Das habe ich nicht verstanden - ich hätte jetzt eher gedacht, dass dann dieses Bedürfnis auf eine bestimmte Person gerichtet wird bzw. dieser Mensch die Erfüllung des Bedürfnisses personifiziert - kenne ich sehr stark von manchen Leuten, die wirklich gar nicht allein sein können und lieber wahllos irgendjemanden nehmen, um nicht allein zu sein. So schlimm ist es bei mir zum Glück nicht...
Ja, aber ich meine damit: Ist denn die Bedürfniserfüllung an eine bestimmte Person geknüpft? Nein, natürlich nicht. Ein Bedürfnis ist immer unabhängig von einer bestimmten Person oder Sache.
Man kann nicht das Bedürfnis nach einem Auto haben. Das Auto könnte aber für das Bedürfnis nach Freiheit stehen.
Vor allen Dingen in noch nicht so langen Beziehungen (wo noch keine Liebe erwachsen konnte)...was projiziere ich auf diesen Mann? Was erhoffe ich mir? Was fehlt mir? Was finde ich im Kontakt mit diesem Mann?
Z.b.: Meine Bedürfnisse nach Austausch...Nach Anerkennung....nach Erotik/Sex....werden erfüllt....
Es gibt immer mehrere Menschen, die diese Bedürfnisse erfüllen können in einem Lebensverlauf. Und man kann sie auch woanders finden und suchen, bis ein Partner kommt, der frei für mich ist und bestenfalls einen sicher gebundenen Bindungsstil hat. Das Problem ist nur denke ich, dass sich die sicher gebundenen eher abwenden von Menschen mit einem anderen Bindungsstil...weil sie merken, dass ihnen das nicht gut tut.
Aber gut, das würde jetzt zu weit führen.
Weiter zu dem, was ich zitiert habe oben: Du beschreibst zwei Varianten:
Die, die sich auf eine Person fixieren, weil sie denken, nur diese Person kann meine Bedürfnisse erfüllen, meinen Selbstwert retten usw. usf.
Ist dies realistisch, dass es nur der Thomas Huber aus der Gartenstraße kann, den
ich mir jetzt eingebildet habe? (Sorry an alle, die Thomas Huber heißen und in einer Gartenstraße wohnen...ich habe das eben erfunden und keine konkrete Person gemeint).
Kann es überhaupt Thomas Huber aus der Gartenstraße, selbst wenn er sich für mich entscheidet und ich in der gewünschten Beziehung bin?
Die andere Variante ist:
Ich hab solche Angst vor dem Alleinsein, so dass ich mir fast schon jeden greife, hauptache ich bin nicht allein.
Können also dann die vielen Männer dieses tiefligende Bedürfnis erfüllen bzw. die Angst vor dem Alleinsein "heilen"? Nein.
In beiden Fällen geht es um Kompensation eines Bedürfnisses, welches in dir selbst liegt und auch nur daraus "erlöst" werden kann...bzw. in Zusammenarbeit mit einer professionellen Kraft, mit der du eine therapeutische Bindung/Beziehung eingehst und damit korrektive Erfahrungen machen kannst.
Den geringen Selbstwert kann dir kein Partner aufbauen, weder der eine noch die vielen. Den müsstest in dir selbst aufbauen (mit Hilfe)....
Aber in beiden o.g. Fällen fungieren dann ja die jeweiligen Partner als Erfüllungs- und Kompensationshilfe um meine tiefliegenden Ängste nicht zu spüren, aufzuarbeiten o.ä.
In beiden genannten Fällen wird das unerfüllte Bedürfnis, welches in der Kindheit zu kurz gekommen ist, auf andere Personen übertragen - entweder auf eine bestimmte Person (Fixierung) oder auf viele andere.
Beides fühlt sich doch nicht gesund an, oder?
Um Missverständnisse zu vermeiden: Es geht um unangemessen intensive Ängste bzw. Gefühle...nicht um "normalen" Liebeskummer oder "normale" Ängste in Beziehungen, die jeder von uns kennt.
Nun, ich wollte sie gar nicht als Begründung anführen, sondern erklären, wie ich mich fühle und was für ein "Typ" ich so bin und mit welchen Schwierigkeiten ich kämpfe. Es gibt ja auch Leute (auch unter meinen Freunden), die da ganz anders ticken - wenns bei denen mit einer Beziehung nicht klappt, sind sie eine Woche traurig, gehen feiern oder essen Schokolade, und dann richten sie ihr Krönchen und ziehen weiter...
Ja. Ich kann dir und anderen nur die Empfehlung geben (in eurem Sinne), da vielleicht ein wenig mehr drauf zu achten, wie man was ausdrückt, da Worte ja im Sinne einer Selbstsuggestion ja auf einen auch zurückwirken: Ein wenig "eingefroren" wirkt es, wenn man mitteilt: Diese doofe Verlustangst...Ich hab solche Verlustängste....Wenn nur die Verlustangst nicht wäre....usw. usf. (Alleine das Einfügen des Wörtchens "noch" würde übrigens schon die Aussage verändern, weil es eine Entwicklung, einen Prozess implizieren würde).
Das sind typische Aussagen, die man hier im Forum immer wieder lesen kann. Nur: Was soll der Leser damit machen? Soll man das dann als Appell auffassen...soll dem Leser damit klarwerden, dass es sich hier um einen ganz dringenden Fall von "Wollen" handelt?...soll man die Verlustangst lösen? Sich noch mehr in der Beratung anstrengen? Oder oder oder...
Es wirkt so ein wenig, als würde die verlustängstliche Userin die Verantwortung an die Leserschaft abgeben.
Sicherlich ist es ja erstmal okay, das Gefühl so mitzuteilen....Nur, wie geht es dann weiter? Das fehlt dann... Diese o.g. Aussagen schweben dann so im Raum herum...andere Affärendamen kommen dann auf diesen Appell (? zum Nachlesen: Vier Ohren Modell...schnelles Zitat aus Wikipedia unten*) hin und äußern Verständnis, bedauern usw. Das ist ja auch gut im Sinne einer Bindung hier mit den Usern. Nur, es ist ja nur ein Teil einer "Lösung".
Wäre es dann nicht sinnvoller und eigenverantwortlicher zu sagen (im Sinne einer Haltung): "Ich hab mich gut kennengelernt...ich weiß, dass ich in der Vergangenheit mit Verlustängsten (überdurchschnittlich) zu kämpfen hatte und ich hätte zwar gerne den Mann, versuche aber mit meiner Verlustangst angemessen umzugehen und setze bewusst die realistische Brille auf."
Man könnte sich dann sagen: "ach, da bist ja wieder, Verlustangst. Wir kennen uns ja inzwischen recht gut...." Und dann in Interaktion mit der Verlustangst gehen und hilfreiche Sätze tätigen, die du hoffentlich auch in deiner Therapie gelernt hast. Damit hättest du gleich mehr Handlungsspielraum und würdest die Verantwortung auf dich nehmen und dein Mindset/deine Haltung Stück für Stück ändern. Wenn man nämlich aus Ängsten oder maladaptiven Gefühlen heraus agiert, dann ist das "ausagieren" von Gefühlen...weil die Angst, die Wut o.ä. einen dahin treibt. Und dann kann man wieder sagen, naja, ich hab halt so ne Wut/Verlustangst..
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*"Wer sich äußert, will in der Regel auch etwas bewirken. Mit dem Appell will der Sender den Empfänger veranlassen, etwas zu tun oder zu unterlassen. Der Versuch, Einfluss zu nehmen, kann offen oder verdeckt sein. Offen sind Bitten und Aufforderungen. Verdeckte Veranlassungen werden als
Manipulation bezeichnet. Auf dem „Appell-Ohr“ fragt sich der Empfänger: „Was soll ich jetzt denken, machen oder fühlen?“
(Quelle: Wikipedia, Vier-Seiten-Modell, Schultz von Thun).