Wenn ich von dir lese, bin ich so fasziniert von deiner Welt. Alles ist so offen, so frei, so wahr eben.
Oft stell ich es mir so wunderbar leicht vor. Doch leider ist es auch in deiner Welt nicht so.
Ja, das ist auch in meiner Welt nicht so.
Was leicht scheint, ist lang geübt.
Was wahr ist, tut regelmäßig weh.
Offenheit trifft oft genug auf feste Wände.
Bist du sicher mit deiner Entscheidung? Wird es dabei bleiben? Wird er sich melden? Gibt es ein „zurück“?
Ich bin mir sicher, dass es besser ist, auf halbe Geschichten zu verzichten, wenn man sich eine ganze wünscht. Ich bin sicher, dass ich das nicht mehr fühlen will, diese traurigen halben Wünsche.
Mit ganze Geschichte meine ich nicht, dass ich "ihn ganz will", im Sinne von als einzigen Beziehungspartner. Aber ich will keine "Beziehung", die so nicht meinem Bild von Beziehung entspricht.
Er sagte bei unserem letzten Telefonat (vor ca. einem Monat! Wo sind unsere nächtlichen 4h-Gespräche hin?), dass er anfangs schon nach ein oder zwei Tagen Sehnsucht nach mir hatte. Und er hat so gehandelt - wir haben uns wann immer es ging kurz für 5 Minuten an der Tankstelle gesehen.
Das hat seit Oktober nicht mehr stattgefunden. "Leeloo, ich kann dir nicht immer Bescheid sagen, wenn ich grad geschäftlich durch deine Stadt fahre.".
Jetzt, sagte er, sei es so, dass sein Dopamin-Speicher randvoll sei, wenn wir uns sehen. Und dann sei er wieder im Alltag, der so viel Mühe kostet, dass er sofort leer wäre und funktionieren würde. Und den Rest spüre er nicht mehr, denn das sei einfach so.
Und so wars ja auch. Wenig Kontakt. Kaum Verbindung. keine Sehnsucht.
Für mich ist das keine Beziehung, wenn man sich 1-2 mal im Monat sieht.
Vielleicht spielt seine Band im Sommer auf Straßenfesten oder kleinen Festivals. Ich habe mir das vorgestellt.
Alles ist so offen, so frei, so wahr
Nein. Bei seinem letzten Auftritt war ich mit einer Freundin. keiner durfte sehen, dass wir uns kennen. Das war im Sommer, da kannten wir uns ein paar Wochen und wir haben uns einen Spaß daraus gemacht. das war ok.
Ich möchte keine "Beziehung", und gleichzeitig fühle ich mich wie ein kleines schmutziges Geheimnis. Ich würde (mir) das nicht mehr (an)tun. Ich erwarte, dass ich mich mit meinem Freund offen zeigen kann.
Ich bin in seiner Welt nicht etabliert. Nicht nur nicht als Person (das kann ich verstehen), sondern auch nur rudimentär als Erzählung.
Ich habe keine Möglichkeit, dort etwas zu verändern.
Er ist willkommen in meinem Leben, bei meinem Ehemann, bei meinen Freunden, in meiner Stadt, meinem Lieblingsrestaurant, meinem Lieblingsclub.
Das meinte ich mit schlechtem Timing.
Ich bin dort nicht willkommen. "Noch nicht". Wir haben es uns gewünscht, aber es findet nicht statt. Er hatte viele Bilder und Wünsche, so in drei, vier Jahren. Vielleicht früher.
Ich möchte keine Beziehung, in der der Mann mich will (wofür? Weils schön ist mit uns) aber nicht liebt. In der ich nicht verstehe, warum er so klar und fest ist, darin, dass das für ihn niemals hätte enden müssen. Ohne Gefühle.
Ich lasse mich nur in eine Beziehung ein, wenn ich liebe. Es ist schon schwer genug, mich in Liebe einzulassen. Und dann will ich mich auch geliebt fühlen.
Eine Zeit lang dachte ich, ich kann das selbst überbrücken. Mir rational sagen, dass da doch offensichtlich so viel ist, nur ihm der Zugang dazu fehlt. Dass ich geduldig sein kann, und dass das Wunder das wert ist.
Aber ich schaffe es nicht.
Ich habe auch keine Kapazität mehr, die Primärbeziehung auszugleichen. Er liebt seine Frau. Das ist grundsätzlich sehr gut. Ich liebe meinen Mann.
Und ich liebe ihn. Zu sehr, um nur seine Insel zu sein.
Ich bin nicht gut darin, ganz lange zu warten. Ich bin keine Affäre!
Ich gestalte lieber.
Deshalb meine Entscheidung.
Wird er sich melden? Gibt es ein „zurück“?
Ich weiß nicht, ob er sich melden wird. Wollen wird er es. Und vermissen wird er mich und uns auch, das ist keine Frage.
Zurück ist ein Ort, den es nicht gibt.
Ich bin nicht das erste mal gegangen, aber das erste mal nicht impulsiv. Diese 3 sanften Stunden des Abschieds gestern waren ewig. Wir haben nicht verhandelt. Weil es nichts zu verhandeln gab.
Er weiß nicht, ob und was er fühlen könnte, würde er es zulassen und wollen und können.
Ich verstehe nicht, wo diese krasse Nähe herkommen kann, ohne Liebe. Und ich will mir nicht ewig diese Fragen stellen und mich scheiße fühlen, weil bei mir alles da ist und ich bei ihm suche, was in Resonanz geht. Ein oder zwei mal im Monat.
Er sagte, er kennt das Gefühl, er hat das ja gerade mit seiner EF, dass er sucht und nicht findet.
Und auch das treibt mich weg, seinen Schmerz zu fühlen und seine Einsamkeit. Und dann meinen Schmerz.
Ich will das nicht kompensieren. In seiner Gefühlswelt ist gerade keine Kapazität. Ich kann das verstehen. Aber nicht aushalten.