Hallo Freundinnen und Freunde,
Gerade habe ich einmal nachgeschaut: Am 17. April habe ich die Beziehung beendet. Drei Wochen ist das nun schon her, wow. Ich habe erwartet, nach der Trennung in ein tiefes Loch zu fallen, doch es geht mir - gemessen an den Umständen - gut. Das liegt wohl daran, dass ich schon lange über eine Trennung nachgedacht habe. Ich genieße einige Vorteile der Trennung. Ich habe mehr Zeit: Es gefällt mir, diese in mein Studium zu investieren und mich neu zu orientieren. Ich denke über mich und mein Verhalten nach, doch die Gedanken sind nicht quälend. Ich empfinde sie als heilsam. Ich bin auf dem richtigen Weg. Es gefällt mir, zum ersten Mal in einer Trennungsphase nicht das quälende Gefühl zu haben, mich ändern zu müssen. Ich denke nicht mehr 'Ich bin falsch' und will überstürzt 'an mir arbeiten', mein Aussehen und meine Persönlichkeit verändern. Ich finde mich trotz allem richtig gut so wie bin.
Für mich stellt sich die Frage, warum habe ich sein Verhalten durch mein Verhalten so lange indirekt unterstützt habe. Warum habe ich nicht früher Konsequenzen gezogen?
Die Antwort: Ich weiß nicht sicher, wer ich sein will. Einerseits wünsche ich mir Sicherheit & Stabilität, ein Leben in geregelten Bahnen. Ich habe einen sehr geordneten, zielstrebigen, 'langweiligen' Anteil in mir. Andererseits breche ich gerne aus Normen aus, probiere viel, feierte viel, reiste viel und ging selbst nicht den geregelten Weg, um dahin zu kommen, wo ich heute stehe. Diese zwei Anteile kollidieren immer wieder. Mit Ex hatte ich die Aufregung, aber die Ruhe fehlte. Nun habe ich die Ruhe, aber die Aufregung fehlt.
Ich bin sehr bindungsambivalent, was definitiv auf meine unsichere Kindheit zurückzuführen ist. Einerseits habe ich einen großen Wunsch nach Bindung. Andererseits habe ich große Angst davor, weil sie mir wegbrechen könnte. Dadurch werde ich manchmal sehr unsicher, brauche Validierung und traue meinem eigenen Gefühl nicht. Dann frage ich mich: Hat Ex wirklich solche Probleme oder sehe ich das einfach zu kritisch?
Dann fallen mir Situationen ein: Als wir zusammen kamen, besaß er zwar eine Küche, hat sie aber nie eingebaut. Er wohnte dort seit drei Jahren! Erst als ich zwecks eines Praktikums für zwei Monate zu ihm zog, baute er sie auf meine Bitte mit seinem Dad ein - auch das war ein Kampf und geschah kurz vor knapp.
Er hat häufig Besuch. Alle bringen Getränke mit, meist Wein und Bier. Den Pfand brachte er nie weg. Als seine gesamte Wohnung voll damit war, brachte er den Pfand kurzerhand in den Keller und das Zumüllen ging von vorne los. Ich habe seinen gesamten Glaspfand weggebracht, weil ich es nicht ertragen habe. Schön blöd, ich weiß. Ich dachte damals, dass er es vielleicht hinbekommt, wenn der Aufgabenberg nicht mehr so groß ist. Insgesamt 40 Euro Glaspfand habe ich allein aus dem Keller gebracht. Rufe ich mir solche Situationen vor Augen wundere ich mich doch sehr, warum ich daran zweifle, ob ich zu kritisch bin?
Jetzt habe ich euch auch einen tiefen Einblick in meine Gefühlswelt und Baustellen gegeben. Das tut gut
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Eure quokka