Jetzt sind wir aber neugierig was du geantwortet hättest Wolfgang
Manno, jetzt bringt ihr mich aber in die Bredoulle:
Maite, 27, fragt:
In meiner Beziehung ist etwas
Sonderbares passiert, ganz schleichend machte es sich breit.
Ich bin seit vier Jahren mit meinem Freund zusammen und bisher lief es. Gemeinsame Urlaube, Familienbesuche, Zusammenzieh-Pläne.
Beziehungsglück vom Feinsten.
Wenn da nicht dieses Gefühl wäre, von dem ich keinen Schimmer habe, woher es kommen soll: Obwohl ich meinen Freund nach wie vor liebe, finde ich ihn zunehmend
unattraktiv.
Er hat sich äußerlich kaum verändert, objektiv gesehen ist er eher schöner geworden. Er bekommt immer flauschigere Haare, hat jetzt leichte Sommersprossen, er achtet auch mehr auf seinen Stil.
Aber wenn ich ganz leise in mich reinhöre, dann finde ich ihn neuerdings
einfach nicht mehr geil. Ich würde ihn niemals verlassen, habe so vieles mit ihm erlebt,
ich liebe ihn wirklich. Aber er turnt mich nicht mehr an.
Das führt dazu, dass wir
weniger Sex haben, was ihm auch schon aufgefallen ist. Selbst, wenn ich ihn nackt sehe (zum Beispiel unter der Dusche), regt sich in mir nichts mehr.
Ich brauche es nicht mehr fünfmal die Woche, eigentlich reicht mir sogar dreimal im Monat. Während er mir bei einem besonderen Outfit
Komplimente macht oder mir manchmal sagt, wie schön ich bin, denke ich überhaupt nicht mehr
"Wow!", wenn ich ihn sehe.
Ist das der Beginn eines Entliebens? Oder ist es ganz normal, dass man den eigenen Freund irgendwann einfach nicht mehr heiß findet?
Der Beziehungsdoktor antwortet:
Liebe Maite,
tja, da bist Du leider der evolutionären Vier-Jahres-Falle zum Opfer gefallen wie es aussieht.
Nach evolutionär-psychologischen Studien kann man sagen, dass die romantische Liebe samt der erotischen Leidenschaft bei uns Menschen leider ein gewisses Verfallsdatum hat. Man hat herausgefunden, dass wohl bei den Meisten die Verliebtheitsgefühle nur über einen Zeitraum von etwa vier Jahren hormonell unterstützt werden. Das bedeutet: danach wird es sehr viel schwerer die Beziehung auf einem guten emotionalen Level zu halten, was die Sexualität anbelangt.
Wenn Du nach vier Jahren ein Ablaschen bemerkst und Dein Freund das nicht so hat, dann warst Du in der Beziehung eher die Dominante gewesen. Das heißt, dass Dein Freund Dich wahrscheinlich immer ein bisschen mehr geliebt hat als Du ihn.
Darum hat auch Dich jetzt die Vier-Jahres-Falle getroffen und nicht ihn.
Leider, und ich sage das jetzt mit einem großen Bedauern, kannst Du selber nichts an der Situation ändern, weil Du willentlich diesen Prozess nicht beeinflussen kannst, der da in Dir abläuft. Jeder Versuch Deinerseits wieder mehr Begehren für ihn zu empfinden ist zum Scheitern verurteilt.
Das weibl. Sexualverhalten ist sehr stark auch an die Sicherheit gebunden, die ein Mann seiner Frau oder Freundin bietet. Nur über diese Schiene könnte man vielleicht eine Änderung erreichen, wahrscheinlich aber nicht dauerhaft. Und diese Änderung müßte von Deinem Freund ausgehen, und nicht von Dir.
So wie ich das anhand Deiner Schilderung erkenne, ist das romantische Potential eurer Beziehung aufgebraucht. Du müsstest Dich mit dieser Tatsache abfinden, und Dein Freund natürlich auch. Was aber kaum passieren wird.
Viel wahrscheinlicher ist, dass es in nächster Zeit bei euch eine Trennung geben wird oder Du wirst Dich in einen Anderen verlieben, was aufs Selbe hinausläuft.
Eigentlich kann man Dir nur eine Trennung empfehlen, die fair und anständig über die Bühne gebracht werden sollte. Und dann wird eine neue Liebe auf Dich warten.
Eines zum Trost noch: je älter Du wirst, umso schwächer wird der evolutionäre Saboteur zuschlagen. Und wenn Du und Dein nächster Partner eine gute Kompatibilität aufweist, mit einer guten Wellenlänge in wichtigen Bereichen, dann können die Gefühle schon etwas länger tragen. Für immer aber eher auch nicht, dazu bist Du noch zu jung.
Leider hat uns unsere Natur so gemacht, wie wir sind. Das mag sehr bedauerlich sein, aber ist nicht zu ändern, weil wir eben keine lebenslänglich monogamen Graugänse sind.
Alles Gute Dir!
Der Beziehungsdoktor