Entscheidung

[Caro4637]

Liebes Forum,

ich lese hier schon lange in Euren Geschichten mit. Nun benötige ich aber tatsächlich auch einen Rat oder Rückmeldungen von Euch...

Kurz zur Geschichte:
Langjährige Beziehung (11 Jahre), beide Mitte 30.
Dann habe ich bei der Arbeit einen tollen Mann (3 Jahre jünger) kennengelernt, der ebenfalls vergeben war. Relativ schnell wurde klar, dass wir uns beide gerne mögen, wir hatten viel Kontakt und haben sehr viel Zeit miteinander verbracht. Die Kommunikation funktioniert mit ihm immer sehr gut, irgendwann sprachen wir einfach unsere Zuneigung an. Er beendete relativ schnell danach seine Beziehung, weil er sagte, dass er durch die Geschichte mit mir gemerkt habe, dass er nicht glücklich ist.
Irgendwann musste ich meinem Partner sagen, dass es jemand anderen gibt. Zum Einen, weil ich das Gefühl hatte, nicht so unehrlich sein zu können und auch weil er bemerkt hat, dass ich mich immer weiter zurückgezogen habe. Ich habe damals die Beziehung beendet, allerdings nicht mit allerletzter Konsequenz (d.h. ich bin nicht bisher nicht ausgezogen - wir sehen uns berufsbedingt aber ohnehin nur etwa einen Tag in der Woche).
Das war jetzt vor 3 Monaten. Seitdem schwebe ich in einer Art Zwischenzustand, bei dem ich tatsächlich mit beiden Kontakt habe, der mit selbst zunehmend schwer fällt. Zwischenzeitlich wollte ich ausziehen, hatte schon eine Wohnung und als es zur Unterzeichnung des Mietvertrages kam, habe ich einen Rückzieher gemacht.

Beide sind tolle Männer, mit jeweils Vor- und Nachteilen. Mein Partner will es noch einmal mit mir versuchen, mein AM will eine feste Beziehung und eine Zukunft mit mir. Beide sind so geduldig und ich verletzte sie ständig beide, obwohl ich sie beide so gerne habe

Ich weiß, dass mir diese Entscheidung niemand abnehmen kann. Ich bin völlig gelähmt von der Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen insbesondere auch wegen meines Alters und meines Kinderwunsches.
Deshalb meine Fragen: Gibt es hier auch jemanden, der unentschieden war? Wie habt Ihr es letztlich geschafft, Euch zu entscheiden? Und an die, die nicht unentschlossen waren: Warum ward Ihr Euch so sicher?

Viele liebe Grüße von Caro

 

[Admina Felis]

Hallo Caro,

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Kommunikation zwischen dir und dem AM oder OdB stelle bitte in Fettschrift ein; deine Berater können sich so schneller orientieren und somit effektiver bei einem Antworttext helfen.

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Und noch was: Bitte lege Dir bei Gelegenheit einen Avatar zu! Hier (klick) wirst Du sicher fündig.

Viele Grüße

Felis aus dem Team

Ps: Auch bei Affärenbeziehungen ist Wolfgang's E-Book sehr zu empfehlen, weil es anschaulich die Psychodynamik von Mann und Frau beschreibt und wie man es anstellt eine verrutschte Beziehungsmacht wieder auszugleichen.

 

[sp1r1t]

Hi @Caro4637,

Gibt es hier auch jemanden, der unentschieden war? Wie habt Ihr es letztlich geschafft, Euch zu entscheiden?

Ich habe mich mit (in meinem Fall) beiden Frauen an einen Tisch gesetzt und denen eröffnet, dass ich sie beide liebe und eine gemeinsame Entscheidung (besser: 1 gemeinsames Leben) mein Traum wäre.

Danach ist die Liebe zu meiner Freundin wieder erblüht, wie ich es mir nicht habe vorstellen können.

Meine AF war geflasht, positiv und negativ. Doch bald schon ließ sie mich wissen, dass sie es nicht erträgt, die Nr. 2 zu sein - sie war also die Falsche.

Am Ende: Therapie, Arbeitsplatzwechsel und sehr viele Tränen um AF.

Aber es gibt bestimmt auch positivere Beispiele, lol.

 

[Shira]

Ich bin völlig gelähmt von der Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen insbesondere auch wegen meines Alters und meines Kinderwunsches.

Hallo Caro,
ja, das ist eine schwere Entscheidung...

Wie ist das denn, wollen beide Männer auch Kinder?

 

[Caro4637]

Sp1r1t und Shira, vielen Dank für Eure Antworten!

Tatsächlich habe ich das Glück, dass beide Männer Kinder haben wollen - bzw. das Pech, denn sonst wäre das für mich ja auch schon ein Ausschlusskriterium. Wer die Wahl hat, hat bekanntlich die Qual

Manchmal wünschte ich mir, dass mir wie bei Dir Sp1r1t ein bisschen die Wahl abgenommen wird bzw. einer der Beiden sagt, dass er nicht mehr will. Was mit Sicherheit auch so sein wird, wenn ich weiterhin in meiner Entscheidungsfindung so gelähmt bin...

 

[Tzanda]

Hey Caro,

Ich komme jetzt mit etwas abgedroschenem Kram rüber. Was mir in Phasen der Entscheidungen hilft, ist ganz ordinär die Pro/Contra Liste in schriftlicher Form.
Nicht, um die Punkte in/an sich zu bewerten, bitte nicht falsch verstehen. Eher eine sachliche Bestandsaufnahme. Ja, hier geht es um Menschen, aber selbst da habe ich das schon mal gemacht und Eigenschaften, Verhaltensweisen und Co in Pro und Contra aufgeteilt.

Es hilft schon einmal, wenn man sich die Fakten ect. schriftlich vor Augen halten kann. Zudem setzt man sich mit sich selbst, seinen Werten und Bedürfnissen auseinander. Zusätzlich hättest du jetzt dann beide Männer einmal in dieser jeweiligen Liste.
Es geht auch nicht um die Anzahl der Pro's oder Contra's. Sondern sinnbildlich kannst du visuell erfassen und kannst dabei auch die Emotionen einmal bei Seite schieben.
Ich habe bei dem Contra's zum Beispiel dann eine Nebenspalte gehabt, in der ich meine Bereitschaft "klassifiziert" habe. Also womit kann ich ohne weitere umgehen, was würde auch positiv für mich sein (Stichwort persönliche Entwicklung) und was ist besonders schwierig für mich. Und da ganz simpel mit Pluszeichen, Minuszeichen und entsprechend meiner Einschätzung auch mal ein doppeltes Minuszeichen oder ähnlich.

Und nee, das mache ich nicht oft. Ich habe das mit Männern gemacht, wo ich mir eine Lektion fürs Leben abholen durfte. An Hand dieser Aufstellung konnte ich mein (unbewusstes) Beuteschema auf die Schliche kommen, denn ich entdeckte Gemeinsamkeiten die mir so gar nicht bewusst waren.

Es wird dir vermutlich keine Entscheidung bringen, vielleicht jedoch einen etwas sachlicheren und rationalen Blick. Und das ist in der Regel das, was einem fehlt, weil man emotional gefangen (befangen?) sein kann.

Banal, aber aufschlussreich, auch wenn es das Ja/Nein in Deiner Männerfrage nicht erbringen wird. Soll es auch gar nicht, denn die Entscheidung soll ja nicht nur rational getroffen werden, sondern auch das Herz spielt eine Rolle.

Vielleicht wäre das zumindest eine Hilfestellung um sich der einen oder anderen Sache noch mal gedanklich anzunehmen.

Viele Grüße
Tzanda

 

[Admina Felis]

Liebe Caro,

Ich finde Tzandas Anregung eine super Idee.

Was mir noch einfällt: solange ich Angst habe, die falsche Entscheidung zu treffen, würde ich mich ( da es ja kein Notfall mit akutem Handlungsbedarf ist) ganz aus der Situation rausziehen und mich besonders gut um mich selbst kümmern. So dass ich mich selbst wieder in den Zustand versetze: ich habe keine Angst, weil ich weiß, dass ich die für mich stimmigen Entscheidungen treffen kann.

 

[Miss Verständnis]

Letztlich hält man die Ambivalenz ja aufrecht um keine Verantwortung für eine Entscheidung übernehmen zu müssen.
Ganz ehrlich, wenn es mir so geht (und ja, das hab ich auch schon bei Männern gemacht) und ich kognitiv und intellektuell, aber auch emotional keine Entscheidung treffen kann... weil alles irgendwie blöd ist, dann setz ich mir ne Deadline von 14 Tagen und wenn ich es dann nicht weiß, werf ich ne Münze... will ich dann lieber nochmal werfen, ist die Entscheidung eh klar, wenn nicht, nehm ich es halt wie es kommt und hab die Münze entscheiden lassen.
Klar, sehr pragmatisch- dieser Zugang, aber mich kosten andauernde Entscheidungsfindungsprozesse einfach Substanz...

 

[Caro4637]

Vielen Dank für Eure ganzen Antworten! Manchmal helfen einfach auch Anregungen und Ideen aus anderer Perspektive so sehr...

Was mir in Phasen der Entscheidungen hilft, ist ganz ordinär die Pro/Contra Liste in schriftlicher Form.
Nicht, um die Punkte in/an sich zu bewerten, bitte nicht falsch verstehen. Eher eine sachliche Bestandsaufnahme.

Du hast Recht, das sollte ich zumindest versuchen. Das wird vielleicht nicht die Entscheidung bringen, kann aber mit Sicherheit dazu helfen, die Gedanken, die sonst wirklich den ganzen Tag kreisen, zu ordnen...

Was mir noch einfällt: solange ich Angst habe, die falsche Entscheidung zu treffen, würde ich mich ( da es ja kein Notfall mit akutem Handlungsbedarf ist) ganz aus der Situation rausziehen und mich besonders gut um mich selbst kümmern.

Das versuche ich tatsächlich auch viel, aber so Recht scheint es leider nicht zu klappen

Letztlich hält man die Ambivalenz ja aufrecht um keine Verantwortung für eine Entscheidung übernehmen zu müssen.

Völlig richtig - ich habe einfach das Gefühl, dass ich mich nur im Kreis drehe, und wenn ich eine Entscheidung für mich selber getroffen habe (was ich in den letzten Wochen schon mehrfach habe - in die eine, aber auch in die andere Richtung), dann möchte ich doch auch nicht die Konsequenzen tragen bzw. befürchte das es die falsche Entscheidung war.
Es ist furchtbar egoistisch und tut allen Beteiligten nur weh (mich natürlich eingeschlossen), aber ich finde einfach keinen Weg hinaus.

aber mich kosten andauernde Entscheidungsfindungsprozesse einfach Substanz...

Und mich eben auch. Ich kann an nichts anderes mehr denken, es zermürbt mich völlig. Ich will eigentlich für alle nur das Beste und versuche trotz allem so ehrlich wie möglich zu sein.

Muss einfach irgendwie einen Weg aus diesem Kreis finden.

 

[Miss Verständnis]

Wie geht es Dir?

 

[Mod Hulahoop]

Hallo Caro4637,

dein Zögern bzw. deine Angst vor einer Entscheidung mit Ihren Konsequenzen kann sich früher oder später so auswirken dass du keine deiner beiden Möglichkeiten mehr hast. Abgesehen davon muss (und ist es auch selten) eine Beziehung nicht für die Ewigkeit sein.

Üblicherweise, und das trifft hier in diesem Forum im Besonderen zu, gehen Frauen eher den emotionalen Weg als den rationalen. Was sagt den dein Herz?

Zuletzt, vielleicht kannst du auch weiter zweigleisig fahren, machen doch eh hier alle.

LG Hulahoop

 

[Galathee]

Liebe Caro4637,

es liegt in der Natur der Sache, dass wir bei zu treffenden Entscheidungen, die ganz konkret unser Leben beeinflussen, stets die jeweiligen Konsequenzen befürchten und ständig gegeneinander abwägen. Mir persönlich hat es immer geholfen, mir bei solchen Entscheidungen immer den Worst Case vorzustellen. Was würde denn schlimmstenfalls passieren, wenn du dich für Mann A oder Mann B entscheidest. Was würde denn schlimmstenfalls passieren, wenn du dich für dich selbst entscheidest und keinen der "Kandidaten" wählst?

Momentan tanzt du auf zwei Hochzeiten, bist aber bei keiner mit ganzem Herzen dabei. Wäre es eine Möglichkeit, dass du zum jetzigen Zeitpunkt ganz konkret auf Abstand zu beiden Männern gehst, um dir selbst den - wie ich finde - notwendigen Raum zu lassen? Die Idee mit einer eigenen Wohnung fand ich persönlich sehr gut.

VLG Galathee

 

[Caro4637]

Ich danke Euch allen für Eure tollen und sehr konstruktiven Gedanken, die mir immer trotz allem ein kleines bisschen weiterhelfen.

Wie geht es Dir?

Weiterhin nicht so gut. Viel weiter bin ich tatsächlich nicht gekommen, in der Zwischenzeit ist natürlich viel passiert, aber immer wenn ich mich zu einer Entscheidung durchgerungen habe, habe ich sie zum Schluss wieder hinterfragt.
Es gibt Tage da bin ich mir ganz sicher, was richtig für mich ist - um dann ein paar Tage später zu merken, dass ich genau das Gegenteil will.

Sonst bin ich nie so entscheidungsunfähig, bin dabei eigentlich immer schnell und auch in der Vergangenheit war es gerade auch bei Beziehungsfragen und Trennungen immer so, dass ich schnell eine Entscheidung treffen konnte und diese dann auch nicht hinterfragt habe.

Vielleicht liegt es auch am Alter und dieser Geschichte, dass ich unbedingt Kinder haben will, weil ich ganz sicher weiß, dass das etwas für mich ist das mich in meinem Leben glücklich macht.


Ich glaube das führt insgesamt dazu, dass sich diese Entscheidung so "endgültig" und lebensprägend anfühlt, obwohl Hulahoop damit

Abgesehen davon muss (und ist es auch selten) eine Beziehung nicht für die Ewigkeit sein.

natürlich auch völlig Recht hat.

Was würde denn schlimmstenfalls passieren, wenn du dich für dich selbst entscheidest und keinen der "Kandidaten" wählst?

In meinen gefühlten - zugegebenermaßen - häufig sehr wirren Gedanken ende ich dann ganz allein und werde natürlich nie mehr jemanden finden und schon gar keine Kinder bekommen. Ich weiß ja, dass das Quatsch ist, aber es ist natürlich bei diesen kreisenden Gedanken dann schwer.

Momentan tanzt du auf zwei Hochzeiten, bist aber bei keiner mit ganzem Herzen dabei. Wäre es eine Möglichkeit, dass du zum jetzigen Zeitpunkt ganz konkret auf Abstand zu beiden Männern gehst, um dir selbst den - wie ich finde - notwendigen Raum zu lassen? Die Idee mit einer eigenen Wohnung fand ich persönlich sehr gut.

Das versuche ich im Moment aktiv, bin ein bisschen bei meinen Eltern untergekommen um einfach auch Abstand von allem zu gewinnen.

dein Zögern bzw. deine Angst vor einer Entscheidung mit Ihren Konsequenzen kann sich früher oder später so auswirken dass du keine deiner beiden Möglichkeiten mehr hast.

Auch das ist mir völlig bewusst, manchmal hoffe ich sogar insgeheim, dass mir so einfach die Entscheidung abgenommen wird - obwohl das natürlich auch völliger Quatsch ist.

Mein Problem ist, dass die Beziehung zu meinem Freund nie schlecht oder blöd war, ich habe mich leider einfach in einen anderen Mann verliebt. Wahrscheinlich fällt es mir deshalb auch so schwer, mit möglichen Konsequenzen zu leben.

 

[Caro4637]

Zuletzt, vielleicht kannst du auch weiter zweigleisig fahren, machen doch eh hier alle.

Ach und das ist für mich eigentlich wirklich keine weitere Option, ich wünsche mir eine glückliche Beziehung und eine Familie.
Ich mache das nicht, weil es mir so viel Spaß macht oder ich Bestätigung brauche oder sonst was und merke das mich das alles zunehmend so sehr zermürbt

 

[Kataluna]

Hallo Caro,
mir hat es manchmal geholfen, mir vorzustellen, einer Entscheidung „unterworfen“ zu sein.
Nimm dir zum Beispiel vor, du nimmst eine Münze- und tust genau das, was dabei rauskommt

An dem Widerstand oder der Freude über die zufallsentscheidung der Münze könntest Du Deinen eigenen Gefühlen und Wünschen vielleicht etwas näher kommen?

warme Wechsel halte ich generell für schwierig- es fehlt die Besinnung auch Dich selbst.
Gut dass du eine kleine Auszeit bei deinen Eltern hast’s wie geht es Dir damit?
Liebe Grüsse! Kati