Guten Abend alle.
Ich wunder' mich, dass ihr euch da alle so einig seid. Man steckt doch nicht drin in der fremden Haut. Neben dem biologischen Geschlecht und der Ausrüstung die daran klebt, gibt es doch auch geschlechtsunabhängige Persönlichkeitsanteile, die eine Rolle spielen, in welchem Lebensmodell sich ein Mensch (oder ein Paar) wohlfühlt.
Man könnte es auch andersrum sehen: der Mann aus dem Artikel hat ein starkes männliches Selbstwertgefühl, er braucht den ganzen Tand gar nicht, um sich als Mann bestätigt zu fühlen. Auf dem Foto blickt er zufrieden in die Kamera während die 1,60 kleine Karrierefrau an seiner Seite verliebt lächelnd zu ihm aufschaut.
Ich hab schon genug Paar-Modelle gesehen, in denen die Frau (mit Kusnt- oder Philosophiestudium) am Ende mit einem wenig prestigevollen (oft belächelten) 'Frauenjob' à la Friseurin oder Verkäuferin ganz pragmatisch den Kühlschrank voll macht und die Miete bezahlt, während ihr Partner den dicken Max macht mit 'wichtigen Projekten' à la Startup, Kunstblubb, Musikerkarriere oder Design-Dingens - aber nie wirklich auf einen grünen Zweig kommt damit (Ist jetzt bewusst etwas zugespitzt formuliert).
Da finde ich das Paar aus dem Spiegel-Artikel auf jeden Fall ehrlich und sympathischer.
Ist doch klar, dass Frauen Männer wählen nach Attraktivität und social proof
Wenn ich das lese, wird mir klar, wie wenig ich in dieses Muster passe. Ich finde die 'klassischen Karrieretypen' meist total doof. Zumindest die, mit denen ich bisher zu tun hatte. Da regt sich bei mir kein bisschen was. Ob jemand ein Haus, Auto, Boot oder weiss der Geirerwas hat ist mir total banane (klein geschrieben
) Diese Themen langweilen mich zu Tode.
Meine Werteskala liegt offensichtlich total neben der Spur dessen, wie die meisten ticken. Meinen jetzigen Partner mag ich dafür, dass er einen gut bezahlten, prestigeträchtigen (für mein persönliches Empfinden 'unangenehm elitären') Job hingeschmissen hat und stattdessen seit drei Jahren mit mehrfach psychisch und geistig behinderten Menschen arbeitet (da ist er total zufällig gelandet und hat gemerkt dass es ihm taugt).
Ich will das nicht verklären. Im Alltag ist es nicht immer lustig. Oft Nachtschichten, viel Müdigkeit, chronischer Geldmangel (nachdem die üppigen Reserven endgültig aufgebraucht waren) usw. Aber es gibt für mich trotzdem einen Mehrwert, den ich nicht missen möchte.
Ich denk da noch mal dran rum...
Denn ich lehne Luxus keinesfalls ab. Ich freu mich wie Bolle, dass mein bester Kumpel ein Boot gekauft hat und mit mir nun über den M*see schippert und ich finds auch klasse einen Ausflug an die Nordsee mit einem schicken Leihwagen zu machen (den ich mal für 5 Tage von einem Auftraggeber leihweise hatte). Aber ich brauch es nicht unbedingt und ich hab' meine Sympathie, Zuneigung oder Verliebtheit wirklich ganz ehrlich noch nie davon abhängig gemacht ob er oder ich die Rechnung im Restaurant bezahlt. Am liebsten ist mir, es fühlt sich halbwegs ausgewogen an ohne dass man da aufrechnet.
Tichonne