Liebe Liebesleidenden, liebe @Sanna,
lieb, dass du nachfragst - wie war also nun mein Samstagabend - ehrlich gesagt, ziemlich unspektakulär. Zuvor gab es im Laufe des Tages einen WA-Wechsel:
Nur mal so als Einblick, wie unsere Orgakommunikation so läuft. Nehme ich irgendwann aber wieder raus.
Das Kochen für mein Kind hat sich dann doch noch etwas länger hingezogen, ich wollte mich auch noch gebührlich verabschieden, weil ich ja Sonntag direkt von ihm zu meinem Arbeitsort weitergefahren bin, so dass ich doch erst gegen 15.50 Uhr los konnte. Im Job bin ich eigentlich überpünktlich, privat leider etwas schlunzig. Die Fahrzeit zwischen ihm und mir beträgt - wenn die Stadt und die Stadtautobahn nicht völlig verstopft ist - ca. 45 min - ich muss einmal komplett vom Südwesten in den Nordosten. Zwischendrin gab es noch einen Unfall, der zu einem kleinen Stau führte und eine blöde Umleitung, weil eine Brücke gesperrt war, ergo war ich doch erst um 17 Uhr dort.
Mich erwartete ein breit lächelnder Mann, der fragte, ob wir erst irgendwo hinfahren und dann bei ihm bleiben wollten oder umgekehrt. Ich votierte dann für die letztere Variante und eh ich es versah, landeten wir im Bett. Mir rutschte dann später raus: Das war jetzt aber auch mal nötig, auch wenn es nicht nötig war
. Manchmal sollte ich mir besser auf die Zunge beißen.
Später waren wir noch was essen und im Kino. Das Kino war sehr witzig, wir sahen den Film über Karl-Marx - falls jemand jetzt meint, ein trockeneres Thema gäbe es ja nun kaum und mit der Romantik sei es auch weit her: das interessiert uns schon jobbedingt - und neben uns saß ein etwas älteres Ehepaar, die offensichtlich die Biographie und sämtliche Werke von Marx mit der Muttermilch aufgesogen haben. Ich will jetzt gar nicht weiter darauf eingehen, aber keine Szene blieb unkommentiert und führte bei uns zu ständigem Grinsen.
Das Restaurant, in dem wir waren, besuchten wir schon mal vor 4 Jahren. Ich erinnere mich noch, dass er mir damals sagte, dass er nicht mehr in die Situation kommen möchte, seine Kinder bei seinen Eltern sehen zu müssen. Das hatte er schon einmal für zwei Jahre durch. Damals, vor 4 Jahren, war genau dieser Satz für mich der Anfang vom ersten Ende, ich bin dann etwa einen Monat später das erste Mal gegangen. Heute ist genau diese Situation Alltag für ihn.
Nun denn, trotzdem verbinde ich mit dem Restaurant zwar ausgesprochen feines Essen, aber auch einen etwas schalen Nachgeschmack. Wir sprachen dann tatsächlich über unsere ehemaligen Partner. Ich fragte ihn, warum seine Ehe gescheitert sei. Das warum ist jetzt eher egal, die für mich interessante Essenz war, dass ich ziemlich sicher bin, dass da keine Gefühle mehr für EF vorhanden sind, aber auch einiges an Enttäuschung. Möglicherweise ist das einer der Gründe für seine Zurückhaltung. Er fragte mich dann, wie es bei mir zu Hause sei, da wir ja noch in einem Haus zusammenlebten. Ich bin nicht ganz sicher, ob es von ihm reines Interesse ist, wie man das hinkriegt, oder ob mehr dahintersteckt. Letztlich habe ich ihm erzählt, dass wir ja unserem Kind nicht das Zuhause nehmen wollten, sich aber die Situation auch erst dann ändern würde, wenn sich einer von uns entscheiden würde mit einem neuen Partner zusammenzuziehen. Und das ich schon auch mal überlegt habe, das Haus zu teilen - in oben und unten oder so, groß genug ist es. Er reagierte -wie immer - sehr verständnisvoll. Genau in diesen Momenten frage ich mich - ist er wirklich so verständnisvoll oder läßt er sich einfach niemals in die Karten schauen? Ist ihm das möglicherweise ganz recht, dass ich so komplett mein eigenes Ding mache, weil dann niemand an ihm zerrt? Dieser Eindruck kommt bei mir immer wieder hoch - Bequemlichkeit, Unverbindlichkeit, aber doch ein gewisser Grad an Sicherheit? Es gibt auch immer wieder kleine Momente, da merke ich, wie er etwas unwirsch, weil wahrscheinlich überfordert, wirkt, wenn es um Planungen geht. Ach Mensch, ich weiß es nicht, aber das nervt.
Am nächsten Morgen holte er noch Brötchen, bereitete das Frühstück vor und wir plauderten noch ein wenig über eher jobtechnische Themen. Irgendwie waren wir beide schon wieder gedanklich woanders, nicht wirklich ignorant und doch zugewandt, aber schon beim nächsten Teil des Tages. Nach dem Frühstück bin ich dann gefahren. Zum Abschied gab es noch ein paar heiße Küsse, ein zärtliches "Fahr vorsichtig" und von uns beiden der Satz "bis dann". Eigentlich alles okay, aber ich habe das Gefühl, wie bei einem alten Ehepaar.
Wisst ihr - ich bin hin- und hergerissen. Einerseits hält mich irgendein Gefühl davon ab, mir mehr in die Karten schauen zu lassen, andererseits hat mir vor ca. 2 Jahren mal ein früherer Freund gesagt, er hatte damals (vor 25 Jahren!!!) den Eindruck, ich sei gar nicht an mehr interessiert! Diese Aussage geht mir immer mal durch den Kopf!
schreibt eine etwas ernüchterte
Antea