Hallo liebe Feuerblume,
ich hatte mir deine Geschichte zu sehr zu Herzen genommen und war richtig verzweifelt, weil du keinen Abstand zum AM gewinnen konntest.
Das ist doof, sich da so reinzusteigern - also ich meine
mich - , denn man will hier ja helfen und nicht noch mehr Belastung bringen.
Ich lese fleißig bei dir weiter mit, wollte dich gedanklich nicht alleine lassen.
Und heute möchte ich dir dann doch wieder schreiben
Ich habe immer das Gefühl alles kontrollieren zu wollen. Es muss immer alles nach einem genauen Plan laufen. Ich bin nicht umsonst Beamtin.
Hier auch, ich bin ganz genauso
... und auch Beamtin
Das Kontrollierte und die Planungswut hat Vorteile im Leben, weil wir ja doch Vieles vorausberechnen und abwägen. Aber es hat eben auch Nachteile, weil nicht alles berechenbar ist.
Und Menschen schonmal gar nicht.
Da kämpfen wir aber eher mit uns selbst, liebe Feuerblume
Abstellen lässt sich das nicht so einfach. Es hilft manchmal, wenn man sich selbst sagt, hey Kontrolletti-Beamtin, schalt mal einen Gang zurück, tief durchatmen, eine Nacht drüber schlafen (jawoll, eine Sache mal ungeklärt mit in den Schlaf nehmen) und am nächsten Tag frisch neu überdenken.
Für mich ist es äußerst unwahrscheinlich, dass er sich nicht mehr melden wird oder Dich als Belastung ansieht und froh ist, dass Du nun weg bist.
Zwischen Euch persönlich ist ja nichts Schlimmes vorgefallen, Du hast ihn einfach nur angesichts seiner desolaten Situation für den Moment freigegeben, damit er mehr Ruhe hat und seine Sachen regeln kann. Da gibt es keinen Grund, warum er nicht wieder Kontakt zu Dir aufnehmen sollte, wenn er da ein Stück weit raus gekommen ist aus seiner Misere.
Das sehe ich auch so. Ihr liebt euch, er weiß, dass er bei dir Frieden findet. Und ihr seid im Guten "vorerst auseinander gegangen".
Er hatte in den letzten Monaten immer wieder diese Rückzugsphasen und ist immer wieder zu dir gekommen... eben WEIL er sich bei dir wohlfühlt.
Im Moment aber gibt es etwas Wichtiges zu regeln, bei dem du ihm nicht helfen kannst. Er stellt ja damit auch sein eigenes Bedürfnis, sich bei dir wohlzufühlen, zurück, weil er erstmal die andere Sache lösen muss. Es gibt derzeit keine Möglichkeit, sich zurückzulehnen.
Es ist wohl wichtig, dir jetzt selbst zu sagen, dass du NICHTS tun kannst.
Er muss alleine durch sein Problem. Offenbar hat ER das schon verinnerlicht, denn er hat sich hierzu zurückgezogen.
Stell dir vor, er wäre täglich bei dir, würde vielleicht wie ein Häufchen Elend da hocken.
Du hättest keine schöne Zeit mit ihm, weil er sich gar nicht auf dich einlassen könnte.
Spiel mal gedanklich durch wie schrecklich das ablaufen könnte.
Und du wärst rund um die Uhr für ihn da, würdest mit ihm fühlen, mit ihm leiden. Das sieht er dir an und fühlt sich noch mehr schuldig. Ich könnte mir denken, dass auch DAS ihn veranlasst, auf Abstand zu gehen, während er sein Problem löst.
Sieh das von ihm bitte nicht als Schikane an. Vielleicht ist es als "Geschenk" zu sehen, dass er dir nicht sein derzeit wohl desolates Selbst zeigt.
Man hört ja immer mal von Beziehungen, in denen ER sich hängenlässt, während SIE alles für ihn gibt und sich nach und nach komplett von ihm "entliebt", weil er für sie kein echter Mann mehr ist.
Oder auch, dass ER dann die Beziehung beendet, weil SIE nicht mehr die
Frau für ihn ist, sondern die Mutter.
Das ist vielleicht eine gute Idee! Wolfgang sagte ja ich darf mich nach ein paar Wochen bei ihm melden.
Das ist zumindest ein kleiner Plan. Ein Ziel.
Und das ist ja auch noch ganz schön lang hin.
Wie kann man so engen Kontakt pflegen jeden Tag und dann komplett verschwinden?
Wir haben in den letzten Wochen fast täglich stundenlang telefoniert. Danach noch geschrieben... und jetzt?
Das soll jetzt vorbei sein?
Er meldet sich einfach nicht mehr.
Ja, es ist "erst" eine Woche her.
Aber: Eine Woche! Eine ganze Woche... wie gesagt, wir hatten täglich intensiven Kontakt. Es fühlt sich an als wäre es definitiv vorbei.
Ja, es ist leider wirklich "nur eine" Woche.
Für uns Frauen ist ein Tag eine Ewigkeit, für die Männer wohl eine Woche nur ein Fingerschnippen.
Schrecklich, ich weiß
Er hat ja jetzt von 100 auf 0 runtergeschalten. Und da ER diese Entscheidung getroffen hat, wurdest DU überrumpelt und erlebst jetzt eine Art Entzug.
Wenn ich an meine AM-Entzugzeiten denke, dann waren besonders die ersten beiden Wochen die Hölle.
Danach ging es erstaunlich gut, denn man sieht wieder viel klarer. Einem wird bewusst, dass man keine Schuld hat (bei meinem Ex-AM, jetzt Freund/Kumpel gab es oft diese Rückzüge wegen beruflicher Katastrophen).
Man achtet wieder mehr auf sich und fühlt sich wohl.
Der Kontakt zu AM kommt von ganz alleine wieder - auf eine herrlich frische lockere Art und Weise und DIE gilt es dann beizubehalten.
Da bist du aber noch nicht.
Halte durch, du wirst bessere Wochen haben und kannst dann viel lockerer in den Kontakt gehen.
Diesen Entzug durchstehst du jetzt schon seit einer Woche.
Du bist ihm da weit voraus.
ER kämpft gerade mit seinem Problem.
Wenn da mal wieder Luft ist, erleidet er sicherlich den gleichen Entzug, sobald sein Kopf wieder frei ist. Denn ihr seid ja von 100 auf 0 geplumpst.
Er vermisst dich mit Sicherheit jetzt schon, jedoch ist er zu sehr von seinem Problem abgelenkt, das rettet ihn über das Vermissen im Moment.
Das ist doch bei allem so: Ablenkung hilft - auch wenn die bei ihm gerade negativ ist.
Was man aber auch sagen muss - wurde hier ja schon oft erwähnt: du hast ihm vergangenheitlich ja auch mehrfach bewiesen, DASS du wartest, dass du für ihn da bist, dass er sich also gar keine Sorgen um EUCH machen muss.
Er hat dich also sicher in der Hinterhand, muss sich quasi jetzt in all seinem Stress nicht auch noch darum kümmern, ob du noch da bist, wenn er sorgenfrei ist.
Ich weiß, du willst, dass er das weiß und das muss man hier einfach respektieren.
Dass das halt auch hinderlich sein kann, wurde bereits diskutiert.
Es ist aber Fakt, dass er dich safe weiß und vielleicht meldet er sich deshalb nicht mal wenigstens kurz, um diesen Fakt zu überprüfen.
Es ist wirklich traurig, dass Dein Ex-Ehemann es geschafft hat, solche Glaubenssätze in Dir zu installieren, wobei ich vermute, dass das schon vorher seinen Ursprung hatte.
Aber wirklich, ohne Worte.
Werte das doch bitte "nur" als fieses Nachtreten. Ihr seid getrennt, da findet man wohl kein gutes Wort füreinander.
Das darf dich bitte nicht dauerhaft runterziehen.
Sieh es als den Beweis deiner großen Stärke an, dass du dich von diesem negativen Menschen gelöst hast. Wieviele schaffen das nicht?
Wenn meine Schwiegermutter meinen vollen Bügelkorb sieht und vorschlägt, sich darum zu kümmern, weil sie es gern macht und gut kann, ist mein erster Gedanke nicht: oh, super, sondern es führt mir mein eigenes Defizit vor Augen, nämlich dass ich es selbst nicht hinbekomme. Das löst entweder Kampfgeist aus oder führt zur Resignation. Wenn dein AM das Gefühl bekommt, du traust es ihm alleine nicht zu und musst deshalb an seiner Seite sein, wird ihn das eher in die Flucht schlagen. Auch wenn man es aus verschiedenen Gründen gewohnt ist, zu helfen und sich um andere Gedanken zu machen, sollte (m. E. nach: muss) die Hilfe auf Menschen treffen, die sie annehmen wollen. Außerdem kannst du aufgrund des enormen Eigeninteresses gar nicht objektiv helfen.
Dieser Hinweis von Gwendolina wurde leider übersehen, aber er zeigt ein super Beispiel, wie Hilfe "aufdringlich" wirken kann, obwohl sie absolut liebgemeint war.
Ein Sender-Empfänger-Problem, das ja bei der Konstellation Schwiegermutter/Schwiegertochter beiden Parteien bekannt ist und trotzdem auftaucht. Und ebenso ist es in der Partnerschaft.
Dein AM will keine Hilfe. Wenn du sie ihm weiterhin anbieten würdest, könnte es sein, dass er das als bald aufdringlich empfindet oder ihm sogar das Gefühl gibt, du würdest ihn abwerten, ihm unterstellen, sein Leben nicht alleine regeln zu können.
Wolfgang hat dir einen Fahrplan genannt.
Du hältst dich daran und das ist gut so.
Siehst du, ich meinte oben, du kannst jetzt nichts tun. Doch, kannst du: deinen Plan verfolgen
Aber pass bitte auch auf dich auf. Das Online-Stalken tut dir nicht gut. Niemandem tut das gut.
Man denkt ja: ER kriselt gerade vor sich hin. Und dann sieht man ihn vielleicht daueronline und das Herz klopft, weil man die dunkelsten Gedanken deshalb hat.
Das spielt sich aber alles nur in deinem Kopf ab, liebe Feuerblume.
Mein Ex-AM berichtete mir mal, dass er nachts oft bei Instagram online war, weil er da lustige Videos anschaute, meist stundenlang. Er konnte da den Kopf ausschalten, herzlich lachen und seinen Kummer vergessen.
Und ich? Ich grübelte die ganze Nacht, mit welcher Tussi er da wieder chattete - nachts um 4 Uhr... klar, weil zufällig die Tussis nachts um 4 alle online sind
Während unserer Zeit bekam ich nie Antworten darauf. Die kamen jetzt in unserer Freundschaft von selbst und ich ärgere mich über die schlaflosen Nächte, die ich deshalb hatte.
Dass ER ruhig mal ehrlich hätte zu mir sein können, mir von seinen Problemen berichten können und von seiner nächtlichen Ablenkung durch Comedy... ja, das war MEINE Erwartung. Er aber fand, das wäre ja peinlich, zu sagen, dass er sich in Videos rettet, um abzuschalten. Er sei doch ein Mann, wollte nicht schwach wirken.
Sei da einfach ein bisschen Beamtin: im Zweifel für den Angeklagten. Wer weiß, was er da gerade online regelt. Vielleicht chattet er mit einem potentiellen Vermieter? Vielleicht vielleicht vielleicht.
Wir wissen es nicht, also verurteilen wir ihn auch nicht.
Besser schaut man nicht online nach, denn man beschert sich damit unnötig schlaflose Nächte voller Grübeleien.
Liebe Feuerblume, ich wünsche dir starke Nerven für die kommende Zeit.
Denn einerseits muss man die Warterei überstehen und "darf" ja nicht aktiv warten, weil das ungesund ist.
Und andererseits wird es ja eigentlich erst dann schwer, sobald er "wieder da" ist , weil man am liebsten alles, was war, erfragen will, aber ja nicht nerven darf. Ahhh
Ich drück dir die Daumen, dass du anderweitig Kraft tanken kannst, cool bleibst und deinen Plan straight durchziehst
LG. Toni.