Was soll dann passieren beim nächsten Fehltritt?
Das weiß niemand, was in der Zukunft ist und Sicherheit gibt es nie. Wer garantiert, dass künftige Fehltritte ausgeschlossen sind, nachdem man eine Pause eingelegt hat.
Es muss doch möglich sein, über diese Sache so zu diskutieren, dass möglichst viele Seiten betrachtet werden.
Eine einzige Vorgehensweise (Rückzug) für ein Problem, das derart vielschichtig ist, erscheint mir unangemessen.
Es gibt Paare, bei denen funktioniert konsequenter Rückzug und der, der Mist gebaut hat, legt sich ins Zeug, den Partner zurückzubekommen, den er verloren hat bzw. im Begriff ist zu verlieren. Der Jagdinstinkt wird neu entfacht , man möchte sein Spielzeug wiederhaben.
Hat man es wieder, dann ist das Problem für denjenigen gelöst, nicht aber das Beziehungsproblem.
Wieder andere Paare erleben echte Versöhnung, diese kommt aber meines Erachtens nicht aufgrund von "Maßnahmen" zustande, sondern, wenn sich beide noch lieben, zusammenbleiben wollen und sich gegenseitig noch anziehend finden.
Dann gibt es Paare, deren Beziehung derart zerrüttet ist, dass der Seitensprung fast eine Erlösung darstellt und es beiden Partnern nach der Trennung deutlich besser geht und ein Neuanfang ohneeinander gestattet wird.
Warum hier in meinem Strang mit keiner Silbe darauf eingegangen wird, was es in dieser Beziehung alles GUTES gibt (Bindung zum Kind, guter Sex, Nähe, viele schöne Momente, gemeinsam lachen können usw) und zur Pause/ Trennung geraten wird, verstehe ich nicht. Wäre ich mir sicher, dass diese Beziehung im Eimer ist, hätte ich nicht gefragt, was ich tun soll, denn ich weiß, was zu tun ist, wenn eine Pferd tot ist.
Ich war und bin mir aber UNsicher, das heißt, es ist für mich eben nicht klar, dass ich mich trennen will oder nicht.
Wenn jemand sagt, dass man immer der Überzeugung war, dass die Beziehung beendet ist, wenn fremdgegangen wird und dann ebendieser Mensch in dem Moment, indem es tatsächlich passiert, nicht weiß,was er tun soll, ist es für mich klar, dass die Dinge nicht so einfach sind wie in der Theorie oder wenn man nicht wirklich betroffen ist.
Ich habe mir nicht mal Gedanken gemacht, was ich mache, wenn mich dieser Mann betrügt, wie soll ich da so schnell wissen, wie ich damit umgehen soll oder, wie man "vernünftig streitet"?
Jetzt wird mir ein Strick daraus gedreht, dass ich zu Beginn des Stranges aufgebracht war und verzweifelt? Darf ich, weil ich natürlicherweise verzweifelt bin, jetzt gar keine positiven Aspekte bezüglich meines Freundes mehr nennen? Keine Hoffnung mehr haben? Muss ich es konsequent durchziehen?
Ich habe immer noch nicht erfahren, wie es dann weitergehen soll, nachdem ich die Ansage gemacht habe, dass ich mit ihm gerne zusammen sein möchte, aber den Umzug erstmal vertage.
Was passiert danach??
Wie soll mein Kind damit umgehen, dass wir nun plötzlich doch nicht umziehen? Was soll ich ihm sagen? Dass mein Freund fremdgegangen ist?
Dass ich mir nicht sicher bin, ob es gut ist, dass wir zusammenziehen? Wie soll mein Kind das verstehen? Dieses Hin und Her?
Wie soll mein Freund die Ansage verstehen, die voller Widersprüche ist:
Ich
möchte mit dir zusammen sein,
aber das Zusammensein wird vertagt.
Möchte ich nun oder möchte ich nicht? Wenn ich es möchte, wozu es vertagen? Wenn ich es nicht möchte/ kann, wozu die Entscheidung vertagen?
Was, wenn er mich fragt, warum ich den Umzug erstmal sein lasse?
Wenn ich doch mit ihm zusammen sein möchte.
Weil ich mir unsicher bin?
Wie kann er "beweisen", dass auf ihn Verlass ist, wenn er wieder 600 km von mir entfernt sitzt und ihm die Hände gebunden sind? Er dürfte theoretisch nichts mehr an unserer Wohnung machen, nicht mehr am Familiennest bauen, da ich ja nicht mehr sicher bin, ob ich je dort einziehe. Tut er es dennoch, nimmt er meine Ansage nicht ernst.
Hört er ,infolge der Ansage, auf, am Familiennest zu bauen, nehme ich ihm das übel und werfe ihm vor, sich mit der Situation arrangiert zu haben, so gut kenne ich mich.
Was heißt, Konsequenzen spüren? Er bekommt seit einem halben Jahr jeden zweiten oder dritten Tag die Hölle heiß gemacht wegen dieser Sache. Das ist die Konsequenz.
Als ich im Ärger schrieb, dass für ihn alles in Ordnung ist, solange ich die Klappe halte, war ich verärgert über ihn. So ist es, bei Licht betrachtet, natürlich nicht. Was ist schon "in Ordnung", wenn man befürchten muss, dass es übermorgen wieder knallt?
Wir haben uns beide von Insel zu Insel gehangelt (Insel= die schönen und unbeschwerten Momente)- ist das verwerflich?
Was bedeutet "in guten wie in schlechten Zeiten" wirklich? In schlechten Zeiten dicht machen und auf Abstand gehen?
Sich einander beweisen, dass man auch allein klar kommt?
Man kommt immer allein klar, wenn man muss. Die Frage ist, ob man zusammen sein
will oder nicht.