@maja,
ich mag deinen Kampfgeist!
Normalerweise ist das immer mein Job, Freundinnen zu erzählen, wer sie verdient hat und wer nicht - und was es noch für tolle andere Typen auf der Welt gibt. Da ich sie aber momentan selbst nicht sehe, geht die Glaubwürdigkeit ein wenig flöten
Nadi,
gestern war ich mit zwei Freundinnen im Kino. Eine von beiden ist schon seit 5 Jahren Dauersingle, die andere ist seit 4,5 Jahren in einer Beziehung (sie hatte sich getrennt, ist aber nach 8 Monaten doch wieder zu ihm zurückgekehrt).
Jedenfalls haben wir gestern Abend darüber gesprochen, wie einfach es ihrer Meinung nach eigentlich ist, eine Beziehung einfach "nur noch aufrecht zu erhalten".
Oftmals ist es doch so, dass Beziehungen für Männer eine andere Funktion erfüllen als für Frauen.
Ihr Freund (sowie auch mein Exfreund), sind relativ genügsame und (dahingehend) anspruchslose Menschen, die mit einer Beziehung das "Rundum-Sorglos-Paket" eingehen. Der andere Aspekt ist, dass eine Frau an der Seite des Mannes, auch eine Art Statussymbol ist und ihn erfolgreicher, männlicher und dominanter erscheinen lässt - im Alltag zumindest. Das Bild des stolzen Mannes, der jeden Abend loszieht um Kerben im Bettpfosten zu sammeln, halte ich für überholt. Letztendlich ist der Triumph ja nicht von langer Dauer und mit hohem Aufwand verbunden. Auf lange Sicht profitieren Männer mindestens gleichermaßen von Beziehungen, wie wir Frauen und "wehren" sich auch nicht großartig gegen eine Partnerschaft, wenn die Bedingungen günstig sind und sie sich zu der Frau hingezogen fühlen. Was sie im Tausch gegen ihre "alte Freiheit" bekommen ist unter dem Strich ja
viel mehr als nur Ansehen/Anerkennung, regelmäßigen Sex und Geborgenheit.
Vielen reichen allerdings auch die drei (oben) genannten Punkte aus. Ob die Beziehung lebendig bleibt, man sich auch außerhalb des Schlafzimmers etwas zu sagen hat, seine Träume teilt usw... ist für einige Menschen (auch Frauen) völlig irrelevant, weil ihre Ansprüche an eine Beziehung bereits erfüllt worden sind.
Das muss natürlich nicht auf alle Männer zutreffen, allerdings klingt das bei den Beschreibungen deiner Freundinnen, die ihre Partner bei Tinder kennengelernt haben (und seitdem alles palletti läuft) schon so an.
Einen Mann kennenzulernen, der recht niedrige Beziehungsstandarts hat, und ihn auch zu halten - das wird nicht schwer sein.
Dabei jedoch selbst glücklich zu sein, obwohl man eigentlich mehr von einer Partnerschaft erwartet, das schon.
Damit will ich die Beziehungen in deinem Freundeskreis keineswegs schlechtreden, ich kenne ja niemanden persönlich.
Alles was ich sagen möchte, ist: Oftmals glorifiziert man die Beziehungen anderer Menschen, obwohl man eigentlich weiß, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.
Diese vielen Gesten der Zuneigung (Kuchen backen, sofort zur Stelle sein usw.) sind an sich ganz toll, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruhen. Mit Sicherheit legen viele von uns ihren Partnern in der Anfangszeit die Welt zu Füßen und es tut der Beziehung keinen Abbruch.
Spannend wird es erst wenn die erste Verliebtheit verflogen ist. Dann könnte man noch mal schauen, was das mit Einem macht, wenn man sich weiterhin bemüht und weniger zurückkommt als früher. Ob man sich enttäuscht selbst zurückzieht, oder weiterhin investiert und die Polarität sich verschiebt.
Zum Dating-Thema allgemein:
Ich finde die Theorie von Sternschupfen eigentlich gar nicht mal so unplausibel. Hinzu kommt, dass Single-Apps für viele Männer das reinste Paradies sind, weil es prozentual gesehen immer noch sehr viele attraktive Frauen, und deutlich weniger attraktive Männer dort gibt. Nicht umsonst, funktionieren viele Dating-Apps für Männer ganz anders (Beschränkung der Likes pro Tag, nur eine bestimmte Anzahl von Nachrichten darf täglich verschickt werden usw.) als für Frauen.
Für eine attraktive Frau ist es m.M.n. schwerer einen ebenbürtigen Mann zu finden, als umgekehrt. Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Ich hoffe das klingt jetzt nicht wahnsinnig pessimistisch von mir - so ist es nämlich gar nicht gemeint!
Alles was ich sagen will, ist: Beziehe das nicht auf dich, dass es zur Zeit keinen passenden Kandidaten gibt - diejenigen, die es auf Anhieb schaffen sich einen Prachtkerl zu angeln, hatten eine ordentliche Portion Glück an Bord.
Alle anderen brauchen vor allem eins: Zeit, eine gewisse Frustrationstoleranz und den Glauben an sich selbst