Liebe Dorabella,
ich lese hier immer noch im Forum mit, wenn es zeitlich passt und verfolge dabei auch Deine Geschichte. Zunächst möchte ich Dir sagen, dass ich mich sehr freue, dass Deine Geschichte ein gutes Ende genommen hat. Ich hoffe, es geht Dir gut.
Mein AM hat sich auch von seiner Frau getrennt nach 20 Jahren Ehe und 30 Jahren Beziehung. Wir leben nun seit einem Jahr zusammen, im September wurde unser gemeinsamer Sohn geboren.
Die Zeit danach ist für alle Personen anstrengend. Da gibt es auf allen Seiten starke Emotionen. Bei Dir, Freude und gleichzeitig Angst, dass es wieder umfallen könnte. Gleichzeitig muss sich Euer Alltag einspielen als Paar. Der AM, der auch das Leid seiner EF sieht und sicherlich auch gemeinsame Jahre verarbeiten muss und die EF, die erstmal ins bodenlose fällt und noch Hoffnung hat.
Bei uns hat seinemFrau das Ende der Ehe tatsächlich erst begriffen als sie den Scheidungsantrag vom Gericht in der Hand gehalten hat, obwohl sich mein AM sehr stark abgegrenzt und sich mehr als deutlich zu uns bekannt hat.
Dir werden einige Störfeuer begegnen und ich denke, dass passiert nicht einmal aus böser Absicht, sondern auch für die EF hat sich das Leben geändert. Sie wird auch auf einen anderen Ausgang gehofft haben.
Mein AM und ich haben uns zu Beginn versprochen, dass wir nicht zulassen, dass sie sich zwischen uns stellt und wir uns wegen ihr in die Haare bekommen. Das hat bis auf 1-2 Ausnahmen gut funktioniert.
Das hat jedoch nur geklappt, weil mein AM absolut offen zu mir war, auch wenn ich manchmal schlucken musste. Versuche ihm ein liebevoller und neutraler Zuhörer zu sein. Ich habe bei Erzählungen aus seiner Ehe oft nur zugehört und ihn in den Arm genommen, wenn es Dinge waren, die er als schlimm empfunden hat (z.B. Streit, keine Wertschätzung etc.).
Wichtig ist, dass sich Dein AM klar abgrenzt. Er hat ihr schon weh getan und das ist auch schlimm, aber es gehört nunmal dazu.
Seine EF wollte am Anfang immer Familienzeit für die Kinder. Das hat mich zwar verunsichert, aber dennoch habe ich versucht keinen Stress zu machen. Er hat mir dann immer erzählt was war und dass seine Frau einen auf freundschaftlich macht etc. Sie hat auch immer wieder von einer Wiederaufnahme der Ehe gesprochen, hat aber durch sein konsequentes Abgrenzen auch gemerkt, dass es das nicht mehr geben wird.
Sie ruft immer noch fast jeden Tag an oder schreibt, meistens aus vorgeschobenen Gründen. In unserem Urlaub letztes Jahr hat sie sage und schreibe 59 Whatsapps geschickt in 7 Tagen. Es bringt in solchen Fällen nichts, wenn Du auch genervt bist, denn er ist es ja auch. Mein AM ignoriert sie einfach viel, beantwortet nur konkrete Fragen zu den Kindern. Trotzdem hat man gemerkt, dass sie sehr lange gehofft hat.
Sollte das bei Dir auch der Fall sein, dann lass Dich nicht verunsichern. Dein AM muss sich klar abgrenzen, das bedeutet aber nicht sie mit allem hängen zu lassen. Es muss nur klar sein, dass die Ehe beendet ist, die Elternebene aber weiter besteht.
Versuche ihm der beste Freund zu sein, seine Wohlfühloase und je mehr Offenheit er Dir gegenüber hat, desto besser.
Wenn Du noch mehr Fragen hast oder Infos brauchst, melde Dich gerne.
LG Lottchen