Hallo Sommerschnee,
Ich möchte vorschicken, dass ich Deine Kränkung absolut nachvollziehen kann. Um gleich hinterherzuschicken, dass meine persönlicher Rat wäre, die beiden Antworten von Wolfgang "an Dich heranzulassen". Wenn das nicht geht wäre es evtl. eine gute Idee, erst für Dich selbst eine Pause einzulegen, um etwas mehr Abstand zu gewinnen und etwas Dampf von den Gefühlen abzulassen, bevor Du überhaupt eine Veränderung durchführst. An Deiner Stelle würde ich das inklusive einer "sexuellen Kontaktsperre", also einfach nichts in der Richtung Erotik mit ihm.
Das liesse dann auch ihm Zeit und Raum zu überlegen, was ihm seine eigene Sexualität MIT DIR bedeutet (welchen Stellenwert diese einnimmt etc.)
Mein erster Eindruck bei Deinem Text war: Ich wäre froh, könnte ich mit Deinem Problem tauschen :-) Ich denke wirklich, es tauchen häufig schwerwiegendere Konflikte in Partnerschaften auf, die sich auch (natürlich nicht immer erfolgreich) lösen lassen.
Es ist natürlich nur ein Aspekt an der ganzen Sache, aber ganz ehrlich: Eine Stunde Zeit pro Tag - Ich habe nun wirklich von schlimmeren Defiziten gehört (Der Inhalt steht auf einem ganz anderen Blatt - das gehört dann in die Auseinandersetzung mit dem Problem). Und wegen der Lüge(n) - ich habe gestern eine Schlimmere gehört. Von dem, was Du schreibst, würde ich auch stark vermuten, dass es Schutzbehauptungen sind. Er möchte damit Dich und seine Beziehung vor seiner eigenen Inkompatibilität schützen! Auch wenn das natürlich jetzt durchsichtig für Dich ist. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er mit dieser Rolle (die er eingenommen hat) wirklich glücklich ist.
Würdest Du Dich komfortabler fühlen, hätte er Dir frühzeitig offenbart, er wünschte sich, dass (und jetzt denke ich mir einfach etwas wirres aus
er im Latexanzug von zwei übergewichtigen Frauen angepinkelt wird? Und hättest Du das akzeptiert, ihn seine Idee verwirklichen lassen? Ich vermute mal nein. Den Sexualtrieb kann man jedoch nicht abschalten - also welcher Weg bleibt ihm? Dummerweise ist das ein Weg, der eine Entwicklung einer Obsession (durch nie befriedigtes Verlangen) begünstigt. Du solltest (in meinen Augen) berücksichtigen: Soweit Du schreibst, ist er wohl bisher nicht zur Tat (ins Bordell) geschritten und plant es wohl auch nicht ernsthaft. Natürlich macht er das auch als Selbstschutz, aber zu einem Teil ziemlich sicher auch für Dich, ich hoffe das kannst Du ihm zugute halten, auch wenn Du dich (noch?) dagegen sträubst.
Ich vermute, Du weisst (oder hast eine Idee) ohnehin schon, um welchen "Fetisch" es sich bei ihm handelt. Du musst ja nicht schreiben, was es ist; aber es würde sicher helfen, wenn Du Dir gründlich Deinen eigenen Standpunkt dazu überlegst: Kann ich das (vielleicht zumindest zu einem Teil?) in das Sexleben von uns integrieren, oder ist es für mich ein absolutes NoGo, das er besser zukünftig weiter so entkoppelt ausleben soll denn ich kann das gar nicht ertragen.
Ich glaube, zum überlegen einer weiteren Strategie könnte Dir das hilfreich sein:
http://www.beziehungsdoktor.de/bequemer-ehemann/
Sexualität ist etwas, was sich mit der Zeit verändert und Veränderungen zu ignorieren lässt das Problem nur wachsen.
Ich glaube nicht, dass die von Dir beschriebene Situation so aussichtslos ist. Eine (vielleicht radikale) Änderung der erotischen Gewohnheiten könnte doch das Gleichgewicht schon wieder herstellen.
Überlege mal, gibt es etwas was Du selbst schon einmal ausprobieren wolltest/würdest, was völlig neuen Wind in das Sexleben bringt und ihn dazu bringen könnte, das sein Verlangen nach seinem Fetisch etwas einschlafen lässt? Wie Du (Dich selbst) beschreibst, scheinst Du doch die dafür notwendigen Eigenschaften schon in Petto zu haben
. Damit könnest Du ihn erstmal aus seiner Routine bringen um dann einen Ersatz zu finden, den er anstelle seines Fetischs annehmen kann.
Wünsche Dir viel Glück und Einfallsreichtum dabei.