Hallo liebe Platinum,
ich habe mich nun auch endlich in deinen Strang eingelesen. Wie geht es dir? Gibt es neue Entwicklungen oder Gedanken?
Hallo Liebes,
danke, dass du fragst. Die letzte Woche (und diese Woche auch) war unfassbar turbulent.
Das wird nun etwas länger. Ich fange bei letzter Woche an.
Am Montag haben wir uns getroffen; wir waren spazieren und er hat mir erneut von seiner Ambivalenz erzählt. Er merke, dass er in seiner Ehe nun offen seine Meinung äußern kann und auch Nein sagen darf und dass EF sein „Nein“ dann auch („Oh Wunder“) akzeptiert. Sie reden nun viel offener miteinander und das täte ihm gut. Er sagte, er habe sich von mir getrennt, weil sein Heim für ihn Sicherheit darstellt und er sich allen gegenüber verpflichtet fühlt und sich massiv schuldig wegen der letzten 13 Monate fühlt. Sein Kind sei sehr labil aktuell und er könne es nicht verantworten es zu verlassen und dann Schuld daran zu sein, dass es an einer Trennung zerbricht. Er fühlt sich seiner EF gegenüber schuldig, da er eben viele Dinge getan hat, die nicht in Ordnung waren und sieht sich innerhalb der Ehe eben verpflichtet. Ebenfalls spielen da seine Freunde und seine Eltern mit rein, die alle von einer Trennung nicht begeistert wären und er hat Angst, dass er seine Familie und seine Freunde verliert, wenn er sich von EF trennt, um mit mir zusammen zu sein. Über so etwas mache er sich Gedanken. Dann gibt es aber auch genau so viele Tage, an denen er sich denkt „So ein Quatsch, natürlich würde das funktionieren und alle würden das akzeptieren.“ Er sagte, sein Innerstes wünscht sich eine gemeinsame Zukunft. Er befürchtet nur, dass der Preis dafür zu hoch wäre, wenn all seine Befürchtungen eintreten sollten. Wir hatten über unseren Umgang miteinander gesprochen und er sagte, er würde immer mit mir schlafen wollen, denke täglich daran und träumt nahezu jede Nacht davon, allerdings könne er sich auch mit mir treffen, ohne das zu tun, wenn ich das nicht möchte. Worauf er nur schwer verzichten könne wären Treffen, wo er mich nicht einfach zwischendurch berühren, umarmen oder mal küssen könne.
Ich hatte vorgeschlagen den Druck etwas rauszunehmen und in ein oder zwei Jahren zu schauen, ob wir das immer noch möchten mit einer Zukunft. Darauf sagte er nichts, weil er Hemmungen habe mir etwas zu versprechen, von dem er nicht weiß, ob er es halten kann.
Am Dienstag waren wir erneut spazieren. Da ging es ihm nicht gut; er hatte ein Seminar, in dem es sehr viel um Selbstreflexion ging und er fing dann an sein gesamtes Selbst zu hinterfragen. Über uns haben wir da wenig gesprochen; es ging mehr um seinen Beruf, mit dem er immer zufrieden war und von dem er dachte, er gehöre dorthin; jetzt sei er sich nicht mehr so sicher. Später erzählte er mir, warum wir uns nicht mehr an Wochenenden treffen konnten und auch nicht mehr bei mir oder irgendwo anders, wo nicht seine Arbeitsstelle ist: Er hatte nach der Trennung von mir seiner EF und seinem Kind angeboten, dass sie ihn jederzeit über die „Wo ist?“-App auf dem iPhone orten können und teilt seit einem Monat seinen Standort rund um die Uhr mit den beiden. Er bereut das inzwischen, hat aber nicht die Eier das auszuschalten bzw. rückgängig zu machen …
Ansonsten fühlte er sich am Dienstag wieder massiv schuldig, weil er EF gesagt hatte, sein Seminar gehe bis 18 Uhr, das in Wahrheit aber nur bis 16 Uhr ging und wir verbrachten dann die zwei Stunden bei einem Spaziergang. Gegen Ende fing er an zu weinen; er erzählte, dass das scheiße von ihm sei, aber dass beide Optionen, die er hätte, nicht attraktiv für ihn seien. Die eine Option sei mich „nicht mehr zu treffen“ und die zweite Option sei „sein Heim zu verlassen“. Ich tröstete ihn, nahm ihn in den Arm, woraufhin er unter Tränen sagte, dass das falsch sei, dass ich ihn immer tröste. Er käme sich vor wie ein Vampir, der mich aussaugt.
Ich sagte ihm, das sei in Ordnung für mich, da ich wüsste, wie es in seinem Inneren aussieht und dass ich wahrscheinlich die einzige in seinem Leben bin, die ihn wirklich so akzeptiert, wie er ist.
Er meinte dann, EF täte das auch. Das hat mich geärgert und ich sagte offen, dass ich von ihm nicht immer Lobeshymnen über EF hören muss.
Ich erinnerte ihn an seine Worte bzgl Egoismus und Manipulation, woraufhin er entgegnete, dass er diese Aussagen über sie getroffen habe als er allgemein sehr unzufrieden war.
Ich zählte daraufhin auf, dass sie gedroht hat sich umzubringen, dass sie gesagt hat, er würde sein Kind mit einer Trennung zerstören und auch dass sie ihn mit seinem eigenen Kind erpresst hat. Er entgegnete "für die Erpressung hat sie sich inzwischen ernsthaft entschuldigt." ...
Ich sagte, dass sie sowas nicht gesagt hätte, wenn sie ihn wirklich respektieren und akzeptieren würde. Würde sie seine Gefühle respektieren, hätte sie ihn gehen lassen (und ihn nicht versucht zu manipulieren und zu erpressen). Er antwortete, dass er sich sicher sei, dass sie ihn gehen lassen würde, wenn er wollen würde.
Am Donnerstag haben wir uns erneut getroffen, da war er sehr anhänglich und zärtlich. Ich habe mich auf Sex eingelassen.
Am Freitag haben wir uns nur für 10 Minuten gesehen. Ich habe ihm zwei aneinandergenähte Plüschtiere gegeben, die er mir bei einem gemeinsamen Zoobesuch geschenkt hatte. Ich sagte, er solle sie behalten, bis er seine Zweifel aus dem Weg geräumt hat. Vorher wolle ich sie nicht wieder haben.
Ich hatte ihm zum Abschied unseres Treffens an die Gespräche zu seiner Mutter, seinem besten Freund und seinem Kind erinnert. Seine Mutter sagte ihm mal dazu, sie stehe immer hinter ihm und er soll machen, was er für richtig hält.
Sein bester Freund sagte Ende Juni dazu, dass er hinter ihm stehe und er sein Backup wäre, wenn er wieder schwanken sollte, aber dass die Antwort ja ganz klar auf der Hand liege, da er meinen Dummi ja gefragt hatte, wen er an seiner Seite haben wollen würde, wenn die Welt untergehen sollte - und die Antwort war "Platinum. Die Frage stellt sich mir gar nicht, da muss ich keine Sekunde drüber nachdenken."
Sein Kind war zwar traurig und nicht begeistert, aber als mein Dummi erklärte, dass er traurig und unglücklich ohne mich sei, sagte sein Kind, dass es nicht wolle, dass Papa unglücklich ist.
Mir ist aufgefallen, dass er sich emotional in Worten nach Montag (was seine Gefühle für mich betrifft, was uns beide betrifft) wieder komplett zurückgezogen hat und habe angesprochen, dass ich das schade finde. Fragte, ob er drüber reden wolle.
Er sagte "Momentan nicht. Aber das heißt ja nicht, dass das nicht alles in mir arbeitet".
Er war das Wochenende mit seinem besten Freund in einem Kurzurlaub und ich habe mich spontan entschieden einfach gar nicht mehr online zu gehen. Mir ging es nicht so gut. Er hatte mir weiterhin Nachrichten geschrieben. Zuerst, dass er angekommen sei. Abends hatte er mir eine gute Nacht gewünscht. Erst mit Kusssmiley, dann hat er das gelöscht und mir eine gute Nacht ohne Smiley gewünscht. Am nächsten Morgen schrieb er, dass er hoffte, es würde mir gut gehen. Er mache sich Gedanken um mich.
Abends schrieb er erneut, dass er sich den ganzen Tag schon Gedanken mache. Dann dass er hofft, dass es mir gut geht und wünschte mir eine gute Nacht.
Am Sonntag schrieb er mir morgens, dass er sich Sorgen mache.
Ich habe mich mittags gemeldet und sagte, dass es mir das WE nicht gut ging, aber dass es jetzt in Ordnung sei. Er hat sich sehr gefreut, dass ich geschrieben habe, hat mir dann ein Bild von sich geschickt, auf dem er erleichtert (?) in die Kamera lächelt. Danach folgte noch ein „Denk an dich“ mit einem Emoji, wo sich zwei Figuren umarmen. Ich fragte, wie es ihm geht. Er schrieb, es ginge ihm gut, er habe sich allerdings echt Gedanken gemacht. Später kam eine Sprachnachricht, in der er noch mal sagte, dass er sich die ganze Zeit Gedanken gemacht hätte und er hatte angekündigt mich dann direkt am nächsten Tag morgens anzurufen, was er auch getan hat. Auch da hat er wieder gesagt, dass er sich Gedanken gemacht hatte. Das war also vorgestern. Vorgestern haben wir uns bei ihm an der Arbeit getroffen, sind spazieren gegangen. Ich habe mich zurückgehalten mit allem; habe nichts bzgl. Zukunft oder Emotionen gesagt und auch sonst keine körperliche Nähe initiiert. Er hat mich immer wieder zu sich gezogen, mich umarmt, mich geküsst, mich wortwörtlich auf Händen getragen (da ich klein und zierlich bin, das genaue Gegenteil von EF) und er sagte, wie sehr ihm das gefallen würde, dass er das tun könnte dank meiner Größe und da ich so leicht wie eine Feder sei. So hat er mich dann mehrere Minuten getragen und geküsst (quasi wie ein Mann, der seine Frau über die Türschwelle trägt). Er hatte mir angeboten am Donnerstag zu seiner Arbeit zu kommen, da er da länger arbeiten müsse und dann einfach sagen würde, dass es bis Zeitpunkt X gehen würde.
Irgendwann sind wir dann zu unseren Autos zurück und haben uns verabschiedet.
Gestern habe ich einen Willi mit ins Spiel gebracht, weil AM mich ziemlich getriggert hat als er davon erzählt hat, dass er gestern eine Stange Geld für ein Hobby ausgegeben hat. Beim letzten Mal hatte er angekündigt das zu tun, hat es aber nicht getan, weil er sparen wollte für Möbel (trotz Trennung von mir). Und dass er gestern nun doch so viel Geld ausgegeben hat (klar, kann er machen, ist ja sein Geld), hat mir dann suggeriert, dass er nicht mehr vor hat zu sparen. Das hat mich so getriggert, dass ich ihm später geschrieben habe, dass ich keine Zeit mehr habe zum Schreiben, weil ich verabredet bin, da ich zum Essen eingeladen wurde. Er wünschte mir viel Spaß, ich habe mich bedankt und dann in einem Nebensatz einfließen lassen, dass meine Verabredung ein „er“ ist. (Ich schrieb: „Danke, aber er ist immer noch genau so wie vor 11 Jahren als wir uns zuletzt gesehen haben: immer zu spät“). Von AM kam dann „Ich hoffe, du musst nicht zu lange warten“. Ich war dann zwei Stunden nicht am Handy, da wir ja essen waren und schrieb um 22 Uhr „Etwa 30 Minuten. Das macht aber nichts, der Abend und die Nacht sind ja noch lang. Wir sind jetzt bei mir“. Er wünschte mir „weiterhin viel Spaß“ und schrieb, dass er schlafen gehen würde. Ich hatte ihm nicht erzählt, dass mein Willi ausschließlich an Männern interessiert ist.
Heute morgen schrieb AM dann sehr seltsam und auch deutlich später als gewöhnlich, woraufhin ich fragte, ob es ihm gut geht oder ob etwas nicht stimmt.
Er antwortete mit „Nein, mir geht es nicht gut. Ich weiß aber noch nicht, wie ich damit umgehen soll. Deswegen kann ich es aktuell auch nicht erklären.“
Ich hatte ihm angeboten zu telefonieren, das taten wir dann auch 10 Minuten. Im Gespräch stellte sich heraus, dass es ihm schon seit Tagen nicht gut geht, aber jetzt wär es noch mal schlechter. In ihm herrsche eine tiefe Traurigkeit, die er nicht greifen könnte. Er sei komplett unten, habe einen Rückfall (psychisch). Es sei eigentlich nichts passiert, aber er sei im Kopf nicht sortiert und könne das noch nicht auseinanderdröseln. Er kann es nicht verbalisieren, aber er fühle sich momentan einfach nur reichlich überflüssig.
Ich fragte ihn dann, wo er sich überflüssig fühle. Er antwortete mit „insgesamt“. Ich fragte, ob er das Gefühl bei mir ebenfalls habe.
Er sagte „Ich weiß, dass ich es nicht bin, aber ich fühle mich so.“
Ich bin dann weich geworden und habe ihn aufgeklärt, dass mein Willi schwul ist, falls er sich deswegen Gedanken gemacht haben sollte und dass es da keinerlei Grund für KK gibt. Ich habe ihm angeboten für ihn da zu sein. Darüber war er sehr dankbar, aber das sei heute zeitlich nicht drin.
Wolfgang meinte, das sei in Ordnung soweit. Ich könne mich ruhig weiterhin mit AM treffen und eine gute Zeit mit ihm haben, hin und wieder Sex haben, aber ich solle mich ihm auch entziehen. Push & Pull. Das versuche ich ja seit dem Wochenende, aber Wolfgang meint, ich sei da noch ein wenig zu weich, zu empathisch.
So, das ist nun reichlich lang geworden. Bei mir persönlich ist es schwankend. letzten Freitag ging es mir sehr schlecht und ich habe sehr viel geweint. Die restlichen Tage waren in Ordnung. Heute Morgen war ich sehr unsicher, aber es geht jetzt wieder.
Mir hat das Wochenende sehr gut getan, weil ich da endlich das Gefühl hatte, für mich selbst zu agieren und nicht nur auf ihn zu reagieren.