Zamioculcas
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- Registriert
- 28 Juni 2019
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Liebes Forum,
durch eine Freundin bin ich auf euch gestoßen und möchte mal meine Situation schildern.
Seit eineinhalb Jahren bin ich mit meinem Freund zusammen. Wir beide haben bindungsängstliche Tendenzen. Ich war leider oft emotional etwas unverbindlich, aber vielleicht hat ihn gerade das bei mir gehalten. Dennoch war ich immer eine Konstante, die ihn unterstützt hat und immer da war.
Er hat sehr, sehr viele Freiräume gebraucht. Deshalb und da wir nicht in derselben Stadt wohnen, haben wir uns zeitweise wochenlang nicht gesehen. In Kontakt waren wir aber jeden Tag.
Ich bin seine bisher längste Beziehung. Bisherige Bekanntschaften gingen immer nur drei bis höchstens sechs Monate. Ich bin die einzige Frau, die sowohl seine Freunde, als auch seine Familie kennt und mit der er im Urlaub war. Ich habe ihm immer seine Freiheiten gelassen, bin deshalb nie verletzt gewesen, sondern hatte Verständnis. Nicht nur gespielt, sondern wirklich. Ich denke, das hat ihn entlastet und ihm diese Nähe erst möglich gemacht.
Leider habe ich diese Beziehung etwas zu selbstverständlich genommen und war oft nur "lauwarm". Der Sex war in letzter Zeit viel weniger und seichter geworden. Vergangenen Donnerstag hat er mir schließlich gestanden, mich mit einer Freundin betrogen zu haben. Ich war nie eifersüchtig, ich hatte ihm nie Kontakt zu Frauen verboten und nun das. Es war ne einmalige Sache und seine Gefühle wären definitiv bei mir meinte er. Er würde unsere Beziehung gerne weiterführen.
Bei mir wurde die Verlustangst getriggert, ich war wütend, habe auch geweint, ihm tausende Vorwürfe gemacht, ihm gesagt, was mich an ihm stört, nur um ihn dann wieder in den Arm zu nehmen und Trost zu suchen. Irgendwo ist das menschlich, aber zielführend war es sicher nicht. Ich wollte sogar, dass er bei mir übernachtet, was er dann auch getan hat.
Am nächsten Tag habe ich ihm bitterböse, anschuldigende Nachrichten geschickt, er schien überfordert und hat nur kurz geantwortet. Er sagte jedoch später, meine wütenden Nachrichten hätten ihn sehr getroffen. An den nächsten Tagen war ich ruhiger. Er hat ein paar belanglose Dinge gefragt, ich habe sehr zurückhaltend geantwortet. Aber ich hatte das Gefühl, dass er den Kontakt wollte. Seit ein paar Tagen schreibe ich nun extrem sachlich. Ich sagte, er müsse nun keine vorwurfsvollen Nachrichten mehr fürchten, ich würde anders mit der Situation umgehen wollen und den Fokus vor allem darauf legen, warum das alles passiert sei. Ich sagte auch, dass whatsapp für derartige Gespräche aber wohl nicht der richtige Ort sei und meinte, wir könnten am Freitag (also heute) nochmal sprechen wenn er möchte. Dazu war er aber noch nicht bereit.
Gestern hat er über Alltägliches gesprochen. Ich blieb immer etwas hinter ihm mit meinen Antworten, war leicht distanziert und zurückhaltend, aber nicht verletzt. Die letzte Nachricht kam von ihm, die hab ich bewusst unbeantwortet gelassen (ich wollte kein zu langes Hin-und-Her-Geschreibe entstehen lassen).
So. Nun ist Freitag und er hat sich nicht verbindlich geäußert. Ich würde das Gespräch gerne führen, aber vermutlich ratet ihr mir von solchen spontanen Aktionen ab, nicht wahr? Ich wäre ruhig, sachlich, aber auch ehrlich, würde die Sache nicht beenden, sondern ihm sagen, dass wir den Betrug vielleicht als Möglichkeit sehen könnten, an unserer Beziehung zu arbeiten (also ich würde es etwas anders formulieren, das klingt sonst so schwermütig).
Also, ja, ich möchte ihm eigentlich verzeihen.
Ich glaube, er ist nicht nur wegen des Sex fremdgegangen. Bei mir steht bald ein Berufsabschluss an und es entscheidet sich, wie es mit uns weitergeht. Ob sich die Beziehung vertieft oder wir eine weitere Entfernung hinnehmen müssen bzw. uns sogar trennen.
Aufgrund seiner Bindungsangst kann ich mir vorstellen, dass er seine Gefühle für mich gespürt hat und gleichzeitig von dieser anstehenden Veränderung überfordert war. Vielleicht war der Betrug eine Flucht vor dieser Überforderung, sein Weg, eine gewisse Distanz aufzubauen und Herr über die Situation zu werden. Ich weiß es nicht. Ich hatte vor, ihn das zu fragen.
Kurz und knapp: Mein Plan sieht folgendermaßen aus: Sachlich sein ohne Heulen oder Meckern, ihm aber auch sagen, dass ich nun Zeit brauche um den Betrug zu verarbeiten und sehen möchte, wie die nächsten Wochen ablaufen. Ein persönliches Gespräch forcieren. Das Ding ist: Wir müssen auch über die Zukunft sprechen und ich würde ihm vielleicht schon sagen, dass ich -wenn sich die Dinge gut entwickeln- hier in der Gegend nach Arbeit suchen werde.
Eure Einwände werden sein: Du gibst ihm immer noch zu viel Sicherheit. Vielleicht. Aber ist das nicht wichtig, im Anbetracht dessen, dass ich während der Beziehung häufig emotional nicht so ganz "nah" war?
"Ich hab manchmal das Gefühl, so richtig dringe ich nicht zu dir durch" hat er gesagt.
Und der Sex... wie geh ich mit dem Sex um? Schließlich hätte ja auch der etwas mehr Feuer gebrauchen können. Im Moment würde ich am liebsten die Verführerin raushängen lassen (das kann ich nämlich schon), aber das wäre der Situation nicht angemessen, oder?
Fragen über Fragen. Ich weiß nicht, ob ich eure Ratschläge befolgen möchte, aber ich würde sie gerne hören. Besonders die von den Profis.
Getrennt sind wir nicht. Das würde ich auch gerne verhindern und die Beziehung stattdessen wieder etwas geraderücken.
Danke fürs Lesen und Helfen!
durch eine Freundin bin ich auf euch gestoßen und möchte mal meine Situation schildern.
Seit eineinhalb Jahren bin ich mit meinem Freund zusammen. Wir beide haben bindungsängstliche Tendenzen. Ich war leider oft emotional etwas unverbindlich, aber vielleicht hat ihn gerade das bei mir gehalten. Dennoch war ich immer eine Konstante, die ihn unterstützt hat und immer da war.
Er hat sehr, sehr viele Freiräume gebraucht. Deshalb und da wir nicht in derselben Stadt wohnen, haben wir uns zeitweise wochenlang nicht gesehen. In Kontakt waren wir aber jeden Tag.
Ich bin seine bisher längste Beziehung. Bisherige Bekanntschaften gingen immer nur drei bis höchstens sechs Monate. Ich bin die einzige Frau, die sowohl seine Freunde, als auch seine Familie kennt und mit der er im Urlaub war. Ich habe ihm immer seine Freiheiten gelassen, bin deshalb nie verletzt gewesen, sondern hatte Verständnis. Nicht nur gespielt, sondern wirklich. Ich denke, das hat ihn entlastet und ihm diese Nähe erst möglich gemacht.
Leider habe ich diese Beziehung etwas zu selbstverständlich genommen und war oft nur "lauwarm". Der Sex war in letzter Zeit viel weniger und seichter geworden. Vergangenen Donnerstag hat er mir schließlich gestanden, mich mit einer Freundin betrogen zu haben. Ich war nie eifersüchtig, ich hatte ihm nie Kontakt zu Frauen verboten und nun das. Es war ne einmalige Sache und seine Gefühle wären definitiv bei mir meinte er. Er würde unsere Beziehung gerne weiterführen.
Bei mir wurde die Verlustangst getriggert, ich war wütend, habe auch geweint, ihm tausende Vorwürfe gemacht, ihm gesagt, was mich an ihm stört, nur um ihn dann wieder in den Arm zu nehmen und Trost zu suchen. Irgendwo ist das menschlich, aber zielführend war es sicher nicht. Ich wollte sogar, dass er bei mir übernachtet, was er dann auch getan hat.
Am nächsten Tag habe ich ihm bitterböse, anschuldigende Nachrichten geschickt, er schien überfordert und hat nur kurz geantwortet. Er sagte jedoch später, meine wütenden Nachrichten hätten ihn sehr getroffen. An den nächsten Tagen war ich ruhiger. Er hat ein paar belanglose Dinge gefragt, ich habe sehr zurückhaltend geantwortet. Aber ich hatte das Gefühl, dass er den Kontakt wollte. Seit ein paar Tagen schreibe ich nun extrem sachlich. Ich sagte, er müsse nun keine vorwurfsvollen Nachrichten mehr fürchten, ich würde anders mit der Situation umgehen wollen und den Fokus vor allem darauf legen, warum das alles passiert sei. Ich sagte auch, dass whatsapp für derartige Gespräche aber wohl nicht der richtige Ort sei und meinte, wir könnten am Freitag (also heute) nochmal sprechen wenn er möchte. Dazu war er aber noch nicht bereit.
Gestern hat er über Alltägliches gesprochen. Ich blieb immer etwas hinter ihm mit meinen Antworten, war leicht distanziert und zurückhaltend, aber nicht verletzt. Die letzte Nachricht kam von ihm, die hab ich bewusst unbeantwortet gelassen (ich wollte kein zu langes Hin-und-Her-Geschreibe entstehen lassen).
So. Nun ist Freitag und er hat sich nicht verbindlich geäußert. Ich würde das Gespräch gerne führen, aber vermutlich ratet ihr mir von solchen spontanen Aktionen ab, nicht wahr? Ich wäre ruhig, sachlich, aber auch ehrlich, würde die Sache nicht beenden, sondern ihm sagen, dass wir den Betrug vielleicht als Möglichkeit sehen könnten, an unserer Beziehung zu arbeiten (also ich würde es etwas anders formulieren, das klingt sonst so schwermütig).
Also, ja, ich möchte ihm eigentlich verzeihen.
Ich glaube, er ist nicht nur wegen des Sex fremdgegangen. Bei mir steht bald ein Berufsabschluss an und es entscheidet sich, wie es mit uns weitergeht. Ob sich die Beziehung vertieft oder wir eine weitere Entfernung hinnehmen müssen bzw. uns sogar trennen.
Aufgrund seiner Bindungsangst kann ich mir vorstellen, dass er seine Gefühle für mich gespürt hat und gleichzeitig von dieser anstehenden Veränderung überfordert war. Vielleicht war der Betrug eine Flucht vor dieser Überforderung, sein Weg, eine gewisse Distanz aufzubauen und Herr über die Situation zu werden. Ich weiß es nicht. Ich hatte vor, ihn das zu fragen.
Kurz und knapp: Mein Plan sieht folgendermaßen aus: Sachlich sein ohne Heulen oder Meckern, ihm aber auch sagen, dass ich nun Zeit brauche um den Betrug zu verarbeiten und sehen möchte, wie die nächsten Wochen ablaufen. Ein persönliches Gespräch forcieren. Das Ding ist: Wir müssen auch über die Zukunft sprechen und ich würde ihm vielleicht schon sagen, dass ich -wenn sich die Dinge gut entwickeln- hier in der Gegend nach Arbeit suchen werde.
Eure Einwände werden sein: Du gibst ihm immer noch zu viel Sicherheit. Vielleicht. Aber ist das nicht wichtig, im Anbetracht dessen, dass ich während der Beziehung häufig emotional nicht so ganz "nah" war?
"Ich hab manchmal das Gefühl, so richtig dringe ich nicht zu dir durch" hat er gesagt.
Und der Sex... wie geh ich mit dem Sex um? Schließlich hätte ja auch der etwas mehr Feuer gebrauchen können. Im Moment würde ich am liebsten die Verführerin raushängen lassen (das kann ich nämlich schon), aber das wäre der Situation nicht angemessen, oder?
Fragen über Fragen. Ich weiß nicht, ob ich eure Ratschläge befolgen möchte, aber ich würde sie gerne hören. Besonders die von den Profis.
Getrennt sind wir nicht. Das würde ich auch gerne verhindern und die Beziehung stattdessen wieder etwas geraderücken.
Danke fürs Lesen und Helfen!
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