"Hallo X,
ich schreibe dir, um dir alles zu sagen, wozu du mir nicht die Möglichkeit gegeben hast.
Ich hätte niemals gedacht, dass du deine eiskalte Art mal mir gegenüber ausspielst. Wie es scheint, hast du vor mir mittlerweile so wenig Respekt, dass du mir nicht mal die Erklärungen gibst, die mir helfen würden, mich nicht noch weniger gewertschätzt zu fühlen. Ich kann deinen nicht vorhandenen Respekt mir gegenüber sogar verstehen - mit etwas Abstand kann ich sagen, dass ich ihn zuletzt selbst nicht mehr vor mir hatte und daran trägst du einen großen Teil der Schuld.
Du hast mich bereits in der frühen Phase unserer Beziehung herabwürdigend behandelt. Du hast mich dumm genannt, mich dafür ausgelacht, mich am Telefon vorgeführt und mir Fragen zum amerikanischen Wahlsystem gestellt, um mir zu demonstrieren, wie blöd ich bin, dass ich die Antwort nicht weiß... weißt du das noch? Ich habe dir das und alle anderen Demütigungen bis heute nicht verziehen. Du hast meine Ängste und meine teilweise fehlende Selbstsicherheit ausgenutzt und sie gegen mich verwendet. Und zwar genau an den Stellen, bei denen du wusstest, wie unsicher ich bin. Du hast es sogar geschafft, dass ich teilweise selbst dachte, dass ich dumm bzw. dümmer als die anderen (vor allem als du) bin. Ein Glück, dass mir mein Erfolg im Studium irgendwann diese Unsicherheit genommen hat, ich möchte nicht wissen, wie sehr ich mich sonst weiterhin in Frage gestellt hätte. Der einzige, dem in irgendeiner Weise Intelligenz fehlt bist leider du selbst. Dir fehlt die emotionale Intelligenz, dich mit deinem Umfeld friedlich zu stellen. Du bist die Person, die es in schönen Situationen immer wieder geschafft hat ein Drama zu provozieren. Du bist der Mensch, nach dem ich mein Leben ausgerichtet habe, um dir alles recht zu machen. Du bist der Mensch, dem man nicht mit Kritik begegnen darf, weil alles Vorwürfe sind und du deshalb sowieso nichts annimmst. Du bist der Mensch, dem die Welt eigentlich nur Böses will. Du bist der Mensch, der hinter jedem Verhalten vermutet hintergangen oder verarscht zu werden. Du bist der Mensch, der sich von allem gekränkt fühlt. Du bist der Mensch, dem es nicht möglich ist, auch mal über sich selbst zu lachen. Du bist der Mensch, für den alle anderen entweder faul oder dumm sind, wahlweise auch gerne beides. Du bist der Mensch, der nicht im Stande ist, Empathie zu empfinden. Du bist der Mensch, der auf seine arrogante Art auch noch stolz ist. Du bist der Mensch, der eigentlich überall im Mittelpunkt stehen muss. Du bist derjenige, der gerne Egoist ist.
Wenn man das alles so runter schreibt, kommt es einem schon erstaunlich vor, wie du es immer wieder schaffst, Menschen für dich zu begeistern. Natürlich, du bist charmant und charismatisch und nutzt das auch für deine Zwecke. Du hast eine beeindruckende Karriere vor dir und bist unheimlich ehrgeizig. Ja, das kannst du alles ganz gut, das muss man dir tatsächlich lassen. Aber glaubst du ernsthaft, dass dich die Menschen um dich herum, nicht auch irgendwann durchschauen und merken, dass du im Grunde nur dich selbst im Sinn hast? Findest du es normal, immer derjenige zu sein, der das Leid der Welt abbekommt, der schlecht und ungerecht behandelt wird? Findest du es normal, mit wie vielen Menschen du dich streitest, ob beruflich oder privat? Findest du es normal, auf welche Art und Weise du dich mit diesen Menschen streitest? Findest du es normal, dass du nicht in der Lage bist, einfach auch mal dein eigenes Verhalten zu hinterfragen? Findest du dich ernsthaft so vollkommen?
Ich glaube, du weißt ganz genau, wie du dich verhältst. Und ich glaube auch, dass der Grund hierfür ist, dass du überhaupt nicht das Selbstbewusstsein besitzt, das du gerne hättest und deiner Umwelt vorspielst. Wieso lässt du keine wahren Schwächen zu? Nagt das so sehr an deinem Selbstwert?
Ich denke, dass nur du selbst erkennen kannst, was bei dir nicht stimmt. Traurigerweise bist du allerdings noch nie in die Situation gekommen, dein Verhalten mal wirklich überdenken zu müssen. Du hast noch nie wahre Konsequenzen für dein Handeln anderen gegenüber zu spüren bekommen - auch wenn es gemein klingt, genau das wünsche ich dir, in der härtesten aller Formen.
Ich habe mein Verhalten überdacht und ja, ich habe mich verändert im Laufe der Zeit und ja, ich bin abhängig von dir geworden. Du sagst, dass es im letzten Jahr angefangen hat zu kriseln. In meinen Augen hat es bereits vor zwei Jahren angefangen und ich kann dir sogar ganz genau sagen, wann ich an mir selbst diese Veränderung hätte bemerken und Konsequenzen ziehen müssen. Zu dem Zeitpunkt, als ich in jedem einzelnen Streit angefangen habe, die düstersten Gedanken mir selbst gegenüber zu entwickeln. Als du angefangen hast, mich nachzumachen, als ich schluchzend vor dir saß und dich sogar noch darüber lustig gemacht hast. Als du es für angemessen gehalten hast, immer weiter zu provozieren, bis ich als hysterisches, depressives Häufchen vor dir saß, das sein Selbstbewusstsein nur noch aus deinem eigenen, scheinbaren Selbstbewusstsein gezogen hat.
Ironischerweiser war das ja genau die Veränderung, die du am Schluss so abstoßend fandest. "Früher warst du noch eine Herausforderung"... ja, ich gebe dir recht, aber allein du bist der Grund, wieso ich das nicht mehr sein konnte. Du bist der Mensch, der hinter sich verbrannte Erde zurücklässt. Du schaffst es, Menschen bis auf das Letzte fertig zu machen. Vermutlich kann ich dir tatsächlich dankbar sein, dass du mit der Trennung die für mich beste Entscheidung getroffen hast!
Ich hoffe, dass mir der Gedanke an dich irgendwann nicht mehr weh tut und ich aus ganzem Herzen sagen kann, dass es mir ohne dich besser geht. Rational geht das schon ein bisschen, emotional bin ich leider noch nicht so weit... aber ich denke das kommt auch noch.
Du bist für eine der schlimmsten Erfahrungen in meinem bisherigen Leben verantwortlich - ich hoffe es wird gleichzeitig eine der wichtigsten werden, aus der ich vieles für die Zukunft gelernt habe.
Ich hoffe, dass du irgendwann erkennst, dass du selbst für dein eigenes Unglück verantwortlich bist. Leider ist meine Vermutung aber eine andere, nämlich dass du es schaffst, niemals deine Scheuklappen absetzen zu müssen.
Ich habe aus unserer Beziehung gelernt und verstanden, dass man Menschen wie dich niemals ändern kann, ohne dass sie es schaffen sich selbst als das zu erkennen, was sie sind - ein narzisstisch veranlagter Mensch, der sich am nächsten ist."