Darf ich das hier schreiben? Das soll nicht gejammert sein, sondern ich erhoffe mir da wirklich einen Tipp...
Na klar doch, kannst du das hier schreiben!
Meine inneren Selbstgespräche sind hauptsächlich "Ich halte es nicht mehr aus".
Enweder so wie Silver sagt:
"ICh schaffe es da raus" als Mantra
Oder, noch etwas fruchtbarer vielleicht, weil es spezifischer ist und dich näher zu dem hinführt, was du dir wünscht:
Du kannst dich fragen: Was genau halte ich nicht mehr aus? Als Beispiel (aus der Luft gegriffen von mir jetzt): Wenn es deine Beziehung ist, dann könnte es sein, dass du Langeweile, die Geringschätzung, den Sex, die Nichtbeachtung usw. usf. nicht mehr aushältst.
Und dann kannst du ins positive Gegenteil gehen: Ich werde es schon schaffen, mich aus dieser Situation hinaus zu manövrieren. Schritt für Schritt. Denn ich wünsche mir eine Beziehung, die spannend, inspirierend, respektvoll usw. usf. ist.
Wie fühlt es sich an, in der von dir gewünschten Situation zu sein, von der du denkst, du hältst es nicht mehr aus?
Fazit: Du könntest dir also im ersten Schritt klarmachen, was GENAU du nicht mehr aushältst um dann zu erkennen, was du *eigentlich* möchtest. Und dir daraus ein anderes Mantra bauen, dergestalt: "Ich schaffe es da raus, Schritt für Schritt".
Was genau kann ich also tun, dass sich meine Situation verändert? Und dir dann bspw. eine Liste machen, was konkret du tun könntest. Diese Maßnahme könnte dich aus dieser Ohnmacht, welche eine 'unaushaltbare' Situation darstellt, in einem ersten Schritt hinausführen und du würdest dich handlungsfähiger fühlen können. Sich als handlungsfähig wahrnehmen bedeutet schonmal, dich nicht mehr ganz so ohnmächtig zu fühlen.
Noch eine andere Möglichkeit (kenne deine Situation ja nicht): Ich arbeite in einer Männer-JVA. Wie du dir sicher vorstellen kannst, gibt es da einige, die sagen: ich halte das hier nicht mehr aus. Ich bin (im wahrsten Sinne des Wortes) gefangen in einer Situation, aus der ich nicht hinauskomme. Das ist in diesem Fall tatsächlich so. Man kann ja die Häftlinge nicht einfach freilassen, weil sie die Situation nicht aushalten.
Da setzt man dann an, dass man sich gemeinsam bewusst macht, dass sie zwar gerade (bzw. noch für einige Jahre) in einer Situation sind, die ihnen einen großen Teil ihrer Freiheit und Selbstbestimmung nimmt, aber, wo sie auch lernen können, diese Situation für sie aushaltbarer zu machen, indem sie sich auf die Dinge konzentrieren, die auch in der jetzigen Situation 'okay' sind und Dinge zu finden, wie es ihnen besser gehen könnte - auch, wenn sie sich in einer Gefangenschaft befinden- und dann Lösungswege finden, wie sie eben das beste aus ihrer derzeitigen Situation machen können.
Viele Menschen, die sich nicht in einem Gefängnis befinden, fühlen sich aber trotzdem wie in einem Gefängnis, nämlich in einer Situation, aus der sie sich subjektiv gesehen (nicht immer objektiv gesehen!) nicht befreien können. Je nach deinen Lebensumständen also, kannst du das so machen, wie oben beschrieben (was ich befürworten würde, da du ja realistisch gesehen in Freiheit lebst) - also, das Mantra umkehren. Aber, wenn das noch (!) nicht der Fall ist, also, sprich, du fühlst dich so, dass du dich jetzt eben noch nicht aus der unaushaltbaren Situation befreien kannst (subjektiv gesehen), dann ist das noch ein empfehlenswerter Weg: Mach dir klar, dass die Gedanken erstmal frei sind. Du kannst dich überall hindenken, wo du möchtest. Keiner wertet das (ausser evtl. du selbst), es gibt keine Beschränkungen. Und, wie genau kannst du dir also das Gefühl der Selbstbestimmung und Freiheit trotzdem geben. Wo genau fühlst du dich jetzt schon frei und welche Dinge in deinem Leben gibt es, die aushaltbar sind? Und welche Dinge kannst du in der derzeitigen Situation tun, die dir ein Gefühl von Selbstbestimmung geben und wo du dich erweitern kannst. Im Gefängnis wären das z.B solche Dinge wie bestimmte Kurse besuchen, Sozialkompetenz verbessern, Weiterbildungen machen, in die Kirche gehen usw. usf.
Also, den Fokus nicht *nur* auf die 'unaushaltbare' Situation lenken, sondern auch bzw. viel mehr auf Dinge lenken, die jetzt schon sehr gut aushaltbar sind. Ich bin mir sehr sicher, dass es da vieles geben wird, was auch sehr gut aushaltbar ist - neben den Dingen, die unaushaltbar sind. Aber, wenn man den Fokus auch auf die aushaltbaren Dinge lenkt, dann verlieren evtl. die Unaushaltbaren etwas von ihrer Schärfe und Absolutheit, weil das Leben ja auch noch aus anderen, fruchtbaren Dingen besteht.