Vielen Dank für deine Denkanstöße!
Hm, ich hatte dich vorher so verstanden, dass die Zeit ein wenig drängt mit dem Gespräch...
Mein Bauchgefühl hatte mir diesmal ja auch irgendwie eher geraten, mich mal zurück zu ziehen.
Es ist für mich ja schon eine tolle Leistung, dass ich seit dem blöden Sonntag Abend noch gar kein Lebenszeichen von mir gegeben habe... Er hat sich mit den beiden Briefen sehr geöffnet, danach noch die Botschaft mit dem Profilfoto.
Ich hingegen habe weder bei Whatsapp was geändert (ich war noch nicht mal online zu sehen, falls er mal geguckt haben sollte!), noch auf seinen Brief reagiert. Im Grunde könnte er davon ausgehen, dass ich immer noch stinksauer bin!
Ich glaube, es ist ziemlich egal, was du machst. Wenn er auf Stress aus ist, wird er einen Anlass finden. Im Grunde hängt der Lauf eurer Beziehung von seiner Stimmung ab.
Ich gebe dir Recht, dass die Beziehung von ihm und seiner Stimmung abhängt. Aber nein, er ist nicht wirklich auf Stress aus. Er schlägt quasi vor Überforderung bzw. vor blank liegenden Nerven um sich. Das hat er in seinem Brief sehr anschaulich, beschämt und um Verzeihung bittend erklärt. Daher hoffe ich ja auch sehr, dass er zur alten Stärke zurück findet, indem er nun die Anstöße der Therapeutin umsetzt.
Durch seine Entwurzelung ist ja so einiges bei ihm auf der Strecke geblieben, kennen gelernt hatte ich ihn ja ganz anders.
Ich denke, wenn du versuchst, ihm was beizubringen, wird er sich bevormundet und erzogen fühlen. Eine neutrale Person wie eine Therapeutin ist da was anderes. Ihr bräuchtet viel mehr Toleranz dem anderen gegenüber.
Nein, bevormundet fühlte er sich nie, wenn ich versuchte, Dinge zu erklären. Das gab es nur z.B. beim Einräumen der Spülmaschine, was er im Nachhinein selber beschämt als Trotzreaktion bezeichnete. Im Gegenteil, er schätzt meine Analysen und Denkweisen sehr und ist meist sehr offen dafür. Sogar auch, wenn ich seine Mutter in Schutz nehme und ihn teils auf sein überzogenes Verhalten hinweise. Vermutlich, weil er tief drinnen selber weiß, dass er so einige Überreaktionen zeigt.
Als ich versuchte, dieselben Dinge wie die Therapeutin zu sagen, nahm er mir das nicht übel. Sondern verstand es nicht und dachte wohl nur, ich würde mich mit ihm zusammen genauso „mitwundern“ bzw. mitleiden.
Ich denke beim mitlesen immer, jeder versucht seine Art durchzusetzen, ob das nun Brotkrümel oder Wasserflecken sind oder was anderes. Deswegen sieht es so aus, als wenn ihr immer am kämpfen seid. Ihr müsst unbedingt raus aus dieser gegenseitigen Vorwurfshaltung.
Das Seltsame ist, es hängt echt sehr viel von seiner Unsicherheit ab. Es gibt Tage, da fühlt er sich sicher. Und veräppelt mich und sich dann selber, auch in Bezug auf Wasserflecken. Und dann lachen wir uns kaputt, wenn
er diesmal hinter
mir herwischt! Ich versuche, locker zu sein. Aber dann kommt z.B. ein Anruf von seiner Mutter und er ist wieder voller Anspannung...
Und ich denke, das geht nur weg, wenn er sein Leben in den Griff bekommen hat, sprich: zum Beispiel nicht mehr bei ihr wohnt!
Ich würde mich an deiner Stelle mal eine Weile zurückziehen, um zu schauen, was ihm die Beziehung wert ist. Hat er denn Angst, dich zu verlieren?
Ja, definitiv hat er Angst, mich zu verlieren, da bin ich mir 100% sicher, nicht nur durch seine Aussagen.
Und du könntest überlegen, ob du mit der Art, die er nun mal hat, leben kannst. Er wird sich nicht groß für dich verändern und verlangt ja eine Änderung auch von dir. Damit müsstest du dich arrangieren.
Wenn er seine Unbeherrschtheit nicht ändern wird, möchte ich die Beziehung nicht. Eine Partnerschaft, in der einer immer flieht oder aggressiv wird, brauche ich nicht.
Ich sehe halt eine Chance für uns, da er es selber erkannt hat, da er mit diesem Verhalten selber total unzufrieden ist und da er es ändern möchte (denn die meisten Choleriker leugnen dieses Verhalten ja oder geben anderen die Schuld).
Ich halte es generell für verfehlt, wenn jemand meint, eine Beziehung ginge nur, wenn sich der andere für einen ändert. Man muss die Menschen im wesentlichen so nehmen, wie sie sind. Mein Ex-AM sagte, wenn ich mal seine Frau ersetzen will, müsste ich noch an mir arbeiten. Hieß, ich bin zweite Wahl. Heute würde ich bei so einem Satz ausreißen.
Nein, er soll sich ja nicht für mich verändern, das hielte ich auch für falsch. Aber er
möchte sich schon generell verändern. Damit es ihm selber gesundheitlich besser geht. Damit er nicht mit allen Leuten aneckt. Und mit der Therapie-Erkenntnis sehe ich ganz gute Chancen, denn dadurch ist viel Druck von ihm abgefallen. Druck, den er seit der Kindheit hatte... Aber auch das wird ein langer Prozess sein, wenn man sich so lange konditioniert hat.
Deine Denkanstöße sind hilfreich. Beim Beantworten merke ich ja auch selber, dass er nicht konsequent ist, noch nicht mal in seiner Unbeherrschtheit.
Aber genau darin sehe ich die Chance. Wäre ich überzeugt, dass das einfach sein Charakter ist, dann würde ich aufgeben...