Living apart together - und unglücklich

Anka

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Hallo zusammen,

ich habe eine Weile hier quergelesen und auch Wolfgangs Texte, die mir schon zu einigem die Augen geöffnet haben.

Zu mir: Ich bin 53, seit gut einem Jahr getrennt lebend, mein 17jähriger Sohn lebt bei mir, meine 20jährige Tochter lebt beim Vater (ca. 1 km von mir entfernt).

Meine 20jährige Ehe war die letzten 10 Jahre nicht mehr gut, sowohl mein Mann als auch ich hatten chronische Erkrankungen entwickelt. Mein Mann hatte sich fast komplett aus dem Familienleben zurückgezogen, ich habe alles, was Kinder und Haushalt betrifft, alleine gemacht. Außerdem kümmere ich mich um meine 84jährigen Eltern, die in der Nähe leben. Von meinem Mann gab es keinerlei Bemühungen hinsichtlich der Beziehung, er war und ist sicher auch depressiv. Meine gesundheitlichen Einschränkungen hat er immer ignoriert.
Das ist nur die Kurzform.

Ich hatte mit 50 eine schwere Krise, verursacht durch eine Verschlechterung meines Gesundheitszustands. Mir wurde so sehr bewusst, dass das Leben endlich ist und dass ich nicht einfach weiter so dahinvegetieren will, ohne Liebe, ohne Partner, der mich schätzt und auf meine Bedürfnisse eingeht.

Da habe ich über die Arbeit einen Mann kennengelernt und eine kurze Beziehung begonnen. Ich gebe zu, es war wie eine Offenbarung, wie ein neues Leben, das sich mir aufgetan hat. Der Mann hat aber nach kurzer Zeit festgestellt, dass er keine Beziehung mit einer verheirateten Frau will. Das hat mich in tiefe Verzweiflung gestürzt und ich habe mich in einer Art Trotzreaktion auf einer Datingplatform angemeldet. Dort habe ich meinen jetzigen Partner kennengelernt.

Ich habe mich Hals über Kopf in ihn verliebt und bin immer noch sehr verliebt, wir sind jetzt zwei Jahre zusammen. Im ersten Jahr haben wir uns immer bei ihm getroffen, ich habe ja noch in der Familienwohnung gewohnt. Meinem Mann habe ich nach dem ersten Treffen mit meinem Freund davon berichtet und dass ich die Ehe als gescheitert betrachte. Es kam nie ein Versuch, mich zurückzugewinnen oder die Ehe zu retten, ich bekam nur Vorwürfe. Natürlich verstehe ich die Vorwürfe und habe auch immer noch ein schlechtes Gewissen, aber mein Wunsch nach einem richtigen LEBEN war stärker.

Dann habe ich endlich eine Wohnung gefunden und bin mit meinem Sohn ausgezogen. Dann kam Corona.

Wir haben uns immer schon fast nur am Wochenende getroffen, weil mein Freund zum einen sehr viel arbeitet und wir zum anderen eine Dreiviertelstunde Fahrt auseinander wohnen.

Mein Freund ist geschieden, hat auch zwei Kinder, sein 22jähriger Sohn lebt bei ihm, die 16jährige Tochter kommt ab und zu an den Wochenenden und meist in den Schulferien zu ihm.

So, das ist die Ausgangslage. Wir treffen uns also mal bei mir, mal bei ihm. Durch seinen stressigen Job hat er, wenn er mal frei hat, sehr viel zu erledigen, so dass wir auch nicht alle freien Tage zusammen verbringen.

Vom Verstand her ist das alles in Ordnung. Es wurde nicht wirklich diskutiert, aber es ist vereinbart, dass die Situation so bleibt, zumindest so lange mein Sohn noch bei mir wohnt. Das kann noch einige Jahre dauern.

Vom Gefühl her ist mir das zu wenig. Ich vermisse den gemeinsamen Alltag. Wenn ich am späten Sonntagnachmittag nach Hause fahre, ist mir oft zum Weinen.
Es ist ein ewiges Diskutieren - wer verbringt welche Feiertage wo, mit welchen Kindern ..... von Urlaubsplanung ganz zu schweigen, diese ist jetzt dank Corona ohnehin auf Eis gelegt.

Wenn ich ein paar Tage ohne meinen Freund daheim in meiner Wohnung bin, legt sich das wieder und ich komme gut mit mir zurecht. Ohne Corona wäre es einfacher, dann könnte ich mich mit Freundinnen treffen, wenn mein Freund anderweitig beschäftigt ist. Das fällt momentan eben leider alles weg. Homeoffice macht es auch nicht leichter.

Dieses Pendeln zwischen gemeinsamer Zeit und Zeit alleine ist es, was mir zu schaffen macht.

Mein Freund kommt gut damit zurecht. Es kommt ihm sogar entgegen, weil er ohnehin oft so gestresst ist.

Ich weiß gar nicht, was ich hören will. Vielleicht Tipps, wie ich emotional mit der Situation zurechtkomme.

Liebe Grüße
Anka
 

Mod Venusstern

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Anka

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Hallo Venusstern,

ich bin mit meinem Freund etwas mehr als zwei Jahre zusammen.

Im ersten Jahr unserer Beziehung habe ich noch mit Mann und Kindern zusammengewohnt. Letztes Jahr im Februar bin ich ausgezogen.
 

Mod Venusstern

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Danke, Anka.
Dann bist du hier richtig. :)


Hallo Anka,

diesen Begrüßungstext schreiben wir allen neuen Mitgliedern.

Herzlich willkommen im Beziehungskummer Forum.

Um einen möglichst reibungslosen Start für dich zu gewährleisten, verschaffe dir bitte zuerst eine Orientierung und lies dich in grundsätzliche Texte von Wolfgang, dem Forenbetreiber, ein, auf dessen Gedanken und Erkenntnissen die Beratung hier im Forum basiert: Dazu gehört der Mann-Frau-Konflikt, der Text über die Kristallisation und alle anderen Texte auf Wolfgangs Startseite. Als Starthilfe für dich als Neuling, dient dieser Link.

Es ist einerseits verständlich, wenn du dich in deinem Kummer intensiv mit deiner Liebesgeschichte beschäftigst. Jedoch löst diese intensive und oft sorgenvolle Beschäftigung mit deinem OdB (= Objekt der Begierde) dein Problem nicht automatisch. Deshalb ist es sehr wichtig, dass du dich darüber hinaus ablenkst und unbedingt zu einem großen Teil den Fokus auf dein Wohlgefühl (unabhängig von deiner Liebesgeschichte) richtest. Hierzu eignet sich folgender Strang:
"Aktives 'Warten' - die Positivspirale".

Beachte bitte zudem: Ein Forum ist kein Selbstbedienungsladen sondern eine Selbsthilfegruppe. Wenn Du ausreichend Feedback von den anderen willst, musst Du Dich auch in anderen Strängen an der Diskussion beteiligen.

Kommunikation zwischen dir und deinem Partner stelle bitte in Fettschrift ein; deine Berater können sich so schneller orientieren und somit effektiver bei einem Antworttext helfen.

Partnerschaften sind vielfältig. Es gibt Paare, Familien, gleichgeschlechtliche Beziehungen, offene Beziehungen. Eines haben alle am Anfang gemeinsam: die Liebe.

Aber auch in Partnerschaften kann es zu Missverständnissen und Konflikten kommen. Das aus unterschiedlichsten Gründen... in einem langen, gemeinsamen Alltag hat man sich festgefahren, kann nicht mehr zusammen kommunizieren oder fühlt sich nicht mehr geliebt, kann sich nicht mehr als (Liebes)Paar sehen.

Hier bekommst du Tipps und Ratschläge, wie du wieder zurück in ein unbeschwertes Miteinander finden kannst.

Bitte achte darauf, dass du die Kommunikation deines Partners stehen lässt und nicht sofort editierst - denn dann hätte keiner was davon: Weder deine Berater im Strang können sich schnell orientieren, noch haben Mitleser die Gelegenheit, etwas zu lernen.

Und noch was: Bitte lege Dir einen Avatar zu, so dass du ein "Gesicht" für uns bekommst.

Für Deine Geschichte wünschen wir Dir viel Glück!

Venusstern aus dem Team

Ps: Wolfgang's E-Book ist bei Partnerschaftsproblemen eine große Wissensbereicherung. Auch wenn es noch nicht zu einer Trennung gekommen ist, ist es für Paare wichtig, die Dynamiken zu verstehen, wenn es kriselt.
 

Mod Venusstern

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Liebe Anka,

ein erster Gedanke, der mir beim Lesen kam... du hast ja eigentlich noch gar nicht alleine gelebt, sondern warst irgendwie immer in Beziehungen. Bist also gewohnt, dass ein Partner eben "da" ist.
Kann das so sein?

So, das ist die Ausgangslage. Wir treffen uns also mal bei mir, mal bei ihm. Durch seinen stressigen Job hat er, wenn er mal frei hat, sehr viel zu erledigen, so dass wir auch nicht alle freien Tage zusammen verbringen.

Wie viele km trennen euch denn?

Es wurde nicht wirklich diskutiert, aber es ist vereinbart, dass die Situation so bleibt, zumindest so lange mein Sohn noch bei mir wohnt. Das kann noch einige Jahre dauern.

Gibt es denn eine Idee, wie euer gemeinsames Leben nach Auszug deines Sohnes aussehen könnte? - z.B. wer zieht zu wem?
Was wäre wegen der Jobs möglich?

Wenn ich ein paar Tage ohne meinen Freund daheim in meiner Wohnung bin, legt sich das wieder und ich komme gut mit mir zurecht. Ohne Corona wäre es einfacher, dann könnte ich mich mit Freundinnen treffen, wenn mein Freund anderweitig beschäftigt ist. Das fällt momentan eben leider alles weg. Homeoffice macht es auch nicht leichter.

Was hast du denn für dich? - Ein Hobby, eine tolle Beschäftigung, die dich sonst ausfüllt?
Gab es da schon etwas, was du vorher für dich tun konntest oder hast du eher deine Rolle als Mutter ausgefüllt?

Es ist ein ewiges Diskutieren - wer verbringt welche Feiertage wo, mit welchen Kindern ..... von Urlaubsplanung ganz zu schweigen, diese ist jetzt dank Corona ohnehin auf Eis gelegt.

Warum "ewige Diskussionen"?
Mag er nicht zu dir kommen oder gibt es andere Umstände, die diese Aufteilung schwer machen?

Fragen über Fragen... ;)
 

Anka

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Hallo Venusstern,

danke für deine Antwort!

Zu deinen Fragen:

Es stimmt, ich habe lange nicht mehr alleine gelebt. Allerdings war mein Mann zwar physisch da, aber lange nicht mehr greifbar für Unternehmungen oder Planungen.

Meinen Freund und mich trennt quasi eine Großstadt, wir wohnen an gegenüberliegenden Stadträndern. Mit dem Auto blöd, und ich habe keins und bin auf den ÖPNV angewiesen, was wegen Corona gerade schwierig ist. Ich gehöre zu den Risikopatienten und bin noch nicht geimpft, vermeide also ÖPNV, wenn es geht.

Wenn mein Sohn auszieht, wird mein Freund vermutlich schon in Rente sein. Er ist 8 Jahre älter als ich. Was dann mit seinen Kindern ist, weiß ich auch noch nicht.

Ich will nicht zu ihm ziehen, von ihm aus hätte ich einen sehr viel längeren und blöderen Weg zur Arbeit als jetzt, und ich hab ja noch regulär 14 Jahre zu arbeiten. Und sein Häuschen ist so ein bisschen eine Bruchbude, in der ich mich dauerhaft nicht so wohlfühlen würde. Außerdem wäre das immer "seins", ich würde mich ewig als Gast fühlen.
Dass er zu mir ziehen möchte, kann ich mir ebenfalls nicht vorstellen. Er mag sein Häuschen und den kleinen Garten.
Vielleicht können wir gemeinsam etwas Neues suchen.

Ich habe immer schon gerne gelesen, das mache ich auch jetzt, z. B.
Allerdings hilft mir das in den Phasen, in denen ich gerne mehr gemeinsame Zeit hätte, nur bedingt. Oft hänge ich dann zu sehr in der Negativspirale fest, um mich wirklich ablenken zu können.

Das Patchwork ist eben nicht so einfach zu organisieren. Jeder will mit seinen eigenen Kindern die Feiertage verbringen oder in Urlaub fahren. Irgendwie geht es dann doch immer, ist aber schwierig.
Wir hatten bisher nur zwei verlängerte Wochenenden als "Urlaube" gemeinsam. Im ersten Jahr war ich mit ihm und seiner Tochter eine Woche weg. Das war okay, aber eigentlich will ich lieber mit ihm alleine wegfahren. Wie gesagt, wegen Corona derzeit kein Thema, aber irgendwann wieder, und dann sicher nicht für mich zufriedenstellend lösbar.
 

Admina Felis

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Liebe Anka,



wenn ich deine posts lese, dann klingt es für mich so, als ob du im Grunde ganz zufrieden bist mit deinem Leben mit deinem Sohn zusammen - und es gar nicht unbedingt so schön wäre, würde jetzt LG auch bei euch leben, vielleicht auch mit seinem älteren Sohn und der Tochter ab und zu.
also, dieses Lebensmodell scheint ja nicht das zu sein, was du jetzt gerade anstrebst.

Dass du traurig bist, wenn du wieder fährst, ist verständlich - doch es hängt dann vielleicht mehr damit zusammen, dass du dich allgemein in der Beziehung nicht so gut aufgehoben fühlst, dir etwas fehlt..vielleicht meinst, mehr zu lieben als er ? Das würde dann in eine Richtung führen, die sich gar nicht so sehr an der Wohnsituation festmachen lässt - vielleicht spürst du da nochmal stärker in dich hinein, was du wirklich vermisst ? Vielleicht sind es ja auch Dinge, die mit deinem Partner gar nicht so viel zu tun haben ?

wegen der Urlaube: das finde ich auch etwas wenig für euch allein - aber eben, wir haben diese Corona Situation und eure Beziehung geht noch nicht so lang. Wäre es denn möglich für dich, passt es für dich in deine Situation, dass du das ganz einfach ansprechen kannst ' ich möchte gerne nächsten Jahr mit dir zusammen zwei Wochen (Zeitraum, der für dich passt) Urlaub machen, nur wir beide. Wann würde das für dich passen ?'
 

Anka

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Liebe Felis,

vielen Dank für deine Antwort!

Es stimmt, ich bin ziemlich zufrieden mit dem Zusammenleben mit meinem Sohn.

Ich wünsche mir wohl einfach mehr Zeit mit meinem LG.

Dass ich ihn mehr liebe als er mich, weiß ich. Ich weiß auch, dass er mich sehr mag. Er ist sehr fürsorglich, geht auf meine Wünsche ein, ist sehr liebevoll.

Ich vermisse einen gemeinsamen Alltag, weil ich den mit meinem Mann kaum hatte.
Meinem LG sind jetzt zumindest viele Dinge auch wichtig, die mir sehr wichtig sind - als Beispiel ein schönes Frühstück zu zweit, schön essen gehen (vor Corona), kleine Ausflüge. Da ist in mir einfach ein großer Mangel, den die wenige gemeinsame Zeit nicht stillen kann.

Zum Thema Urlaub: Mein LG hat mir schon ganz zu Anfang unserer Beziehung gesagt, dass für mich höchstens ein verlängertes Wochenende "drin" ist. Die Urlaube verbringt er mit seiner Tochter. Da gab es vor Corona einen ganz festen, unumstößlichen Plan - Pfingsten eine Woche Italien (mit Schwägerin/Schwager mit Sohn), im Sommer eine Woche Kroatien zum Schnorcheln.
Ich kann mich da gerne anschließen - was natürlich nicht das ist, was ich mir vorstelle.
Letztes Jahr haben wir dann auf mein Drängen hin (nicht nur Drängen, wir hatten heftigen Streit deswegen) die beiden langen Wochenenden zusammen verbracht, die sehr, sehr schön waren, aber eben nur Wochenenden.

Vor Corona hatte ich auch vorgeschlagen, dass wir ja z. B. auch mal gemeinsam mit unseren beiden jüngeren Kindern eine Städtetour machen könnten, was den Kindern beiden gefallen würde. Keine Resonanz.

Was mir einfach nicht gelingt ist, die gemeinsame Zeit unbeschwert zu genießen und dann die Zeit alleine ebenso zu genießen.
 

Admina Felis

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Was mir einfach nicht gelingt ist, die gemeinsame Zeit unbeschwert zu genießen und dann die Zeit alleine ebenso zu genießen.


Liebe Anka,

ich glaube, das liegt einfach daran, dass dich diese Schieflage innerlich begleitet - auch in den schönen Tagen, trägst du dies ja mit dir herum


Dass ich ihn mehr liebe als er mich, weiß ich
Letztes Jahr haben wir dann auf mein Drängen hin (nicht nur Drängen, wir hatten heftigen Streit deswegen) die beiden langen Wochenenden zusammen verbracht, die sehr, sehr schön waren, aber eben nur Wochenenden.
Vor Corona hatte ich auch vorgeschlagen, dass wir ja z. B. auch mal gemeinsam mit unseren beiden jüngeren Kindern eine Städtetour machen könnten, was den Kindern beiden gefallen würde. Keine Resonanz.


Er kann oder will dir nicht anbieten, was dein tiefer Wunsch wäre. Und das sind ja nur vordergründig dann Dinge wie Urlaube usw., im Kern ist es, dass du dir wünschst, er bringt dir ebenso viele Gefühle entgegen wie du ihm und verhält sich ähnlich sehnsuchtsvoll ( möchte mehr Zeit mit dir usw.). Es ist völlig verständlich, dass das wie ein kleiner Stachel schmerzt, auch wenn ihr eine gute Zeit zusammen gehabt hat. Und dass du dann die Zeit alleine auch erstmal nicht so genießen kannst. Du fühlst dich nicht geliebt/geschätzt genug.

Nun ist es so, dass du daran ja leider nichts ändern kannst, jedenfalls nicht so, dass du mehr von ihm verlangst/wünschst. Denn dadurch steigen ja seine Gefühle nicht an. eher drohen sie so, zu sinken.

Es ist zum Glück auch nicht so, dass er dich jetzt deutlich vernachlässigen würde, er deutlich wenig für dich fühlen würde. Er hat Liebesgefühle für dich. Nur äußern die sich nicht dem Maße, wie es für dich gut wäre. Es kann sein, dass er einfach nicht ein Mann für eine innige Beziehung ist. Es kann aber auch sein, dass er schon engagierter und nähebedürftiger sein kann, seine Liebesgefühle noch steigen können.

Das könntest du herausfinden, indem du den Spieß umdrehst und ab jetzt unabhängiger von ihm wirst. Nicht mehr auf mehr gemeinsame Zeit drängst, sondern im Gegenteil, mehr für dich machst und an ihm gar nicht mehr soviel Interesse zeigst, obwohl du noch nett zu ihm bist.
Dann könnte er mehr Sehnsucht bekommen, an seiner Verlustangst gekitzelt werden und dich vielleicht neu erobern wollen, bevor du dich noch anders orientierst und womöglich einen anderen Mann kennenlernen könntest.

Lies dich mal in die Texte und Stränge hier ein, über das Machtverhältnis in Beziehungen, dann verstehst du sicher, was ich damit meine.:smile:
 
Zuletzt bearbeitet:

Anka

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Liebe Felis,

du hast völlig recht.

Das mit dem Machtverhältnis ist mir auch bewusst. Ich habe die Texte gelesen und mich total darin wiedergefunden.

Bisher schaffe ich es einfach nicht, solche Spielchen zu treiben - ihn zappeln zu lassen, sozusagen.

Ohne Corona wäre es vielleicht einfacher, weil ich mit Freundinnen was unternehmen könnte. Ist halt jetzt blöd, weil ich viel alleine daheim sitze und warte, bis wir uns wiedersehen.
 

Anne145

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Liebe Anka,

ich finde mich teilweise in deiner Geschichte wieder, denn ich habe sowohl in der Ex-Beziehung, als auch in meiner jetzigen Partnerschaft ähnlich Erfahrungen gemacht.

Vielleicht kann ich dir mit meiner Sicht auf die Dinge und meinen Erfahrungen etwas helfen.

Zunächst kenne ich das hier:

Mein Mann hatte sich fast komplett aus dem Familienleben zurückgezogen, ich habe alles, was Kinder und Haushalt betrifft, alleine gemacht.
Von meinem Mann gab es keinerlei Bemühungen hinsichtlich der Beziehung, er war und ist sicher auch depressiv.

Allerdings war mein Mann zwar physisch da, aber lange nicht mehr greifbar für Unternehmungen oder Planungen.

Das bedeutet das wir uns in den letzten Jahren der vorangegangenen Beziehung sehr allein gefühlt haben und viel wuppen mussten. Da entsteht natürlich zunächst ein Defizit.
Sobald man dann einen Mann kennen und lieben lernt hofft man wahrscheinlich unbewusst, dass dieser nun alle Wunden heilt und immer da ist.

Ich vermisse einen gemeinsamen Alltag, weil ich den mit meinem Mann kaum hatte.

Wenn dann durch irgendwelche persönlichen Umstände nicht alles so läuft, ist man irgendwie enttäuscht und sucht seinen Weg.

Ich bin mit meinem Freund fast 6 Jahre zusammen und habe für mich einen Umgang mit unserer Partnerschaft und meinem eigenen Leben gefunden.
Anfangs dachte ich auch das die totale Glückseligkeit im Zusammenleben liegt und mittlerweile bin ich froh das es nicht so gekommen ist. Ich liebe meinen Partner sehr und bin gerne mit ihm zusammen.
Aber mein eigenes Leben losgelöst von ihm ist noch so voll und dieses will ich selbst gestalten. Ich habe drei Kinder. Das Größte ist aus dem Haus und zwei leben noch bei mir. Der Jüngste ist 11 Jahre alt. Mein Job füllt mich ebenfalls aus.
Ich bin mir mittlerweile sicher, dass ich mit meinem Freund frühestens dann zusammenziehen würde, wenn mein Kleinster das Nest verlässt.

Du möchtest mit deinem Partner zwar den Alltag erleben, schreibst aber auch das er beruflich sehr eingespannt und oft erschöpft ist. Auch das kenne ich.

Anka, eigentlich bist du in gar keiner schlechten Position, auch wenn es dir derzeit so vorkommt. Du sagst das dein Leben mit deinem Sohn sehr schön ist. Das ist ganz toll. Würde hier ein Zusammenleben nicht doch neue Schwierigkeiten hervorrufen?

Ich finde es schön mit meinem Freund Zeit, unabhängig vom täglichen Hamsterrad zu verbringen. Probleme rund um Kinder, Arbeit und alles weitere werden zwar besprochen, aber ich habe es allein in der Hand wie ich die Dinge angehe.

Hoffentlich kann ich mich verständlich machen.

Das dein Freund dir so wenig Priorität einräumt ist schade, aber auch nicht in Stein gemeißelt. Ich kenne diese unterdrückte Enttäuschung und den Kloß im Hals, wenn einem offenbart wird das der Andere sich keine Zeit nehmen kann/möchte.
Diesen Spieß kann man geduldig und sogar liebevoll umdrehen. Dein Partner spürt deine große Bedürftigkeit. Räume ihm mal von dir aus noch viel mehr Zeit ein als er haben will, sag mal ein Wochenende ab (selbst in Coronazeiten kann Frau etwas vor haben) und bleib dabei so freundlich und zugewandt wie möglich.
Ich habe das häufig getan und es hatte den gewünschten Effekt. Und nicht nur das... ich habe gelernt meinen Fokus mehr auf mich zu lenken, mein Wohl im Auge zu haben. Das hat mir sehr gut getan. Wenn du das fühlst wirst du natürlich in deinem Handeln auch authentisch und empfindest es nicht als erzwungen oder gespielt.

So kann sich euer Machtungleichgewicht ausgleichen und dir zu mehr Zufriedenheit in der Beziehung verhelfen.
 

Anka

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Liebe Anne145,

ganz lieben Dank für deinen tollen Beitrag! :herz: Genau das habe ich gebraucht. Etwas Zuspruch, dass es nicht nur mir so geht und dass es möglich ist, aus dieser Situation für mich etwas Gutes zu machen.

Ich finde es schön mit meinem Freund Zeit, unabhängig vom täglichen Hamsterrad zu verbringen.

Das empfinde ich auch so. Wenn ich bei meinem Freund bin, kann ich alles andere vergessen, u. a. auch die Probleme, die meine immer gebrechlicher werdenden Eltern so verursachen. Es ist jedes Mal wie ein kleiner Urlaub.

Ich kenne diese unterdrückte Enttäuschung und den Kloß im Hals, wenn einem offenbart wird das der Andere sich keine Zeit nehmen kann/möchte.

Genau das ist es. Ich fahre heim und bin traurig, mein Freund stürzt sich in seine eigenen Erledigungen und ist ganz zufrieden mit der Situation.

Immerhin habe ich jetzt durch dieses Forum eine ungefähre Herangehensweise entdeckt. Bisher dachte ich, ich muss es mit ihm besprechen, wie es mir geht. Jetzt weiß ich, dass das eher kontraproduktiv ist. Ich werde das versuchen, mich mehr auf mich zu konzentrieren und nicht verkrampft versuchen, etwas an der Situation zu ändern.
 

Anne145

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Genau das ist es. Ich fahre heim und bin traurig, mein Freund stürzt sich in seine eigenen Erledigungen und ist ganz zufrieden mit der Situation.

Das habe ich auch immer gedacht. Diese Zufriedenheit kannst du ihm aber ein Stück weit nehmen, wenn er sich Gedanken um dich machen muss. Und das wird er tun sobald du häufiger anders reagierst als er es gewohnt ist.;)
 

Anka

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Liebe Anne145,

es hilft mir schon, dass ich meine Einstellung diesbezüglich ein bisschen verändert habe.

Lange Zeit dachte ich, ich muss meinem Freund begreiflich machen, wie ich mich fühle. Instinktiv wusste ich aber, dass er nicht positiv darauf reagieren würde.

Mit meinem Exmann war ja keine Kommunikation möglich, daher dachte ich, mit Kommunikation kann man alle Probleme lösen. Alles wohl aber doch nicht.

Durch die Infos, die ich hier bekommen habe, kann ich es jetzt entspannter angehen und einfach abwarten und gelassen sein.

Sicher werden auch wieder schwierige Phasen kommen, aber dann komme ich hierher und lese die Texte und Beiträge :D.
 

Anka

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Hallo Ihr Lieben,

ich brauche wieder Hilfe.

Wir haben uns jetzt zwei Wochen nicht gesehen, weil mein Freund letztes Wochenende Dienst hatte (ca. einmal im Monat hat er Wochenendddienst). Wir treffen uns dann nicht, weil ihn das sehr stresst und er ja auch nachts auf Abruf ist.

Das Wochenende war auch okay für mich, ich habe die freie Zeit genossen.

Aaaaber ... im Laufe dieser Woche kam dann wieder dieses Gefühl in mir hoch, dass ich eigentlich immer alleine bin. Mein Freund kann ja nichts dafür und es ist sicher nicht fair von mir, aber ich kann dieses Gefühl bisher nicht abstellen.

Nun haben wir einen Tag am Wochenende zusammen, dann macht wieder jeder sein eigenes Ding während der Woche.

Dann kam noch eine Bemerkung von ihm, die ich sicher überbewerte, aber trotzdem:

Gestern schrieb er mir:
Jetzt nur noch einmal früh aufstehen, dann kann ich mich endlich ausschlafen und wir sehen uns schon wieder. Auf beides freue ich mich schon sehr.

Ich will nicht auf der gleichen Stufe stehen wie ausschlafen können.

Vielleicht macht mir einfach nur die blöde Coronasituation zu schaffen. Ich kann mich gerade nicht einfach mit Freundinnen treffen, sitze zu viel alleine daheim und grüble.

Bitte baut mich ein bisschen auf, ich will nicht mit diesen blöden Gedanken ins Wochenende gehen.
 

Cindy

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Gestern schrieb er mir:
Jetzt nur noch einmal früh aufstehen, dann kann ich mich endlich ausschlafen und wir sehen uns schon wieder. Auf beides freue ich mich schon sehr.

Ich will nicht auf der gleichen Stufe stehen wie ausschlafen können.
Liebe Anka, ich glaube nicht das er das so gemeint hat.

Deine Einsamkeit macht dir momentan sehr zu schaffen und ich kann es so gut nachvollziehen. Zur Zeit haben wir nicht soviel Möglichkeiten uns abzulenken, wie vor Corona. Da fehlt einfach was. Diese Zeit zum Grübeln bringt mich auch gerade um. Man interpretiert überall was herein, kann sich wenig ablenken.

Nur versuche ihn nicht damit zu belasten. Ich lasse Dir mal einen Drücker da:trost:
 

Anka

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6 Apr. 2021
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Liebe Cindy,

danke! Ich weiß ja, dass alles gerade schwierig ist und ich versuche jetzt einfach, mich auf ein gemeinsames Wochenende zu freuen.
 

tasi

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24 Feb. 2019
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Liebe Anka,

ich finde seine Nachricht ganz herzerweichend. :herz: Er freut sich auf das Ausschlafen (was klar ist nach einer Schicht) und auf dich.

Ich glaube, eine Nachricht so zu zerdenken passiert wirklich nur während Corona. Keiner weiß so recht wohin mit sich selbst und der ganzen Zeit. Ich gehe seehr viel im Wald spazieren, wenn ich merke dass mir die Decke auf den Kopf fällt. Und abends bin ich dann schön müde. :smile:
 

Anka

Aktives Mitglied
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6 Apr. 2021
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Liebe tasi,

auch dir ganz :herz:lichen Dank! Du hast Recht, er hat es wahrscheinlich nur lieb gemeint.

Ich gehe auch viel im Wald spazieren, aber es hilft nicht immer.
 

Vanessa26

Aktives Mitglied
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26 Feb. 2021
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844
Hallöchen, mein Freund und ich wohnen auch nicht zusammen und meiner ist auch viel arbeiten und wir haben nicht viel Zeit für uns. Ich kann dich sehr gut verstehen..
Ich finde seine Nachricht aber auch wirklich auch sehr süss. Zerdenke sie bitte nicht. Ob er nun zuerst dich oder das Ausschlafen schreibt ist doch egal:herz:
Ich freue mich auch immer auf beides.
Wie ist denn euer Kontakt sonst so die Woche über?
 

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