Hallo liebe Madrepora,
beim Lesen deiner letzten Posts hat sich bei mir das Gefühl eingestellt, dass du dir - bewusst oder unbewusst - Vorwürfe machst und dir die Schuld an der Trennung gibst, weil du eine Affäre eingegangen bist.
Diese ganze Geschichte hat mich so sehr sehr verändert das es für meinen Mann und mich momentan keine Zukunft mehr gibt.
Ich kann nur jedem hier raten von der rosaroten Affärenwolke abzusteigen.
Dieses Gefühl möchte man halten, entgleist der am rutscht man nach hilft nach hofft. In einem macht sich schleichend eine immer grösser werdende Unzufriedenheit breit die der Partner auch spürt. Und somit beginnt das entfernen. .
Ohne das ich diesen Mann kennengelernt hätte wäre mir gar nicht aufgefallen das mir was gefehlt hat. Ich denke ich wäre zufriedener gewesen.
Es ist vielleicht vergleichbar mit einem Käfigvogel.... Er weiss nicht was er eigentlich ist weil er nichts anderes kennt.
Ich persönlich sehe die Kausalität genau anders herum. Wenn deine Beziehung gut ist und du stabil bist, in dir ruhst, zufrieden mit deinem Leben, wirst du niemals (!) einer Affäre Einlass in dein Leben gewähren.
Um bei dem Bild mit dem Käfigvogel zu bleiben: Der Vogel weiß genau, dass er in einem Käfig sitzt und sehnt sich nach der Freiheit - aber er unterdrückt dieses Gefühl. Er weiß sogar, dass er jederzeit den Käfig öffnen und wegfliegen kann, aber er entscheidet sich dagegen. Aus Bequemlichkeit, aus Angst vor Veränderung, aus Verlustangst. Er hat ja einen großen Teil seines Lebens im Käfig verbracht und viele gute Erinnerungen an dieses Leben. Hier kennt er sich aus, hat seine Freunde, hier hat er sein Nest. Irgendwann hält er es nicht mehr aus und fliegt testweise - unbeobachtet - einmal raus, um sich die Welt da draußen anzusehen. Das ist die Affäre. Ein geheimer Ausflug in das Leben "da draußen".
Danach gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder, dem Vogel gefällt es draußen auch nicht - weil so ein Käfigleben eben auch viele, viele Vorteile hat - und er kehrt nach einer Zeit wieder in sein Nest zurück und weiß das Leben dort zu schätzen. Oder vielleicht, er pendelt zwischen den Welten - d.h. er behält die Affäre bei - und nimmt dafür die Nachteile in Kauf, die das Pendeln mit sich bringt. Lügen, Heimlichtuerei, nirgendwo "ganz" und "richtig" hinzugehören, ständig auf der Hut sein - aber dafür hat er beides: seinen Käfig und seine Freiheit.
Daneben gibt es noch zwei Varianten: der Vogel könnte anfangen, den Käfig zu renovieren. Er überlegt sich intensiv, was ihm an seinem Käfigleben nicht gefällt, was draußen so viel schöner ist, und versucht, diese Punkte in seinen Käfiig zu integrieren. Das ist der Weg, den ich gerade versuche zu gehen (mehr oder weniger erfolgreich, da ich mit meinem AM noch nicht wirklich abgeschlossen habe).
Oder, der Vogel verlässt seinen Käfig vollständig, weil er einsieht, dass es so keinen Zweck mehr hat. Diesen Weg hast du mit der Trennung von deinem EM eingeschlagen, liebe Madrepora.
Ich sehe den Grund deiner Trennung keineswegs darin, dass du eine Affäre hattest. Sondern darin, dass der Käfig, in dem du saßst, einfach nicht mehr gepasst hat. Die Affäre ist das Symptom, aber nicht die Ursache. Du hast es selbst auch formuliert:
Eins ist mir klar, sobald man bereit ist eine Affäre zu beginnen muss einem klar sein das die Hauptbeziehung nicht mehr das ist was sie mal war und einiges fehlt.
Ich hoffe sehr, dieser lange Post kommt dir nicht überflüssig vor. Ich hatte, wie gesagt, den Eindruck, dass du dir selbst - vielleicht auch nur indirekt - Vorwürfe machst und wollte daher dieses Bild nochmal verwenden.
Ich wünsche dir, dass du die Kraft findest, deinen Weg zu gehen und für dich die "richtige" Variante findest.
Alles Gute für dich
VLG Lonestar