Grüß dich, Alf,
komme leider erst jetzt zu Feierabend dazu, noch was zu deinen Posts zu schreiben:
Zum Zeipunkt meiner Geburt war Ehebruch auch in Deutschland noch eine Straftat. Irgenwann wird Pädophilie vielleicht auch nicht mehr strafbar sein und dann würde man auch nichts unternehmen?
Pädosexuelles Verhalten (Pädophilie an sich ist ja nicht strafbar) wird voraussichtlich (hoffentlich) immer strafbar sein, da das eine ganz andere Ebene anspricht wie Ehebruch und deshalb ist es in meinem Weltverständnis auch richtig, dass das eine strafbar ist und das andere nicht:
Ein Kind wird nachhaltig massivst geschädigt an Leib und Seele, wenn es sexuell missbraucht wird, es ist ein schwerer Übergriff und eine schlimme Grenzüberschreitung auf ein schutzbedürftiges und sich in der Entwicklung befindliches Kind und ist eine traumatische Erfahrung. Ehebruch ist für den Großteil der Erwachsenen (!) sicher auch eine sehr sehr schmerzliche Erfahrung, aber ja in der Regel nicht traumatisierend (vielleicht retraumatisierend, aber nicht per se traumatisierend), da ein erwachsener Mensch ja ausgereift, entwickelt ist, kein Übergriff geschehen ist und keine Grenzüberschreitung an deiner eigenen Person (wie es bei einer Vergewaltigung, Drohungen, Schläge usw. wäre). Es ist eine extrem schmerzliche Erfahrung, die der erwachsene Mensch aber bewältigen kann. Deshalb wundert es mich jetzt tatsächlich auch, welchen Vergleich du da ziehst, da ist die jetzige Rechtssprechung ja deutlich progressiver und Wissenschaft und Rechtssprechung haben dazu gelernt. Sie haben sich auf einen (Entwicklungs-)Prozess eingelassen, da hat sich was verändert und ist in Relation gesetzt worden.
Und diese Anerkennung von Veränderungen (inneren wie äußeren) wäre ja das "Gesunde", womit es den Menschen besser geht, weil sie mit dem Leben gehen:
Kann ich nicht. Ich habe vor 15 Jahren geschworen sie nicht zu verlassen. Wer wäre ich, wenn ich nicht zu meinem Wort stehen würde?
Wer du dann wärst? Vielleicht ein Mann, der sich wohler fühlt, der flexibler ist innerlich und äußerlich und der verstanden hat, dass psychische Gesundheit und Wohlbefinden nicht von Versprechungen abhängen müssen, die man vor x Jahren gegeben hat. So schmerzlich das einerseits auch sein mag, weil man vielleicht einen Wert von sich auch verabschieden und loslassen muss. So, wie du hier dein inneres Erleben und deine Wertvorstellungen hier schilderst, wirkt es recht starr und rigide....und sehr unglücklich. Gefangen in den eigenen Wertvorstellungen, die irgendwann mal entstanden sind. Auch Werte könnten sich verändern. Was würde denn schlimmstenfalls passieren, wenn du deine fixierten Werte nicht mehr verfolgen würdest/könntest?
Seit Ende Mai denke ich aber viel über meine eigene Biographie nach und habe so manches Acha-Erlebnis bei der Suche nach Ursprüngen für manche meiner Verhaltensweisen. Ja, das hilft. Ob es mich tatsächlich zu einem Alf 2.0 machen kann, wird sich noch zeigen. Zum wiederholten Male im Leben einer Extremsituation ausgeliefert zu sein ist die Hölle. Und dabei zumindest bei der aktuellen Theamtik von manchen hier auch als "Täter" bezeichnet zu werden schmerzt sehr. Es ist erschütternd, wenn man vor Augen geführt bekommt, dass man sich mit dem Weg der Passivität auf eine Stufe mit der aktiven destruktiven Kraft (EF) gestellt hat bzw. so wahrgenommen wird.
Wie ich schon geschrieben habe, ich denke, eine Therapie im RL nur für dich wäre sehr bereichernd und hilfreich für dich. Auch wenn du für dich selbst AHA-Erlebnisse hattest, was ich super finde, ersetzt das doch keinen professionellen Therapeuten (ähnlich wie man sich ja auch nicht selbst operieren kann).
Meine Frau nicht, aber mein Fahrzeug. Sie kann ja mit dem Mietwagen zu ihren Treffen fahren.....
Ja, das kannst du dir ja verwehren, indem du ihr dein Fahrzeug nicht mehr zur Verfügung stellst.
Ich habe ja bereits geäußert, dass ich weder Richter noch Henker sein möchte. Ich möchte nur die Wahrheit für alle Beteilgten offenlegen.
Das find ich auch spannend, da ich dich hier schon als Richter (dessen Aufgabe es ja ist, zu urteilen) erlebe. Als befangener Richter, der in seiner eigenen Geschichte urteilt. Ein echter Richter dürfte in der eigenen Geschichte ja gar nicht urteilen, eben aus Befangenheit. Ein Richter bezieht sich auf Gesetze, die zum Wohle und Schutze der Gesellschaft verankert sind - er bezieht sich nicht auf das Wohl des Einzelnen und schon gar nicht auf seine eigenen Werte, sondern muss möglichst objektiv sein - das könnte er ja in seiner eigenen Geschichte nicht. Deshalb würde es mich ehrlich interessieren, wie du drauf kommst, dass du nicht urteilst, weil ich ja schon sehr viel darüber lese, wie du deine eigenen Werte zielstrebig verwirklicht wissen willst und die auch durchsetzen willst - komme, was wolle (so wirkt es jedenfalls) und eben meiner Wahrnehmung und Interpretation nach (ver-)urteilst.
Meine Taten sind alles direkte Reaktionen auf das Verhalten meiner EF, also Verteidigungsmaßnahmen. Aus eigenem Antrieb hätte ich mich niemals zu keiner der genannten Maßnahmen entschlossen. Und ich mache auch nichts, was ich für mich nicht zulassen würde.
Ja, diese Denkweise ist nachvollziehbar für mich, Alf. Wirklich. Aber auch wenn es erstmal nachvollziehbar ist für mich, gebe ich dir dennoch nicht recht und sehe es anders. Da ich mit Opfern und Tätern beruflich zu tun habe, lese und höre ich solche Dinge öfters: Rechtfertigungen für ihr Tun und vor allem, nicht die volle Verantwortungsübernahme, denn es war ja "eine Reaktion und hätte der/die nicht das getan, hätte ich auch nicht ....usw. usf."
Dann noch kurz eine kleine Geschichte zu Wertvorstellungen aus meiner Arbeit. Und ich hoffe sehr, du siehst es wirklich als hinkenden Vergleich und keineswegs einen direkten Bezug zu dir selbst, ich weiß, dass das bei dir nicht so ist. Trotzdem fiel mir diese wahre Geschichte nur gerade ein zum eigenen Wertesystem und zu den Skurrilitäten zu denen das eigene Wertesystem in absoluten Extremfällen führen kann: Es gibt einen Mann, bei dem es aufgrund seiner Wertvorstellungen völlig undenkbar und völlig unmöglich war, sich von der Frau zu trennen, obwohl es sein innigster Wunsch war, sich zu lösen, denn die Ehe war unerträglich für ihn geworden. Aber, ein Wunsch, den er nicht mal wirklich zu denken gewagt hat, denn: Ehescheidungen waren in seiner Familie und in seiner Welt ein völliges Tabu. Völlig. Undenkbar. Geschieden wird sich nicht. Das hätte er niemals mit sich vereinen können. Was ist also passiert? Er hat sie stattdessen ermordet. Das war in seiner Welt denkbarer, als eine Scheidung. Verrückt. Ver-rückt.
Komisch und äußerst subjektiv, die Sache mit den Wertesystemen.