Liebe Community,
ich sag schon vorab sorry für den langen Text. Ich bin gerade ziemlich ratlos und brauche eure Meinungen.
Zu unserer Ausgangssituation:
Mein Verlobter und ich sind seit knapp 1,5 Jahren ein Paar. Wir haben alles im Eiltempo durchlaufen: nach 3 Monaten wurde ich schwanger, er freute sich riesig. Unsere Tochter wurde im Oktober 2021 geboren, wenige Tage nach ihrer Geburt hatte er mir einen Heiratsantrag gemacht, der Hochzeitstermin ist in 8 Wochen. Ich bin bis jetzt überglücklich mit ihm, er zeigte mir von Anfang an jeden einzelnen Tag, wie sehr er mich liebt. Er tut alles, damit es mir gut geht und ich glücklich bin und ich war mir jederzeit sicher, dass es aufrichtig gemeint ist.
Folgendes änderte alles:
Meiner (in der Regel untrüglichen) Intuition folgend, habe ich die Chatverläufe mit seiner besten Freundin, wie er sie nennt, durchgelesen. Ich muss dazu sagen, dass diese in der Schweiz lebt und nur noch sehr sporadischer Kontakt zwischen den beiden besteht. Ich habe sie bisher zweimal getroffen, als sie auf Besuch hier war. Ich weiß, was ich getan habe, ist nicht in Ordnung und im weiteren Verlauf habe ich mich auch bei ihm entschuldigt, also bitte kein Shitstorm.
Ich habe zurückgescrollt in die Zeit, als wir uns kennenlernten. Tatsächlich hat er ihr 4 Wochen vor unserem Kennenlernen gestanden, dass er seit 15 Jahren mehr als freundschaftliche Gefühle für sie empfindet, dass er glaubt, dass die beiden zu 99% das perfekte Match seien. Sie antwortete darauf, dass sie leider nur freundschaftliche Gefühle für ihn habe. Er meinte dann, dass es für ihn okay sei, da er weiß, woran er ist und sie auch immer Freunde bleiben würden.
Ich habe ihn dann in einem passenden Moment darauf angesprochen, ob er für sie jemals mehr empfunden hat, da das meiner Erfahrung nach in den meisten Freundschaften zwischen Mann und Frau so sei. Und er hat dies verneint und zwar mit einer Überzeugungskraft, dass ich ihm sofort geglaubt hätte, hätte ich die Wahrheit nicht gewusst. Er hat mir völlig tiefenentspannt erzählt, dass die beiden immer nur Bekannte waren mit zwischenzeitlichen Kontaktpausen.
Ich habe ihn dann mit meiner Missetat und meinem Wissen konfrontiert, nachdem ich das ganze erstmal eine Nacht habe sacken lassen. Ich hatte damit gerechnet, dass er durch meinen Vertrauensmissbrauch unsere Beziehung ebenso infrage stellen würde und (zurecht) richtig sauer sei. Aber nichts dergleichen geschah.
Er erzählte mir (er schien kein bisschen schockiert), dass es diese Phase vor 15 Jahren einmal gab, sie dann darüber gesprochen hatten und er das Thema daraufhin für sich ad acta gelegt hat. Ich konfrontierte ihn damit, dass es nur 4 Wochen vor unserem Kennenlernen war und in dem Chat die Rede von DEN LETZTEN 15 Jahren war, nicht wie er meinte von VOR 15 Jahren. Er sagte dann, er habe nicht mehr genau im Kopf, wie seine Formulierung war.
Weiterhin kam heraus, dass es in dieser Zeit einen gemeinsamen Kurztrip gab. Und zwar auf DIE Insel in Deutschland, wo unsere Hochzeit stattfinden soll. Wir selbst waren gemeinsam dort (ein Jahr nach dem Urlaub mit ihr, ich hochschwanger) und er erzählte mir damals, er sei ewig nicht mehr da gewesen (er ist dort aufgewachsen). Ich fragte ihn, warum er mir in unserem Urlaub nichts davon erzählt hat und er sagte, er habe keine Verknüpfung dazu gehabt, er habe nicht daran gedacht. Das kann aber unmöglich sein, dass er mir erzählt, wo er vor 30 Jahren mit seinen Sandkastenkumpels gespielt hat (Verknüpfung vorhanden), aber nicht daran denkt, dass er vor EINEM Jahr diese Orte mit seiner "besten Freundin " besucht hat. Und sowieso, wenn er mit dem Thema abgeschlossen hat, warum ist er dann nicht unbefangen und erzählt mir davon?
Mein großes Problem ist nun, dass er
1. mich belogen hat, ohne mit der Wimper zu zucken (Warum, wenn ihm das alles nichts mehr bedeutet?)
2. ich das Gefühl habe, ein Kompromiss und nicht seine erste Wahl zu sein
3. er mit ihr die gleichen Plätze besucht hat, wie mit mir, u.a. auch unsere Hochzeitslocation und ich nun immer daran würde denken müssen.
4. dass er so gar nicht sauer ist, dass ich in seine Privatsphäre eingedrungen bin. Ist das nicht merkwürdig?
Er beteuert, wie leid ihm diese Lüge tut und sagt, er würde alles dafür tun, dass ich ihm wieder vertraue. Er sei mit einem absolut freien Kopf in unsere Beziehung gegangen und liebe mich über alles. Er habe gelogen, weil er Angst vor meiner Reaktion hatte. Ich muss dazu sagen, dass er immer eine subtile Angst hat, ich könnte ihn verlassen (das sagt er öfters zu mir und liegt mit Sicherheit auch in meinem Verhalten begründet; ich brauche manchmal Zeit für mich und sage ihm das dann auch, er wäre am liebsten nonstop mit mir zusammen).
Aber ich kann ihm nicht mehr vertrauen. Ich frage mich die ganze Zeit, wie oft und glaubwürdig er mich noch belogen hat oder zukünftig belügen wird.
Ich bin derzeit auf Abstand und tue ihm damit sehr weh. Ich bin zutiefst gekränkt. Ich möchte ihm so gerne glauben, aber ich weiß nicht, ob ich ihm je wieder vertrauen kann.
Ich muss noch dazu sagen, dass er mit ihr wirklich nur noch sehr sporadischen Kontakt hat, sie aber dann mit Kosenamen anspricht. Auch hat er ihr in dem Chat erst 4 Monate nach unserem Kennenlernen von mir (und seiner werdenden Vaterschaft) erzählt, obwohl zwischenzeitlich immer mal wieder Kontakt bestand (evtl. weil er hoffte, sie könnte es sich nochmal anders überlegen??).
Und nochmal: Ich betrachte mein eigenes Verhalten genauso kritisch. Ich bitte euch jedoch um eure Einschätzung der Lage bzgl. meiner Situation.
Ich brauche dringend mal anderen Input.
Danke!
ich sag schon vorab sorry für den langen Text. Ich bin gerade ziemlich ratlos und brauche eure Meinungen.
Zu unserer Ausgangssituation:
Mein Verlobter und ich sind seit knapp 1,5 Jahren ein Paar. Wir haben alles im Eiltempo durchlaufen: nach 3 Monaten wurde ich schwanger, er freute sich riesig. Unsere Tochter wurde im Oktober 2021 geboren, wenige Tage nach ihrer Geburt hatte er mir einen Heiratsantrag gemacht, der Hochzeitstermin ist in 8 Wochen. Ich bin bis jetzt überglücklich mit ihm, er zeigte mir von Anfang an jeden einzelnen Tag, wie sehr er mich liebt. Er tut alles, damit es mir gut geht und ich glücklich bin und ich war mir jederzeit sicher, dass es aufrichtig gemeint ist.
Folgendes änderte alles:
Meiner (in der Regel untrüglichen) Intuition folgend, habe ich die Chatverläufe mit seiner besten Freundin, wie er sie nennt, durchgelesen. Ich muss dazu sagen, dass diese in der Schweiz lebt und nur noch sehr sporadischer Kontakt zwischen den beiden besteht. Ich habe sie bisher zweimal getroffen, als sie auf Besuch hier war. Ich weiß, was ich getan habe, ist nicht in Ordnung und im weiteren Verlauf habe ich mich auch bei ihm entschuldigt, also bitte kein Shitstorm.
Ich habe zurückgescrollt in die Zeit, als wir uns kennenlernten. Tatsächlich hat er ihr 4 Wochen vor unserem Kennenlernen gestanden, dass er seit 15 Jahren mehr als freundschaftliche Gefühle für sie empfindet, dass er glaubt, dass die beiden zu 99% das perfekte Match seien. Sie antwortete darauf, dass sie leider nur freundschaftliche Gefühle für ihn habe. Er meinte dann, dass es für ihn okay sei, da er weiß, woran er ist und sie auch immer Freunde bleiben würden.
Ich habe ihn dann in einem passenden Moment darauf angesprochen, ob er für sie jemals mehr empfunden hat, da das meiner Erfahrung nach in den meisten Freundschaften zwischen Mann und Frau so sei. Und er hat dies verneint und zwar mit einer Überzeugungskraft, dass ich ihm sofort geglaubt hätte, hätte ich die Wahrheit nicht gewusst. Er hat mir völlig tiefenentspannt erzählt, dass die beiden immer nur Bekannte waren mit zwischenzeitlichen Kontaktpausen.
Ich habe ihn dann mit meiner Missetat und meinem Wissen konfrontiert, nachdem ich das ganze erstmal eine Nacht habe sacken lassen. Ich hatte damit gerechnet, dass er durch meinen Vertrauensmissbrauch unsere Beziehung ebenso infrage stellen würde und (zurecht) richtig sauer sei. Aber nichts dergleichen geschah.
Er erzählte mir (er schien kein bisschen schockiert), dass es diese Phase vor 15 Jahren einmal gab, sie dann darüber gesprochen hatten und er das Thema daraufhin für sich ad acta gelegt hat. Ich konfrontierte ihn damit, dass es nur 4 Wochen vor unserem Kennenlernen war und in dem Chat die Rede von DEN LETZTEN 15 Jahren war, nicht wie er meinte von VOR 15 Jahren. Er sagte dann, er habe nicht mehr genau im Kopf, wie seine Formulierung war.
Weiterhin kam heraus, dass es in dieser Zeit einen gemeinsamen Kurztrip gab. Und zwar auf DIE Insel in Deutschland, wo unsere Hochzeit stattfinden soll. Wir selbst waren gemeinsam dort (ein Jahr nach dem Urlaub mit ihr, ich hochschwanger) und er erzählte mir damals, er sei ewig nicht mehr da gewesen (er ist dort aufgewachsen). Ich fragte ihn, warum er mir in unserem Urlaub nichts davon erzählt hat und er sagte, er habe keine Verknüpfung dazu gehabt, er habe nicht daran gedacht. Das kann aber unmöglich sein, dass er mir erzählt, wo er vor 30 Jahren mit seinen Sandkastenkumpels gespielt hat (Verknüpfung vorhanden), aber nicht daran denkt, dass er vor EINEM Jahr diese Orte mit seiner "besten Freundin " besucht hat. Und sowieso, wenn er mit dem Thema abgeschlossen hat, warum ist er dann nicht unbefangen und erzählt mir davon?
Mein großes Problem ist nun, dass er
1. mich belogen hat, ohne mit der Wimper zu zucken (Warum, wenn ihm das alles nichts mehr bedeutet?)
2. ich das Gefühl habe, ein Kompromiss und nicht seine erste Wahl zu sein
3. er mit ihr die gleichen Plätze besucht hat, wie mit mir, u.a. auch unsere Hochzeitslocation und ich nun immer daran würde denken müssen.
4. dass er so gar nicht sauer ist, dass ich in seine Privatsphäre eingedrungen bin. Ist das nicht merkwürdig?
Er beteuert, wie leid ihm diese Lüge tut und sagt, er würde alles dafür tun, dass ich ihm wieder vertraue. Er sei mit einem absolut freien Kopf in unsere Beziehung gegangen und liebe mich über alles. Er habe gelogen, weil er Angst vor meiner Reaktion hatte. Ich muss dazu sagen, dass er immer eine subtile Angst hat, ich könnte ihn verlassen (das sagt er öfters zu mir und liegt mit Sicherheit auch in meinem Verhalten begründet; ich brauche manchmal Zeit für mich und sage ihm das dann auch, er wäre am liebsten nonstop mit mir zusammen).
Aber ich kann ihm nicht mehr vertrauen. Ich frage mich die ganze Zeit, wie oft und glaubwürdig er mich noch belogen hat oder zukünftig belügen wird.
Ich bin derzeit auf Abstand und tue ihm damit sehr weh. Ich bin zutiefst gekränkt. Ich möchte ihm so gerne glauben, aber ich weiß nicht, ob ich ihm je wieder vertrauen kann.
Ich muss noch dazu sagen, dass er mit ihr wirklich nur noch sehr sporadischen Kontakt hat, sie aber dann mit Kosenamen anspricht. Auch hat er ihr in dem Chat erst 4 Monate nach unserem Kennenlernen von mir (und seiner werdenden Vaterschaft) erzählt, obwohl zwischenzeitlich immer mal wieder Kontakt bestand (evtl. weil er hoffte, sie könnte es sich nochmal anders überlegen??).
Und nochmal: Ich betrachte mein eigenes Verhalten genauso kritisch. Ich bitte euch jedoch um eure Einschätzung der Lage bzgl. meiner Situation.
Ich brauche dringend mal anderen Input.
Danke!