Es macht mir etwas Mut, dass sie nach dem wach werden zwar immer noch mein erster Gedanke ist, aber dass ich nicht sofort in tiefen Kummer verfalle.
Ich befinde mich grad zwischen zwei Polen. Auf der einen Seite sehe ich die schlechten Dinge sehr deutlich. Z. B., wie aggressiv und verletzend sie in Streits wurde, wenn sie sich nicht mehr zu helfen wusste. Da hat sie wirklich bewusst zu Tiefschlägen ausgeholt, um mir weh zu tun. Wenn wir dann später über sowas gesprochen haben, hat sie das dann auch zugegeben, sich zwar dafür entschuldigt, aber auch immer hinterher geschoben: "Aber du machst mich dann so wütend, dass ich mir nicht anders zu helfen weiß." Das darf natürlich nicht die Ausrede für so ein Verhalten sein.
Dann dieses regelmäßige auf Abstand bringen, nach größeren Streits. Wo mir quasi die Liebe entzogen wurde, und sie schlichtweg nicht dazu in der Lage war, dass man sich nach einem reinigende Gewitter einfach mal in den Arm nimmt.
Es gab Momente, in denen Streit aufgekommen ist, da hab ich zusätzlich zu meinen deeskalierenden Worten zb meine Hand auf ihr Bein gelegt um Nähe und Verbundenheit zu signalisieren.
Da ist sie dann richtig drauf abgegangen und hat teilweise ihr Bein weggezogen, als würde sie ein Fremder begrapschen. Als würde ich sie misshandeln.
Streits mussten immer ausgefochten werden, bis einer am Boden lag. Es war nicht ein einziges Mal möglich, sich in diesen Momenten auf die Liebe zwischen uns zu fokussieren und zu reflektieren über was für einen unwichtigen Scheiß wir hier eigentlich diskutieren. Das Beste und letzte Beispiel war die Taxi-Geschichte, aus der wieder Abstand resultierte. Das ist irgendwie absurd.
Der andere Pol ist dann aber, dass ich es dennoch vermisse sie in den Arm zu nehmen. Ich erwische mich dabei, wie ich Entschuldigungen für ihr Verhalten suche (und finde): "Sie kann eben auf Grund ihrer miesen Kindheit nicht anders.", "Sie liebt dich auch, kann es aber eben nicht immer zeigen.".
Und das hat dann auch in der Beziehung dazu geführt, dass ich keine eigenen Bedürfnisse und Grenzen nicht ultimativ vertreten habe. Ich hatte immer die Hoffnung, dass ich ihr Alternativen aufzeigen kann. Dass nicht jeder so ist wie ihr Dad. Dass es möglich ist nicht der gleichen Meinung zu sein, davon aber die Welt nicht untergeht und die Gefühle füreinander zählen.
Und diese Hoffnung hab ich dummerweise immer noch. Das ist auch der Grund weshalb ich mich an so einer Kleinigkeit (?) hochziehe, dass ich täglich für einige Sekunden entblockt bin.
Da erzeug ich dann die wildesten Konstrukte, um sie in einem möglichst guten Licht dastehen zu lassen:
- "Vielleicht will sie dir schreiben, bricht dann aber jedes Mal ab, weil sie Angst vor Zurückweisung hat."
- "Vielleicht ist sie einfach sehr verletzt und will dir eigentlich schreiben, aber kommt über die Verletzung deiner letzten Nachricht nicht hinweg."
Solche Konstrukte führen natürlich dazu, dass ich täglich zumindest einen kurzen Moment habe, in dem ich überlege einfach zu ihr zu fahren und an ihrer Tür zu klopfen.
Denn:" So scheiße kann sie mich ja nicht finden, und so groß kann das Bedürfnis nach Abstand ja nicht sein, wenn sie mich täglich entblockt."
Aber dann ist da die Angst, dass sie mich wieder aggressiv begrüßt. Total durchdreht. Und das kann ich mir einfach nicht nochmal geben.
Ich hab sie in so vielen Momenten einfach als unfair erlebt. Und genau so empfinde ich ihr aktuelles Auftreten auch: Auf der einen Seite schiebt sie mich so eiskalt und verletzend weg, nimmt mir jede Möglichkeit des elektronischen Kontaktes, und gibt mir das Gefühl nichts mehr zu bedeuten, aber auf der anderen Seite entblockt sie mich täglich und zeigt so - vorsichtig interpretiert - dass dieser rigorose Schritt von ihr, wohl doch auch etwas viel für sie ist, und sie nach Informationen "sucht".
Das empfinde ich als unaufrichtig und falsch. Und es erinnert mich irgendwie daran, dass es an vielen Ecken unseres Miteinanders nicht um sachliche liebevolle Auseinandersetzungen, sondern um Machtspiele ging.
Ein weiterer Grund weshalb ich überlege zu ihr zu fahren, ist, dass ich mir dann keine Gedanken mehr machen müsste, ob sich hinter ihrer Entblockerei irgendwas entfernt positives verbergen könnte. Ich würde es ja an ihrer Reaktion merken. Und wenn die genauso scheiße wie immer ist, dann wüsste ich, dass alles verloren wäre. Ich bilde(?) mir ein, dass ich dann schneller meinen Frieden mit der Sache schließen kann.
Oder aber wenn ich wüsste, dass sie sich auch dieses Mal direkt in Ablenkung mit einem anderen Typen schmeißen würde. Auch das würde mir helfen, weil ich das kein zweites Mal akzeptieren könnte, wenn sie wirklich wieder einen Neuanfang ansteuern wollte. Auch dann würde mir der Abschluss leichter fallen. Denke ich jedenfalls.
Und dann betrachte ich manchmal einfach nüchtern den Ist-Zustand: Ich bin geblockt. Deutlicher kann mir ein Mensch nicht sagen, dass er nichts von mir hören will. Und das macht mich sauer - denn dann sollte sie bitte auch so konsequent sein und aufhören mich zu entblocken um welches ihrer Bedürfnisse auch immer zu stillen.