Weißte was? Ich erzähle dir jetzt mal einen kleinen Schwank aus meinem Leben. Jetzt am Laptop geht das auch besser. Habe heute nämlich eine halbe Weltreise gemacht und die ganze Zeit vom Handy aus getippt. Das war leicht anstrengend.
Da du ja schon ein bisschen in meinem Strang gelesen hast, wirst du wahrscheinlich auch auf die Diagnose gestoßen sein, die mir mal gestellt wurde - Borderline. Heute würde ich die zwar nicht mehr bekommen, weil ich nicht mehr genügend Symptombereiche ausreichend ausfülle, dennoch begleitet mich das ja ständig. Ist ja nicht so, dass das alles einfach weg ist, sondern das ich mein Verhalten, Denken und Empfinden mit viel Arbeit verändert habe. Und deswegen verstehe ich hier beide Seiten auch recht gut.
Zum einen ist da ein Diagnosekriterium die Angst vor dem Verlassen werden und das Bemühen es zu verhindern. Das war früher richtig schlimm. Und das hat mich mit Exi total in die Scheiße manövriert. Aber richtig. Die stand mir bis zum Kinn. Das hat gar keinen so großen Spaß gemacht. Deswegen verstehe ich da deine Empfindungen sehr gut. Und ich verstehe auch, warum du bei so vielen Dingen hier die Schuld zuerst bei dir suchst.
Aber zwei Sachen dazu. Erstens: Es geht nicht um Schuld. Es geht um Verantwortung. Er trägt die Verantwortung für die Befriedigung seiner Bedürfnisse. Du die für die Befriedigung deiner Bedürfnisse. Und nicht er die für deine und du die für seine. So läuft der Hase nicht! Zweitens: Du musst da halt autonomer werden. Du musst zu dir selbst finden und dir selbst Sicherheiten geben. Sonst tanzt dir jeder Kerl irgendwann so auf der Nase rum.
Intensive und instabile Beziehungen sind ein weiteres Diagnosekriterium. Da sehe ich ihn ein bisschen. Er macht ja ziemlich schnell Schluss und will verdammt viel Nähe/Emotion oder sonst was. Und da kannst du ihm nicht helfen. Das geht nicht. Das muss er alleine schaffen. Er muss lernen da mit sich selbst umzugehen. Da kann er ja Fachwissen in der Psychologie haben, wie er will, wenn er nicht in der Lage ist, sich selbst kritisch zu betrachten, sondern nur andere, dann ist er eben ein kleines hilfloses Kind. Und glaub mir, du willst keine Beziehung mit einem kleinem hilflosem Kind. Woher ich das weiß? Ich war eins. Und Exi auch.
Das sind einfach äußerst destruktive Muster bei euch beiden. Und da ist es dann auch oft so, dass sich ein ängstlicher Part, der schwerwiegende Angst vor dem Verlassen werden hat, einen eher narzisstischen (ja, jetzt will ich dein Gesicht sehen, erkläre ich gleich, wie ich darauf bei ihm komme) Part aussucht. Da kann man sich ja so schön dran hochziehen lassen. Und da kann man so toll aufschauen. Alles unterbewusst, klar.
Und ich sehe da bei ihm definitiv narzisstische Züge. Er, der reflektierte Übermensch, der so empathisch ist, wie sonst niemand sonst auf der Welt. Der einen so tollen Durchblick hat. Er, der alle Menschen bewerten darf und ihnen erklären darf, wie sie Liebe und Nähe zu geben haben, weil er die alleinige Herrschaft über die Definition dieser beiden Dinge hat. Er ist ein kleines unsicheres Kind, dass sich selbst ein wenig höher stellt, damit andere zu ihm auf schauen und ihn bewundern. Das ist ein narzisstischer Zug, den ich hier in deinen Beschreibungen immer und immer wieder sehe.
Nein, Narzissmus ist per se nichts schlimmes. Ein narzisstischer Anteil ist etwas gutes und den haben wir auch alle. Mehr oder minder stark ausgeprägt. Wenn der bei einem Menschen, wenn es auch nur Teilbereiche sind, stärker ausgeprägt ist, dann braucht es ein gehöriges Maß an Reflexion und Willen, um sich dem immer und immer wieder entgegen zu stellen. Ich habe da auch einen Persönlichkeitsanteil, der extrem narzisstisch ist. Und ich mag den kleinen Arsch. Weil er wichtig für mich ist. Der wird mir eine ganz schön steile Karriere bescheren. Dafür brauche ich ihn! Und ich brauche ihn, um mich abzugrenzen. Für all sowas ist der wichtig. Aber eben nicht, um meiner Freundin zu zeigen, dass ich der Boss bin und dass ich die Spielregeln mache. Da ist er unangebracht. Diese Unterscheidung muss man einfach vornehmen können. Und auch das kann er scheinbar nicht.
Ich verstehe sogar das Theater, das er macht. Sowas habe ich früher auch gemacht. Aber weißt du wie ich war, als ich sowas gemacht habe? Psychotisch! Das war immer in leicht psychotischen Phasen. Immer dann. Und deswegen würde ich ihm, wenn er hier im Forum wäre und erzählen würde, wie wunderbar empathisch er ist und wie grausam du, so ziemlich eins über die Murmel ziehen, um ihm klar zu machen, wie bescheuert das alles ist. Es ist destruktiv, bescheuert und kindisch. Ja, dass ich da ein bisschen sauer werde, das liegt vor allem daran, dass ich sauer auf mein früheres ich bin.
Es ist wichtig, dass du lernst dich da abzugrenzen und ihn rumspinnen zu lassen. Was willst du denn machen? Seinen Fantasien davon, wie Liebe auszusehen hat, einfach entsprechen? Das geht ja nichtmal, weil ihm immer noch was fehlen würde. Er muss das in sich selbst finden, wie du die Sicherheit in dir selbst finden musst.
Das ist halt der Auftrag, wenn das alles funktionieren können soll, falls es so weit kommt. Du musst lernen dich abzugrenzen. Du musst dir Sicherheiten aus dir selbst heraus geben können. Du musst ihn auch einfach loslassen, um neu starten zu können. Was er macht liegt nicht in deiner Hand. Du kannst nur vorleben, wie du eine Beziehung führen willst. Nicht diskutieren, nicht erklären, kein blabla - vorleben!
Entweder er würde das mitmachen oder du müsstest entscheiden. Will ich eine Beziehung, in der mir nur gesagt wird, dass man mich liebt, wenn ich mich so verhalte, wie es der Prinz für richtig hält? Die Frage ist überspitzt und einiges andere hier auch. Ich will das so deutlich herausstellen, wie nur möglich.
Das Muster bei euch ist so unfassbar Schwarz-Weiss. Und genau das ist halt auch ein Problem bei Borderline. Schwarz-Weiss-Denken. Deswegen lege ich den Finger auch immer und immer und immer und bei jeder verdammten Möglichkeit in genau diese Wunde. Weil das für mich (und das ist leider kein Euphemismus) essentiell war um zu überleben. Ich musste lernen diese Muster zu erkennen und zu durchbrechen. Sonst hätte ich das auf dem Planeten hier nicht so lange ausgehalten. Die Spezies geht mir ja heute noch auf den Sack.
Ich bin halt darauf 'trainiert' Schwarz-Weiß-Muster zu erkennen und ich hinterfrage die dann so lange, bis das eine einzige graue Masse ist, durch die ich nicht mehr durchblicke, um dann entscheiden zu können, wie ich vorgehe, anhand von Kriterien, die ich mir als 'meine Werte', zurecht gelegt habe.
Mir tuts auch leid, dass ich da mit euch allen manchmal ein bisschen hart umspringe. Nur kriege ich halt auch leicht angesäuerte Gemütszustände, wenn ich bei so vielen von euch so Schwarz-Weiß-Muster lesen muss. Leute, leute, leute - die Dinger sind nicht ungefährlich. Die führen für gewöhnlich nur zu kacke. Wie zum Beispiel zu einem Präsident Trump oder zu so vielen Sitzen für die AfD. Schwarz-Weiß ist dumm und begrenzt. Lasst das.
Ein Exback ist ein riesen Haufen Arbeit. Das erfordert so viel unnötigen Schmerz. Schmerz, aprospro. Gutes Stichwort. Weißt du eigentlich, dass du gar nicht leiden musst? Ja, gewagte These. Ich sehe schon wieder Tomaten fliegen. In einer Therapiegruppe ist wegen der Aussage übrigens mal eine Mitpatientin weinend raus gerannt und hat mich auf dem Weg noch beleidigt. Es ist aber so. Leid ist eine Entscheidung. Leid ensteht nämlich dann, wenn ich meinem Schmerz nicht den angemessenen Raum gebe. Also zu viel oder zu wenig. Deswegen: Du brauchst nicht leiden bei deinem Exback. Aber Schmerz gehört dazu. Und der wird zu Leid, wenn du nicht höllisch aufpasst.
Aber zurück zu dem Haufen Arbeit. Ist es das wert? Die Frage solltest du dir regelmäßig stellen. Dass die Antwort im Moment "Ja!" ist, ist mir klar, das verstehe ich und ich helfe dir da auch. Ich helfe dir indem ich dir hier zeige, was ich aus all dem rauslese. Ich werde dir mit Nachrichten helfen, die weder dir noch Exi passen. Der wird sich einiges gefallen lassen müssen. Sonst steht das hier niemals auf gesunden Beinen. Und ohne das auf gesunde Beine zu stellen, helfe ich dann eben auch nicht. Weil ich hier kein Exback herbei strategiere, nur um des Exback Willens.
Und wenn es dann klappt, dann musst du diese Änderungen alle beständig beibehalten. Das auch noch bei einem Partner, der ständig Sachen von dir verlangt, die du gar nicht erfüllen kannst und der deine Bemühungen ja auch nicht richtig honoriert. Meine Güte, da verstehe ich ihn halt so gar nicht. Meine Exex ist die Madame, mit der aktuell was ist und wenn Felis das hier liest, dann kriege ich gleich wieder einen auf den Deckel. Soll ich dir was sagen? Sie hätte damit sogar Recht.
Ich bin da nämlich nicht viel schlauer, als du es bist. Die hat auch Borderline. Allerdings ist sie da einfach nicht so weit, wie ich es bin. Dass das eine bescheurte Konstellation ist, weiß ich auch. Trotzdem mache ich es. Deswegen verstehe ich deine Bemühungen da voll und ganz. Nur musst du für dich dringend vorher definiert haben, wie eine Beziehung aussehen müsste, die du führen kannst und was du machst, falls diese nicht erfüllt werden.
Das ist für mich selbst extrem wichtig gewesen nach Exi. Ich weiß genau was ich will. Ich will mich gewertschätzt, geliebt und ein bisschen bewundert fühlen. Ich weiß wofür man mich all das kann. Und ich weiß aber genau so gut, dass ich manchmal dazu neige, das was mir gegeben wird, nicht wertzuschätzen und einiges zu übersehen, weil ein Detail fehlt. Und dafür habe ich sie vor einigen Tagen angezickt, worauf sie zurück zickte. Aber ich habe das am nächsten Tag gemerkt, bin auf sie zugegangen, habe ihr gesagt, dass meine Wahrnehmung falsch war und dass es mir leid tut. Und genau sowas müsste deiner eben auch hinkriegen. Weil entweder du entwickelst dich weiter und machst das nicht mehr mit oder nicht und er wird dir dann wieder auf der Nase rumtanzen, Dinge fordern, die nicht zu erfüllen sind und dich abschießen so bald er sich ganz doll fies vernachlässigt fühlt.
Schau, sie hat sich in den letzten Wochen wirklich Mühe gegeben, sie hat ihr Verhalten geändert. Sie bemüht sich wirklich. Und das ist so unfassbar süß. Ich finde das einfach toll. Weil ich in ihr verdammt viel sehe. Die Frau ist wahnsinnig begabt. Sie kann singen. Sie kann zeichnen. Das ist der Wahnsinn. Und ich bin da jetzt nicht so der treudoofe Dackel, der die Frau, die er mag überschätzt bei sowas. Ich bremse die meistens eher bei den Sachen, von denen sie an sich so restlos überzeugt sind.
Da ist dann halt der Punkt, an dem ich ihn nicht verstehen kann. Als du diesen ganzen Stress mit der Fahrerei auf dich genommen hast, für einen Freund, mit dem du letztlich nichtmal wirklich was unternehmen konntest, da hätte er, für meine ganz persönlichen Begriffe, so dankbar sein müssen, dass er dich richtig spüren lässt, dass er das anerkennt. Da hört mein Verständnis für ihn auf. Habe ich für meine Süße in der Situation jetzt nämlich gemacht. Richtig romantischer Abend. Jede Menge Kerzen. Garten. Whirlpool. Das macht ein Mann dann eben für die Frau, die er gut findet und die sich gerade richtig um ihn bemüht. So einfach sehe ich das.
Ich verstehe dich. Bin ja nunmal genau so bescheuert. Aber überleg' dir gut, was du brauchst und achte genau darauf, ob er dir das geben kann, falls es so weit kommt. Sonst crasht es eh wieder. Du musst beim Anlauf zu einem Exback eben auch bereit sein, selbst das Ding vor die Wand donnern zu lassen. Sonst landest du in einer Abhängigkeit.