Esther
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- 3 Sep. 2022
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Hallo,
ich lese hier schon eine Weile mit und möchte nun selbst erzählen. Ich habe lange überlegt, ob es zu Affäre oder Beziehung gehört, aber da mein AM verstorben ist, bleibt offensichtlich "nur" die Beziehung. Es ist gar nicht so einfach, alles wichtige in eine Nachricht zu schreiben.
Mein EM und ich sind seit über 20Jahren zusammen, inzwischen verheiratetet, 5 Kinder. Wir waren die ersten Partner füreinander. Zwischendurch ist mal jeder ein halbes Jahr seiner Wege gegangen, dann waren wir wieder zusammen. Durch Ausbildung und Studium hatten wir fast 10 Jahre eine Wochenendbeziehung, bevor wir dann zusammengezogen sind.
Er war mein Freund. Wir konnten zusammen lachen, konnten gut reden, hatten ähnliche Interessen und gemeinsame Zukunftsvorstellungen. Was nie wirklich gut war, war das Sexuelle. Am Anfang war es für uns beide neu und aufregend. Dann musste es ja irgendwann sein, Kinder fallen nicht vom Himmel. Aber es war ein ewiger Diskussionspunkt, wie oft es wohl sein muss.
Als die Kinder waren, ist in mir viel kaputt gegangen. Alle Kinder hatten im Babyalter eine abendlich stundenlange Schreiphase, in dieser Zeit war ich viel allein, da irgendwelche Ehrenämter auf Männerseite wichtiger waren. Unsere Prioritäten haben sich einfach verschoben, wir hatten wenig zu reden, wir hatten jetzt unterschiedliche Ziele und Interessen, und das leidige S6-Thema.
Dann hatte ich vor 5 Jahren eine Erkrankung, die, weil möglicherweise lebensbedrohlich, große Ängste in mir auslöste. In dieser Zeit war mein EM sehr für mich da, und wir rückten wieder näher zusammen. Aber je mehr Abstand ich zu der Krankheit gewann, und glauben konnte, dass alles ok ist, umso mehr schlichen sich die alten Probleme wieder ein.
Ich habe bemerkt, dass unsere Beziehung in keine gute Richtung geht, und es angesprochen vor 3 Jahren. Er fiel aus allen Wolken und verstand gar nicht, was ich meinen würde. Es würde doch alles funktionieren. (Natürlich gibt es hier eine Struktur, wie sonst würde das mit den Kindern und den Vollzeitjobs funktionieren. Aber ich bin da viel stärker eingebunden als er, da ich den kürzeren Fahrweg zur Arbeit habe, mir alles freier einteilen kann und er grundsätzlich nicht die Arbeit erfunden hat) Meine vorgeschlagene Paartherapie hat mein EM ausgeschlagen, wenn er kein Problem sieht, könnte er es nicht lösen. Stattdessen die übliche Standartantwort- wir brauchen mehr S6, ob ich darüber schon mal nachgedacht hätte, dass würde uns wieder zusammenbringen. Ich hab dann irgendwann nichts mehr gesagt, brachte ja nix, außer dass ich mich ewig erklären sollte und mich ewig ausziehen musste.
Reden konnten wir ganz gut, nur nicht über uns.
Meine Liebe ist Freundschaft gewichen.
Unsere Interessen sind meilenweit auseinander.
Wenn ich daran denke, mit ihm alt zu werden, oder ohne Kinder in diesem Haus zu leben oder in den Urlaub fahren zu müssen, dann graut mir davor.
Dann trat mein AM in mein Leben. Ich hab nie sowas gesucht, er auch nicht, wir sind wie ineinander gefallen.
Ich habe uns für was ganz Großes gehalten. Jetzt, wo er tot ist, piekt es mich aber an allen Enden, weil ich so oft das lese, was ich auch empfunden habe. Reden wir uns das nur ein, oder schön?
Er war jedenfalls ein wunderbarer Mann. Ich habe nie jemanden so sehr geliebt, so gerne um mich gehabt. Ich hab jede Sekunde genossen, und auch, wenn es oft schmerzhaft war, bereue ich keine Sekunde. Mit einem Wort, einem Lächeln, konnte er meine Seele heil machen. Wir haben uns blind verstanden. Und ich hab auch gerne mit ihm geschlafen, dachte ich doch schon, dass mit mir irgendwas nicht stimmt. Er war wie ein Wunder.
Von Anfang an hat er klar kommuniziert, dass es nicht mehr sein wird. Auch er war verheiratet, hat Kinder. Aber ich weiß dennoch, dass er mich auch geliebt hat. Durch seine klare Haltung brauchte ich mich nicht wirklich mit unsere Zukunft auseinandersetzen, die gab es ja nicht, nur im Verborgenen.
Jetzt ist er weg. Mein EM hat es mal geahnt, aber nie gewusst. Ich bin voller Trauer, die sich nicht wandelt, nicht weniger wird. Er fehlt mir so.
Es ist alles wie ein Film, der abläuft, ohne mich, und ich muss mit.
Alles, was hier nicht ok ist, scheint durch das Fehlen meines AM noch deutlicher zu werden. Ich will das nicht mehr. Aber kann ich das machen?
Mein EM führt eine Strichliste, über Wochen, in denen es keinen S6 gab. Nacharbeiten.... Er erpresst es irgendwann, indem er sich hier völlig rauszieht, quasi nur noch hier schläft. Das ist für mich arbeitsmäßig nicht zu schaffen. Es gehört für ihn zu einer Beziehung, und dass ich es nicht will, ist zwar sehr bedauerlich, aber letztlich muss 1x die Woche drin sein. Es fühlt sich so eklig an, wenn er mich berührt, wenn er mir ins Ohr atmet, und auch seinen Geruch mag ich schon lange nicht mehr. Zum Glück dauert es nie lange. Ich habe ihm gesagt, schon vor längerer Zeit, dass er sich was anderes suchen darf, und im Stillen sogar gehofft, dass er sich dabei verliebt. Ich hoffte, das würde mich frei machen von seinen körperlichen Bedürfnissen. Seine Antwort war, ich bin immernoch seine Nummer 1. Und geändert hat sich leider nichts, er hat wohl niemanden gefunden.
Ich komm nicht weiter. Die Kinder sind noch relativ jung (5 bis 11)- kann ich das machen? Mein AM hatte immer die Kinder im Blick. Und mein EM wäre kein Kümmererpapa.
Unsere Haus gehört nur mir, aber natürlich zahlt er mit. Die finanzielle Belastung ist enorm, ich könnte sie wohl nicht alleine tragen. Und wenn doch, kann ich ihn jetzt ohne irgendwas dastehen lassen? Auch er hat ja jahrelang die Kredite mit bedient.
Und die Aufgaben. Natürlich mache ich hier viel mehr, aber eben nicht alles. Ich denke, ich schaffe das derzeit nicht alleine, ich habe so schon permanent das Gefühl, dass ich allem und allen nicht gerecht werde. Und die besten Nerven habe ich durch die Trauer auch nicht, das macht mich zu oft ungerecht und ungeduldig.
Mit ihm darüber reden? Aber was?
Vom AM werde ich nichts erzählen, wozu jetzt noch. Ich habe kein schlechtes Gewissen, es ist vorbei.
Über unsere Probleme, die er wieder nicht sieht? Läuft ja alles... Ich kann es einfach nicht rüberbringen. Und wenn ich es anspreche, brauchen wir doch nur mehr S6.
Ich weiß nicht, was ich will. Ich weiß nur, dass ich so vor die Hunde gehe.
Ich kann nicht mit ihm darüber reden, er ist ein völliger Kopfmensch und braucht Argumente, aber die kann ich nicht liefern, es sind ja alles Gefühle.
Vielleicht habt ihr ein paar Gedanken für mich....
Leibe Grüße, Esther
ich lese hier schon eine Weile mit und möchte nun selbst erzählen. Ich habe lange überlegt, ob es zu Affäre oder Beziehung gehört, aber da mein AM verstorben ist, bleibt offensichtlich "nur" die Beziehung. Es ist gar nicht so einfach, alles wichtige in eine Nachricht zu schreiben.
Mein EM und ich sind seit über 20Jahren zusammen, inzwischen verheiratetet, 5 Kinder. Wir waren die ersten Partner füreinander. Zwischendurch ist mal jeder ein halbes Jahr seiner Wege gegangen, dann waren wir wieder zusammen. Durch Ausbildung und Studium hatten wir fast 10 Jahre eine Wochenendbeziehung, bevor wir dann zusammengezogen sind.
Er war mein Freund. Wir konnten zusammen lachen, konnten gut reden, hatten ähnliche Interessen und gemeinsame Zukunftsvorstellungen. Was nie wirklich gut war, war das Sexuelle. Am Anfang war es für uns beide neu und aufregend. Dann musste es ja irgendwann sein, Kinder fallen nicht vom Himmel. Aber es war ein ewiger Diskussionspunkt, wie oft es wohl sein muss.
Als die Kinder waren, ist in mir viel kaputt gegangen. Alle Kinder hatten im Babyalter eine abendlich stundenlange Schreiphase, in dieser Zeit war ich viel allein, da irgendwelche Ehrenämter auf Männerseite wichtiger waren. Unsere Prioritäten haben sich einfach verschoben, wir hatten wenig zu reden, wir hatten jetzt unterschiedliche Ziele und Interessen, und das leidige S6-Thema.
Dann hatte ich vor 5 Jahren eine Erkrankung, die, weil möglicherweise lebensbedrohlich, große Ängste in mir auslöste. In dieser Zeit war mein EM sehr für mich da, und wir rückten wieder näher zusammen. Aber je mehr Abstand ich zu der Krankheit gewann, und glauben konnte, dass alles ok ist, umso mehr schlichen sich die alten Probleme wieder ein.
Ich habe bemerkt, dass unsere Beziehung in keine gute Richtung geht, und es angesprochen vor 3 Jahren. Er fiel aus allen Wolken und verstand gar nicht, was ich meinen würde. Es würde doch alles funktionieren. (Natürlich gibt es hier eine Struktur, wie sonst würde das mit den Kindern und den Vollzeitjobs funktionieren. Aber ich bin da viel stärker eingebunden als er, da ich den kürzeren Fahrweg zur Arbeit habe, mir alles freier einteilen kann und er grundsätzlich nicht die Arbeit erfunden hat) Meine vorgeschlagene Paartherapie hat mein EM ausgeschlagen, wenn er kein Problem sieht, könnte er es nicht lösen. Stattdessen die übliche Standartantwort- wir brauchen mehr S6, ob ich darüber schon mal nachgedacht hätte, dass würde uns wieder zusammenbringen. Ich hab dann irgendwann nichts mehr gesagt, brachte ja nix, außer dass ich mich ewig erklären sollte und mich ewig ausziehen musste.
Reden konnten wir ganz gut, nur nicht über uns.
Meine Liebe ist Freundschaft gewichen.
Unsere Interessen sind meilenweit auseinander.
Wenn ich daran denke, mit ihm alt zu werden, oder ohne Kinder in diesem Haus zu leben oder in den Urlaub fahren zu müssen, dann graut mir davor.
Dann trat mein AM in mein Leben. Ich hab nie sowas gesucht, er auch nicht, wir sind wie ineinander gefallen.
Ich habe uns für was ganz Großes gehalten. Jetzt, wo er tot ist, piekt es mich aber an allen Enden, weil ich so oft das lese, was ich auch empfunden habe. Reden wir uns das nur ein, oder schön?
Er war jedenfalls ein wunderbarer Mann. Ich habe nie jemanden so sehr geliebt, so gerne um mich gehabt. Ich hab jede Sekunde genossen, und auch, wenn es oft schmerzhaft war, bereue ich keine Sekunde. Mit einem Wort, einem Lächeln, konnte er meine Seele heil machen. Wir haben uns blind verstanden. Und ich hab auch gerne mit ihm geschlafen, dachte ich doch schon, dass mit mir irgendwas nicht stimmt. Er war wie ein Wunder.
Von Anfang an hat er klar kommuniziert, dass es nicht mehr sein wird. Auch er war verheiratet, hat Kinder. Aber ich weiß dennoch, dass er mich auch geliebt hat. Durch seine klare Haltung brauchte ich mich nicht wirklich mit unsere Zukunft auseinandersetzen, die gab es ja nicht, nur im Verborgenen.
Jetzt ist er weg. Mein EM hat es mal geahnt, aber nie gewusst. Ich bin voller Trauer, die sich nicht wandelt, nicht weniger wird. Er fehlt mir so.
Es ist alles wie ein Film, der abläuft, ohne mich, und ich muss mit.
Alles, was hier nicht ok ist, scheint durch das Fehlen meines AM noch deutlicher zu werden. Ich will das nicht mehr. Aber kann ich das machen?
Mein EM führt eine Strichliste, über Wochen, in denen es keinen S6 gab. Nacharbeiten.... Er erpresst es irgendwann, indem er sich hier völlig rauszieht, quasi nur noch hier schläft. Das ist für mich arbeitsmäßig nicht zu schaffen. Es gehört für ihn zu einer Beziehung, und dass ich es nicht will, ist zwar sehr bedauerlich, aber letztlich muss 1x die Woche drin sein. Es fühlt sich so eklig an, wenn er mich berührt, wenn er mir ins Ohr atmet, und auch seinen Geruch mag ich schon lange nicht mehr. Zum Glück dauert es nie lange. Ich habe ihm gesagt, schon vor längerer Zeit, dass er sich was anderes suchen darf, und im Stillen sogar gehofft, dass er sich dabei verliebt. Ich hoffte, das würde mich frei machen von seinen körperlichen Bedürfnissen. Seine Antwort war, ich bin immernoch seine Nummer 1. Und geändert hat sich leider nichts, er hat wohl niemanden gefunden.
Ich komm nicht weiter. Die Kinder sind noch relativ jung (5 bis 11)- kann ich das machen? Mein AM hatte immer die Kinder im Blick. Und mein EM wäre kein Kümmererpapa.
Unsere Haus gehört nur mir, aber natürlich zahlt er mit. Die finanzielle Belastung ist enorm, ich könnte sie wohl nicht alleine tragen. Und wenn doch, kann ich ihn jetzt ohne irgendwas dastehen lassen? Auch er hat ja jahrelang die Kredite mit bedient.
Und die Aufgaben. Natürlich mache ich hier viel mehr, aber eben nicht alles. Ich denke, ich schaffe das derzeit nicht alleine, ich habe so schon permanent das Gefühl, dass ich allem und allen nicht gerecht werde. Und die besten Nerven habe ich durch die Trauer auch nicht, das macht mich zu oft ungerecht und ungeduldig.
Mit ihm darüber reden? Aber was?
Vom AM werde ich nichts erzählen, wozu jetzt noch. Ich habe kein schlechtes Gewissen, es ist vorbei.
Über unsere Probleme, die er wieder nicht sieht? Läuft ja alles... Ich kann es einfach nicht rüberbringen. Und wenn ich es anspreche, brauchen wir doch nur mehr S6.
Ich weiß nicht, was ich will. Ich weiß nur, dass ich so vor die Hunde gehe.
Ich kann nicht mit ihm darüber reden, er ist ein völliger Kopfmensch und braucht Argumente, aber die kann ich nicht liefern, es sind ja alles Gefühle.
Vielleicht habt ihr ein paar Gedanken für mich....
Leibe Grüße, Esther