Guten Morgen November,
Das nächste Mal, sagst Du bescheid wenn du wegfährst, damit man weiß, dass der Hund nichts hat.
Ja, auf den ersten Blick wirkt es wie eine erneute taffe Ansage, aber der Verweis auf den Hund zeigt, dass da eher Unsicherheit am werkeln ist.
Und das ist gut!
Generell ist es wichtig, dass du, egal wie niederträchtig er sich dir gegenüber verhält, nicht mehr die verletzte und traurige EF gibst. Natürlich würde man unter normalen Umständen erwarten, dass solche Gefühle - und Gefühle sind ja kein innerliches Ding, sondern Gefühle nehmen Raum ein, sonst würden andere ja unsere Gefühle gar nicht wahrnehmen - Mitgefühl auslösen. Aber bei dem krassen Machtungleichgewicht, wo die Macht gänzlich bei ihm liegt, denn er kann machen was er will und schert sich nicht um dich, wird Schwäche nicht mit Mitgefühl bedacht, sondern mit Verachtung. Seine Dominanz breitet sich bildlich in einem Raum unaufhörlich und unbarmherzig aus, drückt dich an die Wand und zertrümmert dich, weil er es kann! Daher ist es wichtig zu verstehen, dass dein Partner etwas anderes braucht, nämlich Widerstand. Nochmals: er braucht das, weil er seine eigene Balance gänzlich verloren hat.
Dein Mindset sollte meiner Meinung nach das folgende sein:
- Sieh ihn nicht als deinen Mann an, sondern als einen WG-Kumpel, der sich von einem angenehmen Zeitgenossen zu einem Widerling entwickelt hat - das schafft Distanz.
- In den folgenden Wochen baue dir ein Leben auf, das sich um dich dreht, nicht um ihn, nicht um euch, sondern um dich. Damit meine ich, du bist ihm keine Rechenschaft schuldig, denn er ist nur der WG-Kumpel. Zieh dich zu jedem x-beliebigen Anlass elegant an, und es gibt nie einen Grund, nicht elegant zu sein.
Kleidung drückt ja auch unser Innenleben aus. Und Eleganz mit einem Hauch von Sexiness wird ihn verunsichern. Mach mehr für dich, verbringe wenn möglich wenig Zeit mit ihm im Haus. Mach Spaziergänge, triff dich, sofern es möglich ist mit Freundinnen, aber zieh dich immer attraktiv an, trage eine Spur mehr Parfum auf, sage nicht wohin du gehst, und wenn er bohrend fragt, kannst du parieren: "Jetzt sag mal, sei doch nicht immer so neugierig." Oder ganz beiläufig ausgesprochen: "Ah nur bei ein paar Freundinnen." Ohne Namen zu nennen.
- Auch wenn du es nicht vorhast, schau dennoch mal, was der Wohnungsmarkt bei euch in der Gegend so hergibt, dass unterstützt einfach das Gefühl von Unabhängigkeit.
- Und das aller wichtigste, bleibe freundlich und souverän. Je niederträchtiger er wird, desto erhabener reagierst du auf ihn. Und ich bin sicher, je mehr ihm die Kontrolle und damit die Macht über dich entgleitet, desto verzweifelter und auch bösartiger wird er erst einmal reagiere, bis er merkt, dass er damit nicht weiterkommt. Seine Machtposition wird in ihm erst einmal als erste Reaktion einen Fieberwahn auslösen. Eventuell hilft dies: Sieh in solchen Situationen ihn nicht mehr als erwachsenen Mann an, sondern als kleinen Rotzbengel, der unbedingt etwas haben will. Und reagiere dann wie die weise alte Oma, die bestimmt, aber nachsichtig mit dem Bub umgeht.
Dieses freundlich sein ist natürlich in der Situation unglaublich schwer, vor allen, wenn du dies nun über Wochen performen musst. Aber performen ist das richtige Wort: Sieh dich als Schauspielerin. Du spielt eine Rolle. Du trägst eine Maske. Nicht immer wird dir danach zumute sein, dich hübsch anzuziehen und unterwegs zu sein, nicht immer wirst du die Kraft verspüren, seinen Attacken mit erhobenen Haupt zu begegnen, aber wie eine Schauspielerin schlüpfst du eben in diese Rolle und versuchst die beste Leistung abzugeben, die geht. Manchmal wird sie oscarreif sein, manchmal eher mit einer Goldenen Himbeere bedacht werden, solche Höhen und Tiefen hat jeder mal.
Nun zu deinen Fragen:
1) Soll ich es abwehren, wenn er mich heute im Bett in den Arm nehmen möchte und mich -wie fast immer- etwas massiert ? ... für mich ist das immer sehr schön....
Klar ist das schön für dich. Aber schau, es ist doch sehr offensichtlich, dass dein Mann eine Affäre hat. Und auch wenn er diese nicht hätte, sein Ton, seine Worte, sein Zorn, all dies zeugt von einer tiefen Respektlosigkeit, und du würdest ihn durch Kuscheln und Sex noch dafür belohnen. Du würdest ihn in Sicherheit wiegen, dass er ruhig so zu dir sein kann, und dafür abends sogar noch entlohnt wird. Nein, er sollte spüren, dass du ihm entgleitest. Und daher wäre es gut, wenn du dich ihm hier entziehst. Kein Kuscheln, kein Sex, solange diese Situation vorherrscht. Entzieh dich ihm elegant: "Du, heute nicht" (freundlicher Ton, lächelnd), "Sorry mein Lieber, heute geht es mir nicht so gut", usw. Ausreden halt, und die werden dafür sorgen, dass es in ihm arbeitet.
2) Ist es überhaupt förderlich weiterhin im gemeinsamen Bett zu schlafen?
Ich würde nicht aus dem Bett ausziehen, dass würde er dir als weitere Zickerei und damit als Schwäche auslegen. Er würde das als weiteren Angriffspunkt nutzen. Besser im gleichen Bett schlafen, aber ihm Körperkontakt verweigern. Da liegt er also neben dir, aber kann nicht zu dir rüberreichen, dass ist frustrierender als wenn du im Nebenzimmer auf der Couch liegen würdest.
3) Was ist mit Sex? Sofern er sich mir nähert... eher abweisen?
Siehe oben, aber immer freundlich, mit einer guten Ausrede (Migräne), an der er nicht vorbei kommt. Vielleicht noch etwas den Kopf tätscheln, wie man es bei einem Bub tut.
4) Morgen ist Vatertag. Es gab bei uns immer Geschenke zu jeder Gelegenheit.
Das solltest du aus dem Bauchgefühl heraus entscheiden. Ich für meinen Teil handhabe es so, wer nicht lieb zu mir ist, wird auch nicht beschenkt. Unabhängig ob derjenige mir zuvor was geschenkt hat, dass ist ja nicht meine Sache. Geschenke sollte nicht mit dem Anspruch verbunden sein, dass man ebenfalls eines erhält. Das wäre auch eine schönes Signal einer Grenzziehung.
Ich bin jetzt ganz verunsichert
Das brauchst du nicht, du machst das gut, und du bist stark!