Die Sahne auf dem Kuchen

Schmetterding

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Guten Tag meine Damen und Herren Doktoren sowie Mitpatient/innen! :grins:

Ich lese seit einiger Zeit hier mit und bin vom wohlwollenden und fürsorglichen Umgangston begeistert. Habe schon vieles durchs Lesen gelernt und möchte nun den Schritt gehen zu versuchen, mich mehr einzubringen.

Mein aktueller Anlass dazu ist eine beginnende Affäre mit einem verheirateten Mann. Bisher verläuft diese im großen und ganzen gut, das hier viel beschriebene Machtgefüge erscheint mir zumindest von außen betrachtet relativ ausgewogen. Ich glaube, dass die Kristalle aktuell gleichmäßig bei beiden gestreut sind aber ich befürchte, dass ich Gefahr laufe, dass es sich mittelfristig zu meinen Ungunsten verschieben könnte (einer der Gründe, warum ich mich mit dem Thema so auseinandersetze und hier bin, denn ich möchte dem möglichst gegensteuern, falls ich doch eines Tages in die Lage geraten sollte, mehr von ihm zu wollen als eine entspannte Schönwetter-/Sexbeziehung).

Warum befürchte ich das? Weil ich ein gebranntes Kind mit durch Expartner schwer beschädigtem Männer-Grundvertrauen bin, das überall Verrat und Fallengelassenwerden wittert; und weil ich trotz aller persönlichen Entwicklung und trotz des zunehmenden Verstehens der hier vertretenen theoretischen Konzepte über die Beziehungsdynamiken in der Praxis zu fürchterlichem Rumhirnen, Grübeln und Abstürzen neige.

Das führt zu meinem Thema, das ich gern mit euch erkunden möchte.

Ich lese sehr viel, dass es so wichtig sei, dass ein OdB nur das Sahnehäubchen im restlichen Leben sein solle. Die Idee dahinter ist, dass man sein Gefühls- und Stimmungsbarometer nicht davon abhängig machen soll, ob das OdB die Aufmerksamkeits- und Zuwendungsdusche gerade auf- oder abdreht. Soweit so richtig, würde ich jederzeit unterschreiben!!

Bloß WIE zum Teufel schafft ihr das, eure Gefühle tatsächlich in den Griff zu kriegen? In einem Strang las ich, wie eine Userin, weil ihr OdB sich nicht meldete und das Date zu platzen drohte, sich vor einem schmerzlich verdorbenen Wochenende fürchtete. Ich konnte sie so gut verstehen, kenne das Gefühl selbst gut genug. Ihr wurde gesagt, sie solle doch etwas anderes machen und die Sahnehaube und so weiter ... klar, so hätte ich ihr auch geraten, rate ich mir auch dauernd selbst. Aber das GEFÜHL, Leute... das Gefühl macht nicht mit.

Wie schafft ihr es, beispielsweise bei einem tatsächlich wegen Nichtmelden des OdB geplatzten Date, oder wenn euch Verlustängste beuteln, euch innerlich so umzustellen, dass ihr stattdessen genießen könnt, spontan mit den Nachbarn Rommé zu spielen? Oder shoppen zu gehen, ohne euch die ganze Zeit darüber zu grämen, dass ihr viel lieber gut gelaunt ein Kleid/Hemd auswählen würdet von dem ihr denkt dass es ihm/ihr gefallen würde? Oder euch ernsthaft auf einen Film oder eine Serie konzentrieren statt pausenlos rumzuhirnen vor Wut, Traurigkeit und Enttäuschung?

Ich lese diesen Rat mit der Ablenkung und dem Was-Schönes-Machen so oft, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es bei mir nur ganz ganz ganz schlecht funktioniert, weil ich ja doch die ganze Zeit mit den Gedanken beim "Problem" bin.

Ich bin mit meinem Leben im Großen und Ganzen zufrieden. Und wenn die Schmetterlinge fliegen, ist für mich ein Mensch, in den ich verliebt/verknallt/versext bin DOCH das jetzt gerade allertollste und damit auch akut Wichtigste in meinem Alltag. Mir fällt es dann sehr schwer, dieses starke Erleben nur als Sahnehäubchen anzusehen, weil es eben sehr viel Raum in meinem Denken und Fühlen einnimmt.

Um bei dem Bild mit dem Kuchen und der Sahne zu bleiben: Ohne Sahne schmeckte der Kuchen bisher gut. Dann kam unerwartet die Sahne drauf, und der Kuchen schmeckt plötzlich superlecker. Wenn dann nach einer Weile die Sahne einfach aufgegessen wäre und man den Kuchen wieder ohne nehmen müsste.. na gut... dann würde man wohl sagen: Hauptsache man hat den leckeren Kuchen und schön, wenn es ab und zu Sahne gibt.

Aber das passiert ja bei Liebeskummer oder starken Verlustängsten nicht - das, was passiert, ist ja eher damit vergleichbar, dass die Sahne urplötzlich schlecht wird ... und der schöne Kuchen jetzt mit ekliger schimmeliger klebriger Sahne versaut ist, die in jeder Pore klebt und sich nicht abkratzen oder wegwischen lässt und letztlich den größten Teil vom Kuchen verdirbt, der schlimmstenfalls eine sehr lange Zeit nicht mehr genießbar ist, aber trotzdem gegessen werden muss.

Würde mich daher freuen zu lesen, wie es euch in solchen Situationen ergeht, und mit welchen Methoden ihr (erfolgreich) daran gearbeitet habt oder arbeitet, die schlimmen Gedanken und Gefühle im Zaum zu halten.

es grüßt das Schmetterding

:butterfly_smiley:
 
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Mod Clara

Gelöschter User
Hallo Schmetterling,
Herzlich willkommen hier! Ich glaube aber nicht, das wir dich hier im kennenlernen in eine Affäre reinschlittern lassen. So spannend diese auch zu Anfang ist, umso schmerzvoller wird sie.
Vielleicht kann der Strang ins Affären Forum verschoben werden :smile:

Liebe Grüße
Clara

Zu deinen Fragen geh ich später nochmal genau ein.
 

Anyana

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Liebes Schmetterding ;)

toll geschrieben! Und ich habe sofort gedacht: "Genau! Genau so ist es..." :herz:

Und dann ist mir eingefallen, dass es aktuell aber nicht so ist bei mir, OBWOHL mein OdB mir gestern am Telefon gesagt hat, dass er dieses WE wieder keine Zeit hat :cry und da habe ich länger überlegen müssen, wieso ich es in manchen Situationen genau so empfinde, wie von dir beschrieben und manchmal eben nicht.

Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass wenn ich es so total unmöglich empfinde mich abzulenken sowie die Zeit ohne ihn trotzdem genießen zu können, dann war es bei mir bisher immer so, dass ich mich an dieser Geschichte wohl bereits festgebissen hatte und DAS war dann eigentlich schon ein Zeichen dafür, dass bereits der Wurm drin steckte!
Also irgendwas lief bereits nicht rund und ich war schon im "Ich muss etwas tun/das (ihn?) im Auge behalten/die Beziehung verbessern/vorantreiben"-Modus und konnte deshalb gedanklich nicht loslassen und sein Nicht-da-sein durchtränkte als schlecht gewordene Sahne meinen Kuchen.

Bei dir mag das die Tatsache sein, dass er nicht frei ist, dass da noch eine andere Frau ist, die dafür sorgt, dass du ihn zu sehr "auf dem Schirm hast" , also im Hinterkopf immer ein wachsames Auge auf ihn haben willst, seine Person dein restliches Leben total "durchtränkt ".

Denn auch wenn ich genau wie du zu dieser Sichtweise tendiere, habe ich da derzeit gar kein Problem mit. Ich fühle mich ansonsten völlig sicher in meiner "Beziehung " zum OdB und er läuft mir nicht weg. Ich kann darauf vertrauen, dass alles i.O. ist und ich ihn nächstes WE sehen werde. Und vor diesem Hintergrund bin ich zwar traurig, dass er nicht da ist, aber mein Kuchen schmeckt mir trotzdem :lach:

Noch steckst du nicht soo tief drin, vesuche es nicht soweit kommen zu lassen...! Lies die Stränge im Affärenforum und schau welches jahrelange Leid dir bevorstehen kann :cry Willst du das wirklich riskieren?

Ich wünsche dir von Herzen, dass du dich soweit lösen kannst, dass du deinen Kuchen wenigstens etwas genießen kannst, Schmetterding :herz::herz::herz:

LG
Anyana
 

Anyana

Aktives Mitglied
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Oh nochwas!
Weil ich beim erneuten Lesen deines Textes drauf gestoßen bin:

beispielsweise bei einem tatsächlich wegen Nichtmelden des OdB geplatzten Date,

Ich bin ein sehr strikter Mensch.Schon wenn meine beste Freundin z. B.ein Treffen durch NICHTMELDEN platzen lassen würde, wäre ich mega sauer und enttäuscht von ihr. Da würde ich aber ne gute Entschuldigung/Erklärung fordern! Wenn das öfter so vorkäme, würde ich mich schon fragen, was das für ne Freundschaft sein soll, wenn sie es nicht mal für nötig hält, abzusagen !))

Warum lassen sich das so viele Frauen gefallen? Ein Mann, der Gefühle für einen hat, tut sowas nicht !Sorry - meine Meinung! Absagen ist immer drin, und wer das nicht für nötig hält, kann mir tatsächlich gestohlen bleiben.... nicht, als Strafe, oder weil ich so furchtbar konsequent bin, sondern weil es in meinen Augen der Beweis ist, dass er keine Gefühle für mich hat, wohl nichtmal freundschaftliche...

LG
Anyana
 
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Schmetterding

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Hallo Clara, vielen Dank, wenn ihr den Thread verschieben möchtet - klar - ich wusste nicht ganz genau wohin er am besten passt. Das mit der Affäre ist ja nur mein persönlicher aktueller Hintergrund, während meine Fragestellung eher offen sein sollte. Ich habe Erfahrung mit Polyamory, aber keine mit Geheimhaltung. Bei aller Freude an den schönen Erlebnissen und Gefühlen macht mir dieser Aspekt die größten Sorgen.

Anyana, vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung! Diese zweierlei Reaktionen auf den formal gleichen Zustand kenne ich auch - wenn das Gefühl der Sicherheit da ist, verdirbt die Sahne nicht, wenn die Unsicherheit vorherrscht, tut sie es doch, auch wenn die Situation von außen oder neutral betrachtet gar keinen Anlass zur Sorge bietet. Da laufen im Kopfkino dann nur wieder Horrorfilme :::

Ich sehe das wie du, wenn jemand mich versetzt oder sich als unzuverlässig erweist, erwarte ich eine Erklärung, eine Entschuldigung oder sonst etwas das angemessen ist. Umgekehrt leiste ich das ja auch. Mein OdB war bisher sehr zuverlässig, aber manchmal vom Meldeverhalten für mich problematisch, was dann jedesmal in mir die Vorwegnahme vom Versetzt- oder Fallengelassenwerden in Gang brachte und dann komme ich ins Grübeln. Ich tue mich irre schwer damit, darauf zu vertrauen, dass jemand sich mir gegenüber zuverlässig erweist, in den ich mich verliebe. Das war schon früher so. Mein OdB gibt sich mir gegenüber so verbindlich, dass es mir schon fast unheimlich ist. Ich las hier in einem Strang, der Mann müsse den Karren ziehen, und das tut er wie es im Bilderbuch steht. Ich denke immer, das kann doch nicht sein, wie kann der dermaßen in mich verknallt sein und mich so konsequent umwerben, und traue dem Braten nicht. Und gleichzeitig sorgt sein Verhalten in Kombination mit dem großartigen Sex bei mir für die schönste Kristallisation. Die wiederum macht mich sehr verletzbar.

Ich möchte den Fokus meiner Frage daher nochmal mehr auf den Bereich der Verlustängste lenken.

Was mir zu schaffen macht, ist diese immer wiederkehrende Unfähigkeit, das Kopfkino, das Grübeln, das Denken im Kreis und diese nervtötende Ängstlichkeit - das Gefühl, dass alles was ich anpacke zwangsläufig in einer Katastrophe münden wird - das alles abzuschalten und mich mit den möglichen Problemen DANN zu befassen, WENN (FALLS) sie tatsächlich auftreten.

Je wertvoller mir ein Kontakt erscheint, desto heftiger wüten diese Ängste.

Heißt, der Kuchen schmeckt mir schon nicht mehr, obwohl die Sahne objektiv betrachtet noch völlig frisch und unverdorben ist. Nur in meinen Ängsten und Vorstellungen ist sie es. Weil ich mir einbilde, den Schimmel darauf schon zu sehen, schmeckt mir weder Sahne noch Kuchen. Völlig egal ob da nun wirklich Schimmel ist oder nicht.

Mein VERHALTEN habe ich ziemlich gut im Griff - ich bin null Drama, thematisiere meine Wechselbäder nicht, lasse ihn seine Kristallisation genießen - aber innerlich muss ich durch die Verlustängste durch wie eine Pubertierende. Das nervt mich. mein Ziel: mit Ende 40 wäre ich gern gelassener, mehr in mir selbst ruhend und weniger abhängig vom Zustand der Sahne.

Was konkret unternehmt ihr, liebe Foristen, um Grübeln, Kopfkino, Ängste zu unterbinden, zu besänftigen, einen realistischeren Blick zu bekommen? Welche Methoden sind für euch wirksam, um eure Gefühle nicht so mächtig werden zu lassen?

Das Schmetterding

:butterfly_smiley:
 

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