht zu. Das übergeordnete Ziel ist Partnerschaft. Wenn es ja ganz offensichtlich nicht passt zwischen der ganz expliziten Person und mir, heisst das nicht, dass ich auf mein übergeordnetes Ziel verzichten muss. Das Leben, die Erfahrungen, dein eigenes Unwohlgefühl zeigt dir dann womöglich, dass es diese Person 'nicht' ist. Dafür aber irgendwann eine andere Person. Nach einer Zeit der Trauer und des Schmerzes. Und den kann man halt schlecht durchrationalisieren. Den muss man eben erleben, da muss man durch. Und dann kanns wieder aufwärts gehen.
Angst vor Schmerz, vor Loslassen, Trauer zulassen...Diese schwierigen Gefühle zu vermeiden, dafür in Kauf zu nehmen, immer weiter zu machen und lieber in dem Kampf mit ihr zu leiden.....könnte alles auch eine Rolle spielen.
Das waren meine Gedanken noch dazu.
Vielleicht passt ja das eine oder andere.