Beziehung nach Affäre

Esther

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Hallo,
ich lese hier schon eine Weile mit und möchte nun selbst erzählen. Ich habe lange überlegt, ob es zu Affäre oder Beziehung gehört, aber da mein AM verstorben ist, bleibt offensichtlich "nur" die Beziehung. Es ist gar nicht so einfach, alles wichtige in eine Nachricht zu schreiben.

Mein EM und ich sind seit über 20Jahren zusammen, inzwischen verheiratetet, 5 Kinder. Wir waren die ersten Partner füreinander. Zwischendurch ist mal jeder ein halbes Jahr seiner Wege gegangen, dann waren wir wieder zusammen. Durch Ausbildung und Studium hatten wir fast 10 Jahre eine Wochenendbeziehung, bevor wir dann zusammengezogen sind.

Er war mein Freund. Wir konnten zusammen lachen, konnten gut reden, hatten ähnliche Interessen und gemeinsame Zukunftsvorstellungen. Was nie wirklich gut war, war das Sexuelle. Am Anfang war es für uns beide neu und aufregend. Dann musste es ja irgendwann sein, Kinder fallen nicht vom Himmel. Aber es war ein ewiger Diskussionspunkt, wie oft es wohl sein muss.

Als die Kinder waren, ist in mir viel kaputt gegangen. Alle Kinder hatten im Babyalter eine abendlich stundenlange Schreiphase, in dieser Zeit war ich viel allein, da irgendwelche Ehrenämter auf Männerseite wichtiger waren. Unsere Prioritäten haben sich einfach verschoben, wir hatten wenig zu reden, wir hatten jetzt unterschiedliche Ziele und Interessen, und das leidige S6-Thema.

Dann hatte ich vor 5 Jahren eine Erkrankung, die, weil möglicherweise lebensbedrohlich, große Ängste in mir auslöste. In dieser Zeit war mein EM sehr für mich da, und wir rückten wieder näher zusammen. Aber je mehr Abstand ich zu der Krankheit gewann, und glauben konnte, dass alles ok ist, umso mehr schlichen sich die alten Probleme wieder ein.
Ich habe bemerkt, dass unsere Beziehung in keine gute Richtung geht, und es angesprochen vor 3 Jahren. Er fiel aus allen Wolken und verstand gar nicht, was ich meinen würde. Es würde doch alles funktionieren. (Natürlich gibt es hier eine Struktur, wie sonst würde das mit den Kindern und den Vollzeitjobs funktionieren. Aber ich bin da viel stärker eingebunden als er, da ich den kürzeren Fahrweg zur Arbeit habe, mir alles freier einteilen kann und er grundsätzlich nicht die Arbeit erfunden hat) Meine vorgeschlagene Paartherapie hat mein EM ausgeschlagen, wenn er kein Problem sieht, könnte er es nicht lösen. Stattdessen die übliche Standartantwort- wir brauchen mehr S6, ob ich darüber schon mal nachgedacht hätte, dass würde uns wieder zusammenbringen. Ich hab dann irgendwann nichts mehr gesagt, brachte ja nix, außer dass ich mich ewig erklären sollte und mich ewig ausziehen musste.
Reden konnten wir ganz gut, nur nicht über uns.
Meine Liebe ist Freundschaft gewichen.
Unsere Interessen sind meilenweit auseinander.
Wenn ich daran denke, mit ihm alt zu werden, oder ohne Kinder in diesem Haus zu leben oder in den Urlaub fahren zu müssen, dann graut mir davor.

Dann trat mein AM in mein Leben. Ich hab nie sowas gesucht, er auch nicht, wir sind wie ineinander gefallen.
Ich habe uns für was ganz Großes gehalten. Jetzt, wo er tot ist, piekt es mich aber an allen Enden, weil ich so oft das lese, was ich auch empfunden habe. Reden wir uns das nur ein, oder schön?
Er war jedenfalls ein wunderbarer Mann. Ich habe nie jemanden so sehr geliebt, so gerne um mich gehabt. Ich hab jede Sekunde genossen, und auch, wenn es oft schmerzhaft war, bereue ich keine Sekunde. Mit einem Wort, einem Lächeln, konnte er meine Seele heil machen. Wir haben uns blind verstanden. Und ich hab auch gerne mit ihm geschlafen, dachte ich doch schon, dass mit mir irgendwas nicht stimmt. Er war wie ein Wunder.
Von Anfang an hat er klar kommuniziert, dass es nicht mehr sein wird. Auch er war verheiratet, hat Kinder. Aber ich weiß dennoch, dass er mich auch geliebt hat. Durch seine klare Haltung brauchte ich mich nicht wirklich mit unsere Zukunft auseinandersetzen, die gab es ja nicht, nur im Verborgenen.

Jetzt ist er weg. Mein EM hat es mal geahnt, aber nie gewusst. Ich bin voller Trauer, die sich nicht wandelt, nicht weniger wird. Er fehlt mir so.
Es ist alles wie ein Film, der abläuft, ohne mich, und ich muss mit.
Alles, was hier nicht ok ist, scheint durch das Fehlen meines AM noch deutlicher zu werden. Ich will das nicht mehr. Aber kann ich das machen?
Mein EM führt eine Strichliste, über Wochen, in denen es keinen S6 gab. Nacharbeiten.... Er erpresst es irgendwann, indem er sich hier völlig rauszieht, quasi nur noch hier schläft. Das ist für mich arbeitsmäßig nicht zu schaffen. Es gehört für ihn zu einer Beziehung, und dass ich es nicht will, ist zwar sehr bedauerlich, aber letztlich muss 1x die Woche drin sein. Es fühlt sich so eklig an, wenn er mich berührt, wenn er mir ins Ohr atmet, und auch seinen Geruch mag ich schon lange nicht mehr. Zum Glück dauert es nie lange. Ich habe ihm gesagt, schon vor längerer Zeit, dass er sich was anderes suchen darf, und im Stillen sogar gehofft, dass er sich dabei verliebt. Ich hoffte, das würde mich frei machen von seinen körperlichen Bedürfnissen. Seine Antwort war, ich bin immernoch seine Nummer 1. Und geändert hat sich leider nichts, er hat wohl niemanden gefunden.
Ich komm nicht weiter. Die Kinder sind noch relativ jung (5 bis 11)- kann ich das machen? Mein AM hatte immer die Kinder im Blick. Und mein EM wäre kein Kümmererpapa.
Unsere Haus gehört nur mir, aber natürlich zahlt er mit. Die finanzielle Belastung ist enorm, ich könnte sie wohl nicht alleine tragen. Und wenn doch, kann ich ihn jetzt ohne irgendwas dastehen lassen? Auch er hat ja jahrelang die Kredite mit bedient.
Und die Aufgaben. Natürlich mache ich hier viel mehr, aber eben nicht alles. Ich denke, ich schaffe das derzeit nicht alleine, ich habe so schon permanent das Gefühl, dass ich allem und allen nicht gerecht werde. Und die besten Nerven habe ich durch die Trauer auch nicht, das macht mich zu oft ungerecht und ungeduldig.

Mit ihm darüber reden? Aber was?
Vom AM werde ich nichts erzählen, wozu jetzt noch. Ich habe kein schlechtes Gewissen, es ist vorbei.
Über unsere Probleme, die er wieder nicht sieht? Läuft ja alles... Ich kann es einfach nicht rüberbringen. Und wenn ich es anspreche, brauchen wir doch nur mehr S6.
Ich weiß nicht, was ich will. Ich weiß nur, dass ich so vor die Hunde gehe.
Ich kann nicht mit ihm darüber reden, er ist ein völliger Kopfmensch und braucht Argumente, aber die kann ich nicht liefern, es sind ja alles Gefühle.

Vielleicht habt ihr ein paar Gedanken für mich....

Leibe Grüße, Esther
 

Schmetterling21

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Hallo Esther,

zunächst einmal willkommen im Forum und mein Beileid zum Verlust eines geliebten Menschen. So ein Verlust ist so schon schrecklich zu ertragen, aber es ist mit Sicherheit eine noch größere Belastung, wenn man seine Trauer nicht einmal richtig zeigen oder darüber sprechen kann.

Ich habe direkt eine Frage, nachdem ich deinen Text gelesen habe:

Ich habe lange überlegt, ob es zu Affäre oder Beziehung gehört, aber da mein AM verstorben ist, bleibt offensichtlich "nur" die Beziehung.

Was genau wünschst du dir denn vom Forum, das wird für mich zumindest nicht ganz klar. Möchtest du an deiner Ehe arbeiten? Möchtest du in erster Linie die Affäre verarbeiten? Oder geht es dir darum herauszufinden, was du eigentlich selbst möchtest und was für dich überhaupt realisierbar ist? Vielleicht könntest du deine Zielsetzung noch einmal klarer formulieren, damit man besser darauf eingehen kann.

Was mir aber auch ohne konkrete Fragestellung auffällt:

Du bist seit einer unheimlich langen Zeit mit deinem EM zusammen. In dieser Zeit liest es sich für mich so, als hättet ihr euch mit der Zeit in verschiedene Richtungen entwickelt. Wenn du dich durch die Begrüßungstexte liest und auch hier im Partnerschaftsforum umschaust wirst du feststellen, dass viele Langzeitpaare Probleme mit der Leidenschaft in der Beziehung haben, weil das leidenschaftliche Potenzial einer Partnerschaft irgendwann aufgebraucht sein kann.

Wenn beide Partner mit der verminderten Sexualität kein Problem haben oder es sogar eine Vereinbarung gibt, dass diese anderweitig gestillt werden darf, kann das alles ja trotzdem funktionieren. Schließlich verbindet einen nach einer so langen Zeit viel, viel mehr als nur Sexualität. Problematisch wird es dann, wenn die Bedürfnisse und Sichtweisen der Partner in Bezug aufeinander auseinandergehen. Wenn wie bei dir ein Partner den anderen noch begehrt, dieser das aber nicht erwidert, wird es problematisch. Denn dann rutscht man automatisch in die Situation, dass ein Partner sich bedrängt fühlt (unter anderem) und der andere zurückgewiesen. Findet man hierfür keine Lösung, belastet das die Ehe bis zur Schmerzgrenze.

Ich lese es so, dass dein Mann sehr viel Druck auf dich ausübt und das in Formen, die ich schon mehr als grenzwertig finde, Stichworte:

Mein EM führt eine Strichliste, über Wochen, in denen es keinen S6 gab. Nacharbeiten.... Er erpresst es irgendwann,

Es gehört für ihn zu einer Beziehung, und dass ich es nicht will, ist zwar sehr bedauerlich, aber letztlich muss 1x die Woche drin sein.

Wenn er das wirklich so durchzieht obwohl du signalisierst, dass du das nicht möchtest, finde ich das schon (mir fehlen etwas die Worte) extrem daneben. Merkt er denn hiervon etwas, oder spielst du ihm dann etwas vor?

Es fühlt sich so eklig an, wenn er mich berührt, wenn er mir ins Ohr atmet, und auch seinen Geruch mag ich schon lange nicht mehr.

Insgesamt empfinde ich deinen Mann als (ich meine das nicht beleidigend) relativ einfach gestrickt, daher wird es schwer werden, mit ihm über deine Bedürfnisse und das was dir fehlt zu reden. Er wird das einfach anders empfinden und nicht die Fähigkeit haben, sich in dich hineinzuversetzen. Die Frage ist, ob es auch überhaupt möglich ist, das was er und ja auch du konkret bemängelt (die fehlende Leidenschaft) wieder zu kitten. Hier gibt es viele Stränge, die sich schon sehr ausführlich mit diesem Thema beschäftigt haben, es lohnt sich sicherlich für dich, dich dort einzulesen (beispielsweise bei Bourque oder auch bei Liebe89).

Vielleicht kannst du dir ja wie gesagt noch einmal Gedanken machen, was dein Ziel im Strang sein soll und das hier konkretisieren.

Für den Moment alles Gute :butterfly:
 

Esther

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Hallo Schmetterling21,

hab Dank für deine Begrüßung und deine Antwort.
In die beiden Stränge habe ich schon reingelesen, ich behalte sie im Kopf.

Ich hab tatsächlich lange überlegt, ob ich hier schreibe, weil ich selbst nicht richtig weiß, was ich erwarte. Ich muss es alles mal los werden. Ich möchte auch etwas von meinem AM erzählen, ich kann nicht abschließen mit ihm, und die Trauer erdrückt mich. Und ich kann das kaum jemandem erzählen. Hier, in diesem Forum, habe ich viel Wertschätzung gelesen, und vor allem wedelte niemand mit der Moralkeule, das hat mir Mut gemacht.
Und vor allem suche ich seit Jahren einen Weg aus meiner Situation, der sich richtig anfühlt, aber finde ihn nicht oder bin zu unsicher oder habe einfach nicht den A... in der Hose, ihn auch zu gehen. Ich hoffe, das andere Sichtweisen mich weiterbringen können.

Ja, das Verhalten meines Mannes ist grenzwertig. Andererseits könnte man auch sagen, es gehören immer 2 dazu, einer der es macht, und ein zweiter, der es mit sich machen lässt.
Bei mir ist die Leidenschaft nie verloren gegangen, sie war nie da. Er war mein erster Sexualpartner, darum war es erst aufregend und neu. Es war eine neue Innigkeit, denn natürlich habe ich ihn mal geliebt. Durch die lange Wochenendbeziehung wurde das Problem auch anfangs nicht so deutlich. Nur der Urlaub war immer eine Quälerei, da musste die Frequenz höher sein. Ein deutliches Nein hat er akzeptiert, war aber dann tagelang beleidigt (oder bis er bekam, was er will) sprach nicht mit mir, saß nur vorm Fernseher oder Handy- Ignorieren war die Strafe meiner Kindheit, und solange ich ihn geliebt habe, konnte ich das nur begrenzt aushalten. Ich denke heute, dass er das wusste und sehr bewusst eingesetzt hat.
Ich wusste jedenfalls nicht, dass es auch anders sein kann. Was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen. Ich dachte, es liegt an mir. Organisches Problem oder asexuell oder sowas. Ich wollte schon ärztlichen Rat einholen, konnte mich aber nie wirklich dazu durchringen.
Das ich selbst jemandem so nahe sein möchte und dass es auch wunderschön sein kann, habe ich erst mit meinen AM erlebt.

Jetzt gibt es eine Vereinbarung, einmal die Woche. Die trafen wir irgendwann, als er mir mal wieder erzählte, wie ungeliebt er sich ohne fühlt und dass er so nicht leben kann, es würde ihn aggressiv und mürbe machen, und dass er doch schon ständig Handbetrieb fährt, um mich zu entlasten, die genaue Anzahl dafür pro Woche bekam ich auch genannt. Aber es würde doch dazu gehören. Ja, ich hab dem zugestimmt. Ich hatte allerdings auch nicht den Eindruck, es gäbe eine Alternative. Und ich habe ihm gesagt, dass er gerne andere Wege gehen kann, also die Beziehung für ihn geöffnet.
Also treffen wir uns nun zu einem festen Zeitpunkt. Ich schlafe seit Jahren bei den Kindern, irgendeins war ja immer klein, denn mir ist klar, dass er im Schlafzimmer ständig Versuche starten würde, und dann, siehe oben. Aber an dem Abend besuche ich ihn und es geht zielgerichtet ohne sonstige Zärtlichkeiten oder Küsse zur Sache. Was ihm das gibt, verstehe ich nicht. Sex hat für ihn offenbar einen anderen Stellenwert und eine andere Funktion, solange der da ist, ist das das Zeichen, dass alles ok ist.
Ich spiele ihm keine Leidenschaft vor, täusche aber das Ende vor, sonst würde es ewig so weiter gehen. Mir gibt das alles gar nichts.

Sonst gibt es schon lange keine körperliche Nähe. Jedes Kuscheln oder näher rücken war für ihn stets ein Anlass für sexuelle Annährung. So hab ich es gelassen, und vermisse es, dass mich mal jemand ohne Hintergedanken umarmt oder meine Hand hält. Gehe Zweisamkeit seit langem aus dem Weg, abgesehen von besagter Verabredung.
Und Küsse gibt es auch schon lange nicht mehr. Zum Glück, er ist ein grausamer Küsser. Ich hab versucht, es zu ändern, aber er hört nicht zu und es interessiert ihn auch nicht.

Vielleicht hätte ich das alles früher merken können und müssen, anstatt jetzt rumzujammern. Es kam aber so schleichend, dass ich vieles erst später gesehen habe.
Und vielleicht ist das der Lauf der Dinge. Ich hasse ihn nicht. und ich liebe ihn nicht. Wir kennen uns einfach ziemlich lange, und es funktioniert irgendwie.

Und neben den im Eingangspost genannten Dingen, die mich davon abhalten, alles hinzuschmeißen, kommt durch die meine Liebe mit meinem AM zwar kein schlechtes Gewissen, aber doch irgendwie ein wenig Schuld von meiner Seite hinzu.
Ich bin ein komischer Mensch, es fällt mir extrem schwer, Freundschaften aufzubauen und zu erhalten. Dass mein Tag nie genug Stunden zu haben scheint, macht es nicht einfacher. Ohne ihn wäre ich also quasi auf mich allein gestellt, aber dafür endlich sexfrei.

Ich dreh mich seit Jahren im Kreis. Mal schwanke ich in eine Richtung, aber nie so sehr, dass ich eine Entscheidung treffen kann, hinter der ich auch stehen kann.
 
M

Morgentau2008

Gelöschter User
Hallo Esther.


Erst einmal mein Beileid zum Verlust deines Freundes.

Mein Beitrag wird ein kurzer, denn ich finde, es wird ohne Enscheidung nicht gehen.

Welche Möglichkeiten gäbe es denn?

Als Außenstehende würde ich sagen, entweder du lässt alles so, wie es jetzt ist und bleibst unglücklich, bis du daran zerbrichst.

Oder du sagst deinem EM alles so, wie du es hier geschrieben hast. Die Konsequenz weißt du nicht, jedenfalls nicht die deines EM. Im schlechtesten Fall verzeiht er dir und es geht einfach so weiter.

Dritte Möglichkeit wäre die klare Trennung mit allen Konsequenzen.
Das würde nicht einfach werden, aber du wärst frei.

Für dich wäre es toll, wenn du in eine Kur fahren könntest, um dich dort etwas zu erholen und deine Trauer zu verarbeiten.
Aber so kurzfristig ist das sicher schwierig, auch wegen der Kinder.

Bist du dir denn ganz sicher, wenn dein EM bereit wäre, etwas zu ändern, dass ihr euch nicht zumindest ganz langsam wieder annähern könntet?
Denn wenn du das absolut ausschließt, bleibt eigentlich nur die Trennung.

Aber es hilft ja schon, wenn man seinen Kummer hier niederschreiben und sich etwas austauschen kann.

Nur deine Entscheidung kann dir hier niemand abnehmen.

Sicher wäre ein Gespräch mit Wolfgang hier sehr ratsam, er weiß, wie man mit Männern wie deinem EM umgehen muss. Denn, was der macht, ist absolut nicht okay, gelinde ausgedrückt.

Fühl dich umarmt und pass auf dich auf. :trost:

LG
MT
 
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Esther

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Vielen Dank Morgentau, für deine liebe Antwort. Und natürlich hast du Recht.

Tatsächlich hatte ich den Kurgedanken auch schon häufiger. Es ist immer wieder hintenüber gefallen, aber ich nehme es für kommende Woche in Angriff. (Und bin gespannt, wie lange sowas hier dauert...)

Ich habe es so verstanden, dass du vorschlägst, ich solle meinem EM alles erzählen. Welches Ziel hätte das? Ich brauche seine Vergebung nicht, es steht auch nicht zwischen uns. Ich würde alles nochmal genauso machen! (Darüber, dass ermir im schlechtesten Fall verzeiht, musste ich grinsen, aber natürlich stimmt das in unserem Fall)
Affäre ist auch nicht das richtige Wort, für das, was es war. Wir waren uns nah, und haben uns jeden Tag unzählige Nachrichten geschickt. Wir konnten einander alles erzählen und aneinander heil werden. Sehen konnten wir uns meist einmal in der Woche, ab und zu haben wir sogar nebeneinander aufwachen hinbekommen. Alles in mir liebt alles, was er ist und war. Ich glaube, dass man so eine Liebe nur einmal erlebt, wenn man überhaupt das Glück hat.
Aber ich weiß natürlich, dass man sowas nicht macht. Und es gab viele Lügen in dieser Zeit, auf die ich nicht stolz bin. Mein EM würde nicht einfach so verzeihen, das ist nicht seine Art. Wir müssten erst quitt sein. Da er mich mit einer Affäre seinerseits nicht verletzen könnte, wäre es irgendwas anderes, wie immer das aussehen mag.

Ich zeichne hier wahrscheinlich ein ziemlich düsteres Bild von meinem EM. Natürlich ist das nicht nur so. Tatsächlich ergänzen wir uns, und es gibt auch gute Seiten. Er ist viel konsequenter als ich. Lange war er sehr verlässlich. Er kümmert sich gut um unsere Kinder, wenn auch (nach meiner Meinung) zu viele Medien im Einsatz sind. Er ist standfester, sparsamer und geduldiger als ich, und im Moment hat er eindeutig den gesünderen Lebenswandel.
Im Gegenzug fehlt ihm nahezu jede Empathie. (Anfangs hab ich ihm oft nach Gesprächen "übersetzt", was in den anderen vor sich ging.)
Unser "Sexproblem" hab ich hier so oder ähnlich in ganz vielen Strängen gelesen, meist aus der anderen, also eher seiner Perspektive. Und auch uns begleitet das nun schon so lange, dass ich weiß, dass es nicht zu lösen ist. Einer muss sich doch immer verbiegen und auf etwas für ihn wichtiges verzichten oder es über sich ergehen lassen. Und auch unsere Variante ist nicht selten, ich höre sie, gerade von Frauen, öfter. Irgendwie hat Sex ja oft auch ne Funktion in der Beziehung, es geht um Macht, Belohnung.... Ursprünglich waren es mal 3x die Woche (und das nach 21 Jahren....), ich sollte die Reduzierung also vermutlich als Erfolg sehen. Es entstand übrigens dadurch, dass ich mal von einem Experiment las, indem ein Paar, bei dem sexuell wenig lief, 1Jahr täglich verabredeten Sex hatte. Es wurde beschrieben, dass sich nach einer Eingewöhnungsphase ihr Sexualleben tatsächlich positiv entwickelt hat. Ich dachte, Versuch macht klug, vielleicht hilft es ja. Aber ich finde einfach nichts attraktives an meinem EM, nichts anziehendes, nichts, was auch nur ansatzweise irgendwas in mir wecken würde. Das kommt auch nicht wieder, es ist ja eher Ablehnung, die stärker wird, je mehr er mir auf die Pelle rückt. Und die Liebe, die ja oft vieles glatt bügelt, ist halt weg.
Ich käme gut damit klar, würden wir, solange die Kinder da sind, in einer Art WG leben. Und wenn sie ausgezogen sind, schauen wir nochmal. Aber das ist halt nicht sein Modell.

Ich scheue mich so, mich zu trennen, wegen der Kinder. Ich hab doch auch eine Verantwortung übernommen, indem ich sie mit genau diesem Mann bekommen habe. Wir haben tatsächlich mal darüber gesprochen, warum auch immer, sie würden im Fall einer Trennung alle bei mir bleiben. Ich weiß, sie würden meinen EM dann wenig sehen. Ich hab das Gefühl, ich bin egoistisch, wenn ich meinen Kindern soviel wegnehme. Ich weiß auch, dass meine Zeit und das Geld so wahnsinnig knapp wären, wäre ich alleine mit ihnen, dass kaum etwas ginge. Nervlich bin ich schon jetzt oft am Limit, da mein Beruf mich sehr fordert, laut und voller Menschen ist. Wird das alles ausgeglichen nur dadurch, dass es mir besser ginge?
Und ich fühl mich irgendwie auch verantwortlich für meinen EM. Er hat die ganze teure Hausrenovierung mitgetragen, ohne dass ihm hier irgendwas gehört. Unter Protest natürlich, aber letztlich hat er es hingenommen. Ich kann ihn nicht auszahlen oder ähnliches, nur schuldenfrei ins Leben schicken. Mit 42 nochmal ganz von vorne. Darf ich das?
 

Schmetterling21

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Hallo Esther,

ich fange mal hinten an:


Das klingt ein bisschen so, als würdest du mit dieser Frage Verantwortung abgeben wollen und dir durch Kommentare hier Absolution erhoffen, indem man schreibt "selbstverständlich darfst du das!".

Ich will jetzt auch überhaupt nicht sagen, dass du dich nicht trennen darfst, nur, dass das ganz alleine deine Entscheidung ist und es unseriös wäre, wenn hier jetzt jemand schreiben würde "tu es" oder "tu es nicht".

Viel eher kann man sich ja aber hier über deine Ängste und Befürchtungen austauschen, beispielsweise:

Ich scheue mich so, mich zu trennen, wegen der Kinder.

Ich hab das Gefühl, ich bin egoistisch, wenn ich meinen Kindern soviel wegnehme.

Das Argument der Kinder liest man hier ja sehr häufig als Grund für eine nicht - Trennung. Wenn ich ganz ehrlich sein darf, halte ich dieses Argument in den allermeisten Fällen für vorgeschoben (das mag unbewusst geschehen), weil es gesellschaftlich anerkannt ist und sich bestens dafür eignet, sich die eigentlichen Gründe nicht einzugestehen.

Ich selbst habe keine Kinder und möchte daher noch einmal betonen, dass es sich bei dem was ich hier schreibe lediglich um meinen persönlichen Eindruck und meine persönlichen Annahmen handelt, die nicht zwangsläufig auf jeden hier zutreffen müssen.

Ich glaube daran, dass Kinder ein liebevolles Umfeld benötigen, in welchem sie sich emotional an ihren Eltern orientieren können. Ich denke, dass Kinder äußerst sensibel sind und in der Lage, Stimmungen im innerfamiliären Kreis zu spüren und wahrzunehmen. Wenn die Eltern sich jetzt nicht mehr wirklich verstehen, oft streiten (und sei es hinter verschlossenen Türen), Fröhlichkeit nur vorspielen... Dann merken Kinder das. Sind sie noch sehr klein, begreifen sie es vielleicht nicht, was aber nicht heißt, dass es keinen Schaden verursacht. Du hast ja meine ich geschrieben, dass dein ältestes Kind 11 Jahre ist. In diesem Alter halte ich es beispielsweise für durchaus möglich, dass deinem Kind schon auffällt, dass du nie bei deinem Mann übernachtest und die Geschwister als Puffer benutzt.

Wie gesagt, das Argument "Ich trenne mich nicht für die Kinder" klingt im ersten Moment durchaus ehrenwert. Aber glaubst du denn umgekehrt wirklich, dass deine Kinder (zumindest wenn sie reifer sind) wollen, dass ihre Mutter jahrelang wegen ihnen unglücklich ist? Mich persönlich stößt die Vorstellung, dass meine Mutter "wegen mir" mit meinem Vater zusammen ist, ab.

Das hier halte ich schon eher für ehrlichere Gründe:

Ich weiß auch, dass meine Zeit und das Geld so wahnsinnig knapp wären, wäre ich alleine mit ihnen, dass kaum etwas ginge. Nervlich bin ich schon jetzt oft am Limit, da mein Beruf mich sehr fordert, laut und voller Menschen ist.

Eine Scheidung wird in fast allen Fällen finanzielle Einbußen auf beiden Seiten nach sich ziehen. Auch die persönliche Freiheit wird oft knapper werden, zumindest dann, wenn das Betreuungsmodell so gewählt wird, dass eine Person hauptsächlich die Kinder versorgt. Das sind Tatsachen, die man zuvor einkalkulieren muss.

Und ich fühl mich irgendwie auch verantwortlich für meinen EM. Er hat die ganze teure Hausrenovierung mitgetragen, ohne dass ihm hier irgendwas gehört. Unter Protest natürlich, aber letztlich hat er es hingenommen. Ich kann ihn nicht auszahlen oder ähnliches, nur schuldenfrei ins Leben schicken. Mit 42 nochmal ganz von vorne.

Diesen Absatz verstehe ich nicht so ganz: Auch wenn ihr keinen Ehevertrag habt, ist das Thema Scheidung ja gesetzlich geregelt. Würde dein EM denn unter Umständen auf seine Ansprüche verzichten? Falls nicht, ist es ja nicht zwangsläufig so, als könntest du dir aussuchen, wie du ihn in sein Leben schickst. Ich denke es würde sich im Zweifel lohnen, hier einmal juristische Beratung in Anspruch zu nehmen, damit du einfach weißt, wie die Situation mit dem Haus und eurem Vermögen wäre.

Ich käme gut damit klar, würden wir, solange die Kinder da sind, in einer Art WG leben. Und wenn sie ausgezogen sind, schauen wir nochmal. Aber das ist halt nicht sein Modell.

Hier sagst du es ja schon selbst: Mit dem WG Modell wird er nicht einverstanden sein. Was meinst du denn wie viel Wert legt dein EM denn auf euer übriges Familienleben und euren Besitz? Nehmen wir jetzt mal an, du setzt ihm die Pistole auf die Brust und sagst klipp und klar, dass du keinen Sex mehr möchtest Du stellst ihm aber frei, dass er sich anderweitig danach umsehen kann. Was denkst du, wie er reagieren würde? Ich weiß ihr habt das schon einmal grob angesprochen, aber was wäre, wenn du deine Position wirklich durchsetzen würdest? Meinst du, er würde sich trennen?

Alles in mir liebt alles, was er ist und war. Ich glaube, dass man so eine Liebe nur einmal erlebt, wenn man überhaupt das Glück hat.

Hier idealisierst du deinen AM sehr. Ich verstehe diese Gefühle sehr gut, aber ich finde man sollte schon auch ein bisschen realistisch sein. In einer Affäre ist es sehr leicht, den anderen nur positiv zu sehen (zumindest in den ersten Monaten oder vielleicht auch Jahren). Es gibt in einer Affäre schließlich keinen Alltag, den man zusammen lebt und damit auch wenig Gelegenheit, dass sich Gefühle abnutzen. Erschwerend kommt bei dir sicherlich hinzu, dass du deinen AM in dieser Verliebtheitsphase verloren hast und ihn jetzt noch viel leichter auf ein unglaubliches hohes Podest stellen kannst.

Für die Zukunft würde ich es wichtig finden, dass du langsam versuchst, dir nicht einzureden, dass das deine einzig wahre und große Liebe war. Du wirst mir jetzt sicherlich sofort widersprechen wollen, aber ich sage das nur, weil ich diese Gedanken für deine Zukunft für schädlich halte. Niemand möchte dir absprechen, dass ihr euch geliebt habt. Es ist aber nicht unmöglich, dass du in Zukunft im Falle einer Trennung nicht wieder eine neue Liebe finden kannst.

Vielleicht schaffst du es ja wirklich, dass du in eine Kur kannst. Man sollte aber denke ich auch nicht alle Hoffnungen darauf legen, dass das alle deine Probleme löst. Wenn du für den Moment nicht weißt was du willst, kannst du dir ja vielleicht mal überlegen, welche drei Dinge du AUF KEINEN FALL willst. Wenn du dir das überlegt hast, wird vielleicht im Rückschluss deutlicher, was du eigentlich möchtest.

Viele Grüße :butterfly:
 

Admina Hira Eth

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Hallo Esther,

ich habe ein bisschen bei dir mitgelesen und möchte nur kurz noch ergänzend auf einige Dinge eingehen, die u.a. Schmetterling auch schon ansprach:

Wie gesagt, das Argument "Ich trenne mich nicht für die Kinder" klingt im ersten Moment durchaus ehrenwert. Aber glaubst du denn umgekehrt wirklich, dass deine Kinder (zumindest wenn sie reifer sind) wollen, dass ihre Mutter jahrelang wegen ihnen unglücklich ist?
Das sehe ich tatsächlich deswegen etwas anders, weil die Kinder ja eben noch nicht reifer sind. Das, was Schmetterling hier beschreibt, ist eine Sicht der Kinder ex post, eben eine aus einer reiferen Sicht. Das haben Kinder idR noch nicht.

Ich denke, dass Kinder von Eltern, die sich spürbar nicht "grün" sind, einfach Angst haben, in einem Gefühl des permanent als drohende Gefahr über ihnen schwebenden Sicherheitsverlusts (Verlust des Familienverbunds) leben. Grundsätzlich würden sie sich sicher wünschen, dass die Familie ihrer Idealvorstellung gegeben ist (Mama+Papa haben sich lieb, alles gut = maximale Sicherheit); ist das nicht möglich, kann Sicherheit aber auch bedeuten, dass sich dieses drohende Gefühl des Verlusts des Familienverbunds realisiert und von da an neu geschaut werden kann. Wichtig in dem Fall ist, die Kinder aufzufangen, ihnen zu sagen, wo sie wie mit wem sind, sie nicht zu instrumentalisieren, um dem anderen Elternteil einen auszuwischen, sprich: an der Elternebene zu arbeiten und den Kindern auf jeden Fall die Befürchtung zu nehmen, sie seien an irgendetwas schuld.

Kindern ist von Eltern im Zuge der Elternverantwortung möglicherweise gerade auch Ballast abzunehmen, zB dann, wenn Kinder leiden, dauerhaft wegen Streitigkeiten der Eltern große Angst vor dem Verlust der Sicherheit haben oder gar meinen, die Rolle eines Elternteils ausfüllen zu müssen, weil er es nicht mehr "bringt" in ihren Augen oder ein Elternteil zu beschützen, weil es vermeintlich schwächer ist, als der andere Elternteil. Nur müssten Eltern dann dazu in der Lage sein, das zu erkennen. Das sind sie oft nicht. Viele sind zu sehr verstrickt in ihre eigene tatsächliche und emotionale Problematik oder nutzen die Kinder, um die Liebe zu bekommen, die ihnen vom Partner nicht entgegengebracht wird.

Insoweit könnte es, bezogen auf diesen Einschub hier:
Ich hab das Gefühl, ich bin egoistisch, wenn ich meinen Kindern soviel wegnehme.
...unter Umständen (muss bei euch nicht der Fall sein!) sogar egoistischer sein, die Kinder da zu belassen, wo sie sind.

Schau mal in die Plauderecke; da hat @Glitzer einen Thread zum Thema eröffnet, der, leider, noch nicht so die Beachtung gefunden hat:
https://forum.beziehungsdoktor.de/i...-der-kinder-nicht-trennen.12907/#post-2115248

Auch wenn ihr keinen Ehevertrag habt, ist das Thema Scheidung ja gesetzlich geregelt.
Das ist so nicht ganz richtig, aber es stimmt schon, dass es Regelungen auch zum Vermögensausgleich gibt (jedenfalls im deutschen Recht, ich weiß nicht, wo du wohnst).
Ich denke es würde sich im Zweifel lohnen, hier einmal juristische Beratung in Anspruch zu nehmen, damit du einfach weißt, wie die Situation mit dem Haus und eurem Vermögen wäre.
Das sehe ich auch so, es beruhigt dich vielleicht ein wenig, einfach, weil Wissen insoweit beruhigt. Eine (erste) Beratung kostet nicht die Welt (bitte keine Honorarvereinbarung unterjubeln lassen), außerdem gäbe es die Möglichkeit der Beratungshilfe, wenn du dir einen Anwalt nicht leisten kannst (deutsches Recht).

Ich weiß, sie würden meinen EM dann wenig sehen.
Das kann man über das Umgangsrecht regeln lassen, außerdem könntet ihr eine Jugend-/Familienberatung (ehemals Erziehungsberatung) konsultieren; es gibt da kostenlose Angebote etwa von der Diakonie, dem Kinderschutzbund, ProFamilia. Übrigens könntest du sowas auch jetzt schon allein machen und schauen, inwieweit die dir bezüglich deiner aktuellen interfamiliären Belange ggf. weiterhelfen können.

Er hat die ganze teure Hausrenovierung mitgetragen, ohne dass ihm hier irgendwas gehört. Unter Protest natürlich, aber letztlich hat er es hingenommen.
Nun, dann war das doch euer Ehemodell, nicht? Es klingt ein wenig hart, das so deutlich zu sagen, aber er hat es letztlich freiwillig getan, er wohnt ja auch mietfrei in einem Haus, das offenbar dir gehört und das er ebenfalls nutzen darf. Ich weiß, so einfach ist es nicht, aber es relativiert eventuell ein wenig die Sicht auf die Dinge. Alles weitere würde (erneut der Hinweis auf deutsches Recht, da ich nicht weiß, woher du kommst) ein eventuell durchzuführender Zugewinnausgleich regeln können. Ich wiederhole an dieser Stelle das, was oben schon steht und von Schmetterling schon angeregt worden ist: lass dich dazu beraten. Und geh bitte zwingend zu einem Familienrechtler, nicht zu einem Anwalt, der schwerpunktmäßig andere Rechtsgebiete betreut.

Vielleicht schaffst du es ja wirklich, dass du in eine Kur kannst. Man sollte aber denke ich auch nicht alle Hoffnungen darauf legen, dass das alle deine Probleme löst.
Ich wäre auch für eine Kur. Aber nicht deswegen, weil du denken könntest, sie würde all deine Probleme lösen -das denkst du wahrscheinlich auch eher nicht-, sondern deswegen, weil dich das einfach mal Abstand gewinnen ließe, zumindest eine zeitlang. Vielleicht siehst du nach einer solchen Auszeit für dich etwas klarer.

lG
Hira
 
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Mod Luke

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Hallo Esther,

diesen Begrüßungstext schreiben wir allen neuen Mitgliedern.

Herzlich willkommen im Beziehungskummer Forum.

Um einen möglichst reibungslosen Start für dich zu gewährleisten, verschaffe dir bitte zuerst eine Orientierung und lies dich in grundsätzliche Texte von Wolfgang, dem Forenbetreiber, ein, auf dessen Gedanken und Erkenntnissen die Beratung hier im Forum basiert: Dazu gehört der Mann-Frau-Konflikt, der Text über die Kristallisation und alle anderen Texte auf Wolfgangs Startseite. Als Starthilfe für dich als Neuling, dient dieser Link.

Es ist einerseits verständlich, wenn du dich in deinem Kummer intensiv mit deiner Liebesgeschichte beschäftigst. Jedoch löst diese intensive und oft sorgenvolle Beschäftigung mit deinem OdB (= Objekt der Begierde) dein Problem nicht automatisch. Deshalb ist es sehr wichtig, dass du dich darüber hinaus ablenkst und unbedingt zu einem großen Teil den Fokus auf dein Wohlgefühl (unabhängig von deiner Liebesgeschichte) richtest. Hierzu eignet sich folgender Strang:
"Aktives 'Warten' - die Positivspirale".

Beachte bitte zudem: Ein Forum ist kein Selbstbedienungsladen sondern eine Selbsthilfegruppe. Wenn Du ausreichend Feedback von den anderen willst, musst Du Dich auch in anderen Strängen an der Diskussion beteiligen.

Kommunikation zwischen dir und deinem Partner stelle bitte in Fettschrift ein; deine Berater können sich so schneller orientieren und somit effektiver bei einem Antworttext helfen.

Partnerschaften sind vielfältig. Es gibt Paare, Familien, gleichgeschlechtliche Beziehungen, offene Beziehungen. Eines haben alle am Anfang gemeinsam: die Liebe.

Aber auch in Partnerschaften kann es zu Missverständnissen und Konflikten kommen. Das aus unterschiedlichsten Gründen... in einem langen, gemeinsamen Alltag hat man sich festgefahren, kann nicht mehr zusammen kommunizieren oder fühlt sich nicht mehr geliebt, kann sich nicht mehr als (Liebes)Paar sehen.

Hier bekommst du Tipps und Ratschläge, wie du wieder zurück in ein unbeschwertes Miteinander finden kannst.

Bitte achte darauf, dass du die Kommunikation deines Partners stehen lässt und nicht sofort editierst - denn dann hätte keiner was davon: Weder deine Berater im Strang können sich schnell orientieren, noch haben Mitleser die Gelegenheit, etwas zu lernen.

Und noch was: Bitte lege Dir einen Avatar zu, so dass du ein "Gesicht" für uns bekommst.

Für Deine Geschichte wünschen wir Dir viel Glück!

Viele Grüße,
Luke aus dem Team.

Ps: Wolfgang's E-Book ist bei Partnerschaftsproblemen eine große Wissensbereicherung. Auch wenn es noch nicht zu einer Trennung gekommen ist, ist es für Paare wichtig, die Dynamiken zu verstehen, wenn es kriselt.
 

Schmetterling21

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Hallo zusammen,

mangels Zeit nur ganz kurz, damit es keine Missverständnisse gibt:

Das sehe ich tatsächlich deswegen etwas anders, weil die Kinder ja eben noch nicht reifer sind. Das, was Schmetterling hier beschreibt, ist eine Sicht der Kinder ex post, eben eine aus einer reiferen Sicht. Das haben Kinder idR noch nicht.

Ich glaube, ich habe mich hier vielleicht nicht deutlich genug ausgedrückt: Ich meinte, dass Kinder das was mit den Eltern los ist in jungen Jahren durchaus noch nicht richtig verstehen. Werden sie aber älter und begreifen dann womöglich, dass Mama (oder Papa) wegen ihnen in einer Ehe verblieben ist, worin er oder sie extrem unglücklich war, kann das extrem verstörend sein und viel kaputt machen (tatsächlich kenne ich einen solchen Fall).

Klassiker: Die Eltern trennen sich, sobald Kind X 18 ist oder auszieht.

Das ist so nicht ganz richtig, aber es stimmt schon, dass es Regelungen auch zum Vermögensausgleich gibt

Ja, ich bezog mich tatsächlich auf das Thema Zugewinngemeinschaft und habe mich wiederum nicht gänzlich korrekt und verständlich ausgedrückt :namaste:
 

Esther

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Hallo Schmetterling,
das waren recht deutliche Worte von dir, aber sie waren gut und nötig. Danke.

Und hallo Hira,
auch dir Danke für deine Zeit und deine Gedanken.

Ich weiß sehr wohl, dass ihr mir hier keine Lösung präsentieren könnt. Doch hilft der Austausch und das erzählen können.

Ich werde meinen Kurantrag in dieser Woche einreichen. Und nein, ich erwarte nicht, dass danach alles gut ist, aber doch, dass es etwas klarer wird für mich.
Auch die Beratung werde ich nutzen, um einfach zu wissen, wie es im Fall der Fälle finanziell wäre.
Was das Umgangsrecht betrifft, weiß ich, dass dies geregelt ist. Aber ich meinte eher, was mein EM dann daraus macht, ich denke nicht, dass er sich kümmert. Er kennt das aus seiner Familie selbst nicht anders, aber was ich als Vernachlässigung beschreiben würde, verbucht er unter Freiheit. Aber da mag ich mich auch täuschen.

Den Beitrag von @Glitzer habe ich gelesen, und sie hat viele Punkte genannt, die mich nachdenken lassen, und doch beschreibt es eine andere Situation.
Unsere Ehe ist nicht sehr konfliktgeladen. Es weiß ja jeder, was sein Part ist, damit alles läuft. Mein EM ist nie sehr emotional gewesen, und ich bin gefühlsmäßig raus, daher sind unsere Streitigkeiten selten und sachlich. Auch haben wir zwar grundsätzlich einen geringen, aber dann freundschaftlichen und respektvollen Umgang miteinander (die Sexgeschichte mal außen vor, das hat ja auch irgendwie was mit Respekt zu tun). Im Prinzip machen wir alles seit Jahren abwechselnd, einfach auch aus zeitlichen Gründen.
Was wir nicht haben, ist ein liebevoller Umgang oder ein Austausch von Zuneigungen. Ich hab schon beschrieben, warum das verschwunden ist.
Dass unsere Kinder dadurch ein komisches Bild bekommen, mag sein. Der Große ist sehr sensibel und hat Phasen, in denen er offen gegen seinen Vater rebelliert.
Ich hab meinen EM gefragt. Er empfindet uns auch WG-ähnlich, was aber nicht schlimm wäre, aufgrund von Kindern, Arbeit und Ehrenämtern wäre das gerade so. Er möchte aber langfristig gerne zu einer Partnerschaft zurück, was natürlich (Überraschung) für ihn erstmal mit meinem Schlafplatz zusammenhängt.
Auch die Möglichkeit, sich den Sex woanders zu holen, habe ich thematisiert. Er hat mich schon richtig verstanden, und weiß dies. Naja, Bequemlichkeit würde ich es nennen. Ich müsste ihm wohl was passendes auf den Schoß setzen.

Tja, und das Podest für meinen AM...
Ich kann das vielleicht nicht gut erklären.
Wir hatten fast 3 Jahre.
Ich hab uns für sowas Großes, Besonderes gehalten. Jetzt ist er weg, ohne Vorwarnung, ganz plötzlich.
Und jetzt lese ich hier viele Affärengeschichten. Und fast alle, die mit Gefühlen einhergehen, ähneln einem Schema, dass ich auch bei uns finde. Immer wars ne Seelenverwandtschaft, immer war es eine größere Liebe und Nähe, als je zuvor, immer war es nah und wunderschön. Oft waren die Ehen wie ne Bruder-Schwester-Beziehung, also nicht wirklich schlecht, es fehlte eben nur ein wenig.
Was heißt denn das? Das es vielleicht eben doch nix großes war und wir uns dies alles nur einreden, dass es unsere Rechtfertigung ist, um etwas zu tun, dass moralisch mehr als fragwürdig ist? Das die Liebe eben nicht gereicht hat, wenn der AM sich nicht trennt? Oder es ist nur ne Flucht aus allem anderen, oder doch die Suche nach körperlicher Nähe, selbst wenn sie gefühlt nie im Vordergrund stand.
Das alles tut mir sehr weh. Er wird wohl nicht wiederkommen, und ich kann ihn nichts fragen, es nicht fühlen. Diese Zweifel sind natürlich auch in unserer Zeit immer mal aufgeflackert. Und waren dann weg, wenn wir uns sahen. Auch das lese ich in vielen Strängen.
Ich kann das für mich gerade nicht verarbeiten und einsortieren. Also hat er sein Podest, weil ich (zumindest jetzt) doch glauben will und vielleicht auch muss, dass es eben doch was Großes war.
Und meine Trauer um ihn und uns hat keinen Platz. Dadurch bleibt sie unverändert in mir.

All das macht mich unglücklich. Aber es vermischt sich alles. Ich kann für mich derzeit nicht sortieren, was wohin gehört und was woher kommt.
Vielleicht ist es einfach nur alles noch zu frisch.

Ich möchte auf keinen Fall, dass unsere Kinder unter unserer Beziehung leiden.

Ich möchte auf keinen Fall noch 30 Jahre zum wöchentlichen Sex antreten, geschweige denn, die Frequenz wieder erhöhen müssen.

Ich möchte nicht zurück in eine wirkliche Beziehung- aber hier kann ich nicht sagen, ob ich das tatsächlich für alle Zeit ausschließe. Aber definitiv für diesen Augenblick. (Ist das denn wirklich der Lauf der Dinge? Kameradschaftlich nebeneinander herleben, jeder macht sein Ding? Es muss doch auch anders gehen, es muss doch mehr geben als das.)
 

Aura

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Hallo Esther,
Ich schreibe selten im forum, aber deine Geschichte hat mich sehr berührt, besser gesagt, sie macht mich unglaublich betroffen.

Nicht nur, dass du einen Menschen (AM) verloren hast, der dir am Herzen lag und um den du nicht offen trauern kannst. Ich kann mir gut vorstellen, dass das eine schwierige emotionale Situation ist.

Was mich aber besonders betroffen macht, ist deine Erzählung über deine Sexualität, dh wie du sie mit deinem EM praktizierst.

Nur der Urlaub war immer eine Quälerei, da musste die Frequenz höher sein.

aber letztlich muss 1x die Woche drin sein. Es fühlt sich so eklig an, wenn er mich berührt, wenn er mir ins Ohr atmet, und auch seinen Geruch mag ich schon lange nicht mehr.

Mir schnürt es ehrlich gesagt die Luft ab, wenn ich deine Zeilen lese.

So sehr ich verstehe, dass dein Mann Bedürfnisse hat: ich finde, keine Frau, kein Mensch auf der Welt sollte unter diesen Bedingungen sich zu etwas zwingen, was in dieser Art und Weise empfunden wird.

Du betrachtest ja recht nüchtern bzw rational, wie es zu diesem arrangement kam und warum Du es erduldest. Mein Gedanke dazu: bitte, bitte achte auf Dich. Mir scheint du vegewaltigst Dich selbst, lässt zu, dass ein Mann (auch wenn es dein EM ist) deinen Körper für seine Bedürfnisse benutzt. Ich finde das nicht gesund. Werder für den Körper und insbesondere nicht für die Seele.

Ich möchte auf keinen Fall noch 30 Jahre zum wöchentlichen Sex antreten, geschweige denn, die Frequenz wieder erhöhen müssen.

Das hier ist ein guter Ansatz. Wenn man erkennt, was man nicht mehr möchte. Daraus sollten mE deine Aktivitäten resultieren. Distanz, Trennung, Paartherapie.. Was auch immer.

Ich möchte dir ganz inning einfach von Frau zu Frau sagen: pass auf dich auf.

LG Aura
 
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Mod Plouha

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Hallo Esther,

mir geht es ähnlich wie meinen Vorschreiberinnen, es macht mich sehr betroffen, Deine Geschichte zu lesen. Ich habe auch das Gefühl, dass Du das sehr rationalisierst, vielleicht auch, um Dich selbst etwas von dem was geschieht zu distanzieren.
Aber leider ist das was Aura hier schreibt, etwas, dass Du Dir wirklich bewusst machen solltest:
Mir scheint du vegewaltigst Dich selbst, lässt zu, dass ein Mann (auch wenn es dein EM ist) deinen Körper für seine Bedürfnisse benutzt.
Ich gehe allerdings noch einen Schritt weiter: nicht nur Du vergewaltigst Dich selbst, auch Dein Ehemann tut dies. Du wirst argumentieren, dass Du ja zustimmst, aber das ist ein erzwungener consent, einer bei dem er sehr wohl weiß, wie er Dich dazu erpressen kann, durch sein sonstiges Verhalten. Er nutzt hier eine gewisse Machtposition aus, die er hinter den angeblich normalen Pflichten einer Ehefrau versteckt. Es macht mich unglaublich traurig das zu lesen. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwer sein wird, sich davon zu lösen, aber bitte hol Dir Hilfe von außen. Eine Psychotherapie, selbst ehrenamtliche Beratung, es gibt zahlreiche Möglichkeiten. Sprich es auf der Kur, die Du hoffentlich bewilligst bekommst an: es gibt für alles Lösungen, so unüberwindbar manche Hindernisse auch wirken.
Ich sage auch nicht mal, dass seine Bedürfnisse nicht gelten, denn natürlich tun sie das - nur eben nicht MEHR als Deine. Ich wünschte wirklich wir lebten in einer Welt, wo niemand zum Sex gezwungen würde, auf welche Art auch immer, egal ob Man oder Frau. Und Du hast ihm schon gesagt, dass er seine Bedürfnisse anders befriedigen kann, was ich fair finde. Insofern hat er alle Möglichkeiten, seinen Bedürfnissen Raum zu geben ohne Dich zu etwas zu zwingen. Er beschließt aber bewusst, egal aus welchem Grund, dass er lieber Dich nötigt und zwingt. Das ist seine aktive Entscheidung.

Mal ganz unabhängig davon, was Ihr Euren 5 Kindern an freundschaftlichem Verhältnis und Kommunikation vorlebt, was Ihr auch vorlebt (und ja, die Kinder werden das merken, momentan wahrscheinlich unterbewusst, aber irgendwann auch sehr bewusst) ist: es ist die Pflicht der Frau, sich dem Willen des Mannes unterzuordnen, um so Konsequenzen zu vermeiden. Und ganz egal ob Du jetzt Töchter oder Söhne hast, ist das die Botschaft, die Du ihnen mitgeben möchtest? Ist das die Art Mensch, die Du möchtest, dass Deine Kinder sind?

Noch ein Kommentar zu Deinen Überlegungen mit AM (oder eigentlich mehr als einer):

Und jetzt lese ich hier viele Affärengeschichten. Und fast alle, die mit Gefühlen einhergehen, ähneln einem Schema, dass ich auch bei uns finde. Immer wars ne Seelenverwandtschaft, immer war es eine größere Liebe und Nähe, als je zuvor, immer war es nah und wunderschön. Oft waren die Ehen wie ne Bruder-Schwester-Beziehung, also nicht wirklich schlecht, es fehlte eben nur ein wenig.
Was heißt denn das? Das es vielleicht eben doch nix großes war und wir uns dies alles nur einreden, dass es unsere Rechtfertigung ist, um etwas zu tun, dass moralisch mehr als fragwürdig ist?
Ich glaube schon, dass viele (vor allem Frauen) dazu neigen, sich etwas größer zu reden, als es ist. In der Affärensituation hat es sicher auch damit zu tun, dass man, meist unbewusst, eine Rechtfertigung sucht. Oder sagen wir, es fördert das, denn es gibt immer wieder viele Situationen, in denen sich Menschen Dinge schön reden. Es vermeidet natürlich auch ein wirkliches Reflektieren darüber, es erleichtert die Flucht, wenn man es sich größer als man selbst ist macht. Ich glaube also diese Überhohung ist tatsächlich ein reales Muster, dem Menschen generell sehr zugeneigt sind, aber es kommt bei allem, das mit Liebe zu tun hat, gehäuft vor, und bei Affären nochmal gehäufter - auch weil sie nicht in Alltag übergehen/zu Ende gelebt werden.

Was ich nicht wirklich verstehe, ist dieser Wunsch nach Einzigartigkeit und warum die Tatsache, dass andere Menschen auch so empfinden, etwas an den eigenen Gefühlen schmälert? Ich hab das auch schon mal mit einer Freundin diskutiert, die das ähnlich empfindet wie Du, und auch da schon nicht verstanden. Eigentlich ist das mehr als alles andere ein Zeichen von Überhöhung für mich. Weil es ist doch so: jede Beziehung, jedes verliebt sein, jedes Lieben ähnelt sich oberflächlich. So eben auch jede Affäre. Aber wenn man dann genauer schaut, bleibt es doch immer einzigartig. Und für mich ist es auch schon allein Einzigartig, weil es eben zwischen diesen zwei Menschen zu einem gewissen Zeitpunkt passiert, den sie auf ihre ganze eigene individuelle Weise wahrnehmen können. Ähnlich wie Kinder an sich auch nur eine Mischung aus Erbgut sind, die Fortpflanzung in sich überhaupt nichts magisches hat und Milliarden Mal stattgefunden hat, aber doch das Gefühl für jede Mutter einzigartig bleibt und jedes Kind sein eigenes kleines Wunder an Individualität ist. Da ist es doch auch nicht so, dass es die Tatsache, dass so viele Eltern "dasselbe" erleben, das in irgendeiner Weise schmälert.

In Deinem speziellen Fall sehe ich tatsächlich in der Überhöhung auch eine Gefahr. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich nicht an "the one" glaube, sondern denke, dass es einige Menschen auf der Welt gibt, mit denen man eine Beziehung führen kann, in unterschiedlichen Graden von Glück und Kompatibilität. Jede Beziehung für sich kann schön und erfüllend sein, selbst wenn (oder gerade weil) es nicht wiederholbar ist, was man mit einem bestimmten Mensch erlebg hat. Wenn ich es richtig verstanden habe, bist Du Anfang 40: da ist noch soooooooo viel drin!

Und meine Trauer um ihn und uns hat keinen Platz. Dadurch bleibt sie unverändert in mir.
Auch das ist gefährlich, weil es natürlich einen Abschluss verhindert. Kannst Du vielleicht versuchen, Dir Zeit zu nehmen zum trauern? Ähnlich wie man sich vielleicht Zeit für Sport nimmt. 30 Minuten spazieren gehen und dabei trauern? Aber auch hier kann ich nur wieder raten: versuch Dir Hilfe von außen zu holen, Trauerbewältigung ist ja an sich schon eine schwierige Sache.

Jedenfalls wünsche ich Dir viel Kraft und einen Ausweg aus dieser Situation. Ich bin fest überzeugt, dass es den geben kann.

VG
Plouha
 

Admina Hira Eth

Administrator
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Esther, ich kann dich in diesem Gefühl hier sehr gut verstehen:
Und jetzt lese ich hier viele Affärengeschichten. Und fast alle, die mit Gefühlen einhergehen, ähneln einem Schema, dass ich auch bei uns finde. Immer wars ne Seelenverwandtschaft, immer war es eine größere Liebe und Nähe, als je zuvor, immer war es nah und wunderschön. Oft waren die Ehen wie ne Bruder-Schwester-Beziehung, also nicht wirklich schlecht, es fehlte eben nur ein wenig.
Was heißt denn das? Das es vielleicht eben doch nix großes war und wir uns dies alles nur einreden, dass es unsere Rechtfertigung ist, um etwas zu tun, dass moralisch mehr als fragwürdig ist?
...und ich ahne, wen Plouha da meint in ihrem Post. :coolwink::herz:

Es ist auch schwer zu erklären, eben nicht wirklich rationalisierbar, da ein unbestimmtes Gefühl. Plouha hat natürlich sehr recht mit dem von ihr vorgestellten Erklärungsansatz, hebt man den auf eine rein rationale Ebene. Und trotzdem ist es so, dass man, liest man von ähnlichen Verläufen wie dem eigenen, die Empfindungen, die man AM entgegenbrachte und das, was man von der Verbindung zu diesem Menschen dachte, eine Entwertung erfährt, wenn es immergleiche Darstellungen sogar teilweise in absoluter Wortgleichheit ("Seelenverwandtschaft", "zuvor noch nicht so erlebt", "zuvor noch nicht so geliebt") gibt. Es hat was von Schema F, einem Affären-Schema F, das, wenn es das tatsächlich gibt, eben auch bedeuten könnte, dass die Gefühle in der eigenen Affärenverbindung gar nicht so tief und wertvoll gewesen sind, es am äußeren Rahmen, der Unerreichbarkeit lag, dass man meinte, so zu empfinden. Es birgt die Annahme in sich, dass man einem Irrglauben unterlegen ist, "falsch" gefühlt hat, die Besonderheit, die man in dieser konkreten Konstellation zu haben glaubte, offenbar tausendfach vorhanden ist. Kurzum: die Magie geht flöten.

Ich stelle mir dazu vor, dass ich eine ganz wunderschöne Glasmurmel gefunden habe; sie ist lilafarben, tief, sehr schillernd, irgendwie geheimnisvoll; so etwas Tolles hatte ich nie zuvor, kein anderer hat so etwas Wunderschönes. Es erscheint die Murmel durch diese gedachte Einzigartigkeit besonders wertvoll für mich, ich hüte sie wie einen Schatz. Und dann stelle ich fest, dass die Nachbarskinder um die Ecke mit einem Satz solcher Murmeln spielen. Für jedes dieser Kinder kann eine solche Murmel nach wie vor etwas Besonderes sein, für mich ist sie das aber nicht mehr; die fantasievollen Geschichten, die ich mir um meine vermeintlich einzigartige Murmel ausgedacht habe -vielleicht hat sie ein Zauberer verloren? Wo kam sie her? Oder stammt sie aus der Schmiede einer Fee? - haben in dem Augenblick für mich ganz persönlich ihre Magie verloren.

Mag albern sein, aber ich kann es besser nicht erklären: wenn es von (besonderen) Dingen viele gibt, schwindet der (persönliche) Wert. Und in dem Augenblick bringt es mir nichts, auf die rein rationale Ebene zu gehen, weil die ist hier gerade nicht Thema, da nicht angesprochen in der eigenen Enttäuschung. Die Ratio bringt auch nicht die Magie zurück; die Ratio bietet Auswege und Erklärungen.

Bisschen off topic. Aber, Esther - ich wollte dir hier im Grunde nur sagen, dass ich das ganz ähnlich empfunden habe/empfinde, wie du.

Ich wünsche dir, wie alle anderen hier, eine gute Konstitution und viel mentale und physische Kraft, um zu erreichen, dass es dir bald besser geht.

lG
Hira
 
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Mod Plouha

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Nur ein erster, schnell hingeworfener Gedanke:
Mag albern sein, aber ich kann es besser nicht erklären: wenn es von (besonderen) Dingen viele gibt, schwindet der (persönliche) Wert. Und in dem Augenblick bringt es mir nichts, auf die rein rationale Ebene zu gehen, weil die ist hier gerade nicht Thema, da nicht angesprochen in der eigenen Enttäuschung. Die Ratio bringt auch nicht die Magie zurück; die Ratio bietet Auswege und Erklärungen.
Was ich mich angesichts dieser Erklärung dann Frage, ist tatsächlich: liegt es dann vielleicht daran, dass diese Affärenbeziehung einer rationalen Betrachtung nicht standhält? Respektive Probleme (rationale) auftauchen lässt, die man mit der magischen eben negieren kann?
 
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Admina Hira Eth

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liegt es dann vielleicht daran, dass diese Affärenbeziehung einer rationalen Betrachtung nicht standhält? Respektive Probleme (rationale) auftauchen lässt, die man mit der magischen eben negieren kann?
Ja, natürlich - zumindest ein stückweit. Betrachtet man eine Affäre rein rational und lässt das Magische weg, bleibt was? Die Affäre. Und nur die. Mit allen ihren (ich meine das nicht doppeldeutig) nackten Wahrheiten - zum Beispiel der, dass AM eben nicht liebt, sich nicht trennt, die Affäre nicht in eine Beziehung mündet. Im Grunde ist das Wissen um die Parallelen, das Schema F gut und schlecht zugleich; schlecht: es raubt die Magie. Gut: es raubt die Magie und holt die Affärenpartner so auf den Boden der Tatsachen zurück. Was die Magie wieder hervorholen kann, nur eben abgeschwächt (Murmel = beschädigt), ist die Hoffnung*. Denn die "vernebelt", schiebt die Ratio zur Seite.


---
*z.B. die, dass diese eine Murmel ja vielleicht doch eine besondere unter vielen sein könnte; etwas mehr lila, schillernder, runder...
 
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Leeloo

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Mag albern sein, aber ich kann es besser nicht erklären: wenn es von (besonderen) Dingen viele gibt, schwindet der (persönliche) Wert. Und in dem Augenblick bringt es mir nichts, auf die rein rationale Ebene zu gehen, weil die ist hier gerade nicht Thema, da nicht angesprochen in der eigenen Enttäuschung. Die Ratio bringt auch nicht die Magie zurück; die Ratio bietet Auswege und Erklärungen.
Das finde ich total spannend, ich wundere mich nämlich immer, wenn ich im Gespräch auf diese Gefühle treffe:
Das war einzigartig... nie wieder werde ich... nur mit diesem Menschen war/ging/fühlte....also wird nichts mehr schön....

Ich habe in mir ein ganz sicheres Gefühl von: Jede:r ist austauschbar, und gleichzeitig keine:r.

In meiner Welt steht jede Murmel für sich. Und die Freude über sie auch. Ich vergleiche nicht (natürlich vergleiche ich manchmal... aber ihr wisst, was ich meine).

Meine Freundschaften haben die Tiefe, die ich zulasse bzw. erlebe.
Und auch meine Affären dürfen so nah sein, wie ich es kann. Oder manchmal auch schlecht kann.

Ich rede gerade viel mit einer Freundin, die eine wirklich fruchtbare und besondere Beziehung erlebt hat. Zwei wirklich ungewöhnliche Persönlichkeiten, viel erlebt, viel gewachsen zusammen. Die beiden waren gute 20 Jahre zusammen.
Dann war das Partnerschaftspotenzial aufgebraucht.
Für sie nicht.
Sie hat rückblickend ganz viel in Frage gestellt: war der wunderbare Urlaub eine Lüge und für ihn nicht mehr wunderbar?

Ich sage: der Urlaub war doch wunderbar (wie eine schöne Murmel).
Warum denn den Urlaub in Frage stellen?
Die Beziehung war erfolgreich, 20 fruchtbare Jahre. Das ist viel!
Ja, es fühlt sich tragisch an, dass das nicht mehr ist.
Das ist ein Trauer-, ein Ablösungsprozess.
Dennoch lohnt es sich doch auch, zu feiern, was wir erlebt haben, und nicht nur zu betrauern, was da genau so nicht mehr stattfindet.

Was wir erleben, können wir doch wieder erleben. Nur anders. Das muss nicht schlechter oder besser sein. Aber es kann sein.
Für mich ist das eine gute Nachricht.
 

Leeloo

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*z.B. die, dass diese eine Murmel ja vielleicht doch eine besondere unter vielen sein könnte; etwas mehr lila, schillernder, runder...
... reicht es nicht, dass das die Murmel ist, die du in der Hand hältst und sie einfach schön ist und besonders, weil sie für dich besonders ist? :zwinkern:
 

Admina Hira Eth

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... reicht es nicht, dass das die Murmel ist, die du in der Hand hältst und sie einfach schön ist und besonders, weil sie für dich besonders ist? :zwinkern:
Da sind wir ein bisschen wieder bei Plouhas Ansatz und meiner Erklärung oben: offensichtlich ja nicht. Die Magie ist eben angekratzt. Und damit die Murmel. Vielleicht ist der Blick einfach ein unverrückbar anderer geworden, weil eben Ratio/Wissen hinzugetreten ist.
 

Mod Goldstück

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Liebe Esther,

zuerst einmal tut mir der Verlust Deines AM sehr, sehr leid. :cry Mein herzliches Beileid.

Deine Geschichte erinnert mich so sehr an "Die Brücken am Fluss" mit Meryl Streep und Clint Eastwood.

Ich glaube, dass Dein AM für etwas ganz Besonderes, Essentielles in Deinem Leben stand, welches Du jetzt natürlich umso mehr vermisst.

Ich lese Dich so, dass Du viel Emotionales zurückhältst, sehr im Funktionieren bist, und ich würde mir wünschen, dass es einen Ort für Dich gibt (eventuell jemand Professionelles zum Reden während der Kur), an dem Du für eine gewisse Weile einfach Du sein und alles rauslassen kannst. Trauer, Enttäuschung, Verzweiflung, Wut... Es hilft so sehr das irgendwo zu lassen. Die Verarbeitung Deiner Trauer um Deinen AM sehe ich als ganz wichtigen Punkt, um Dich dann auch um Dich zu kümmern und um das, was Du willst. In einer Gesprächstherapie kann man mit viel Ruhe, Zeit und Verständnis die Fragen, die man hat, betrachten und für sich einen Lösungsweg erarbeiten.
Ich kann das für mich gerade nicht verarbeiten und einsortieren. Also hat er sein Podest, weil ich (zumindest jetzt) doch glauben will und vielleicht auch muss, dass es eben doch was Großes war.
Und meine Trauer um ihn und uns hat keinen Platz. Dadurch bleibt sie unverändert in mir.
Ich finde es vollkommen in Ordnung, dass Du es jetzt so empfindest. Eher wundere ich mich, dass das in Teilen hier abgesprochen wird (so lese ich es). Schließlich ist Dein AM vor nicht langer Zeit verstorben. Natürlich steht er da auf einem Podest. Du bist in Trauer, er fehlt Dir an allen Ecken und Enden und ich finde es komplett nachvollziehbar wie Du Dich fühlst. :herz: Du vermisst ihn und trägst noch viel Schmerz in Dir und ich finde es sehr mutig von Dir, dass Du es artikulierst. Wenn Du mit jemandem darüber reden kannst, könnte ich mir vorstellen, dass Du ihn Stück für Stück besser gehen lassen kannst, in dem Wissen, dass Ihr beide wundervolle Zeiten zusammen erlebt habt.

Ich fand meine Affäre damals trotz einiger Hirnereien auch großartig und bin meinem Ex-AM immer noch dankbar, dass er mir das Gefühl gegeben hat ein Mensch, eine Frau mit Bedürfnissen, Gefühlen, Verlangen zu sein. Er hat mich wieder lebendig fühlen lassen, mich unterstützt, mir gut zugeredet in schwierigen Situationen und mir die Augen geöffnet dafür, was mir wirklich emotional und mental gut tut. Es gibt eben auch schöne, tiefgründige, fruchtbare Momente in diesen speziellen Verbindungen - und die darf man sich erhalten und mit einem Lächeln darauf zurückschauen, aber auch mit der Zuversicht so etwas im Leben auch wieder erleben zu dürfen und zu können. :herz:

Alles andere wird tatsächlich die Zeit bringen. Gib sie Dir, führe Gespräche, auch juristische, hole Dir Rat, schau auch auf Dich und Deine Gesundheit. Die Antwort wird kommen, aber dafür ist es, denke ich, jetzt noch zu früh, denn dieser Prozess verlangt Dir Kraft und Stärke ab und für die solltest Du erst einmal mental und physisch gerüstet sein. :herz:
 
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