Montagabendgedanken. Oder auch: Vorletztenachtgedanken.
Jetzt bin ich wieder in Kanada. Für 2 Nächte. Morgen ist mein allerletzter Tag.
Heute am Flughafen hatte ich die kurze Hoffnung, sein Gesicht bei den wartenden Menschen zu sehen. Ich wäre ihm so gerne in die Arme gerannt. Da hat sich in meinem Kopf die Situation von vor 4 Monaten abgespielt... ich glaube das war eines der schönsten Gefühle - ihn ungeduldig warten zu sehen in der Empfangshalle am Flughafen, sofort ein riesiges Grinsen im Gesicht, alles stehen und liegen lassen und in die Arme rennen und festhalten. Und diese Erinnerung werde ich an einem Ehrenplatz in meinem Herz aufbewahren.
Ich kann's nicht genau beschreiben, wie ich mich fühle. Zum einen ist da diese Vorfreude: Zuhause, meine Freunde, meine Familie, mein Zimmer - meine Stadt, meine Lieblingscafés, meine Kirche, mein Alltag. Ich freu mich wirklich auf die ganzen Menschen, die ich jetzt ein Jahr nicht gesehen habe. Ich freu mich auf die Dinge, die ich ein Jahr nicht tun konnte: aus der Wohnung stolpern und fast in der U-Bahn stehen, mal schnell Einkaufen gehen, spontan ne Freundin in der Stadt treffen, Döner essen, Käsekuchen backen, Vollkornbrot essen!!! (ich hab dieses labbrige Toastbrot so satt!), in meinem Zimmer meine Fotowand umdekorieren, Nächte mit einem Gläschen Wein und ganz viel Kreativität durchmachen, in meinem Bett schlafen, bei meinem Lieblingspizzaservice anrufen ohne groß sagen zu müssen, was auf die Pizza soll, in mein Fitnessstudio gehen,...
zum anderen ist da auch ein bisschen Angst: was hat sich verändert? Wie sind meine Freunde so drauf? Wie hab ich mich verändert? Werde ich geschockt sein, wieder in Deutschland zu sein? Ist meine Stadt krimineller geworden? Wie komm ich in Deutschland wieder zurecht? ...
Und dann kommt einfach diese Angst dazu, vergessen zu werden. Dass mein Ex das mit uns einfach beiseite schiebt, zu seiner Exex zurückgeht und dann merkt, wie richtig es war, mit mir Schluss zu machen. Wie wenig ich ihm bedeutet habe. Wie dumm er doch war, mich jemals gedatet zu haben.
Warum meldet er sich nicht?
Was denkt er mittlerweile so? Hat er mich schon längst abgehakt? Wir sind seit über 2 Monaten getrennt und die KS besteht eigentlich auch seitdem bis auf die Organisationssache mit dem Geld für den Urlaub...
Ich weiß, dass das mit uns wenig bzw. gar keine Zukunft hat mittlerweile - innerhalb von einem Tag rettet niemand eine Beziehung, noch dazu wenn es nicht danach aussieht, als würde irgendwas in diese Richtung passieren. Ich weiß, dass es vernünftiger ist, dass es einfacher ist, einfach zurückzugehen nach Deutschland. Irgendwann werd ich schon wieder jemanden finden, aber es tut einfach trotzdem noch so weh - er hat immer Druck in die Richtung gemacht, dass er das will. Dass ich hierbleiben soll, dass er Angst hat, wenn ich zurück nach Deutschland gehe, was mit uns passiert. Dass er bei deutschen Familienfesten wie ein Trottel daneben sitzt und kein Wort versteht (ich hab daraufhin mit ihm sogar angefangen Deutsch zu lernen und er hat sich wirklich Mühe gegeben, klang total süß).
Und so sehr ich "mein Deutschland" zu schätzen weiß, habe ich wirklich in Erwägung gezogen, das alles hinter mir zu lassen - für ihn. Für uns. Weil ich manchmal naiv bin und an Liebe glaube. Dass man es schafft, Grenzen zu überwinden, solange die Liebe da ist. Ich weiß nicht, wo er aufgehört hat, daran zu glauben. Ich suche immer noch nach dem "Auslöser", ab dem alles abwärts ging.
Seine Tante hat ein bisschen von ihm erzählt, dass es ihm soweit gut geht, dass das Ausziehen eine sehr gute Entscheidung war, er wohl ein bisschen pleite ist (ist ja auch nicht ganz billig, musste sich ja viel neu anschaffen) und oft bei Mutti zuhause zum Essen ist (angeblich damit er nicht bei BK & Co Stammkunde wird) - ich hab nur gesagt, dass mich das für ihn freut und es gut für ihn ist, von zuhause ausgezogen zu sein.
Kann ja schlecht sagen, dass ich ihn immer noch schrecklich vermisse und ich froh bin, dass er seinen A*sch endlich aus Hotel Mama rausbekommen hat, dass die ihre Kontrolle ein bisschen über ihn verliert.
Na ja. Das wars erstmal von mir.