Wegen der Kinder nicht trennen!?

Glitzer

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23 Mai 2020
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Hallo,
ich habe in diesem Forum keinen eigenen Strang, aber ich lese hier täglich mit, weil mich Menschen interessieren und mir das Forum schon viel geholfen hat, mich selbst in meiner Vergangenheit besser zu verstehen und weil ich die Beratung hier als professionell und emphatisch empfinde.

Was ich hier immer wieder lese, ist, dass sich ein Partner, der in der Beziehung unglücklich ist, nicht trennt wegen der Kinder.
Ich komme selbst aus einem Elternhaus mit höchst toxischem Beziehungsmuster und spüre die Auswirkungen auf mich bis heute (ich bin knapp ü 50 und habe schon mehrere Therapien absolviert, die mir auch bei meinen größten Problemen gut geholfen haben, aber alles kann man bzw. ich wohl auch nicht „wegtherapieren“).

Als Kind habe ich angenommen, dass das, was mir von meinen Eltern vorgelebt wurde, völlig normal ist. Ich denke, das geht allen Kindern so.?
Ich habe nie gesehen, dass meine Eltern liebevoll zueinander waren, es gab keine Umarmungen, geschweige denn Küsse o.ä.
Sehr wohl habe ich aber laute Auseinandersetzungen und auch Schreiereien mitbekommen, die mir wahnsinnig Angst gemacht haben.
In meiner ganzen Kindheit habe ich überlegt, bei wem ich bleiben soll, wenn sich meine Eltern trennen sollten und konnte mich nie wirklich entscheiden. Das war quälend.

Wenn ich mir vorstelle, meine Eltern hätten sich im Guten getrennt bzw. die Trennung für die Kinder erträglich gemacht, wäre das eine riesige Erleichterung gewesen. Das war für meine Eltern zwar nicht denkbar, aber die beiden war auch eben höchst toxisch und das gilt ja für die meisten Eltern nicht.

Als Kind habe ich sehr wohl gemerkt, dass etwas nicht stimmt und die ganze Welt als bedrohlich und nicht sicher wahrgenommen.
Mit 18 Jahren habe ich erste Anflüge einer Angststörung bemerkt, die ich lange nicht einordnen konnte. Die Angstzustände haben mich ca 30 Jahre begleitet und stark belastet. (Es hat noch ein großes zusätzliches Trauma stattgefunden, das einen großen Beitrag dazu geleistet hat)

Das ist natürlich ein Einzelschicksal und nicht übertragbar auf andere Menschen oder Kinder.

Was ich aber sagen kann, ist, dass Kinder eine nicht-liebevolle Beziehung der Eltern auf jeden Fall wahrnehmen und als Erfahrung mit in ihr weiteres Leben übernehmen.
Was ich, denke ich, hier auch noch anmerken kann, ist, dass Kinder sich in ihrer Selbstwahrnehmung gestört wahrnehmen, wenn ihnen Eltern eine lieblose (im harmlosesten Fall) Fall als „normal“ von ihren Eltern präsentiert wird.

Ich wollte keinen Roman hier schreiben, ich könnte noch viel weiter ausholen.

Mein Anliegen ist es, dass sich Eltern, die wirklich unglücklich in der Partnerschaft sind und denken, sie können sich wegen der Kinder nicht trennen, darüber Gedanken machen, wie die Kinder denn die Partnerschaft wahrnehmen und wie sich das auch ihre Entwicklung auswirkt.

Vielleicht entwickelt sich eine fruchtbare Diskussion hieraus.
 

Mod Goldstück

Moderator
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9 Juni 2017
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4.863
Liebe Glitzer
Mein Anliegen ist es, dass sich Eltern, die wirklich unglücklich in der Partnerschaft sind und denken, sie können sich wegen der Kinder nicht trennen, darüber Gedanken machen, wie die Kinder denn die Partnerschaft wahrnehmen und wie sich das auch ihre Entwicklung auswirkt.
Kann ich Dir auf Grund meiner eigenen Erfahrung mit meinem Elternhaus bestätigen. Hat mich viele Gesprächstherapiesitzungen gekostet.

Andererseits hatte ich wahnsinnigen Bammel davor mich trotz eigener Kinder von meinem Ex-EM zu trennen. Ich denke es kommt hier sehr viel auf die Elternebene an und wie sehr Eltern bereit sind trotz Trennung weiterhin miteinander zu kooperieren, um die Trennung so weich wie möglich für die Kinder zu gestalten (wenn man das überhaupt so sagen kann :cry) und den Kleinen keine Loyalitätskonflikte zuzumuten. Es kostet Tränen, es kostet Nerven, es kostet viele Gespräche, es kostet Zeit. Jetzt, nach drei Jahren, kann ich sagen, dass die Kinder ganz gut angekommen sind. Allerdings leben wir in einer Kleinstadt, betreiben das Wechselmodell und die Kinder könnten theoretisch mit dem Fahrrad hin- und herfahren, so sie denn wollten. Wenn eines früher/später zum anderen Elternteil möchte, ist das kein Problem (wenn es für das entsprechende Elternteil passt).

Aber, das alles kostet viel Kraft, Stärke und Nerven. Und ich denke, man muss eine Trennung/Scheidung wirklich wollen, um sie dann auch bis zum Ende durchzuziehen. Keinesfalls würde ich aber die Zeit zurückdrehen, um in einer lieblosen Ehe den Rest meines Lebens zu verbringen. Ich war nur noch ein Schatten meiner selbst und wollte dies meinen Kinder nicht für immer als Beispiel einer sogenannten Mutter vorleben.
 
Zuletzt bearbeitet:

Glitzer

Mitglied
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23 Mai 2020
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16
Liebe Mod Goldstück,
ich lese dich hier im Forum immer sehr gerne und zuallererst freut es mich, dass du deine Trennung für dich und deine Kinder mit gutem Ausgang bewerkstelligen konntest und heute auch zurückblickend sagen kannst, dass es dir richtige Entscheidung war.

Aber klar, eine Trennung der Eltern ist natürlich für alle Beteiligten immer auch eine große Belastung und mein Beitrag ist einseitig.
Ich lese nur so selten oder oft nur im Nebensatz davon, dass es den Kindern auch schaden kann, wenn sich in der Ehe unglückliche Eltern nicht trennen.
Deswegen und wegen meiner Erfahrungen wollte ich diesem Punkt ein bisschen mehr Gewicht geben.
 

Flugzeug

Aktives Mitglied
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17 Aug. 2016
Beiträge
1.619
Hallo Glitzer,
Das ist ein sehr interessantes Thema.

Da ich aus einem Haushalt komme wo sehr viele liebe und nahe geboten wurde. Kann ich umso besser meinen Teil dazu beitragen.

Da ich vor einiger Zeit eine Trennung hatte mit einem gemeinsamen Kind.

Vorab, für mich persönlich war es das beste was je passieren konnte.

Wie es wiederum für das gemeinsame Kind aussieht, ist es etwas völlig anderes.
Mein Kind geht nun in die zweite Klasse, um eine grobe alterseinschätzung zu gewährleisten, und es merkt immer mehr wie er auf mütterliche Seite das fubte Rad am Wagen ist.
Die Harmonie zwischen neuem Ehemann und K ist nicht wirklich sonderlich gut, auch die zwei halbschwestern werden bevorzugt behandelt, was K natürlich wahr nimmt.

Somit liegt es an mir, K die Zeit bei mir so gut wie möglich zu gestalten. Viel Nähe, Harmonie und kein strenger Alltag. Es ist für mein K ein fluchtort, eine safe-zone und das Ende der We's gestaltet sich oftmals dramatisch und mit viel Trauer verbunden.

Aber um dem ganzen Beitrag einen knackigen Satz mich beizufügen:

Es ist für ein Kind immer besser, zwei glückliche getrennte Elternteile zu haben, als zwei die sich unter einem Dach dir Köppe einschlagen.

Vielen ist die Wahrnehmung der nachkömmlinge gar nicht so bewusst,
Metaphermodus an:
denn ein Hund der geschlagen wird, kommt auch zum Herrchen zurück.

Was aber die psyche mit dem Kind im laufe der Zeit passiert, wollen viele gar nicht registrieren.

Oftmals liegt es aber auch in der eingeschränkten selbstwahrnehmung der Eltern.
 

Mailin

Aktives Mitglied
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20 Sep. 2015
Beiträge
745
Hallo Glitzer,
das hier

Ich komme selbst aus einem Elternhaus mit höchst toxischem Beziehungsmuster und spüre die Auswirkungen auf mich bis heute (ich bin knapp ü 50 und habe schon mehrere Therapien absolviert, die mir auch bei meinen größten Problemen gut geholfen haben, aber alles kann man bzw. ich wohl auch nicht „wegtherapieren“).

Als Kind habe ich angenommen, dass das, was mir von meinen Eltern vorgelebt wurde, völlig normal ist. Ich denke, das geht allen Kindern so.?
Ich habe nie gesehen, dass meine Eltern liebevoll zueinander waren, es gab keine Umarmungen, geschweige denn Küsse o.ä.
Sehr wohl habe ich aber laute Auseinandersetzungen und auch Schreiereien mitbekommen, die mir wahnsinnig Angst gemacht haben.
In meiner ganzen Kindheit habe ich überlegt, bei wem ich bleiben soll, wenn sich meine Eltern trennen sollten und konnte mich nie wirklich entscheiden. Das war quälend.

[/QUOTE]
habe ich alles auch erlebt. Ich bin jetzt Ende 40.
Meine Mutter hat zudem oft mit dem moralischen Zeigefinger auf Familien gezeigt, in denen eine Trennung stattgefunden hat. Sie als Grundschullehrerin hat das auch im beruflichen Kontext oft erlebt. Es wurde immer aufegzeigt und aufgezählt, was die Kinder alles durchmachen müssen, nur weil die Eltern sich nicht zusammenreißen konnten.
Als ich dann selbre an einem Punkt war, an dem ich merkte, dass ich meine Ehe trotz zweier Kinder (damals 6 und 9 Jahre) nicht retten konnte, hab ich mich unglaublich schuldig gefühlt und diese Gefühle nur mit therapeutischer Hilfe aufarbeiten können.
Meeine Mutter hat wie nicht anders zu erwarnten mein Verhalten als unverantwortlich und rücksichtslos abgestempelt.
Allerdings musste sie nach etwa anderthalb Jahren eingestehen, dass meine Kinder die Trennung sehr gut bewältigt hatten, dass es ihnen deutlich besser ging als in den Jahren davor.
Der Grund war sicher auch, dass ich nie offen einen Konflikt mit ihrem Vater ausgetragen habe, nie ein schlechtes Wort vor den Kindern habe fallen lassen (ich denke, er auch nicht).
Mein Großer hat vor einiger Zeit ein Schülerpraktikum in einer Anwaltskanzlei, die auf Familienrecht spezialisiert ist, absolviert. Dort hat er viele Geschichetn mitbekommen, in denen Trennungen zu Streit und Leid geführt haben. Mein Sohn hat dann zu mir und seinem Vater gesagt, dass er uns dankbar ist, dass wir solche Konflikte nie hatten.
Ich möchte damit sagen, dass es wirklich geht und es an den Beteiligten liegt, wie sie mit der Situation umgehen. Ich musste auch hin und wieder einsehen, dass meine Sichtweise vielleicht auch nicht immer die einzig wahre ist und die Position meines Ex auch ihre Berechtigung hat. Das kann weh tun, aber es lohnt sich immer im Hinblick auf die Kinder.
 

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