Guten Morgen Ihr Lieben,
ich habe in den letzten Wochen immer mal wieder hier mitgelesen und habe mich nach einer längeren Pause entschieden, wieder zu schreiben.
Anfang Mai haben wir uns zuletzt gesehen, dann habe ich einen Cut gesetzt, der wohl nur etwas halbherzig ankam, auch wenn ich es so gar nicht meinte. Die Situation zwischen ihm und mir hat mich sehr belastet und hatte leider nichts mehr von der Leichtigkeit des Anfangs.
Ich habe mich von ihm in einem bestimmten Moment belogen gefühlt und das so offensichtlich, dass ich es trotz der ganzen Emotionen für ihn nicht akzeptieren konnte und wollte. Hinzukam, dass ich mich ständig wie getrieben gefühlt habe, in einer Spirale, in der ich die Kontrolle verloren hatte. Ich habe gar nicht das Verlangen, alles was zwischen uns passiert zwingend kontrollieren zu müssen, aber auf Augenhöhe bewegen möchte ich mich. Diese Augenhöhe ist mit der Zeit verloren gegangen. Gleichzeitig wollte ich ihn ja nicht gänzlich verlieren, damit habe ich mich selbst in diesen ungesunden Abwärtsstrudel versetzt, der dann letztendlich aus meiner Sicht nur noch mit der Beendigung zu stoppen war. Dabei habe ich sicherlich erneut Fehler gemacht, hätte ihm nichts von dem Gefühl für ihn sagen sollen.
Manchmal habe ich mich hier auch missverstanden gefühlt. Nicht, weil ich Eurer unbeteiligten Einschätzung nicht vertrauen wollte, sondern weil ich immer das Gefühl hatte, dass das was ich hier schildern konnte nur so ein winziger Ausschnitt des Ganzen war. Und eben auch immer nur ein kleiner Ausschnitt
meiner Perspektive. Im Nachhinein hat für mich in meiner Schilderung immer irgendwie etwas gefehlt, ohne dass ich es in dem jeweiligen Moment anders hätte beschreiben können. Vielleicht versteht Ihr, was ich meine.
Dieses ungünstige Gefüge, das sich in den letzten Monaten immer mehr eingeschlichen hat, hatte ich nicht die ganze Zeit mit ihm. Es kam immer ein kleines bisschen was dazu.
Manchmal frage ich mich, ob ich auf meinen sonst so gesunden Umgang in der Einschätzung von Menschen und Situationen richtig trauen kann. Ich habe in meinem Leben "nur" zwei lange Beziehungen geführt. Vermutlich fehlt mir hier ein großer Teil Erfahrung, um bestimmte Handlungen richtig zu verorten.
Wie geschildert hat er sich dennoch weiterhin immer wieder gemeldet. Ich habe mal gar nicht, mal nur sehr knapp geantwortet. So lief es etwa zwei Monate.
Es war so vieles ungeklärt zwischen uns. Das ist eine Situation, mit der ich nicht gut umgehen kann und die mich so sehr beschäftigt hat, dass ich (unabhängig von seinen Nachrichten) nicht abschließen und loslassen konnte. Und natürlich hat er mir sehr gefehlt.
Ehrlicherweise hat mich auch die Angst ständig begleitet, dass er sich einfach einer anderen zuwenden könnte. Seinem Affärenverhalten der letzten Jahre hätte das entsprochen. Ich habe auch mit Wolfgang gesprochen. Auch er meinte, dass Männer schon merken, wann es droht anstrengend und ggf. "bedrohlich" für das andere Leben zu werden und es besser ist, sich lieber neu zu orientieren und dass ihm das sicherlich auch bewusst ist.
Aber losgelassen hat er eben auch nicht.
Was soll ich sagen... letzten Dienstag haben wir uns wiedergetroffen. Dem ging ein zunächst sehr angenehmer, entspannter Austausch voraus. Es wurde dann zeitweise wieder sehr anstrengend, bis hin zu dem Moment in dem ich alles wieder canceln wollte.
Das Treffen hat dann doch stattgefunden, es war auch sehr schön. Wir haben viel geredet, er war sehr zugewandt, sehr liebevoll und ich bin entgegen meines festen Vorsatzes dann doch wieder schwach geworden. Mein Fehler. Ein großer, wie ich heute schon erkenne, aber in dem Moment wollte ich es ja auch, also kein Grund irgendjemand anderen dafür "verantwortlich" zu machen, als mich selbst.
Bei unserem Treffen habe ich ihn auch nach dem Moment gefragt, in dem ich mich von ihm Anfang Mai belogen fühlte, ohne jedoch genau das konkret auszusprechen. Ich habe es einfach nicht über die Lippen gebracht ihm zu sagen, dass ich der Auffassung bin belogen worden zu sein. Er hat mir die Sache erklärt und ich dachte, es ist so ok für mich.
Ich habe den Eindruck, dass ich zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens im letzten Jahr noch sehr bei mir war. Dinge einfach beim Namen nannte, sehr klar war in meiner Haltung. Das hat ihm sicherlich an mir gefallen. Heute fühle ich mich im Umgang mit ihm (über)vorsichtig, traue mich kaum noch, klar Position zu beziehen. Dass das sehr ungesund ist, ist mir absolut bewusst. Es verhindert die Augenhöhe, die ich vermisse.
Am Folgetag war weitestgehend alles gut, er meldete sich regelmäßig, der Austausch war die meiste Zeit locker-leicht. Auch am nächsten Tag. Am Freitag hatte ich eine Freundin zu Besuch und keine Zeit für seine Nachrichten, die er schickte. Da legte er immer mal wieder nach. Gestern Morgen haben wir uns auch noch nett ausgetauscht. Am Nachmittag fühlte ich mich dann erneut auf eine Nachricht von mir hin einfach ausgebremst. Mit einem Wort abgekanzelt. Das ist mir an der ein oder anderen Stelle in den letzten Tagen auch schon so gegangen. Bislang bin ich einfach darüber hinweggegangen, aber diesmal hat es mich schon getroffen und es war einfach unnötig. Habe ihm daraufhin eine etwas genervte Nachricht geschickt, die er auch sofort beantwortet:
Das war schon als Witz gemeint... Sorry, wenn das irgendwie anders rüberkam.
Dieses "Sorry" stört mich. Ich sage das, wenn ich es eigentlich gar nicht so meine. Wenn mir etwas wirklich leid tut, dann formuliere ich es auch so. Vielleicht projiziere ich schon wieder, aber es hat einen unangenehmen Beigeschmack für mich.
Ich habe es ungelesen stehen lassen. Zwei Stunden später schob er noch eine Erklärung hinterher, die für mich jedoch sehr konstruiert klang. Auch das habe ich stehenlassen. Erst heute Morgen war ich wieder online und habe sie "offiziell" gelesen.
Er kann jedoch auch ganz anders. Wir sind für Ende der Woche eigentlich wieder verabredet, haben uns einen Tag ausgesucht, an dem er deutlich früher kommen könnte als sonst. Damit wir mehr Zeit haben, wie er mir sagte. Wir haben beim letzten Mal auch viel gesprochen, mehr als sonst, über sehr persönliche Themen. Das fand er schön.
Dieser aktuelle Umgang ist schwer zu händeln für mich. Einerseits weiß ich, was mein Anteil daran ist. Ich hätte ihn beim letzten Mal einfach wieder "unverrichteter Dinge" heimschicken sollen. Andererseits habe ich ihn so nicht kennen gelernt. Auch wenn die Idee sein könnte: "Er macht das, weil er es kann", sollte einem halbwegs (emotional-)intelligenten Menschen ja bewusst sein, dass mir das in der Form wohl kaum dauerhaft Spaß machen wird.
Von Felis habe ich heute morgen etwas bei Hanna gelesen. Ich hoffe, es ist ok, wenn ich es einmal zu mir herüberziehe. Irgendwie fühlt es sich für mich gerade genau so an:
Kann sein, dass er generell ein Problem mit Frauen hat, wenn er sich sein Leben so einteilt, dass er eine eher lieblose Ehe führt, die EF betrügt mit einer AF, die auch seine emotionalen Bedürfnisse befriedigt, die er aber auf Sex reduziert um sie 'unter Kontrolle zu halten'...also kann sein, dass das ein generelles Muster von ihm ist
Ob er ein Problem mit Frauen generell hat, kann ich nicht einschätzen. Den Eindruck hatte ich bisher gar nicht. Gerade fühle ich jedoch genau das: ich fühle mich reduziert und auf Distanz gehalten. Das war nicht immer so. Im Gegenteil. Aber dieser Eindruck ist derzeit so präsent.
Ich versuche meine Gedanken in eine halbwegs nachvollziehbare Struktur zu bringen und merke, wie schwer es mir selbst fällt. Heute melde ich mich sicherlich nicht und hoffe darauf, dass er noch mal ins Nachdenken kommt. Dass er mir einige Stunden später gestern noch eine "Erklärung" nachgeliefert hat, lässt zumindest darauf schließen, dass es ihn noch ein wenig beschäftigt hat. Aber morgen wird es schwierig. Da hat er Geburtstag. Soll ich da auch einfach drüber hinweggehen? Oder einfach gratulieren, als sei nichts geschehen und ich habe meinen Punkt ja deutlich gemacht?
Ein langer Text, ich weiß. Danke an Euch, wenn Ihr bis hierher durchgehalten habt. Ich fühle mich sehr zerrissen. Zwischen dem Gefühl für ihn, dem Wunsch meine Souveränität wiederzufinden, der Hoffnung, dass sich das Verhältnis zwischen uns dadurch wieder ändert und mich selbst dabei nicht so "klein" zu fühlen. Ich möchte ihm gegenüber nicht den Vorschlaghammer rausholen müssen, aber so bleiben kann es auch nicht.
Einen schönen Sonntag für Euch,
liebe Grüße
Soraya