Mod BrianBrian
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Ich bin über die Anthropologin Helen Fisher gestolpert, die 1975 an der Universität von Colorado ihren Doktortitel erlangt hat und Professorin an Rutgers Universität in New Jersey ist.
Neben den umfangreichen Themen ihrer vielen Publikationen vertritt sie auch die These, dass ein Mensch drei große Lieben im Leben erlebt. Genauer gesagt, handelt es sich nach Fisher um drei Arten von Liebe.
Die erste Liebe.
Fisher betitelt die erste große Liebe eines Menschen genauer als naive Liebe. Diese erlebe man in der Regel in der Jugend. Sie zeichne sich dadurch aus, dass sie ohne wirklichen persönlichen Vergleichsmaßstab im Raum schwebt. Bestimmt werde sie von dem, was man bis dahin an Vorstellungen von einer Liebesbeziehung aufgenommen hat: Was heißt, sie ist oft kitschig und idealisiert, möglicherweise orientiert an den Inhalten der Pop- und der zu der Zeit gegenwärtigen Filmkultur. Gleichsam ist diese erste Liebe aber auch unglaublich intensiv, da sie meist „in hormonell bewegte Zeiten“ fällt () wie ich vermute.
Im Fishers Ausführungen scheint man, entgegen der weitläufigen Meinung, gar nicht so viel für das Leben aus der ersten Liebe mitzunehmen. Laut Fisher besteht diese im wesentlichen nur deswegen und darin, dass sie ziemlich simpel die wirklich erste erwiderte Liebe darstellt. Ich persönlich kann mir aber vorstellen, dass man auch im Scheitern dieser Linie etwas lernen kann: Nämlich, was Liebeskummer bedeutet und dass Beziehungen zwischen „
Liebenden enden. Aus heutiger Sicht vielleicht banal, für die Menschen, die dies aber gerade erleben eine durchaus relevante Erfahrung.
Die intensive Liebe.
Für Fisher spielt diese Art der Liebe schon eine bedeutendere Rolle, wie die Namensgebung bereits vorzeichnet. Ich selbst würde diese Liebe in die späte Adoleszenz einer Lebensgeschichte einordnen. Streng genommen sagt Fisher gemäß meiner Recherche aber dazu nichts Konkretes. Die Intensität ergebe sich hauptsächlich durch das charakteristische Auf und Ab dieser Art der Liebe.
Während der naiven Liebe noch eine gewisse Unschuld innezuwohnen scheint, messen sich Partner in der intensiven Liebe aneinander - auch in dem sie sich bewusst verletzen würde. Fisher fasst diese Liebe in einem sich oft wiederholenden Kreislauf von Entzündung eines Streits über eine Kampf gegeneinander (aber auch alleine oder zusammen um die Beziehung) sowie bis hin zu der leidenschaftlichen Versöhnung. Die intensive Liebe ende für Beide oftmals schmerzhaft, da man die Beziehung oft und unbedingt am Leben halten wolle, auch wenn die schlechten Phasen bereits überwiegten.
Die intensive Liebe zeichne sich nicht nur durch die unvergleichlichen Emotionen aus, sondern ist nach Fisher oft manipulativ, zerstörerisch und kräftezehrend. Am Ende würde man durch diese Art der Liebe viel über sich selbst lernen können, wenn man achtsam die eigenen Wünsche, Muster und Gefühle in der Rückschau betrachte. Insbesondere könne man lernen, was man nicht will und was einem nicht gut tut. Oft stehe auch die Erkenntnis am Ende, dass es besser sein kann, eine Beziehung zu beenden als sie am Leben zu halten.
Die erwachsene Liebe.
Die erwachsene Liebe stellt in der Darstellung von Fisher ein erhebliches Kontrastprogramm zur intensiven Liebe dar. Ich hatte das Gefühl, dass diese Art der Liebe von Fisher sehr gewollt positiv dargestellt wird, auch wenn sie direkt einschränkt, dass sie nicht perfekt sei. Die Beschreibung dieser Liebensart stellt sich in meinen Augen aber nicht unerheblich langweilig dar.
Die erwachsene Liebe komme in einem Gewand daher, das selten mit den eigenen Vorstellungen von Liebe zu tun habe. Fisher beschreibt die erwachsene Liebe als eine plötzliche Überraschung, die man gar nicht bewusst angestrebt habe. Anstelle der Emotionen schiebe sich hier die Partnerschaftlichkeit der Liebe und Beziehung in den Fokus. Die Akzeptanz, im Gegenüber eine konturierte Persönlichkeit zu sehen, würde Reife zeigen und Vertrauen schaffen.
Fazit
Die drei Formen der Liebe können laut Fisher alle mit einem Partner, meist aber mit dreien oder gar mehr Partnern durchlaufen werden. Allerdings erscheint es für mich wenig logisch, dass es zwei naive Lieben wirklich geben kann, da deren Premiere ja gerade wesensgebend für diese Liebesart ist. Bei den anderen Liebesformen ist es offensichtlich möglich, sie mehrfach mit unterschiedlichen Personen zu durchleben. Für mich stellt sich die Reihenfolge aber zwingend dar, da die erwachsene Liebe, wie sie Fisher beschreibt, ausschließlich aus der Erkenntnis aus mindestens einer intensiven Liebe erwachsen kann. Ob ein „Rückfall“ aus der erwachsenen Liebe zur intensiven Liebe möglich ist, konnte ich bei Fisher nicht ausmachen.
Ich vermute, dass wir Menschen im Laufe unseres Lebens in der überwiegenden Anzahl erwachsene Lieben leben werden - zumindest wenn uns das Drama der intensiven Liebe nicht überdurchschnittlich triggert. Betreffend der Dynamiken, wie sie in Wolfgangs Arbeiten herausgearbeitet werden, sind diese Erwachsenen Lieben aber wohl auch nicht ganz unanfällig. Zumindest in der Beschreibung von Fisher kommen die notwendigen Reibungen und gegenseitigen Unsicherheiten in dieser Liebesart weniger vor, was für das Absacken von Gefühlen auf mich eher förderlich wirkt. Gleichsam gibt es bei Erwachsenen wohl auch häufiger mehr „Kitt“, wie insbesondere Eigenheim plus gemeinsame Kids, der eine vernunftsbasierte Partnerschaft zusammenht - zumindest während des Bestehens der/einer gemeinsamen Lebensmission.
Vielleicht auch erheblich von meinem eigenen Naturell bestimmt, sticht für mich die zweite Liebe heraus. Die Intensität dieser Liebe sowie die im Vergleich zur erwachsenen Liebe vermutete geringere Anzahl im Leben hebt sie hervor. Letztlich verdammt sie uns aber aufgrund der Tragik, dass die intensive Liebe immer in Verletzung enden muss, zum Lernenden.
Gleiche ich meine Liebes-Biografie mit den von Fisher vorgestellten Liebesarten ab, so erkenne ich bei meinen drei langen Beziehungen die jeweils drei beschriebenen Formen.
Wie sieht es bei euch aus?
Neben den umfangreichen Themen ihrer vielen Publikationen vertritt sie auch die These, dass ein Mensch drei große Lieben im Leben erlebt. Genauer gesagt, handelt es sich nach Fisher um drei Arten von Liebe.
Die erste Liebe.
Fisher betitelt die erste große Liebe eines Menschen genauer als naive Liebe. Diese erlebe man in der Regel in der Jugend. Sie zeichne sich dadurch aus, dass sie ohne wirklichen persönlichen Vergleichsmaßstab im Raum schwebt. Bestimmt werde sie von dem, was man bis dahin an Vorstellungen von einer Liebesbeziehung aufgenommen hat: Was heißt, sie ist oft kitschig und idealisiert, möglicherweise orientiert an den Inhalten der Pop- und der zu der Zeit gegenwärtigen Filmkultur. Gleichsam ist diese erste Liebe aber auch unglaublich intensiv, da sie meist „in hormonell bewegte Zeiten“ fällt () wie ich vermute.
Im Fishers Ausführungen scheint man, entgegen der weitläufigen Meinung, gar nicht so viel für das Leben aus der ersten Liebe mitzunehmen. Laut Fisher besteht diese im wesentlichen nur deswegen und darin, dass sie ziemlich simpel die wirklich erste erwiderte Liebe darstellt. Ich persönlich kann mir aber vorstellen, dass man auch im Scheitern dieser Linie etwas lernen kann: Nämlich, was Liebeskummer bedeutet und dass Beziehungen zwischen „
Liebenden enden. Aus heutiger Sicht vielleicht banal, für die Menschen, die dies aber gerade erleben eine durchaus relevante Erfahrung.
Die intensive Liebe.
Für Fisher spielt diese Art der Liebe schon eine bedeutendere Rolle, wie die Namensgebung bereits vorzeichnet. Ich selbst würde diese Liebe in die späte Adoleszenz einer Lebensgeschichte einordnen. Streng genommen sagt Fisher gemäß meiner Recherche aber dazu nichts Konkretes. Die Intensität ergebe sich hauptsächlich durch das charakteristische Auf und Ab dieser Art der Liebe.
Während der naiven Liebe noch eine gewisse Unschuld innezuwohnen scheint, messen sich Partner in der intensiven Liebe aneinander - auch in dem sie sich bewusst verletzen würde. Fisher fasst diese Liebe in einem sich oft wiederholenden Kreislauf von Entzündung eines Streits über eine Kampf gegeneinander (aber auch alleine oder zusammen um die Beziehung) sowie bis hin zu der leidenschaftlichen Versöhnung. Die intensive Liebe ende für Beide oftmals schmerzhaft, da man die Beziehung oft und unbedingt am Leben halten wolle, auch wenn die schlechten Phasen bereits überwiegten.
Die intensive Liebe zeichne sich nicht nur durch die unvergleichlichen Emotionen aus, sondern ist nach Fisher oft manipulativ, zerstörerisch und kräftezehrend. Am Ende würde man durch diese Art der Liebe viel über sich selbst lernen können, wenn man achtsam die eigenen Wünsche, Muster und Gefühle in der Rückschau betrachte. Insbesondere könne man lernen, was man nicht will und was einem nicht gut tut. Oft stehe auch die Erkenntnis am Ende, dass es besser sein kann, eine Beziehung zu beenden als sie am Leben zu halten.
Die erwachsene Liebe.
Die erwachsene Liebe stellt in der Darstellung von Fisher ein erhebliches Kontrastprogramm zur intensiven Liebe dar. Ich hatte das Gefühl, dass diese Art der Liebe von Fisher sehr gewollt positiv dargestellt wird, auch wenn sie direkt einschränkt, dass sie nicht perfekt sei. Die Beschreibung dieser Liebensart stellt sich in meinen Augen aber nicht unerheblich langweilig dar.
Die erwachsene Liebe komme in einem Gewand daher, das selten mit den eigenen Vorstellungen von Liebe zu tun habe. Fisher beschreibt die erwachsene Liebe als eine plötzliche Überraschung, die man gar nicht bewusst angestrebt habe. Anstelle der Emotionen schiebe sich hier die Partnerschaftlichkeit der Liebe und Beziehung in den Fokus. Die Akzeptanz, im Gegenüber eine konturierte Persönlichkeit zu sehen, würde Reife zeigen und Vertrauen schaffen.
Fazit
Die drei Formen der Liebe können laut Fisher alle mit einem Partner, meist aber mit dreien oder gar mehr Partnern durchlaufen werden. Allerdings erscheint es für mich wenig logisch, dass es zwei naive Lieben wirklich geben kann, da deren Premiere ja gerade wesensgebend für diese Liebesart ist. Bei den anderen Liebesformen ist es offensichtlich möglich, sie mehrfach mit unterschiedlichen Personen zu durchleben. Für mich stellt sich die Reihenfolge aber zwingend dar, da die erwachsene Liebe, wie sie Fisher beschreibt, ausschließlich aus der Erkenntnis aus mindestens einer intensiven Liebe erwachsen kann. Ob ein „Rückfall“ aus der erwachsenen Liebe zur intensiven Liebe möglich ist, konnte ich bei Fisher nicht ausmachen.
Ich vermute, dass wir Menschen im Laufe unseres Lebens in der überwiegenden Anzahl erwachsene Lieben leben werden - zumindest wenn uns das Drama der intensiven Liebe nicht überdurchschnittlich triggert. Betreffend der Dynamiken, wie sie in Wolfgangs Arbeiten herausgearbeitet werden, sind diese Erwachsenen Lieben aber wohl auch nicht ganz unanfällig. Zumindest in der Beschreibung von Fisher kommen die notwendigen Reibungen und gegenseitigen Unsicherheiten in dieser Liebesart weniger vor, was für das Absacken von Gefühlen auf mich eher förderlich wirkt. Gleichsam gibt es bei Erwachsenen wohl auch häufiger mehr „Kitt“, wie insbesondere Eigenheim plus gemeinsame Kids, der eine vernunftsbasierte Partnerschaft zusammenht - zumindest während des Bestehens der/einer gemeinsamen Lebensmission.
Vielleicht auch erheblich von meinem eigenen Naturell bestimmt, sticht für mich die zweite Liebe heraus. Die Intensität dieser Liebe sowie die im Vergleich zur erwachsenen Liebe vermutete geringere Anzahl im Leben hebt sie hervor. Letztlich verdammt sie uns aber aufgrund der Tragik, dass die intensive Liebe immer in Verletzung enden muss, zum Lernenden.
Gleiche ich meine Liebes-Biografie mit den von Fisher vorgestellten Liebesarten ab, so erkenne ich bei meinen drei langen Beziehungen die jeweils drei beschriebenen Formen.
Wie sieht es bei euch aus?