Liebste Marie
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jetzt komme ich endlich dazu, dir zu antworten!
Was soll ich sagen: Du sprichst mir aus dem Herzen bzw. der Seele!
Auch ich habe schon oft gedacht und sogar zu Monsieur gesagt, dass es angesichts des Stresses der letzten Monate besser wäre, einfach erst einmal zur Ruhe zu kommen.
Mit dieser Einschätzung bin ich allerdings auf taube Ohren gestossen. Aus einem für mich nicht recht nachvollziehbaren Grund hat es Monsieur plötzlich sehr eilig, Fakten zu schaffen. Seine Begründung ist sein Alter sowie auch sein Wunsch, sich durch das Haus eine neue Aufgabe schaffen zu können (Tierhaltung). Sicherlich ist das auch ein zutreffendes Argument, hinzu kommt meiner Ansicht nach aber auch, dass er mit dem geplanten Hauskauf den Verlust seiner vorherigen Immobilie sozusagen versucht zu kompensieren!
Abgesehen davon sehr ich unsere gemeinsame Zukunft nach der zurückliegenden Woche doch sehr düster. Die Krönung dessen hat sich dann heute Abend nach einem äußerst seltsamen Tag ereignet. Insofern fühle ich mich momentan nicht nur extrem ernüchtert, sondern ärgere mich auch über mich selbst! Nachdem ich in den letzten Wochen meine 'Diskutierwut' ziemlich gut unter Kontrolle hatte, ist sie heute Abend wieder aufgebrochen.
Aus irgendeinem Grund habe ich mich eigentlich die gesamte Woche über schon sehr geschwächt gefühlt, was dann wiederum dazu beigetragen hat, dass ich mich auch hier zurückgezogen habe.
Wahrscheinlich hat schon die von mir hier zuletzt beschriebene Auseinandersetzung am vergangenen Wochenende zu dieser Schwächung geführt und davon ausgehend dann eben eines zum anderen.
Klar habe ich versucht, dagegen zu steuern, doch das hat halt nicht geklappt.
Doch der Reihe nach...
Zunächst habe ich es tatsächlich geschafft, meinen Chef am Dienstag zu überzeugen, dass ich eine Überstunde abbauen und somit an der Hausbesichtigung teilnehmen könnte.
Dort angekommen war Monsieur schon vor Ort und hat mich mit einem Küsschen begrüßt! Darüber habe ich mich sehr gefreut, doch die Freude währte nicht lange. Denn das Häuschen war (mal wieder) eine Bruchbude und Monsieur und ich sehr ernüchtert!
Am Abend dieses besagten Dienstags hat der atmosphärische Wind aus mir unbekannten Gründen gedreht gehabt, so dass hier seitens Monsieur wieder grosse Distanz angesagt war.
Nachdem dann noch zwei weitere Tage dieser Art ins Land gingen - Begrüßung nach der Arbeit zwar zugewandt, bei Gute-Nacht-Wünschen aber distanziert - hat sich bei mir im Laufe der Woche immer mehr der Eindruck verfestigt, wirklich auf der Stelle zu treten. So habe ich mich für den Rest meines Lebens hier im Gästebett liegen sehen mit einem Mann an meiner Seite, dem das offenbar am A...... vorbeigeht.
Dieser Gedanke hat sich schließlich am Samstagabend - also gestern - durch meine Bemerkung entladen, dass wir - Monsieur und ich - nun doch einmal darüber reden müssten, wie es weitergehen solle. Denn die Gästebettnummer sei keine Dauerlösung.
Monsieur schaute mich an wie ein Osterhasi, bevor er antwortete, dass wir das dann wohl einmal tun müssten, bloß nicht mitten in der Nacht, wobei ich ihm nur zustimmen konnte.
Heute war er eigentlich mit einem Freund verabredet und ich auch mit einer Bekannten, was er aber nicht wusste, weil er mich nicht gefragt hat.
Plötzlich klopft es heute Morgen früh an der Türe und Monsieur lädt mich ins Kino (Matinee) ein, weil sein Freund wegen Erkrankung kurzfristig absagen musste. Habe ihm zuerst zu verstehen gegeben, dass ich doch nicht sein Notnagel sei, zumal ich selbst eine Verabredung habe. Da kam er wieder - der Osterhasi-Blick sowie die Frage, ob er wissen dürfe, mit wem. Ich Doof habe ihm das erzählt und es schließlich sogar möglich gemacht, mit ihm ins Kino zu gehen.
Der Film war gigantisch und ich kann ihn nur jedem empfehlen. Er heißt: 'Grüner wird es nicht' und spätestens ab der Hälfte des Filmes hätte ich nur noch weinen können.
Danach bin ich im Sauseschritt zu meiner Verabredung gesprintet, bevor ich dann wieder nach Hause gekommen bin und unter dem Eindruck dieser reichlich sonderbaren Woche die Frage nach dem ' Wie soll es mit uns weitergehen' gestellt habe.
Selbstredend bin ich hier keinen Millimeter vorangekommen, sondern habe eher mühevoll erkämpften Boden preisgegeben müssen.
So sitze ich hier nun also wieder einmal sehr ratlos und verzweifelt im Gästebett.
Umso mehr habe ich noch mich über deine Posts gefreut, liebe Marie, sowie aber auch über alle anderen Rückmeldungen, ihr Lieben.
Vllt. Marie, hast du noch eine Idee, was ich machen könnte, ausser auszuziehen?
Herzliche Grüße
von einer ziemlich frustrierten
Lady